Читать книгу Endlich richtig angekommen - Corinna Friedel - Страница 7
Kapitel 5
ОглавлениеAm nächsten Morgen bei der Arbeit, unterbreche ich meinen Bericht über ein Oldtimer Treffen in Stuttgart, als meine Kollegin Susi etwas verspätet ins Büro kommt. Sie schält sich aus ihrem dicken schwarzen Wintermantel. Der Februar hat Vollgas gegeben und es ist wirklich eisig draußen. Susi reibt sich die kalten Hände und kommt an meinen Schreibtisch.
„Hast du Lust heute mit Jette und mir einen trinken zu gehen? Wir wollten mal wieder Mädelsabend mit Cocktails machen.“
Susi ist seit zwei Jahren Single und hat genug von Männern. Sie genießt lieber das Leben. Ich überlege schnell was ich als Ausrede bringen könnte, ohne das es auffällt.
Da habe ich allerdings die Rechnung ohne Susi gemacht. Sie schnappt mich am Arm, zieht mich in unsere Teeküche und schließt die Tür.
„Josi, willst du es mir nicht endlich sagen? Dass du ein Baby bekommst. Stimmt doch, oder?“ Sie mustert mich.
„Äh ja, aber wie kommst du denn darauf?“, gebe ich zurück.
„Naja, du strahlst seit einigen Wochen so von innen heraus, außerdem bist du oft in Gedanken und um ehrlich zu sein, sieht man schon ein ganz winziges bisschen Babybauch“, antwortet sie lächelnd.
Unwillkürlich streiche ich mit der Hand über meinen Bauch. Und tatsächlich eine kleine Wölbung kann ich fühlen.
„Also, wenn du es eh schon weißt, dann muss ich ja nichts mehr groß sagen. Ich wollte eigentlich noch zwei Wochen warten, weißt du, dann ist die kritische Phase sicher um. Aber du behältst es noch für dich, gell?“.
„Ja sicher, ich freu mich für euch.“ Susi umarmt mich und seufzt. „Ich wünsche mir auch so sehr so einen tollen Partner, wie du ihn hast. Einfach meinen sicheren Hafen mit dem ich eine Familie gründen kann. Aber irgendwie sind nur Idioten auf dem Markt“, beklagt sich Susi.
„Ich bin fest davon überzeugt, dass irgendwo auch dein Traumprinz auf dich wartet, Susi. Du bist so ein toller Mensch, da kommt ganz sicher bald der richtige.“
„Lieb von dir Josi. Lass dich nochmal drücken, du hast dieses Glück wirklich verdient.“
Am Abend sitzen Henry und ich nach dem Abendessen – Gelberüben (schwäbisch für Karotten)-Steckrübeneintopf)- bei einer Tasse Schwangerschaftstee im Wohnzimmer. Henry trinkt den Tee der Einfachheit halber mit, da ich immer eine ganze Kanne aufsetze. Und außerdem sagt man ja „wir“ sind schwanger. Was sich ein bisschen an seinem Bäuchlein widerspiegelt. Offensichtlich ist da also was Wahres dran. Mich stört es aber gar nicht.
„Du Henry, es ist jetzt ganz dolle wichtig, dass du eine frühe Bindung zum Baby aufnimmst. Am besten gelingt das laut Experten, wenn du deine Hand auf meinen Bauch legst und unserem Böhnchen etwas erzählst, oder eine Geschichte vorliest.“
„Das war ein netter Versuch Josi, haha, ja wirklich lustig“! Henry prustet los und kriegt sich fast nicht mehr ein.
Ich merke, wie ich innerlich anfange wütend zu werden. Oh man, meine Emotionen habe ich seit der Schwangerschaft echt nicht mehr gut im Griff.
„Warum lachst du denn so blöd?“, ereifere ich mich, „das ist mein voller Ernst!“. Beleidigt wende ich mich ab.
„Unser Böhnchen hört mich doch auch wenn wir uns unterhalten“, kommt es in versöhnlichem Ton von Henry zurück. „Du bist zurzeit wirklich sehr empfindlich Josi. Man kann es dir nicht recht machen“.
ICH HASSE DIESEN SATZ! Natürlich könnte man - oder in diesem Fall Mann - es mir recht machen, wenn man es richtig machen würde und die Sache ernst nehmen würde.
Ich probiere es nochmal und versuche nicht allzu sauer zu klingen, sonst kommt man bei Henry nicht weiter.
„Schau, es ist doch so, wenn wir uns unterhalten, ist deine Aufmerksamkeit ja nicht bei Böhnchen. Wenn du aber direkt mit ihr sprichst und den Bauch streichelst, dann fühlt sie das. Biiiitttttteeeee!“ Ich schaue in mit großen Augen an.
„Gut, gut, von mir aus. Aber ich komme mir irgendwie blöd dabei vor.“ Er legt seine Hand auf meinen Bauch und schaut ihn unsicher an.
„Hallo! Ich bin`s. Ich hoffe du kannst mich hören. Wie geht`s denn so?“ Henry begleitet die Worte mit hektischen Reibebewegungen der Bauchdecke.
Alles gut, Böhnchen, spreche ich ihr in Gedanken Mut zu. Das ist dein Papa, das werden wir nochmal üben in der nächsten Zeit.
Seufzend schiebe ich seine Hand weg und ziehe meinen Pulli wieder runter.
„Komm, lass uns lieber an der - Baby-Was wird alles benötigt Liste - weiterarbeiten“, sage ich grinsend zu Henry. Erwartungsgemäß schaut er mich so gottergeben an, dass ich lachend die Liste wieder weglege.
Wir haben dann wider Erwarten noch einen ganz kuscheligen Abend….