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Stille und Schweigen

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Wir müssen unterscheiden zwischen der Stille und dem Schweigen. Stille ist uns vorgegeben. Schweigen müssen wir üben.

Das deutsche Wort Stille kommt von „stellen“. Es meint ursprünglich: stehen bleiben. Ich höre auf, mich zu bewegen. Ich bleibe stehen und halte inne. Ich versuche, vom Äußeren ins Innere zu gelangen. Wenn ich die Bewegung im Äußeren aufgebe, dann entsteht eine Bewegung nach innen.

Die deutsche Sprache kennt das „Stillen“ der Mutter. Die Mutter möchte das Kind zur Stille bringen, indem sie es stillt. Das Schreien ist hier Ausdruck des Hungers. Wem etwas fehlt, der meldet sich zu Wort. Wer Hunger hat, der schreit. Er braucht etwas, was ihn nährt. Die Mutter stillt das Kind, indem sie seinen Hunger mit Nahrung und Liebe zum Schweigen bringt.

Stille ist nicht nur Abwesenheit von Lärm, Fehlen von Worten. Stille hat eine eigene Qualität. Es ist die Qualität des reinen Seins.

Wenn etwas absichtslos ist, dann ist es still. Das Ego ist immer laut. Es stellt sich in den Mittelpunkt. Es meldet sich zu Wort. Es muss sich ständig darstellen, produzieren. Stille ist reines Sein. Stille hängt mit Reinheit und Einfachheit zusammen. Wenn etwas rein und lauter ist, ohne Nebenabsichten, dann empfinden wir es als still.

Kennst du stille Räume, gebaute Stille? Wie fühlst du dich in einer Kirche, in der dich die Stille umgibt? Kennst du in der Natur Orte, an denen die Stille für dich hörbar wird? Versuche, diese Orte zu genießen und in dir den Raum der Stille zu entdecken, zu dem der Lärm der Welt keinen Zutritt hat.

AG

Gelassen durch die schnelle Zeit

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