Читать книгу Sehnsuchtskarussell - Cleo Maria Kretschmer - Страница 21
Оглавление10. Februar
Die Nachricht über den Tod des Vaters meiner geliebten Freundin Elfie aus dem Ammerland traf mich wie ein Hammerschlag. Elfie und ich haben uns vor zwanzig Jahren beim Dreh einer Fernsehserie kennen gelernt, konnten uns zunächst nicht ausstehen und sind dann, nachdem wir uns ausgiebig beschnuppert hatten, Freundinnen geworden für immer und ewig. Ihren ganzen Familienclan habe ich gleich als Geschenk noch dazubekommen.
Eigentlich hatte ich geglaubt, der Brief, den mir der Postbote am Morgen brachte, sei ein verfrühter Geburtstagsgruß, aber auf einen Blitztod im engsten Kreis ist man ja niemals richtig vorbereitet. Drei Tage war ich in tiefer Trauer, konnte nicht einschlafen, weil ich all die lustigen und schönen Momente, die Feste und Schauplätze in Gedanken vor mir sah.
Das Peterle, dieser starke, prächtige und widerspenstige Mensch, der meisterhaft wusste, wie man das Leben hochleben lässt, hat uns einfach verlassen, denn sein Herz hat aufgehört zu schlagen.
Wie viele Lachtränen haben wir alle wegen ihm vergossen, und wie unbezähmbar war die Wut, in die er einen zuweilen versetzen konnte.
Er war einzigartig, und mir ist bewusst, dass er mir fehlen wird, seine Gestalt, seine Witze, seine Stimme, sein Lachen und vor allem sein kostbares leuchtendes Herz aus Gold.
Ja, ich hab ihn lieb, das kann ich sagen, und ich hoffe und bete, dass Elfie und ihre Mutter von ihrer Trauer und diesem Unglück nicht erschlagen werden.
Ich bete dafür, dass die gnädige Himmelskönigin den zwei Frauen Kraft gibt und sie zärtlich in ihren schützenden Sternenmantel hüllt.
Nur für die Zurückgebliebenen hat der Tod einen bitteren Nachgeschmack, denn es dauert lange, bis man akzeptieren kann, dass der Körper eines geliebten Menschen nicht mehr vorhanden ist, und es dauert ebenfalls ein Weilchen, bis das Herz begreift, dass der Tod nicht existiert, weil wir Menschen auch Kleider haben, die feiner gewebt sind. Wir werden niemals sterben, weil wir ewig sind.
Eigentlich wäre ich heute mit Richard Gere zu einem Theaterbesuch verabredet gewesen, doch das muss warten.
Richard Gere ist ein pfiffiger Schreiner aus dem Ammerland am Starnberger See. Er ist ein guter Freund von Elfie, und sie versucht jetzt schon seit Monaten, mich mit ihm zu verkuppeln, weil sie sich wünscht, dass ich endlich in ihre Nähe an den schönen See ziehe. Sein Aussehen hat ihm diesen Spitznamen eingebracht, weil er dem Hollywoodstar verdammt ähnlich sieht, was den Frauen natürlich gut gefällt. Doch jetzt habe ich keine Lust, mit ihm ins Theater zu gehen. Richard hat Pech, dass wir uns ausgerechnet auf Elfies vergangener Geburtstagsfeier, am 11. September 2003, begegnet sind, dem Tag, an dem ich das Peterle zum letzten Mal in voller Lebenspracht erleben durfte. Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis Richards Gestalt nicht mehr mit Peterles Bild verschwimmt. Aber Richard ist Krebs, und ein guter Krebs hat Geduld und hält schon einiges aus.