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James Bond im 007-Slalomschwung

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Am 5. August war es dann auch für mich so weit. Mein erster Einsatz, allerdings nur als Vorläuferin im Damenslalom, denn für diese Disziplin war ich 1966 noch nicht vorgesehen gewesen. Meine Stärken lagen in der Abfahrt und im Riesenslalom. Das wusste ich auch. Um 10 Uhr 45 Ortszeit stand ich im improvisierten Starthäuschen und legte meine wärmende Windjacke ab. Man hatte mir, wie es für Vorläufer üblich war, die Startnummer 00 verpasst. Was weder die Funktionäre noch die Kolleginnen wussten: Ich hatte mir kurz vor dem Start einen dicken, schwarzen Filzstift ausgeliehen, weil ich mir einen Scherz ausgedacht hatte. Zu dieser Zeit schwärmten alle von den James-Bond-Filmen, die mit Sean Connery in der Rolle des Agenten Ihrer Majestät die Jugend in die Kinos lockten. Über Goldfinger und Feuerball redeten damals alle, und auch ich war begeistert von dem feschen Geheimagenten mit der Bezeichnung 007. Kurzerhand pinselte ich in einem unbeobachteten Moment zu der Doppelnull meiner Startnummer eine fette Sieben dazu. Das Gelächter der Kolleginnen und später das im Zielraum genoss ich dann sehr. Manchmal war ich eben auch eine schelmische Entertainerin und gerade in diesen Tagen fühlte ich mich stärker denn je zuvor, also konnte ich mir diesen kleinen Jux erlauben. Ein kleines 007-Kuriosum am Rande: Ausgerechnet in der für mich so schicksalhaften Weihnachtszeit des Jahres 1967 kam der nächste James Bond-Film in die Kinos. Er trug einen Titel, der auch für mich zum Programm werden sollte: Man lebt nur zweimal.

Die gute Stimmung und das Lachen vergingen unseren Funktionären und auch mir schnell, denn unser favorisiertes Damenteam war schon beim ersten Renneinsatz leer ausgegangen. Die Französin Annie Famose siegte vor Marielle Goitschel und der Amerikanerin Penny McCoy. Im Tross der Österreicher sah man nur lange und enttäuschte Gesichter.

Die nächsten Tage verbrachte ich beim Abfahrtstraining auf der schwierigen Roca de Jack-Piste. Gleich bei der ersten Besichtigung sagte ich mir: »Erika, das ist deine Strecke. Wie gebaut für dich!« Sie war 2300 Meter lang und verzeichnete einen Höhenunterschied von 648 Metern. Ein steiler Starthang, knifflige Kurvenkombinationen, ein wunderschönes Stück zum Gleiten im mittleren Abschnitt und zum Schluss noch eine S-Kurve, die mit einem kräftigen Sprung in den steilen Zielhang führte! Mein erster Eindruck bestätigte sich im Laufe der Trainings, obwohl ich nie das Letzte gab. Meine stärkste Konkurrentin, Christl Haas, bäumte sich bei den Läufen förmlich auf. Sie wusste, dass ich es auf ein Duell zwischen uns beiden angelegt hatte. Die Trainingsbestzeiten teilten sich Traudl Hecher und die Kanadierin Nancy Greene. Ich wusste, dass ich mich beim Rennen noch steigern konnte. Ich würde gewinnen!

Der Mann, der Weltmeisterin wurde

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