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[30]5 Verarbeitung von Belastung

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Einsatzkräfte sind häufig mit psychisch belastenden Situationen konfrontiert. Nach solch einer Situation ist das AVS noch eine gewisse Zeit aktiv, abhängig davon, wie bedrohlich die Situation erlebt wurde. Während dieser Überregungsphase kommt es häufig zu Problemen beim Ein- und Durchschlafen und allgemeiner Unruhe, gelegentlich auch zu Gefühlsschwankungen, Weinkrämpfen oder Aggressivität.

Erlebt jemand außergewöhnlich bedrohliche Situationen, müssen die Eindrücke in Ruhe verarbeitet werden. Die Verarbeitung erfolgt zu einem Teil dadurch, dass die Geschehnisse im Gedächtnis in einen Rahmen einsortiert werden müssen, der Orientierung gibt. Das heißt, es muss verstanden und abgespeichert werden, was wann, wo und wie genau passiert ist. Diese »Integration des Geschehenen« gehört zum normalen Verarbeitungsprozess und erfolgt dadurch, dass die Erinnerungen immer wieder gedanklich durchgearbeitet werden. Das kann auch durch wiederkehrende Erinnerungen, zum Beispiel in Form von Flashbacks, Intrusionen oder Alpträumen geschehen. Diese Gefühle werden naturgemäß als unangenehm erlebt, gehören aber zu einem gewissen Grad zum gesunden Verarbeitungsprozess dazu. Diese Verarbeitung geschieht in Ruhepausen, die ein Mensch nach dem Stresserleben braucht. Wird jemand zu häufig mit stressauslösenden Situationen konfrontiert, können diese zu einer dauerhaften Überregung führen. Hier zeigt sich auch das Problem des kumulierten Stresses, dem Einsatzkräfte häufig ausgesetzt sind.

[31]Obwohl es sich um normale Reaktionen auf unnormale Situation handelt, erleben viele Menschen diese verständlicherweise als bedrohlich. Es entsteht das Gefühl, nicht normal zu sein, gar verrückt zu werden oder nach einer traumatischen Erfahrung nie wieder ein normales Leben führen zu können. Häufig besteht dann zusätzlich die Angst, der eigenen Existenzgrundlage beraubt zu werden, etwa durch Arbeitsunfähigkeit. Oft entsteht das falsche Gefühl, diesen Belastungen hilflos ausgesetzt zu sein. Wie im vorherigen Kapitel gezeigt, löst besonders das Gefühl der Hilflosigkeit eine starke Reaktion des AVS und damit gleichzeitig hohen Stress aus. So kann es vorkommen, dass durch einen externen Reiz ausgelöstes Stressempfinden verstärkt durch das Gefühl der Hilflosigkeit noch stärkeren Stress verursacht und es folglich zu einem Teufelskreis kommt. Daher ist es für Einsatzkräfte wichtig, mit der grundlegenden Arbeitsweise des AVS vertraut zu sein, wodurch die eigenen Reaktionen besser eingeschätzt werden können. Durch das Selbstverständnis einer Person, dass ihre Reaktionen normale Verhaltensweisen auf eine außergewöhnliche Situation sind, kann das Risiko einer gravierenden Störung vermindert werden.

Krisenintervention

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