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1.2.2.2 Die christliche Taufe
ОглавлениеZur Erwähnung wie Beschreibung der christlichen Taufe bedienen sich die neutestamentlichen Autoren – wie schon bei der Johannestaufe – ausschließlich βαπτίζω bzw. βάπτισμα. Da die Mehrheit der Stellen im Passiv formuliert ist, findet man den zu Taufenden bzw. bereits Getauften gewöhnlich als Subjekt von βαπτίζω und den Täufer bestimmt durch die Präposition ὑπό. Die übrigen Aussagen zur christlichen Taufe lassen sich in drei wesentliche Kategorien einteilen: 1) der Zweck der Taufe, 2) die Wirkung der Taufe, 3) sonstige Erläuterungen.
1) Als Zweck der Taufe findet sich die – formal wie inhaltlich der Johannestaufe gleiche – Angabe εἰς ἄφεσιν τῶν ἁμαρτιῶν ὑμῶν (Apg 2,38) bzw. die Bestimmung ὑπὸ τῶν νεκρῶν (1Kor 15,29).
2) Es fällt auf, dass die Vielfalt der Äußerungen zur intendierten Wirkung der Taufe mit einer großen Diversität der Formulierungen v.a. der Präpositionen einhergeht:1 eine Einheit der Getauften (πάντες εἰς ἓν σῶμα [1Kor 12,13], πάντες γὰρ ὑμεῖς εἷς ἐστε ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ [Gal 3,28]), eine Relativierung oder Negierung der Unterschiede zwischen den Getauften (εἴτε Ἰουδαῖοι εἴτε Ἕλληνες εἴτε δοῦλοι εἴτε ἐλεύθεροι [1Kor 12,13], οὐκ ἔνι Ἰουδαῖος οὐδὲ Ἕλλην, οὐκ ἔνι δοῦλος οὐδὲ ἐλεύθερος, οὐκ ἔνι ἄρσεν καὶ θῆλυ [Gal 3,28]), die Gabe des Heiligen Geistes (λήμψεσθε τὴν δωρεὰν τοῦ ἁγίου πνεύματος [Apg 2,38])2, ein Abwaschen der Sünden (ἀπόλουσαι τὰς ἁμαρτίας σου [Apg 22,16]), allerdings nicht von Schmutz (οὐ σαρκὸς ἀπόθεσις ῥύπου [1Petr 3,21]), oder ganz allgemein die Rettung (βαπτισθεὶς σωθήσεται [Mk 16,16], σῴζει βάπτισμα [1Petr 3,21]3).
3) Die sonstigen Erläuterungen und Interpretationsansätze, welche neutestamentliche Stellen zur Taufe bieten, lassen sich inhaltlich gruppieren: Zu besonderen Umständen oder Rahmenbedingungen ist relativ wenig bekannt.4 Deutlich wird, dass wirklich alle getauft werden können.5 Jeder Täufling kommt – im Zusammenhang mit der Taufe – in eine Relation zum Heiligen Geist.6 Durch die Taufe wird ein besonderes Verhältnis zwischen Täufling und Christus hergestellt.7 Dieses wird an einigen Stellen mit der Formel εἰς τὸ ὄνομα Χριστοῦ (im Folgenden: ὄνομα-Taufformel) zum Ausdruck gebracht.8
Des Weiteren fällt ins Auge, dass βαπτίζω wie τὸ βάπτισμα sich in unterschiedlichen Mikrokontexten sowie grammatikalischen Konstruktionen wiederfinden. Es ist zu fragen, ob dies auf unterschiedliche wörtliche und metaphorische Bedeutungsebenen sowie mehrere Bedeutungsspektren speziell von βαπτίζω verweist. Dies stünde allerdings gegen die beinahe unwidersprochende These, dass beide als Termini technici9 verwendet werden. Aber auch angesichts des divergierenden Präpositionsgebrauchs und der vielfältigen Wirkungsbestimmung ist diese These am Ergebnis einer eingehenden Exegese der v.a. semantischen Eingebundenheit der βαπτίζω- / τὸ βάπτισμα-Stellen in den jeweiligen Kontext zu prüfen. Vorstellbar wäre für die Entstehungszeit mindestens der frühen neutestamentlichen Schriften etwa auch eine Etablierung der christlichen Taufe insoweit, dass βαπτίζω und τὸ βάπτισμα zwar als Termini technici für das Ritual Verwendung finden, sie aber als Begriffe noch nicht so geprägt und entwickelt sind, dass sie als eindeutig und v.a. losgelöst von den (verschiedenen) sprachlichen Verwendungsweisen und Bedeutungsspektren der Wortwurzel und ihres umgangssprachlich-zeitgenössischen Gebrauchs gelten können. Diskutiert man dies etwa für Paulus, so wäre weiterhin zu differenzieren zwischen der Korrespondenz mit von ihm gegründeten Gemeinden, für welche ein gemeinsames Verständnis zu vermuten ist, da sie ihre Vorstellungen von christlicher Taufe im Wesentlichen wohl aus seiner eigenen Verkündigung bezogen haben, und der Korrespondenz mit Gemeinden, welche er nicht selbst ggründet hat, wie z.B. derjenigen in Rom.