Читать книгу Leichte Sprache - Cristina Morales - Страница 7

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Keine Ahnung, ob ich im totalitären Staat weniger schlecht dran war, aber zum Teufel mit diesem totalitären Markt, sagt meine Cousine, die während der Sitzung der PAH losgeheult hat, als sie erfuhr, dass sie mindestens 1025 Euro pro Monat verdienen muss, um eine Sozialwohnung zu bekommen. Weine nicht, Marga, sage ich und reiche ihr ein Taschentuch. Du solltest dich damit trösten, dass der Markt jetzt einen weiblichen Namen hat: Der Supermarkt Mercadona, ein totalitärer Ort, wo die Überwachungskameras nicht in den Gängen, sondern über den Köpfen der Angestellten hängen, und darum können wir das Deo und die Binden mitgehen lassen und sogar Kondome aus den Kartons holen, die diese piepsenden Aufkleber haben, und sie uns in die Taschen stecken. Ich sage Margarita immer, sie soll mal zur Menstruationstasse wechseln, dann müsste sie keine Binden und Tampons mehr klauen und hätte in den Taschen mehr Platz für anderes Zeug, für Honig zum Beispiel oder den sauteuren ColaCao. Sie sagt, die Menstruationstasse kostet dreißig Euro, und dass sie keine dreißig Euro hat und dass es die Tasse nicht im Supermarkt gibt, sondern in der Apotheke, und in Apotheken ist es total schwierig zu klauen, denn da sind die Kameras ja auf die Kunden gerichtet und die Tür klingelt jedes Mal, wenn jemand rein- oder rausgeht. Ich habe versucht, einer Freundin zum Geburtstag eine Menstruationstasse zu klauen, aber ich hab keine gefunden, nicht mal im Corte Inglés, und bei Apotheken hab ich Hemmungen. Aber wie wäre es mit einer Apotheke, wo der Apotheker schon ganz alt ist, und zwar nachts, beim Notdienst? Du solltest aufhören, Kondome zu klauen, und die Pille nehmen, sagt sie, denn bis du endlich die vierzig Plastikhüllen der Schachtel offen hast – unauffällig geht anders. Vergiss es, sich mit Hormonen vollstopfen, systematisch unter Drogen setzen lassen, nur um dem Macho den Spaß zu gönnen, ihn nicht rausziehen zu müssen. Und die Pille hat ja wohl einen Scheiß mit Emanzipation zu tun. Die Dermatologen verschreiben sie, damit die Mädchen ihre Pickel loswerden, denn die Pubertätsakne ist natürlich eine Krankheit, klar, aber es geht nicht darum, mehr oder weniger hübsch zu sein, oh nein, und auch nicht darum, als Gefäß für den Samen herzuhalten. Es geht doch um die Gesundheit unserer Jugend, das will mir nicht in den Kopf. Man kann ohne Kondome nicht promiskuitiv sein, Marga, schon wegen der sexuell übertragbaren Krankheiten, schon darum nicht. Ach, das sind jetzt also Krankheiten, ja?, antwortet sie. Etwa nicht?, antworte ich. Aber Aids gibt es gar nicht, Nati, was erzählst du denn da. Nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung. In Spanien haben wir mehr Selbstmorde pro Jahr als Aids-Diagnosen. Aber ich fick ja nicht mit Spaniern, Marga, das sind nämlich alles Faschisten. Fuck, Nati, du bist echt reaktionärer als eine Reliquienmonstranz. Und du bist ein Hippie, schneid dir doch mal diese Zotteln ab.

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