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Ein humanistischer Wettbewerb
ОглавлениеIn unserem Streben nach globaler Einheit wird der Bildungs- und Kulturaustausch über die Grenzen von Religion, Rasse und Nationalität hinweg immer wichtiger. Wettbewerb, einmal konstruktiv betrachtet, regt den Fortschritt an. Daher lässt sich meiner Meinung nach die Einheit der Welt und der Frieden am besten erreichen, wenn alle Nationen auf jenen Gebieten miteinander wetteifern, die wahrhaftig Charakter ausbilden. Anstatt sich in den Wettbewerb zu stürzen, wer die größte militärische Stärke hat, sollten die Länder beispielsweise darin wetteifern, starke „Weltbürger“ hervorzubringen.
Der Gründer und erste Präsident von Soka Gakkai, Tsunesaburo Makiguchi (1871–1944), bekämpfte den Militarismus Japans und starb im Alter von 73 Jahren im Gefängnis. Er begann seine Arbeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts und bestand darauf, dass die menschliche Rasse sich nicht länger in militärischem, politischem und wirtschaftlichem Wettbewerb verstricken, sondern stattdessen ein Klima fördern sollte, in dem die Gesellschaften um den Humanismus wetteifern. Ich hoffe, dass die Studenten der Moskauer Universität einmal zu Vorkämpfern in diesem humanistischen Wettbewerb des 21. Jahrhunderts werden.
In dieser Rede habe ich mich auf buddhistische Weisheit bezogen und auf die Werke von Tolstoi, als ich die Art und Weise skizzierte, auf die wir die Meisterung des Selbst erlangen können. Es liegt nun an uns, in Zukunft das Chaos in Harmonie zu verwandeln. Religion, Philosophie, Kultur und Politik müssen sich allesamt auf diesen Versuch konzentrieren. Ich hoffe, alle Menschen mit ähnlichen Überzeugungen werden ihre Kräfte mit mir vereinen – auf unserer gemeinsamen Reise auf dieser Straße der Erneuerung.
Ich möchte mit einem schönen Gedicht aus Russland schließen, dem Land der Dichtung:
Am offenen Himmel sei mutig!/In der Freude erwache zu deiner Mission./Sieh! Der Sonne Strahlen/färben den Himmel einen Augenblick golden/und sind im nächsten verborgen in Wolkenfetzen./Der Silbermond gleitet,/die Schönheit des Frühlings schießt auf in den Wiesen./Die Rosenknospe schwillt,/ein klarer Strom fließt im Tal./Die Trauben scheinen auf dem Hügel,/und goldener Weizen wogt auf den Feldern./In der Stille ist das Seufzen des Windes Atem./Das alles ist dein./Mit Freuden pflücke die Blumen des Lebens./Friedlich nimm an den Segen des Himmels./Unsere Welt ist kein Jammertal./Mein Freund! Sei glücklich!/Verliere nicht deinen Weg./Vergiss nie den Quell der täglichen Vergnügen des Lebens./Respektiere Wahrheit und Gesetz./Tue anderen Gutes./Dann wirst du alle Unbeständigkeit hinter dir lassen, ohne Furcht,/und dann, im Dunkeln wirst du der Dämmerung vertrauen.“13
Dieses Puschkin zugeschriebene Gedicht versichert uns: Je tiefer die Dunkelheit, desto näher ist die Dämmerung. Solange die Hoffnung existiert, wird das Glück scheinen. Gemeinsam wollen wir voll Zuversicht und Hoffnung dem Heraufziehen einer neuen Zivilisation entgegensehen.
∗ Rede Daisaku Ikedas an der Lomonossow-Universität, Moskau, Russland, 17. Mai 1994.