Читать книгу Macht euch die Erde untertan - Daniel Headrick - Страница 11
Vom Erectus zum Neandertaler
ОглавлениеVor rund 600 000 Jahren oder mehr trat ein neues Wesen in Afrika auf, der Homo heidelbergensis, vielleicht ein Nachkomme des afrikanischen Erectus. Sein etwa 1200 Kubikzentimeter großes Gehirn ähnelte sehr dem des Homo sapiens. Auch er wanderte aus Afrika aus und erreichte Europa vor einer halben Million Jahren. Die meisten Anthropologen halten ihn für den Vorfahren des Homo neanderthalensis (in Europa und dem Nahen Osten) und des Homo sapiens (in Afrika).15
Bis zu ihrem Verschwinden vor 28 000 Jahren bewohnten die Neandertaler Europa und den Großteil des Nahen Ostens. Sie waren klein (durchschnittlich 1,67 Meter), gedrungen und hatten einen breiten Brustkasten. Im Durchschnitt wogen sie 76 Kilo, deutlich mehr als die meisten Menschen vor dem 20. Jahrhundert.16 Ihre Knochen waren schwerer als die der modernen Menschen und stützten kräftige Muskeln. Mit 1300 Kubikzentimetern war ihr Gehirn größer als das moderner Menschen. Ihre Gene und Vokaltrakte deuten darauf hin, dass sie mehr Laute artikulieren konnten als alle früheren Hominiden, doch wir wissen nicht, ob sie einen Wortschatz besaßen. Sie waren nicht die Trottel, die in Cartoons dargestellt werden, sondern Menschen wie wir, allerdings gebaut wie Gewichtheber.
Der Grund für ihren gedrungenen, muskulösen Körperbau war, dass sie sich während der eurasischen Eiszeit entwickelten, als die Temperaturen viel niedriger lagen als heute. Sie sind ein Fall erfolgreicher biologischer Evolution, obwohl sie sich wahrscheinlich auch in Tierfelle hüllten, um sich warm zu halten. Sie stellten verschiedene Werkzeuge aus Feuerstein wie Speerspitzen und gebogene Schabmesser her, die sich über 5000 Generationen kaum veränderten.
Im Unterschied zum späteren Homo sapiens waren die Neandertaler Großwildjäger. Ihre muskulösen Körper brauchten in der Kälte 5000 Kalorien am Tag. Die Analyse ihrer Zähne zeigt, dass sie sich vorwiegend von Fleisch ernährten. Um genug davon zu bekommen, waren sie ständig auf der Jagd. Mit Speeren und Keulen attackierten sie große Tiere aus der Nähe, etwa Waldelefanten, Hirsche, Wildschweine und Bären. Das war ein gefährliches Leben, wie man an den Knochenbrüchen bei vielen ihrer Skelette sieht. Doch sie pflegten die Verwundeten, Behinderten und Alten. Sie begruben ihre Toten. Alle ihre Lagerplätze zeigen Zeichen von Feuer, sogar steinerne Feuerstellen. Im Winter zogen sie sich in Höhlen und zwischen Felsen zurück. Kurzum, sie waren Spezialisten für eine Eiszeit.17