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Kapitel 6

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Als ich einige Tage später mit Nic bei einem Gläschen Wein - für ihn, für mich Schwangerschaftstee- zusammensitze, krame ich wieder meine Liste vor. Henry ist wieder bei seinem Kumpel Steffen. Er hat sich nach der Trennung noch nicht wieder gefangen.

„So, dann lass uns mal mit der Planung anfangen, Josi!“ Glücklich grinsend zieht Nic aus einer mitgebrachten Tasche diverse Hochglanzprospekte für Baby-Ausstattung. Meine Augen fangen unwillkürlich an zu glitzern. Wir blättern in den Seiten und werfen immer mal wieder ein verzücktes „Ooh“ und „Ahh“ und „Guck mal“ ein. Das macht richtig Spaß mit Nic. Mit meiner Freundin Susi wollte ich das grade nicht unbedingt machen, weil sie sich ja insgeheim auch ein Baby wünscht, aber ohne Partner ist das momentan schwierig.

Bei dieser Gelegenheit frage ich Nic schonmal, ob er sich vorstellen kann, das Amt des Paten für unser Böhnchen zu übernehmen. Das habe ich natürlich im Vorfeld mit Henry besprochen.

„Wow! Ja!!!! Sowas von Jaaaaaaa!!!!!!Das ist eine Riesenehre für mich Josi, ehrlich. Du weißt ja, dass ich Kinder liebe und damit macht ihr mich sehr glücklich. Danke!“ Er umarmt mich stürmisch.

Nach einer Weile ist unsere Baby-Liste schon deutlich angewachsen. Neuzugänge sind unter anderem:

 Federwiege (elektrisch betrieben, DAS non-plus-Ultra für Babys Tagschläfchen)

 Baby-Hängematte (unbedingt notwendig, wenn man ein entspanntes Baby möchte. Ähhh, ist das eine rethorische Aussage? Wer will das bitte nicht?)

 Baby-Badewanne mit Ablaufschlauch und Gestell (sonst kriegt man´s ins „Kreuz“ (= schwäbisch für Rücken)

 Babymatratze (nicht irgendeine, sondern eine super duper, extra ergonomisch geformte Matratze, mit gewölbter Form, in der das Baby eine (ich zitiere) „semi-fötale“ Haltung einnimmt und somit an den Mutterleib erinnert wird)

 2 verschiedene Tragetücher (eins zum selbstbinden, ein fertiges, wenn’s pressiert (=schwäbisch für es eilt)

 Mitwachsender Holzhochstuhl mit Einsatz für Neugeborene

 Baby-Wippe (superpraktisch um das Baby von Raum zu Raum zu transportieren, beim Putzen oder so)

 Windelkomplettpaket (genähte Windeln aus Stoff mit Einlagen, ich will ja das richtige tun für Baby und Umwelt!)

Das sind jetzt mal nur die größeren Dinge, Kinderwagen, Babybett usw stand schon drauf.

Um die kleineren Dinge wie Kleidung, kümmere ich mich auf einer Extra-Shopping Tour mit Nic und einer Oma-Einkaufstour mit meiner Mum! Ein Hoch auf die Baby-Vorbereitungen.

„Wow, Josi, schau dir das mal an. Das müssen wir für dich unbedingt auch machen“ unterbricht mich Nic euphorisch, als ich eifrig auf meiner Liste weiterschreibe. Er hält mir begeistert den nächsten Prospekt unter die Nase. Ein Lifestyle-Magazin für werdende Mamas. Der Artikel zeigt einen superschönen Wohnraum voller Ballons in rosa, auf dem Bild daneben ist das gleiche Arrangement in hellblau zu sehen. Mit rosa Federn die in großen Vasen stecken, rosa eingedeckter Esstisch, einer riesengroßen Girlande mit der Aufschrift = Baby-Shower = und einem Tisch voller Geschenke in rosa Papier.

Der Artikel zeigt einen Trend aus den USA, der auch bei uns immer beliebter wird. Vor der Geburt wird eine Babyparty ausgerichtet mit den Freundinnen. Es werden Baby-Breie durchprobiert und man muss die Sorte erraten. Eine Puppe wird angekleidet inkl. Windel, der schnellere gewinnt.

Das klingt nach viel Spaß!!!

„Das will ich unbedingt Nic, das ist ja super! Würdest du das denn organisieren wollen?“

„Ja klar, gerne. Gib mir einfach eine Liste mit den Kontaktdaten der Mädels, die du gerne dabeihaben möchtest. Den Rest erledige ich für dich.“

Ich finde dieses ganze Baby-Thema schon jetzt sowas von Spitze!

Henry findet die Liste mit den Anschaffungen die ja zweifelsohne unbedingt!! Notwendig sind, um unser Böhnchen auch nur annähernd artgerecht großzuziehen, gar nicht so spitze.

Es ist sonntags, wir frühstücken wie immer wenn es die Zeit zulässt ganz gemütlich.

Er hat die Liste in den Händen und sieht zu mir hoch.

„Was sind das da alles für Dinge, das braucht doch niemand. Ernsthaft Josi! Ergonomische Matratze mit vorgeformter Wölbung? Kann Böhnchen nicht auf einer normalen Matratze liegen wie alle anderen auch?"

"Nein“, erwidere ich trotzig. Oh, man diese Hormone. So sieht sicher keine zielführende Gesprächsstrategie aus.

„Wir brauchen diese Matratze! Ich will sie unbedingt. Das ist das non-plus Ultra.“

„Non-plus-Ultra, verstehe. Schatz, wie wäre es, wenn wir uns einfach mal in Ruhe im Fachgeschäft dazu beraten lassen und dann entscheiden? Vielleicht magst du einfach einen Beratungstermin ausmachen und wir fahren mal samstags zusammen hin?“

„Ja gut, du wirst sehen, dass sie das auch ganz bestimmt empfehlen“, gebe ich jetzt etwas versöhnlicher zurück.

Als wir grade fertig mit frühstücken sind und uns aufs Sofa kuscheln wollen, klingelt es. Wir sind eigentlich sonntags ganz gerne zuhause und entspannen.

Und wir haben eigentlich für heute keine Verabredung.

Ich öffne und vor der Haustüre steht meine Mum mit den Händen voller Einkaufstaschen. Sie strahlt mich an.

„Hallo Josi-Kind, darf ich reinkommen?“

„Ähh, ja klar, Mum komm rein. Was hast du denn da alles dabei, soll ich dir was abnehmen?“

Aber meine Mum hat sich schon alle Tüten unter den Arm geklemmt, bevor ich ihr etwas abnehmen kann und läuft schnaufend voraus ins Wohnzimmer.

Sie nimmt sich kaum Zeit Henry zu begrüßen, der auf dem Sessel liegt, mit seinem Handy in der Hand. Ich hoffe, dass er Recherchen zum Thema Baby-Ausstattung betreibt.

Voller Begeisterung fängt meine Mutter an die ersten Einkaufstaschen auszuräumen.

„Schau mal, ist DAS nicht zuckersüß!“, quietscht sie und hält einen klitzekleinen, zugegeben sehr goldigen Strampler, in die Höhe. Er ist in zartem gelb, total flauschig. Vorne drauf prangt ein Teddy-Kopf, einer großen deutschen bekannten Marke. Qualität aus Deutschland ohne Frage.

Dem kleinen Strampler folgen noch klitzekleine Jeanshosen, zwei Jäckchen in mint mit kleinen weißen Sternen aufgedruckt, sowie eine wundervolle Babydecke in zartem pastelligem Grün.

Ich fahre mir durch die ungekämmten Haare und linse zu Henry. Er guckt einigermaßen unbegeistert hinter seinem Handy vor, offensichtlich nicht bereit, die Begeisterung meiner Mutter zu teilen, geschweige denn, sich ihr gegenüber ähnlich begeistert zu geben.

„Mum, wo kommt das denn alles her? Wir wollten doch zusammen in Ruhe nach Stuttgart zum Shoppen?“, grätsche ich schnell dazwischen, bevor Henry was falsches sagt.

„Ja, ja unbedingt gehen wir zwei Mädels noch für mein erstes Enkele shoppen, Josi, das darfst du mir glauben. Aber ich war in diesem goldigen kleinen Lädle für Babyausstattung. Und die Verkäuferin war so nett und kannte sich so toll aus, da konnte ich nicht widerstehen. Und ich sag mal so, alles was ihr nicht kaufen müsst, ist doch eine Erleichterung, gell?“ Sie dreht sich zu uns um und wartet mit zufriedener Miene auf Bestätigung.

„Babys brauchen fast nix Paula“, grummelt Henry hinter seinem Handy vor. „Ein Bettchen, eine Babyschale und ein paar Windeln, das sollte im Großen und Ganzen fast genügen.“

Meine Mum schaut Henry mit großen Augen fassungslos an.

„Ist das dein Ernst? Kleidung braucht man eine ganze Menge Henry. Glaube mir. Wir haben schon ein Kind großgezogen. Und ich bin der Meinung man kann nicht früh genug damit anfangen alles zusammen zu tragen. Dann hat man nachher nicht so viel Stress.“

Und schon beugt sich meine Mutter über die nächste Tasche. Offensichtlich will sie sich die Freude nicht durch Henrys pragmatische Art nehmen lassen.

Triumphierend hält sie einen, gefühlt riesengroßen Activity – Würfel, aus Bioholz in Naturfarben, in die Luft.

„Das, also das, ist das allerbeste für Babys!“, stellt sie uns das Ungetüm vor. „Damit trainieren sie die Motorik, die Koordination und das Sortieren.“

„Wozu muss das Baby sortieren können?“, kommt es genervt von Henry aus dem Sessel.

„Henry“, meine Mum spricht jetzt mit ihm wie mit einem kleinen, trotzigen Kind, „natürlich kann das Baby am Anfang noch nichts sortieren. Aber ruckzuck hat es das Alter erreicht, in dem es das kann. Und dann müsst ihr nicht erst los und etwas passendes kaufen, weil Oma schon alles besorgt hat.“

Und damit wendet sie sich der nächsten Tasche zu.

Nach gefühlten zwei Stunden macht sich meine Mum auf den Heimweg und Henry und ich schleppen alles was sie mitgebracht hat, ins zukünftige Kinderzimmer. Hier steht noch nichts drin, daher hat der ganze Kram ausreichend Platz.

„Sag mal, Josi, warum hast du deiner Mutter nicht gesagt, dass wir nicht so viel Zeug wollen? Ich denke wir haben uns darauf geeinigt nur das nötigste zu kaufen?“

„Du hast das gesagt!“, gehe ich sofort in die Offensive. Ich meine es ist nicht so, dass Henry unrecht hat. Ein Baby braucht nicht viel außer Liebe, Zuneigung und ja gut ok, Milch natürlich auch. Aber, jetzt da ich gesehen habe, was für tolle Sachen meine Mum geholt hat, will ich die nicht wieder hergeben. Und ich will ja auch noch ein paar Dinge besorgen.

„Schatz“ ändere ich die Taktik, „wir brauchen doch eh ein paar Dinge. Und wenn meine Mum jetzt halt schon Sachen besorgt hat, die wir nicht brauchen können, wir sie ja immer noch weiterverkaufen.“

Der Schwabe in Henry ist besänftigt.

Endlich richtig angekommen

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