Читать книгу Die Taufe auf den Tod Christi - Claudia Matthes - Страница 38
1.3 Übersetzungstraditionen
ОглавлениеWohl Bezug nehmend auf die Vulgata, welche βαπτίζω entlehnt und als baptizare für die johanneische wie die christliche Taufe wiedergibt, verwenden die romanischen Sprachen für den Akt des Taufens sowie das Ritual selbst jeweils auf βαπτίζω zurückgehende Lehnwörter: franz. – baptiser / baptême; span. – bautizar / el bautismo; port. – batizar / batismo; ital. – battezzare / il battesimo. Aber auch andere Sprachen, wie nicht zuletzt das Englische (baptize / baptism), verzichten auf eine eigene Bezeichnung und entlehnen den griechischen Begriff.
Nicht so das Deutsche: Dass man heute „taufen/Taufe“ als Terminus technicus für das christliche Ritual verwendet, geht letztlich auf Wulfila zurück, welcher βαπτίζω mit dem gotischen daupjan wiedergibt. „Durch got. Arianer oder griech. Kaufleute dringt das got. Verb donauaufwärts (5. Jh.) ins Bair[ische, CM], von wo aus es sich im Kontinentalgerm[anischen, CM] weiter verbreitet.“1 Doch das germanische Verb toufen (mhd. toufen, töufen; asächs. dopian; mnd. döpen; nl. dopen;2 heutiges Sächsisch ditschen) behält lange neben dem christlichen „Taufen“ noch eine zweite Bedeutung bei, nämlich das profane „(Unter-)tauchen“, welches in der ursprünglichen Bedeutung „tief machen“3 wurzelt. Im Deutschen hat sich damit ein eigenständiger Begriff entwickelt und erhalten, welcher die ursprüngliche semantische Bedeutung von βάπτω / βαπτίζω wiedergibt und bis heute wachhält. Dies ist kaum zu unterschätzen angesichts der Tatsache, dass der Akt, den βαπτίζω neutestamentlich bezeichnet, nämlich das vollständige Untertauchen bei der Taufe, sich im Verlauf der Ritualgeschichte derartig verändert hat, dass er in seiner ursprünglichen Ausführung, Symbolik und damit zusammenhängend Bezeichnung eigentlich nicht mehr auszumachen ist. Das Beträufeln des Kopfes mit etwas Wasser hat kaum einen Wiedererkennungswert im Blick auf das komplette Untertauchen eines Menschen.4 Doch das deutsche „Taufen“, welches ein „Tauchen“ anklingen lässt, erinnert bis heute daran.