Читать книгу Sehnsuchtskarussell - Cleo Maria Kretschmer - Страница 16
Оглавление31. Januar
Der Herr der Welt scheint wieder einmal Blut zu brauchen. Diesmal sind die Hühner dran. Gott hat den Chinesen die Hühnerpest geschickt, deshalb köpfen diese mit langen scharfen Messern Hunderttausende dieser armen Tiere, sodass das Blut nach allen Seiten spritzt. Die Angst vor dieser neuen Seuche galoppiert wie die apokalyptischen Reiter um die ganze Erde, und es wird nicht lange dauern, bis diese Hysterie auch bei uns ausbricht.
Europa hat ja mit unzählig geopferten Rindern und Schweinen seinen Blutzoll schon entrichtet.
Im Balkan ist Menschenblut geflossen, und Nordirland schlachtet seit Jahrzehnten kräftig mit. Weltkriege bekommt man ja auch als Gott heutzutage nicht mehr ganz so leicht hin, obwohl die Feuer an allen Stellen geschürt werden. Ein dämliches Schaf ist für die Rolle des Heeres- und Schlachtführers nicht geeignet. Da hilft kein Bush. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Das Erdenkarussell dreht sich immer schneller, und ob das Süppchen, das gekocht wird, uns am Ende auch schmecken wird, bezweifele ich sehr.
Die Medien würzen diese Brühe kräftig und berichten begeistert über jeden neuen Trend. Besonders lieben sie Katastrophen. Auch Prominente Frauen, die verlassen werden, entwickeln ganz neue Verhaltensweisen, die ich das Mutter-Teresa-Syndrom nenne: »Verlasse und betrüge mich so oft du willst. Mein Bett wird auch nach Jahrzehnten noch warm und kuschelig für dich sein. «
Wie Pilze werden die Taj Mahals zu Ehren dieser Heiligen aus dem Boden schießen, denn so viel Demut und Sanftmut machen selbst den kleinsten und gemeinsten Mann zum anbetungswürdigen Riesen. Wie sagen doch die Suahelis so schön: »Gute Ware verkauft sich gut – schlechte bedarf der Reklame.«
Und was sage ich dazu, liebe Damen? Bei Untreue und solchen Dingen beschwört die gute alte Bratpfanne immer noch das unvergesslichste Amen.