Читать книгу Sehnsuchtskarussell - Cleo Maria Kretschmer - Страница 18

Оглавление

3. Februar

Einmal die Woche gehe ich zu Korea, meinem wunderschönen Physiotherapeuten von Gottes Gnaden. Er hat Hände, die sehen können wie Adleraugen. Vor seinem Spürsinn sind kein eingeklemmter Nerv, keine Entzündung, kein physischer und kein psychischer Schmerz, kein blockiertes Energiefeld sicher – einfach rein gar nichts. Craniosacral-Therapie oder craniosacrale Arbeit klingt heilig, und wenn ich jetzt nach fast einem Jahr dieser Behandlung das Ergebnis betrachte, beuge ich andachtsvoll und dankbar mein Knie.

Durch die Narbe in meinem Gehirn, die bei der Aneurysmaoperation entstanden ist, bin ich Epileptikerin geworden, und ich habe schon drei schwere Anfälle erlebt. Das Aneurysma in meinem Kopf ist mit einem kleinen silbernen Halbmond geklippt worden. Dieser Fremdkörper erzeugt Störfelder, die sich bei mir unter bestimmten psychischen Belastungen epileptisch entladen. Deshalb bin ich seither Epileptikerin, genau wie mein Vater einer war, vor dem ich als Kind so viel Angst hatte. Es gibt ja Kulturen, in denen Epileptiker wie Heilige verehrt werden, aber die unsrige gehört nicht dazu. Hier lebt man mit dieser Krankheit mehr als gefährlich. Schon aus diesem Grund sollte man alles versuchen, diesen Schaden so schnell es geht zu beheben.

Neurologen sind dafür nicht unbedingt die besten Helfer, weil sie kiloweise Mördertabletten verschreiben, die diesen Defekt zwar in Schach halten, dafür aber die Leber und andere innere Organe ruinieren.

Doch dafür fühlen sie sich wiederum nicht zuständig. Darum soll sich gefälligst der Hausarzt kümmern. Ein Neurologe hat damit nichts zu tun. Hauptsache, der Patient nimmt neurologisch gesehen keinen Schaden, und sterben müssen wir schließlich alle.

Seit ich Korea als Schutzengel bekommen habe, geht es Schritt für Schritt vorwärts.

Heimlich bin ich dabei, das verschriebene Heavy-Medikament auszuschleichen. Ich kontrolliere den Medikamentenspiegel genau – und beobachte alle paar Monate das verwunderte Gesicht der Gehirnärztin, wie sie mit Wohlgefallen die Blätter mit den frischen Gehirnwellen studiert, auf denen immer weniger Störungen zu finden sind. Doch ich werde einen Teufel tun, ihr zu sagen, was zu dieser unaufhaltsamen Heilung führt. Jetzt nicht, erst, wenn ich ganz gesund bin. Aber dann werde ich es allen sagen. Ihr, den Medien, den Selbsthilfegruppen, jedem.

Epilepsie ist scheußlich, und ich habe mir nach dem dritten Anfall geschworen, niemals wieder einen zu bekommen. Man ist so hilflos, wenn sich der ganze Körper verkrampft und spastisch zu zucken beginnt. Meistens ist man alleine, immer fällt man nach vorne, knallt aufs Gesicht, weil man sich nicht mehr abstützen kann. Holt sich blaue Flecken, bricht sich die Nase, zerschneidet sich das Gesicht an den sichtbarsten Stellen. Das ist schlecht, schlecht für eine Schauspielerin wie mich, sehr schlecht.

Sehnsuchtskarussell

Подняться наверх