Читать книгу Perlen tauchen mit The Work of Byron Katie - Colette Grünbaum - Страница 14
Die Untersuchung – Meditative Selbsterforschung
ОглавлениеNach dem Niederschreiben der stressigen Gedanken folgt im nächsten Schritt die Untersuchung einzelner Überzeugungen mit den vier Fragen von THE WORK und den Umkehrungen. Konkret sieht dies wie folgt aus:
Punkt 1 des Arbeitsblattes „Urteile über deinen Nächsten“:
Untersuchen wir mit den vier Fragen und den Umkehrungen einen Satz aus Punkt 1 des Arbeitsblattes, so lassen wir das Gefühl weg und nehmen nur den Satz an sich.
Aus: | Ich bin enttäuscht über Anyma, weil sie mich nicht respektiert. |
wird: | Anyma respektiert mich nicht. |
FRAGE 1: Anyma respektiert mich nicht. Ist das wahr?
Bei den Fragen 1 und 2 antworten wir mit einem einfachen Ja oder Nein, ohne es zu rechtfertigen oder zu erklären. Dabei ist ein Ja immer genauso gut wie ein Nein. Es geht um die eigene Wahrheit in dieser Situation. Lautet die Antwort bei der ersten Frage Nein, gehen wir direkt weiter zu Frage 3.
Meine Antwort: Ja
FRAGE 2: Anyma respektiert mich nicht. Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
Haben wir bei der Frage 1 ein Ja gefunden, bietet die Frage 2 die Möglichkeit, nochmals tiefer in die Situation zu schauen. THE WORK ist eine Meditation. Wir werden still und lassen uns Zeit. Wir lassen die Frage in uns hineinfallen wie in einen tiefen Brunnen. Und dann warten wir auf die Antwort, die aus der Tiefe nach oben steigt.
Meine Antwort: Ja
FRAGE 3: Anyma respektiert mich nicht. Wie reagierst du, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst?
Bei dieser Frage erforschen wir unsere Reaktion auf diesen Gedanken. Wir entdecken die Auswirkungen, die der Glaubenssatz auf unsere Gefühle, unsere körperliche Befindlichkeit und auf unseren Umgang mit den anderen und uns selbst hat. Der Zusammenhang von denken, fühlen und handeln wird sichtbar. Auch hier geht es darum, ehrlich mit sich selbst zu sein, auch wenn es manchmal schmerzhaft ist, sich unzensiert anzuschauen. Vielleicht entdecken wir Dinge, die wir über Jahre oder Jahrzehnte vor uns selbst versteckt haben. Diese Kontemplation ist ein direkter Weg zur Selbsterkenntnis.
Meine Antwort: In dieser Situation werde ich wütend, bin enttäuscht und traurig. Ich spüre, wie sich mein Körper anspannt. Ganz plötzlich, als hätte mich ein Faustschlag getroffen. Mein Bauch ist hart, die Brust eng und ich atme gepresst und schwer. Dabei versuche ich noch, mir nichts anmerken zu lassen. Innerlich wende ich mich von ihr ab, trenne mich, verurteile sie. Ich rufe mir Situationen ins Gedächtnis, die beweisen, wie schrecklich ungerecht, respektlos und unfair sie ist. Ich ignoriere sie von da an und verurteile mich dann selbst, fühle mich schuldig. Ich kann mich selbst nicht leiden. Ich sehe mich als Opfer ihrer Respektlosigkeit. Ich verlasse den Balkon wütend und wortlos.
FRAGE 4: Anyma respektiert mich nicht. Wer oder was wärst du ohne diesen Gedanken?
Hier sehe ich mich auf dem Balkon, höre, was Anyma sagt, und stelle mir die Frage, wer oder was ich ohne den Gedanken „Anyma respektiert mich nicht“ wäre. Ich lasse die Frage ganz in meinem Herzen ankommen und warte, bis ich einen Blick hinter den Schleier dieses Gedankens erhaschen kann. Es ist nicht der Verstand, der antwortet. Ich muss nichts dafür tun. Wenn ich still nach innen schaue, kommen die Antworten von alleine.
Meine Antwort: Ich wäre ruhig, wäre offen, ihre Worte zu hören. Ich würde sie anschauen. Ich sehe den Schmerz in ihrem Gesicht und die Angst. Sie hat Krebs und kämpft. Ich sehe klar, dass das, was sie sagt, nichts mit mir zu tun hat. Ich kann die Situation so annehmen, wie sie ist, ohne darauf zu reagieren. Ich bin frei. Mein Herz öffnet sich, und ich spüre, wie mich eine Welle von Liebe und Mitgefühl durchfließt. Ich kann sehen und mir eingestehen, wo sie mit ihrer Aussage recht hat. Ich fühle mich mit ihr und mit mir verbunden, tief verbunden.