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TRENNUNGSGESPRÄCH AM NEUNTEN HOCHZEITSTAG

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»Mir ist eben übrigens eingefallen, dass meine Exfrau und ich heute unseren neunten Hochzeitstag gefeiert hätten«, sagt Manu und wir müssen beide schmunzeln. »Und?«, frage ich nach. »Denkst du gerne an eure Hochzeit zurück?« Seine Exfrau befindet sich mit ihrer gemeinsamen Tochter gerade im Urlaub.

Manu nickt. »Unsere Hochzeit war wunderschön, genauso wie es auch in unserer Ehe wunderschöne Momente gab. Aber eben auch unschöne Zeiten.«

Ich habe mich schon lange gefragt, in welcher Gefühlslage er diese Mail an seine vielen Freunde geschrieben hat. Und wie er die Wochen vorher überstanden hat. Denn schon knapp drei Monate vorher, an einem Septemberabend, hatte seine Frau ihm eröffnet, dass sie sich von ihm trennen wird. Die Entscheidung stand für sie zu dem Zeitpunkt, als sie es Manu eröffnete, bombenfest.

»In dem Moment war ich fassungslos«, erinnert sich Manu. »Ich bin zusammengebrochen und konnte nur noch weinen. Einerseits kam es völlig überraschend. Ich hätte niemals damit gerechnet. Andererseits habe ich natürlich gewusst, dass es in unserer Ehe nicht gut läuft. Auch darüber haben wir im Vorfeld schon oft gesprochen, wir haben auch einige Male die Eheberatung in Anspruch genommen. Mir war also definitiv bewusst, dass unsere Beziehung nicht gut lief. Was mich so aus der Fassung gebracht hat, war das Timing dieser Nachricht. Denn ich wollte gerade noch mal so richtig Gas geben in der Beziehung. Dinge ändern, mich mehr investieren. Für die Familie und für die Beziehung.«

Vorausgegangen war ein gemeinsamer Sommerurlaub, den die beiden mit ganz unterschiedlichen Erwartungen verlebten. Ohne einander davon zu erzählen. Manus Frau war mit ihrer gemeinsamen Tochter schon vorgefahren, da Manu noch eine Tour zu spielen hatte. Auf dieser Tour, in der Manu viel Zeit zum Nachdenken hatte, kam ihm ganz neu und wie eine Erleuchtung die Wichtigkeit und Relevanz seiner Beziehung und seiner Familie in den Sinn. Es durchflutete ihn wie ein warmes Gefühl und er nahm sich fest vor: Ich muss meine Prioritäten neu sortieren, den Fokus mehr auf die Familie legen. Nach dem Urlaub lege ich damit los!

Und seine damalige Frau hatte sich auch eine Beziehungsdeadline gesetzt. Die lag allerdings und schicksalshafterweise knapp davor. Denn hinterher stellte sich heraus, dass eben der gemeinsame Urlaub für sie die letzte Chance war, und somit haben sich die beiden knapp verpasst.

»Da habe ich erst gedacht: Was für ein perfides Timing«, sagt Manu. Und ich nicke zustimmend. Zwei Tage nach dem Urlaub, Manus Frau hatte noch einmal ein Beratungsgespräch geführt, zu dem ihr Manu auch geraten hatte, gipfelte es in dem eben schon erwähnten Schicksalsgespräch.

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