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Südtiroler Spitzel der italienischen Dienste

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Als der von 1959 bis 1961 amtierende UAR-Direktor Ulderico Caputo am 25. Jänner 1991 in Rom stirbt, nimmt er einige Geheimnisse mit ins Grab. Der am 22. November 1917 geborene Caputo war in den 1930er-Jahren Funktionär der faschistischen OVRA gewesen und hatte dabei unter anderem mit Gesualdo Barletta zusammengearbeitet. Nach dem Krieg finden sich dann beide im „Ufficio Affari Riservati“ wieder. Caputo ist bestens mit Südtirol vertraut. Er wird im Mai 1946 von Florenz an die Bozner Quästur versetzt. Im Herbst 1947 wird er vom Hauptkommissar zum Vize-Quästor befördert. Bereits damals ist er für „den vertraulichen Informationsdienst über die Rückoptanten“ zuständig. Im Juli 1952 wird Caputo dann zum Quästor ernannt und mit 1. August 1952 nach Trapani versetzt.14 In seiner Zeit in Bozen wirbt er selbst als Mitglied des UAR Informanten an. Seine Kontakte nach Südtirol hält der Polizeifunktionär auch in den Jahren danach, als er direkt im Innenministerium in Rom arbeitet. 1957 wird Ulderico Caputo in das UAR versetzt und leitet dort die „Segreteria Speciale Patto Atlantico“, das Verbindungsbüro Italiens zur NATO und den USA. Anfang November 1959 wird Caputo dann zum Leiter des UAR befördert.15

Ulderico Caputo richtet umgehend sein Augenmerk auf die Südtiroler Situation. Er weiß, dass nicht nur die politischen Loslösungstendenzen von Italien zunehmen, sondern auch, dass sich mit dem „Befreiungsausschuss Südtirol“ (BAS) längst eine illegale Untergrundbewegung gebildet hat. Der UAR-Leiter forciert deshalb die verdeckte Tätigkeit in Südtirol. Das UAR ist in diesen Jahren in Bozen gut aufgestellt. Neben den Informanten des „Ufficio Vigilanza Stranieri“, ist seit Jahren auch die „Squadra 26“ im Einsatz. Der Mann, der diese verdeckte Einheit in Bozen von 1957 bis zum Mai 1970 führt, heißt Ciro Patelli und stammt aus Potenza Picena bei Macerata. Offiziell aus dem Polizeidienst ausgeschieden, wird er „aus Mangel an geeignetem Personal während der heißen Phase in Südtirol wieder eingesetzt“16. 1963 wird der Polizeibeamte zwar dienstmäßig in den Ruhestand versetzt, bleibt aber weitere sieben Jahre in seiner verdeckten Rolle in Bozen tätig. Von seiner Wohnung in der Bozner Turinstraße 95/5 aus schickt er die Berichte der UAR-Spitzel nach Rom. Ebenso übernimmt er die Bezahlung der Informanten. Erst Ende Mai 1970 wird Ciro Patelli dann aus Bozen abgezogen. Patelli zieht mit seiner Frau in sein Heimatdorf zurück.17 In einem streng geheimen Bericht vom 15. März 1961 fasst Ulderico Caputo die lokale Situation zusammen.18 Demnach hat das UAR zu diesem Zeitpunkt mindestens fünf verschiedene Informanten in Südtirol, die zum Großteil von Caputo selbst angeworben wurden. Einer dieser Informanten hat den Decknamen „Manicor“. Der Spitzel stellt sich aber – nach der Beurteilung Caputos – im Laufe der Zeit als eher unzuverlässig heraus und wird deshalb mehrmals fallen gelassen. Ende Februar 1961 wird „Manicor“ endgültig entlassen.19 Der eindeutig wichtigste Agent ist „Erich Stolz“. Dabei dürfte es sich nicht um den richtigen Namen handeln, sondern um einen Decknamen. „Erich Stolz“ wird nicht von Bozen aus geführt, sondern vom damaligen Leiter der „Segreteria Speciale Patto Atlantico“ innerhalb des UAR, Antonio Carlino, der zwischen November 1980 und Jänner 1984 Bozner Quästor ist und somit direkt mit Südtirol befasst. Ulderico Caputo schreibt:

Erich Stolz: Die Kontakte werden über Dr. Carlino vom NATO-Sekretariat gehalten, der auch die Bezahlung übernimmt.20

„Erich Stolz“ ist in Bozen tätig und er ist für das UAR ein besonders wichtiger Informant. Denn von den insgesamt in dem Caputo-Bericht aufgeführten 50 Informanten ist er der Bestbezahlte. 1961 erhält „Erich Stolz“ monatlich immerhin 180.000 Lire für seine Dienste. Im Vergleich: Der Großteil der Informanten bekommt in diesen Jahren zwischen 5.000 und 50.000 Lire im Monat.21 Aber auch der in Sachen Verdienst an zweiter Stelle liegende Informant kommt aus Bozen. Der Informant mit dem Decknamen „Mumelter“ operiert von 1960 bis mindestens Mitte der 1970er-Jahre. 1961 erhält er monatlich 130.000 Lire vom Innenministerium.22

Ein anderer Bozner Informant läuft unter dem Decknamen „Laurin“. Der Spitzel bekommt 20.000 Lire im Monat vom Innenministerium. UAR-Chef Ulderico Caputo notiert:

Laurin – Bozen: Der Mitarbeiter, der erst vor Kurzem über den Vizequästor von Bozen angeworben wurde, hat mitgeteilt, dass er die Zusammenarbeit beenden möchte. Ihm wird deshalb der Betrag nur für den laufenden Monat ausgezahlt.23

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