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1.2.2.1 Die Taufe des Johannes1

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Das Handeln des Johannes ist für seine Zeitgenossen so charakteristisch, dass er den Beinamen ὁ βαπτιστής, der Täufer, erhält.2 Der Vorgang des Taufens wird ausschließlich mit dem Verb βαπτίζω beschrieben und von Johannes zudem als eine Taufe ὕδατι qualifiziert, was zusammen mit der Angabe, dass sie im Jordan vollzogen wird, zunächst für eine wörtliche Deutung von βαπτίζω spricht: Der Täufling wird durch Johannes im Wasser des Jordans untergetaucht. Da ein bloßes Eintauchen auch über βάπτω wiedergegeben werden könnte, scheint der einheitliche Gebrauch von βαπτίζω auf einer Betonung des dem Intensivum eignenden Moment eines vollständigen Untertauchens zu liegen. Ob hierbei ebenfalls das Gefahren- bzw. lebensbedrohende Element mitschwingt, welches den profanen Gebrauch von βαπτίζω prägt, ist allein auf der grammatikalisch-kontextuellen Ebene nicht zweifelsfrei zu entscheiden und daher an späterer Stelle zu klären.3

Der auffällige synoptische wie textkritische Befund bezüglich des Johannes zugeschriebenen Vergleiches seiner Taufe mit der Taufe dessen, der nach ihm kommen wird, stellt diese erste Bedeutungszuweisung allerdings noch einmal zur Diskussion: Wenn βαπτίζω als Terminus technicus gewählt wird, um eine Taufe zu bezeichnen, was genau soll man sich dann darunter vorstellen bzw. mithören? Denn Johannes beschreibt nach den Synoptikern von sich aus – in Joh auf die Frage nach dem Grund seines Taufens hin – die Eigenart seiner Taufe mit Hilfe des Vergleiches mit einer anderen Taufe: ἐγὼ ἐβάπτισα ὑμᾶς ὕδατι, αὐτὸς δὲ βαπτίσει ὑμᾶς ἐν πνεύματι ἁγίῳ (Mk 1,8) bzw. ἐν πνεύματι ἁγίῳ καὶ πυρί (Mt 3,11; Lk 3,16).4 Anzahl wie Art der textkritischen Varianten sprechen für den Diskussions- und Interpretationsbedarf der Formulierung: Johannes tauft ὑμᾶς ὕδατι (Mk 1,8; Lk 3,16) bzw. (ὑμᾶς …) ἐν ὕδατι (Mt 3,11; Joh 1,26.31.33).5 Außerdem findet sich noch die textkritische Variante ἐν τῷ ὕδατι (Joh 1,31.33).6 Von dem, der nach ihm kommen wird, bezeugt Johannes, dass er taufen wird: ἐν πνεύματι ἁγίῳ (Mk 1,8; Joh 1,33) bzw. ἐν πνεύματι ἁγίῳ καὶ πυρί (Mt 3,11; Lk 3,16). Als gewichtige textkritische Variante ist πνεύματι ἁγίῳ (Mk 1,8) zu erwähnen, die so qualitativ und quantitativ gut bezeugt ist,7 dass sie bis zur 25. Auflage die von Nestle/Aland bevorzugte Variante darstellt.

Zunächst ist festzuhalten, dass sämtliche hier aufgeführten Belege und Varianten grammatikalisch möglich und zumeist bedeutend und gleichwertig bezeugt sind. Zu fragen bleibt also, ob die Konstruktionen mit und ohne Präposition ἐν bzw. mit und ohne Artikel τῷ unterschiedliche Bedeutungsnuancen anzeigen und damit auch auf unterschiedliche Bedeutungsebenen von βαπτίζω abheben. An dieser Stelle ist noch zu erwähnen, dass neben diese Formulierungen zu Mittel bzw. Ort der Taufe die beiden Formulierungsmöglichkeiten zum Zweck treten, welche entweder auf die gleiche Präposition zurückgreifen oder ganz auf eine Präposition verzichten: μετανοίας εἰς ἄφεσιν ἁμαρτιῶν (Mk 1,4; Lk 3,3) bzw. ἐν ὕδατι εἰς μετάνοιαν (Mt 3,11).

Der Dativ ὕδατι wird klassischerweise als Dativus instrumentalis bestimmt, welcher das Mittel zur Durchführung angibt: Getauft wird mit Hilfe bzw. unter Verwendung von Wasser.8 Dies würde eine Verwendung von βαπτίζω als klar bestimmten Terminus technicus voraussetzen, welcher dann identisch auf die andere Taufe angewendet wird, die nur mit einem anderen „Mittel“ vollzogen würde. Denn eine vergleichbare Konstruktion ist für das profane Griechisch nicht belegt. Vorstellbar wäre m.E. auch ein Dativus loci (Frage: „Wo bzw. worin wird der Täufling getaucht?“ Antwort: „In Wasser.“), der zudem auf beide wörtlichen Bedeutungsebenen von βαπτίζω referieren könnte (getaucht werden in bzw. überschwemmt werden von).9

Bezieht sich die Variante ἐν ὕδατι auf βαπτίζω, kann ἐν instrumental verstanden werden, da Dative mit und ohne ἐν oft als sinngleiche Alternativen auftreten.10 Doch auch die klassische Bedeutung „in“ (auf die Frage „Wo?“) ist für die Koine belegt, gerade bei Autoren, welche ἐν und εἰς vermischen.11 Legt man das in den Evangelien beschriebene Szenario, also die Taufe „im Jordan“, zu Grunde und zieht sodann die beiden wörtlichen12 Bedeutungsvarianten heran („untergetaucht Werden in“ bzw. „überschwemmt Werden von“, wobei sich auf Grund der Handlung des Täufers hier klar für erstere zu entscheiden ist), scheint eine lokale Deutung näherliegend: Johannes taucht im Jordan, also in Wasser, seine Täuflinge komplett unter.

Eine instrumentale Deutung gerät erst dort in den Blick, wo die andere Taufe als ἐν πνεύματι ἁγίῳ καὶ πυρί qualifiziert wird, üblicherweise übersetzt als: mit dem Heiligen Geist und mit Feuer. Diese instrumentale Deutung der anderen Taufe erweist sich jedoch keineswegs als notwendig, geschweige denn zwingend. Vielmehr ist sowohl eine lokale Deutung der Geist- und Feuertaufe als auch eine übertragene Bedeutungsebene von βαπτίζω zu erwägen. Die Taufe ἐν πνεύματι ἁγίῳ ist wie bereits erwähnt für alle vier Evangelien belegt – καὶ πυρί lediglich für Mt und Lk. Wie auch einiges weitere Material, etwa die Vorstellung vom Verbrennen von unfruchtbaren Bäumen bzw. von Spreu im unmittelbaren Kontext, scheinen diese Traditionen der Quelle Q zugeordnet werden zu können. Die Kontextualisierung legt nun die Deutung nahe, dass es sich eigentlich um zwei alternative Taufen handelt: eine ἐν πνεύματι ἁγίῳ und eine [ἐν] πυρί, vorgestellt als ein Ins-Feuer-Geworfen-Werden. Dies würde auch vom klassischen Bedeutungsspektrum von βαπτίζω gedeckt werden: Jemand wird in etwas hineingeworfen, davon komplett umgeben, wobei das oft mitassoziierte lebensbedrohende Element hier überdeutlich wird. Übertrüge man diese Deutung parallel auf ἐν πνεύματι ἁγίῳ, hieße es nicht mehr: „mit Hilfe des Heiligen Geistes wird dem Täufling … getan“, sondern vielmehr: „durch den Täufer wird der Täufling in den Heiligen Geist ‚hineingeworfen‘, sodass er schließlich komplett von diesem umgeben ist.“ Alternativ dazu ist auch eine übertragene Deutung vorstellbar, vergleichbar etwa dem Besessenwerden des Getauchten von Geist durch das Untertauchen in einer „great mixing bowl“ (Corp Herm IV 4).13 Wird weiterhin ein rein instrumentales Verständnis behauptet, steht dies nicht nur gegen die Kontextualisierung des Traditionsgutes aus Q, sondern auch singulär gegen den sonstigen profanen Gebrauch.

Doch unabhängig davon, ob man es lokal oder instrumental verstehen will, sind beide Verwendungsweisen sowohl für ὕδατι als auch für ἐν ὕδατι möglich. Man könnte nun die Version, welche Mk und Lk bezeugen, bezüglich des Präpositionsgebrauchs für ursprünglicher halten: ὕδατι, aber ἐν πνεύματι ἁγίῳ (καὶ πυρί). Mt und Joh wären dann z.B. als Versuch einer Parallelisierung zu lesen: ἐν ὕδατι und ἐν πνεύματι ἁγίῳ (καὶ πυρί). Die zu Mk 1,8 gut bezeugte Variante ἐν ὕδατι könnte dann als bewusste Abänderung im Rahmen dieses Prozesses eingeordnet werden.14 Da eine wesentliche Verbesserung des Griechischen weder in die eine noch in die andere Richtung festzustellen ist, bleiben m.E. für die zunehmende Vereinheitlichung (für beide Taufen) mit der Tendenz zu ἐν lediglich zwei mögliche Erklärungen: Es entwickelt sich nach und nach eine Vorstellung von Taufe im Allgemeinen bzw. den benannten Taufen im Spe­ziellen, die zu einem Verständnis βαπτίζω ἐν tendiert, oder aber ein weiterer Faktor, etwa eine geprägte Sprachtradition, überformt die ursprünglichen (divergierenden) Formulierungen.15

Verbleibt die Frage nach dem Zweck der Johannestaufe: μετανοίας εἰς ἄφεσιν ἁμαρτιῶν (Mk 1,4; Lk 3,3) bzw. εἰς μετάνοιαν (Mt 3,11).16 Auch an dieser Stelle ist der Sprachgebrauch unterschiedlich. Gerade εἰς mit Akkusativ kann in übertragenem Sinne Bestimmung und Ziel einer Handlung ausdrücken. Für das Ritual kann auf diese Weise etwa nicht allein der Zweck, sondern auch die Wirkung beschrieben werden.

Darüber hinaus tragen die Texte zur Taufe Jesu durch Johannes nur wenig zur Klärung des βαπτίζω-Begriffes bei, abgesehen von folgenden beiden Punkten: Der Vermerk βαπτισθεὶς δὲ ὁ Ἰησοῦς εὐθὺς ἀνέβη ἀπὸ τοῦ ὕδατος (Mt 3,16) bestätigt, dass die Johannestaufe zunächst als ein komplettes Untertauchen im Wasser vorgestellt wird, aus dem der Täufling dann wieder auftauchen muss. Der zweite Aspekt betrifft den Geist, der hier bereits mit der Taufe Jesu durch Johannes in Verbindung gebracht wird.17 Es stellt sich nun die Frage, ob sich die Texte zur christlichen Taufe durch eine größere Klarheit in ihrem βαπτίζω-Gebrauch auszeichnen.

Die Taufe auf den Tod Christi

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