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Das Credo von Michail Lomonossow

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Der Begründer der Moskauer Staats-Universität, Michail Lomonossow (1711–1765), verfasste die folgenden edlen Zeilen unmittelbar vor seinem Tode:

Wenn unser schönes und weiträumiges Land/von Unglück heimgesucht wird,/dann ist die Zeit,/dass Russland/eine tapfere, intelligente Jugend hervorbringt, meine Nachkommen,/die den Fußspuren folgen, die ich hinterließ.1

Als ich 1974 meine erste Reise nach Russland vorbereitete, stellten viele Menschen in Japan meine Entscheidung dazu in Frage. „Warum reist ein buddhistischer Pädagoge in eine Nation, deren Ideologie die Religion zurückweist?“, fragten sie. Meine Antwort war, ich führe dorthin, „weil Menschen dort leben“. Heutzutage ist es in einer post-ideologischen Welt noch wichtiger, dass unser Fokus auf Menschen und auf den rechten Lebensweg gerichtet bleibt. Wie es der große, zeitgenössische russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn so beredt ausgedrückt hat:

„Die Staatsordnung ist zweitrangig gegenüber der Atmosphäre der menschlichen Beziehungen. Wenn die Menschen im Wohlstand leben, tolerieren sie jede intakte Staatsordnung. Wo Gereiztheit und Eigennutz vorherrschen, wird auch die freiheitlichste Demokratie unerträglich. Wenn Rechtlichkeit und Ehrenhaftigkeit fehlen, zeigt sich dies in jeder Staatsordnung.“2

Menschen sind der Anfang und das Ende all unserer Anliegen. Doch wie auch Tolstoi erkannte, bleiben die Menschen das größte Geheimnis. Seit undenklichen Zeiten hat die Frage, was es heißt, ein Mensch zu sein, das ausdauerndste und tiefste Denken beansprucht. Doch auch nach Jahrtausenden des Nachdenkens über diese Frage entzieht sich uns die Antwort. Wir wissen, dass beispielsweise menschliches Glück nicht allein in wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Begriffen gemessen werden kann. Auch bemerken die meisten von uns, dass das große geistige Erbe, das uns die Vergangenheit hinterlassen hat, womöglich nicht so benutzt wird, wie es die heutige Gesellschaft tun sollte. Im späten 19. Jahrhundert schienen wir von einer dicken und dunklen Wolke so verhüllt zu sein, dass jedes Licht, welches in der Lage gewesen wäre, die conditio humana zu erhellen, tatsächlich von einer sehr hellen inneren Quelle hätte herrühren müssen.

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