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Mach einen Termin mit dir selbst

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Ich gehe hinein in die Stille. Ich höre das, was in mir flüstert, redet, singt und schreit. Ich schreibe es auf und lege es zur Seite. Das erfordert Zeit. Zeit, die ich mir nehmen muss, denn dafür hat man keine Zeit. Auch wenn man auf einmal ganz viel Zeit hätte, vielleicht weil man sich im Urlaub befindet oder momentan keine Arbeit hat – für die Stille will man oft keine Zeit haben.

Doch um die Möglichkeiten, die Chancen der Stille in ihrer Tiefe zu erfahren, muss man sich Zeit nehmen. Zeit ist schon etwas Seltsames: Je mehr wir davon haben, desto weniger nutzen wir sie sinnvoll. Der Ausdruck „sich die Zeit vertreiben“ ist dabei ja entlarvend, denn man gewinnt den Eindruck, die Zeit sei etwas Unangenehmes, etwas, das es gilt zu vertreiben wie eine lästige Fliege. Und je weniger Zeit wir haben, desto mehr sehnen wir uns nach mehr Zeit, mehr Freizeit.

Der Weg in die Stille ist freie Zeit – Freizeit und doch gleichzeitig Arbeit. Von dem Psychotherapeuten Carl Gustav Jung erzählt man sich, er habe einem Patienten relativ kurzfristig einen Termin abgesagt. Einige Tage später sah dieser Patient, wie sein Therapeut zu genau dem Zeitpunkt des abgesagten Termins am Ufer des Zürichsees saß und die Beine im Wasser kühlte. Erbost sprach er ihn beim nächsten Treffen darauf an: „Wieso haben Sie meinen Termin abgesagt, wo sie doch müßig am Zürichsee saßen?“ Darauf soll C. G. Jung geantwortet haben: „Ich hatte einen Termin mit mir selbst!“

Dazu möchte die Stille mich ermutigen: Mach einen Termin mit dir selbst!

CB

Gelassen durch die schnelle Zeit

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