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Homo sapiens

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Die frühesten bekannten Überreste des Homo sapiens, die vor Kurzem in Marokko entdeckt wurden, sind zwischen 300 000 und 350 000 Jahre alt.18 Andere in Äthiopien entdeckte Überreste sind rund 195 000 Jahre alt. Die Analyse der mitochondrialen DNA zeigt, dass alle Menschen ihre Abstammung auf eine einzige Frau zurückführen können, die vor 200 000–95 000 Jahren lebte. In ähnlicher Weise zeigen jüngste Analysen der Y-Chromosomen, die von Vätern an Söhne vererbt werden, einen frühen männlichen Vorfahren vor rund 200 000 Jahren. Diese Schätzungen werden durch die Verbesserung der Genanalyse mit Sicherheit genauer werden.19

Eine viel diskutierte Frage ist, ob die frühesten Vertreter des Homo sapiens nur anatomisch oder auch in Verhalten und Intellekt den heutigen Menschen ähnelten, und wenn ja, ab wann sie modernes Verhalten und symbolisches Denken entwickelten. Bis vor Kurzem assoziierten Archäologen modernes Verhalten mit den Höhlenmalereien und anderen in Europa gefundenen symbolischen Artefakten, die etwa 40 000 Jahre alt sind. Diese Funde führten Wissenschaftler zu der Auffassung, damals habe in Europa ein dramatischer Zuwachs an Intelligenz, Kreativität und Kultur stattgefunden, doch dies ist inzwischen dank neuer archäologischer Spuren widerlegt, nach denen der Übergang zu modernem Verhalten und symbolischem Denken weit früher als irgendwo sonst in Afrika begann.20

Während einer kalten und trockenen Periode, die vor etwa 195 000 Jahren begann und vor 90 000 Jahren endete, fand eine kleine Zahl des Homo sapiens, vielleicht nur ein paar Hundert, Zuflucht in Höhlen an der Küste Südafrikas. Ausgrabungen am Pinnacle Point zeigen Spuren menschlicher Behausungen, die vor 164 000 Jahren beginnen und bis vor 35 000 Jahren andauern. Die Bewohner dieser Höhlen überlebten, indem sie Muscheln wie auch gestrandete Wale und Seehunde aßen. Wahrscheinlich sammelten sie auch Knollen. Sie befestigten Steinspitzen mit Harz und anderen klebrigen Substanzen an Speeren, dies sind die ältesten bekannten zusammengesetzten Werkzeuge. Zur Vorbereitung von Steinen erhitzten sie sie im Feuer, eine Technik, die in Pinnacle Point schon vor 164 000 Jahren und dann regelmäßig ab 72 000 Jahren angewandt wurde.21

Die Menschen, die vor 100 000 Jahren in der Blombos-Höhle lebten, stampften und zerrieben roten Ocker und Abaloneschalen und vermischten das Pulver dann mit Knochenmark und Holzkohle, vielleicht um sich zu bemalen. Diese Objekte, die keinen unmittelbaren praktischen Zweck erfüllten, deuten auf eine höhere Stufe symbolischen Denkens hin.22

Weitere Spuren, die auf modernes Bewusstsein hinweisen, wie perforierte Muscheln, die wahrscheinlich als Kette getragen wurden, sind in Südafrika, Algerien, Marokko und Israel gefunden worden und vielleicht bis zu 135 000 Jahre alt, sicher aber 70 000–80 000 Jahre. Praktischere Objekte wie Speerspitzen, die an Holzstäben befestigt werden sollten, und bewusst dekorierte Eierschalen von Straußen sind ebenfalls in Südafrika gefunden worden.23 Gezackte Harpunenspitzen aus der Demokratischen Republik Kongo sind 80 000 Jahre alt. Der Homo sapiens tötete auch Zebras und Wüstenwarzenschweine, deren Jagd vorher zu gefährlich war. Diese Objekte und Verhaltensweisen zeigen eine Verfeinerung, die bei früheren Hominiden unbekannt ist.24

Dennoch führten diese Fortschritte nicht direkt zum Erblühen neuer Kulturen, weil die damaligen Menschen so wenige und so weit zerstreut waren. Der Archäologe Chris Stringer erklärt: „Es ist, als habe die Flamme der Modernität unregelmäßig gebrannt und sei wiederholt aufgeflackert und dann wieder kleiner geworden. Der größte Teil moderner Merkmale verfestigt sich erst viel später, kurz vor dem endgültigen Aufbruch der Menschheit aus Afrika vor rund 55 000 Jahren.“25

Macht euch die Erde untertan

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