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Endlich wieder Frühling

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Ganz leise und ganz zart kam der Frühling. Da sprossen die kleinen Schneeglöckchen aus der Erde. Da läuteten irgendwo die gelben Narzissen und die Palmkätzchen reckten und streckten sich auf dem Weidenbusch.

Aber da wurde der Winter böse. Zwar wusste er ganz genau, dass er Platz machen musste für den Frühling. Aber so schnell gab er nicht auf, oh nein. Also brauste er mit seinem eiskalten Atem über das Land, ließ den Waldsee wieder zufrieren und bedeckte alles mit einer dicken Schneedecke. Da froren die ersten Hummeln, da erstarrte die Erde wieder und die kleinen Veilchen duckten sich tief in den Schnee hinein.

Ganz traurig wurde der Frühling und faltete seine duftigen Schleier zusammen und setzte sich müde und traurig in den kalten Schnee.

Vergebens versuchten die Schwalben und die Vöglein den Frühling aufzumuntern. „So komm schon, gib nicht auf, du musst gegen den Winter ankämpfen“, zwitscherten sie.

Nein, der Frühling hörte sie nicht, er war ganz einfach eingeschlafen.

Da freute sich der Winter. „Vielleicht“, dachte er, „vielleicht kann ich auch den Sommer entmutigen. Was mir bei dem Frühling gelang, wird mir bei dem Sommer sicherlich auch gelingen.“ Ja, so dachte er, der kalte, eisige Winter.

Aber so dachten die ersten Schwalben, die gerade aus den warmen Ländern zurückgekommen waren, gar nicht, nein, sie fürchteten sich vor dem Winter nicht, denn sie hatten einen starken, kräftigen Freund, und den wollten sie holen. Jawohl, nur er konnte dem Frühling beistehen, nur er konnte den Frühling wieder aufwecken.

Also zogen die Schwalben los und bald hatten sie ihren großen, starken Freund gefunden.

Er saß auf einem Regenbogen und erzählte den Regenkindern, die zahlreich auf dem Regenbogen saßen, gerade eine schöne Geschichte.

Schon von weitem riefen die Schwalben ihm zu: „Südwind, wir brauchen dich, komm herunter auf die Erde, der Frühling ist eingeschlafen, beeile dich, es ist keine Zeit mehr zu verlieren.“

„Was?“, rief der Südwind, „das ist ja schrecklich, ich komme, zeigt mir den Weg.“ Und schon wehte er von dem Regenbogen herunter, breitete seinen weiten Mantel aus und brauste über das Land.

Bald hatte er den eingeschlafenen Frühling gefunden.

Oh, wie schön und zart er doch war. Ganz zärtlich und sanft weckte der Südwind den Frühling auf.

Aber der schlief fest und tief. Da hauchte er einen kleinen Kuss auf den Apfelblütenmund des Frühlings. Da schlug der Frühling seine Augen auf und schaute direkt in die himmelblauen Augen des Südwinds.

„Wie schön, dass du da bist“, hauchte der Frühling, „ich fühle mich gleich viel wärmer und fröhlicher.“

„Das freut mich“, erwiderte der Südwind und ein tiefes Lächeln huschte über sein edles Gesicht. „Komm, dann verjagen wir zusammen den Winter, es wird höchste Zeit, dass er verschwindet.“

Da erhob sich der Frühling und jauchzend flog er zusammen mit dem Südwind der warmen Sonne entgegen.

Sofort spürte der Winter, wie er müde wurde und alles tat ihm auf einmal weh. „Ich muss mich ausruhen“, dachte er, setzte sich auf die Flügel des Nordwindes und zusammen flogen sie, so schnell sie nur konnten, zurück zum Nordpol und legten sich zur Ruhe.

Nun konnte sich der Frühling ungehindert über das ganze große Land ausbreiten, endlich.


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