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[5]1 Einleitung

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Einsatzkräfte der Feuerwehr und anderer Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) sind in ihrem Alltag häufig mit besonderen Situationen konfrontiert: Verkehrsunfälle, Wohnungsbrände, Suizide. Die Liste an möglicherweise psychisch belastenden Einsatzsituationen ist lang. Doch eins haben alle gemeinsam: An die Feuerwehrangehörigen werden höchste Ansprüche gestellt, Menschenleben zu retten und Gefahren abzuwenden.

Jeder entwickelt eigene Möglichkeiten, mit Stress und anderen Belastungen umzugehen. In den meisten Fällen reichen die eigenen Ressourcen auch aus, um die psychischen Folgen eines Einsatzes gut verarbeiten zu können. Allerdings gibt es Szenarien, die die Bewältigungsmöglichkeiten des Einzelnen übersteigen können. Die Zahl der Hilfsangebote, etwa durch PSNV- und Kriseninterventionsteams, haben in den letzten Jahren zugenommen und das Bewusstsein für psychische Belastungen ist bei den Feuerwehrangehörigen gestiegen. Trotzdem gibt es noch viel Verbesserungspotenzial auf Seiten der Feuerwehren. Denn auch ohne psychologische Ausbildung kann jeder Einzelne viel dafür tun, seine eigene und die psychische Gesundheit seiner Kollegen und Kameraden zu erhalten und zu schützen.

Mittlerweile ist es wissenschaftlich anerkannt, dass die physische und psychische Gesundheit eine untrennbare Einheit bilden. Diese Verbundenheit sollte deshalb zwingend beim Gesundheitsschutz beachtet werden. Verantwortlich sind da[6]bei sowohl die Organisation als auch jeder Einzelne, die Einsatzfähigkeit der Mitglieder aufrecht zu erhalten. Die Verpflichtung der Organisation zum Gesundheitsschutz und damit zum Erhalt der Einsatzfähigkeit, ergibt sich aus den Arbeitsschutzbestimmungen und der Fürsorgepflicht als Arbeitgeber bzw. Dienstherr. Die Verpflichtung des Einzelnen ergibt sich dabei aus seiner Verantwortung für sich selbst und seine Familie sowie gegenüber dem Team, in dem er Mitglied ist.

Ziel dieses Roten Heftes ist es, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie auch durch einfache Maßnahmen Schritt für Schritt die Widerstandsfähigkeit der Feuerwehrangehörigen gegen psychische Belastungen erhöht werden kann. Dabei handelt es sich keineswegs um ein Lehrbuch für die Ausbildung zur PSNV-Fachkraft, es kann und soll diese auch nicht ersetzen, sondern richtet sich vielmehr an interessierte Einsatz- und Führungskräfte.

Führungs- und Leitungskräfte finden in diesem Heft Hinweise darauf, wie sie die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter schützen und dadurch die Organisation stärken können. Die meisten aufgelisteten Hinweise sind einfach und kostengünstig umzusetzen und können sowohl kurzfristig für Verbesserung sorgen als auch langfristig eine Kultur schaffen, in der offen über Stress und Belastungen gesprochen werden kann und in der Einsatzkräften ermöglicht wird, den besonderen Herausforderungen ihrer Arbeit gerecht zu werden. Gleichzeitig richtet sich das Heft auch an alle Einsatzkräfte, die sich für das Thema interessieren und durch das zusätzliche Wissen ihre eigenen Reaktionen verstehen und lernen wollen, besser mit psychischer Belastung umzugehen. Auch zum eigenen Umgang mit den Belastungen, die durch [7]die tägliche Konfrontation mit Unglück und Leid entstehen, finden sich Hinweise in den folgenden Kapiteln.

Das Heft richtet sich gleichermaßen an Mitglieder von Freiwilligen Feuerwehren, Werkfeuerwehren und Berufsfeuerwehren. Die grundsätzlichen Belastungen und die daraus resultierenden Folgen sind bei allen Einsatzkräften gleich. Unterschiedlich sind natürlich die Arbeitsbedingungen und die damit verbundenen Herausforderungen: Berufsfeuerwehrbeamte arbeiten im Schichtdienst und mit einer meist höheren Einsatzfrequenz als Freiwillige, diese werden aber bei jedem Alarm aus ihrem Alltag gerissen und müssen zusätzlich zu ihrem Dienst in der Feuerwehr ihrem normalen Beruf nachgehen. Vereinzelt sind Hinweise in diesem Buch nur für einzelne Gruppen geeignet und umsetzbar, der Großteil ist aber für alle Beteiligten relevant. Die Begriffe »Mitarbeitende«, »Kameraden« und »Mitglieder« werden deshalb synonym verwendet. Im Allgemeinen beschreibt die »Organisation« die entsprechende Feuerwehr. Viele Aspekte sind aber auch für die Umsetzung in anderen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben geeignet, deren Einsatzkräfte mit ähnlichen Belastungen konfrontiert sind, schließlich funktioniert deren Stresssystem nicht anders. Die genannten Beispiele orientieren sich aber an Szenarien aus dem Feuerwehralltag. Zum Schluss noch ein Hinweis: Mit dem Text sind explizit alle Leserinnen und Leser gleichermaßen, egal ob männlich, weiblich oder divers, angesprochen. Zur Vereinfachung des Textes werden im Folgenden die Begrifflichkeit nicht differenziert.

Krisenintervention

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