Читать книгу Sehnsuchtskarussell - Cleo Maria Kretschmer - Страница 23

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18. Februar

Manchmal sind die Wellen auf dem Ozean des Lebens so hoch und stürmisch, dass man in der kleinen Nussschale, in der man sitzt, ganz schön ins Paddeln kommt. Emotionen können Brecher sein, die einen total verschlingen, wenn man nicht aufpasst. Wut und Zorn gehören auch dazu, unvermittelt ausgelöst durch unfassbare Dinge, die man erfährt. Ein gutes Beispiel dafür sind Geschlechtsgenossinnen, die man lange Zeit für gute Freundinnen gehalten hat, bis zu dem Tag, an dem man herausfindet, dass man von diesen Herzchen nur ausspioniert und ausgebeutet wurde.

In so einem Fall geht bei mir wirklich der Deckel hoch, denn einen derartigen Betrug kann ich nur sehr schwer verzeihen.

Schon gar nicht, wenn diese kleinen Mistbienen auch noch stolz darauf sind. Obwohl – wenn ich jetzt an die Meier Susi denke, mit der ich mal befreundet war, muss ich schon fast wieder lachen.

»In einem meiner früheren Leben war ich einst eine berühmte Mätresse«, hatte sie mir im Vollrausch einmal gestanden. Wenn ich mir ihr Schlafzimmer mit den Vorhangdrapierungen, der Engelbettwäsche, Rosenduftlämpchen und Minikronleuchter vor Augen halte, sollte diese Botschaft vermutlich eine Anspielung auf Madame Pompadour sein. Welche Frau wäre in ihren geheimen Träumen nicht gerne dieses Genie einer mächtigen Frau?!

Gut, die Susi hatte schon immer ein Faible für schwache Männer, weil sie mit diesen ein leichtes Spiel zu haben glaubte, doch ihr Charakter ähnelt wohl eher dem einer Lola Montez. Lola war viel zu dumm, um eine wirklich große Mätresse zu sein. Denn es ist sehr dumm, seine Freundin und andere Freunde zu belügen, zu hintergehen und hinterrücks um große Geldbeträge anzupumpen, die diese niemals wiedersehen. Aber was soll’s. Anscheinend gibt es auch bei Beziehungen unter Frauen Lebensabschnittchen.

Für mich persönlich ist eine Freundschaft, egal, ob mit Männern oder Frauen, eines der Meisterwerke, die man in seinem Leben vollbringen kann. Sie sollte unerschütterlich und dauerhaft sein, deshalb reagiere ich auf jeden Missbrauch wirklich heftig. Ich ärgere mich über mich selbst, weil ich immer noch nicht gelernt habe, mir ins eigene Fleisch keine giftigen Stacheln zu jagen. Auf meinem Gefühlspiano klemmt halt immer noch die eine oder andere Taste. Wie war das doch gleich wieder mit der tibetischen Weisheit? »Das Wichtigste im Leben und im Sterben ist das Loslassen.«

Mein Emotionalkörper ist wirklich das größte Problem in meinem Leben. Manchmal, wenn ich mich mit anderen Menschen vergleiche, habe ich den Eindruck, dass all meine Gefühle stärker sind als normal. Meine Liebe ist überdimensional, meine Sehnsucht zerreißt mich, meine Wut ist ein implodierender Vulkan. Mein wirklich nicht zu verachtender Geist macht jedes Mal sofort die Fliege, sobald Gefühlsorkane am Horizont erscheinen. Am schlimmsten ist es mit der Angst, weil sich dieser Feigling am liebsten in Wein ertränkt. Aber ich vertrage eben keinen Alkohol. Zum Glück habe ich nach langer Suche endlich Doreen gefunden – eine Therapeutin und Angstdompteuse der Spitzenklasse, die mir mit Rat und Tat zur Seite steht, und von der ich lernen werde, wie man innere Vulkane zum Ausbruch bringt und keinen Schaden, sondern fruchtbare Erde daraus gewinnt.

Sehnsuchtskarussell

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