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Kapitel 1,5

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Schaulustige! So sind sie, die angeblich normalen Menschen. Ob Mann oder Frau, arm oder reich, jung oder alt: Sie bleiben stehen und gaffen, wenn sie einen Unfall oder gar einen Toten sehen – egal, wie schrecklich dieser Anblick sein mag. Sie sind neugierig, ergötzen sich am Leid anderer und sind gleichzeitig erleichtert, dass es nicht sie selbst getroffen hat.

Meine erste Leiche in dieser Stadt, in der alles begann, wirkt auf den ersten Blick nicht furchterregend. Dafür habe ich gesorgt. Ich habe mir viel Mühe gegeben, sie friedlich aussehen zu lassen. Hier, in der freien Natur, in diesem idyllischen Park, ist ein hübsches Plätzchen für einen Toten. Verdient hatte der Kerl es nicht, dass ich ihn dort deponiert habe, wo er sich gern aufgehalten hat, wenn er nachdenken wollte. Das steht sogar in seiner Biografie. Der alte Leibniz war sein Vorbild. Was für ein Gegensatz! Ein Versager bewundert ein Universalgenie. Den Fundort hier zu arrangieren, war die einfachste Lösung. Die Inszenierung in dieser beliebten Gartenanlage ist außerdem medienwirksam, weckt Aufmerksamkeit. Alle werden sich fragen, warum dieser ehrenwerte Mann auf so grausame Weise sterben musste. Erst wenn sie ihn aufschneiden, wird das ganze Ausmaß meiner Strafe sichtbar. Ich will, dass sie in seinem Leben herumstochern, jedes Steinchen umdrehen, bis die Wahrheit darunter hervorkriecht wie ein ekelhafter, glitschiger Wurm.

Das ist aber längst nicht alles. Es ist erst der Anfang. Meine Liste ist lang. Wenn sie nicht die Verantwortung für ihr Versagen übernehmen, werden sie dafür bezahlen, was sie mir angetan haben. Ich kriege sie alle. Jeden Einzelnen. Keiner wird mir entkommen. Niemand kann sich schützen – denn ich bin wie ein Phantom. Ich schlage zu, wenn keine Menschenseele damit rechnet.

Uhlenbrock

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