Читать книгу Sehnsuchtskarussell - Cleo Maria Kretschmer - Страница 26

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25. Februar

Mir fällt auf, dass die Präsenz des schwarzen Prinzen mein Leben verändert hat. Es macht mir wieder Spaß, mich stundenlang schön zu machen, verführerische Kleider zu tragen, die schon seit Jahren traurig darauf warteten, wieder auf ein Fest zu dürfen. Meine Haare glänzen wie rubinroter Wein und locken sich in weichen Wellen und lustigen Kringeln um mein immer weiblicher werdendes Gesicht.

Des Prinzen mächtiger Besitzerstolz scheint meiner Weiblichkeit zu schmeicheln, lockt das Vollweib aus mir hervor und löst das alte Thema, nur gesund werden zu wollen, ab. Ich genieße seine Werbung, obwohl ich nicht glaube, dass er der Richtige für mich ist, doch all seine Komplimente, die mir zufliegen wie kleine Vögel, tun mir gut.

Im Februar gibt es immer viele schöne Einladungen, wie zum Beispiel den Jewellery-Cocktail von Fabergé im Lenbachhaus. Einen Mann wie den schwarzen Prinzen als Begleiter zu haben, erhöht für mich den Genuss einer solchen Veranstaltung. Es ist einfach schön, pünktlich von jemandem abgeholt zu werden, von dem man weiß, dass er einen genau so gentlemanlike wieder nach Hause bringt, ohne dass er noch einen Kaffee trinken will oder ähnliche Blödheiten auftischt.

Ein prächtiges Ambiente wie im Lenbachhaus findet man sonst nur in Venedig und anderen romantischen Städten Europas. Wie dort ist es auch hier ganz normal, Menschen aus fernen Ländern zu begegnen und sich in der Weltsprache zu unterhalten. Oft, wenn es mir in Deutschland oder auch in Bayern zu eng wird, sind Abende an solchen Orten für mich die reinste Erholung. Vier kostbare Schmuckstücke werden verlost, doch leider zählen wir nicht zu den glücklichen Gewinnern. Aber was sind Diamanten und Tahitiperlen gegen eine Begegnung mit wirklich schönen Menschen?

Wir hatten das außerordentliche Vergnügen, Dr. Marcus O. Mohr, Präsident der Victor Mayer GmbH und Fabergé, und seine bezaubernde hochschwangere, vor Glück strahlende Gemahlin kennen zu lernen. Es gibt Menschen, die Licht aussenden, und es ist genau dieser Glanz, der meine Seele berührt, sodass gegen ihn selbst das kostbarste Juwel zum Kirmestand verblasst.

»Ob ich die Fabergé-Eier schon gesehen hätte?«, wurde ich von Herrn Mohr gefragt, nachdem wir uns lange über Edelsteine und den Wert und die Kunst der handwerklichen Anfertigung von Schmuckstücken unterhalten hatten. Zu meinem Bedauern musste ich gestehen, dass dieser Wunsch für mich noch nicht in Erfüllung gegangen war.

Überraschenderweise wurden wir zwei Tage später zu einer Privatführung mit anschließendem Dinner im Foyer der Ausstellungsräume der Hypo-Kunsthalle eingeladen, in welcher die Ausstellung »Fabergé/Cartier – Rivalen am Zarenhof« zu sehen ist. Eine Ehre, die ich wirklich zu schätzen weiß, denn diese Einladung gibt Fabergé nur für seine Kunden, sprich: Schmuckgeschäfte, in ganz Europa. Für mich heißt das, endlich mal keine Medien, sondern wirklich ein privates Fest mit lauter netten und interessanten Menschen, ohne Fotografen und Reporter.

Dementsprechend dauerte es auch den ganzen Nachmittag, bis ich mit meinem Styling zufrieden war. Doch zum Schluss war ich mit meiner neuzeitlich angehauchten und Russland-inspirierten Großfürstinnenkombination in Schwarz-weiß mehr als glücklich. Vor allem die weiße Pelzmütze gab dem Ganzen den letzten entscheidenden Pfiff.

Die Pracht dieser Ausstellung ist nur schwer zu überbieten. Schatzkammern in London und Wien wirken dagegen wie billige Krämerläden. Nach einer Stunde weiß man genau, wie reich dieses Land, Russland, in Wirklichkeit war. Oder noch immer ist.

Die Kostbarkeit der berühmten Fabergé-Eier ist kaum zu fassen, aber die schweren Broschen und Colliers aus Diamanten und riesigen Smaragden würde ich auch nicht wegschmeißen, obwohl meine Leidenschaft Perlen sind.

In einem der großen Räume hing ein lebensgroßes Portrait des Magiers Rasputin.

»Schau mal, das bin ich«, flüsterte mir der schwarze Prinz mit heißem Atem ins Ohr.

Ich erstarrte vor Schreck. Rasputin, der leidenschaftliche Teufel, das ist also seine wahre Natur. Mir fielen die Schuppen von den Augen. Selbst bei dem köstlichen Dinner mit Kürbissuppe, Hochrippe, feinem Gemüse und parfümierten Früchten zum Dessert wollte der Schwindel aus meinem Kopf nicht verschwinden. Rasputin – na, dann gute Nacht. Da habe ich mir ja was Schönes angelacht.

Sehnsuchtskarussell

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