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Kapitel 8

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Ich bin überpünktlich im Yoga-Studio. Ich bin die erste, weshalb mir Zeit bleibt mich in Ruhe umzusehen. Das Studio besteht aus einem großen, hellen Raum mit Holzboden. Ringsum sind Spiegel an den Wänden angebracht. In jeder Ecke sitzt ein großer goldener, grinsender Buddha. Reihum sind Yoga-Matten ausgelegt. 6 Stück wie ich schnell zähle, plus eine vorne. Sicher für die Yoga-Lehrerin.

Ich nehme mir die Matte, die am nächsten zu ihrer liegt. Schließlich bin ich kein sportliches Naturtalent. Yoga habe ich auch noch nie gemacht und so bekomme ich hoffentlich alles mit.

Als ich es mir grade gemütlich gemacht habe, trudeln die anderen Teilnehmerinnen ein.

Manche mit einer kleinen Babykugel wie bei mir, andere schon mit deutlich größeren Bäuchen.

Als sich alle gesetzt haben, kommt die Yoga-Lehrerin in den Raum. Sie hat das Licht gedimmt. Auf den ersten Blick kann ich auf jeden Fall erkennen, dass sie blond ist und eine wirklich gute Figur hat. Auf den zweiten Blick, als sie sich in meine Richtung dreht, muss ich einen Aufschrei unterdrücken!

Es ist Nea! Mist, Mist, Mist….Warum hab ich nicht vorher nachgefragt wer diesen Kurs leitet?

Darauf habe ich nämlich überhaupt keine Lust! Es reicht, dass wir sie nächste Woche zum Abendessen sehen müssen.

Sie grüßt mich mit einem schwer zu deutendem Lächeln. Ihr Blick bleibt ungläubig an meinem grünen T-Shirt hängen.

Sie hat sich allerdings schnell wieder im Griff und beginnt sich vorzustellen.

„Hi Leute“, grüßt sie lässig in die Runde. Sie trägt schwarze, hautenge Yogaleggins (ich muss nicht extra erwähnen, dass ihre langen Beine und ihr knackiger Po darin perfekt zur Geltung kommen), ein Tank-Top in lässigem Pink mit passendem Sport- BH. Die Haare sind zu einem sogenannten „Messy - Bun“ gebunden. Früher hätte man das wahrscheinlich einfach als schlampigen Dutt bezeichnet. So ändern sich die Zeiten, gell.

„Ich bin Nea, für alle die mich noch nicht kennen und ich leite diesen Schwangerschafts-Yoga Kurs.

Josi - sie deutet auf mich-, schreibt einen Bericht darüber, für die Lifestyle Ausgabe ihrer Zeitung, sie ist Redakteurin.“

Aha, Micha hat seine Hausaufgabe gemacht und mich entsprechend angekündigt.

„Ich komme ursprünglich aus Kerningen“, spricht Nea weiter. „Irgendwann hat es mich dann in die große weite Welt verschlagen. Ich habe einige Zeit in Afrika gelebt und bin von dort weiter nach Indien. Dort habe ich meine Liebe zum Yoga entdeckt. In Goa habe ich dann in einem international renommierten Retreat meine Ausbildung zur Yoga - Lehrerin gemacht und mittlerweile die Auszeichnung als Yoga- Meisterin erhalten.Ich habe meine eigene Yoga Schule in Norddeutschland. Dort lebe ich mittlerweile. Momentan bin ich hier, um meine Freunde und Familie zu treffen und da ich Yoga liebe, bietet es sich an auch hier so lange zu unterrichten.“

Die Mädels hängen an Neas Lippen. Ich muss gezwungenermaßen aufrichtig zuhören, zwecks Berichterstattung.

„Im Yoga geht es darum „sich zu verbinden“. Es geht um die vollständige Vereinigung von Geist, Körper und Seele. Und darum seinen inneren Frieden zu finden.

Wer hat schon Yoga-Kurse besucht?“ Interessiert schaut sich Nea um.

5 Hände gehen in die Höhe. Ok, war ja klar. Ich hab als einzige noch nie Yoga gemacht. Aber das kann ja nicht so schwer sein, das machen ja mittlerweile alle.

„Gut, dann starten wir mit unserer ersten Yoga-Figur zum Aufwärmen. Die Bank! Wir kommen in den Vierfüßler Stand, die Knie und Handgelenke sind senkrecht unter unserem Körper aufgestützt. Die Ellenbeugen leicht beugen. Den Blick richtet ihr zum Boden. Der Hals, die Wirbelsäule und der Rücken sind in einer Linie und ganz gerade. Und immer entspannt ein - und ausatmen“, erklärt Nea mit ruhiger, sanfter Stimme.

Ähh, bitte was? Blick zum Boden geht ja grade noch. Aber wie um alles in der Welt soll ich das Bein dahin bekommen? Bei Nea und den anderen sieht das sehr entspannt aus. Ich schnaufe und pruste jetzt schon wie ein lungenkranker Otter. Der Schweiß läuft mir am Rücken runter. Jetzt erinnere ich mich wieder warum Sport so gar nicht mein Ding ist.

„Josi, hast du Schwierigkeiten?“ Kommt es fragend von Nea.

„Äh nein, eigentlich nicht“, gebe ich so lässig wie möglich zurück, während mein Bein in einem ungesunden Winkel in die Luft steht, und meine Arme anfangen von der ungewohnten Belastung zu zittern.

„Du darfst dich auf keinen Fall überanstrengen. Es muss fluffig und leicht sein. Sonst findest du deinen inneren Frieden nicht und das ist schließlich ein zentrales Thema. Hast du ein bisschen Probleme mit Wassereinlagerungen?“ fragt sie mit Blick auf die Dellen an meinem Hintern, die dank der Hose super zur Geltung kommen.

Dieses Miststück! Ich bin innerlich schon so wütend, dass ich ihr am liebsten ins Gesicht sagen möchte, was ich von ihr halte. Aus Vernunftgründen versuche ich mich jedoch zu beherrschen.

„Ja, Wasser, bestimmt“ schnaufe ich in ihre Richtung. Muss ich ihr ja nicht auf die Nase binden, dass es sich realistisch betrachtet, eher um Cellulite handelt. Mit sowas kennt sich Mrs. Perfect sicher nicht aus.

Sie lächelt mich mitfühlend an und erlöst uns von dieser Figur.

Wenn ich dachte, jetzt würde es einfacher hab ich mich entsprechend getäuscht. Der „nach unten schauende Hund“ (ja, genau so ist es wie es klingt), "der Schustersitz“ (aua, meine Knie) und etliche andere Positionen, Atemübungen und Meditationsübungen später bin ich fix und fertig. Meine Haare kleben nass am Kopf, mein Gesicht ist puterrot. Und bildet somit einen schönen Kontrast zum froschgrünen T-Shirt.

Vorsichtig wage ich einen Blick zu Nea. Ja, es ist wie befürchtet. Sie hat allenfalls ein bisschen geschwitzt. Grade so viel, dass man sieht sie hat Sport gemacht. Aber nicht zu viel, so dass es immer noch gut aussieht. Ihre Wangen sind leicht gerötet.

„So, ihr Lieben, die erste Stunde haben wir geschafft. Ihr habt das alle toll gemacht. Ah, und Josefine, bei dir klappt es beim nächsten Mal sicher auch besser.“

Sie lächelt mich etwas abschätzig an.

Dieses Biest! Sie macht es schon wieder. Mich so darstellen, als ob ich es nicht auf die Reihe kriege.

Der werde ich es zeigen. Ab jetzt mach ich jeden Abend Yoga! Wäre doch gelacht, wenn ich das nicht hinbekommen würde.

Endlich richtig angekommen

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