Читать книгу Die Taufe auf den Tod Christi - Claudia Matthes - Страница 41
2.1.2 Deutungen
ОглавлениеDie Forschungsliteratur bietet eine große Vielfalt an Deutungsversuchen zur εἰς-Taufformel – zumeist als Interpretation des Geschehens oder auch der Wirkung der christlichen Taufe. Hier kann lediglich ein Überblick über die Positionen und die jeweils zugrundeliegenden Argumentationen gegeben werden:
1) Die εἰς-Taufformel bietet noch keine „bestimmte Deutung der christlichen Taufe“,1 da sie etwa in 1Kor 10,2 auch auf Mose angewendet werden kann.
2) Über die εἰς-Taufformel wird das Verhältnis des Täuflings zu Christus ausgesagt. Je nach Kommentator und Text ist etwa die Rede allgemein von der Herstellung einer Beziehung (1Kor 12,13),2 von „der außerordentlichen Enge“ dieser Beziehung und „wesenhaften Gemeinschaft zwischen dem Getauften und Christus“ (Gal 3,27)3 oder auch von einer „Schicksalsgemeinschaft mit Christus“ (Röm 6,3)4.
3) Die εἰς-Taufformel ist lokal-bildhaft zu deuten. Entweder wird für sämtliche Textstellen ein lokales Verständnis angenommen5 oder aber mit Blick auf 1Kor 10,2, welches kaum lokal verstanden werden kann,6 nur für einzelne.7 Z.B. wird 1Kor 12,13 als Hineintaufen bzw. -tauchen in den Leib gedeutet8 oder Gal 3,27 als mystisches Eintauchen in Christus.9 Ob dies von Mysterienreligionen beeinflusst ist, bleibt umstritten.10
4) Die εἰς-Taufformel verweist auf Christus bzw. sein Leiden, Sterben und Auferstehen als dem Urgrund der Taufe. Delling versucht diese Deutung nicht allein für Röm 6,3 (Taufe auf seinen Tod hin) und Gal 3,27 (Gewand als das die Existenz Bestimmende), sondern auch für 1Kor 10,2 (Mose als die Sigle des rettenden Handeln Gottes) zu plausibilisieren.11
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die wenigsten Exegeten eine Interpretation für sämtliche Textstellen bieten, sondern entweder verschiedene Aspekte innerhalb der einen Formel ausmachen, welche jeweils aus dem Kontext zu erheben sind,12 oder gar von verschiedenen Formeln bzw. Traditionen ausgehen.13 Alternativ wäre zu fragen, ob nicht Paulus weniger auf unterschiedliche Traditionen bzw. Aspekte zurückgreift als diese vielmehr aus einer noch relativ bedeutungsoffenen formelhaften Wendung heraus kontextuell entwickelt und auf diese Weise erst prägt.