Читать книгу Sehnsuchtskarussell - Cleo Maria Kretschmer - Страница 22
Оглавление13. Februar
Zum ersten Mal in meinem Leben gehört mir ein Wort. Ich bin jetzt sozusagen stolze Wortbesitzerin. Wer außer mir kann schon ein so überaus herrliches Wort wie Penispeitsche beim Patentamt für zehn Jahre eingetragen sein Eigen nennen? Finnische Götter und der schwarze Prinz haben es mir zum Geburtstag geschenkt und mich damit glücklicher gemacht, als mit allem Gold dieser Erde.
Schon einen Tag vor meinem Geburtstag haben wir gefeiert, was das Zeug hielt, haben im Restaurant Al Capone Hof gehalten und sind durch Meere von schwerem rotem Wein geschwommen. Auf diese Weise habe ich meinen Kummer um das Peterle ertränkt.
Manchmal muss Sünde eben sein, hat Elfies Papa immer gesagt.
Diese Trunkenheit war herrlich, schön und wunderbar, auch wenn sie für mich wegen der starken Medikamente, die ich einnehmen muss, verboten ist. Das einzig Blöde bei diesem Trinkgelage war nur, dass ich wieder einmal vergessen habe, dass ich das Dornröschen bin und warten muss, bis der Prinz mit seinem Schwert die Rosenhecke durchtrennt hat, um mich wachzuküssen. Immer wenn der Zaubertrank zu köstlich schmeckt, verliere ich die Prinzessinnengeduld und werde zur Kusstäterin. Schwupps, macht es dann, und der Prinz liegt auch schon gestreckt hinterm Busch und wird gnadenlos niedergebusselt.
Nein, das ist wirklich nicht die feine Prinzessinnenart.
Das hat man davon, wenn schon im eigenen Horoskop drinsteht, dass man aus mehr männlichen als weiblichen Anteilen besteht.
Am 11. Februar, meinem wirklichen Geburtstag, habe ich zur Buße dann auch den ganzen Tag mit Brummschädel und Eisbeutel im Bett gelegen und mehrmals die hungrige Kloschüssel mit dem Inhalt meines Magens gelabt.
Don Quijote und der schwarze Prinz wollten mich zwar mittags schon wieder abholen, um weiterzufeiern, doch zu diesem Zeitpunkt musste ich passen. Erst am Abend, als die Honigbiene vorbeigeflogen kam, kroch ich aus meiner Betthöhle und folgte ihr widerstandslos zum Chinesen, wo sie mich vorsichtig mit einer wunderbaren Wan-Tan-Suppe verköstigte, um mich auf diese Weise wieder auf die Beine zu stellen. Der Magen ist doch wirklich ein dankbares Organ, das für ein gutes Süppchen auch die härteste Tortur schnell verzeiht.
Sauer bin ich dagegen auf den Herrn Kardinal, Multimillionär und Mann von Welt. Noch nicht einmal eine Blume hat er mir geschenkt. Das ist schwach, das verzeihe ich auf gar keinen Fall.
Die Anziehungskraft des schwarzen Prinzen ist ohnehin von einer plutonischen Mächtigkeit. Jedes Mal, wenn wir uns sehen, nebeneinander sitzen, gehen oder stehen, fühle ich einen mächtigen, magnetischen Sog, dem ich mich kaum entziehen kann. Auch das Dornröschen in mir fängt gleich zu blinzeln und mit den Wimpern zu klimpern an, was sehr beunruhigend für mich ist.
Unter Umständen steuere ich gerade auf eine höllische Erotik zu, die meiner strahlenden Sonne das Licht ausbläst. Dieser plutonische Mann könnte mich einfach einsaugen in seine Brennstäbe und mich danach als verglühtes Kohlestückchen wieder ausspucken.
Genau diese Gefahr ist es aber, die mich unwiderstehlich reizt – oder zumindestens einen Teil von mir sehr nervös macht. Denn der Eros, der in jedem von uns lebt, hat viele verschiedene Gesichter und Funktionen, wie man in Peter Orbans Buch Drehbuch Partnerschaft nachlesen kann. Es gibt den phallischen, possessiven, intellektuellen, infantilen, sexuellen, rationalen, romantischen, obsessiven, therapeutischen, restriktiven, intermissiven und träumenden Eros, den Sternzeichen und Planetenstellungen entsprechend. Obwohl der schwarze Prinz Schütze ist, strahlt er doch viel Obsessives aus, auf das etwas in mir zu reagieren scheint. »Du gehörst mir mit Haut und Haaren«, sagen all seine Blicke.
Ich bin also auf der Hut, denn ein Vampir im Leben – so wie Frank Einstein – ist mehr als genug. Diese Menschen sind Bluttrinker, die sich von deiner Seele ernähren oder glauben, du seist eine Schwarzwälder Kirschtorte, die nur für sie gebacken wurde. Grundsätzlich gelten nur ihre Regeln. Also, Mariechen, schalte deine Alarmanlage ein und pass gut auf dich auf.