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JEDES LEBEN HAT BRÜCHE. DAMIT MUSS MAN … GENAU: LEBEN.

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Als die nächste Getränkerunde unseren Tisch erreicht, sind die Tische um uns herum mittlerweile ebenfalls besetzt. Da denke ich kurz, dass sich ein Lauschangriff auf unser Gespräch definitiv lohnen würde, denn ich habe selten jemanden so konstruktiv und authentisch von einer Trennung reden hören.

»Mein Fazit lautet: Jedes Leben hat Brüche. Ob das eine Trennung ist, eine Krankheit oder der verlorene Job. Wenn man zu lange mit seinem Schicksal hadert, dann tut das nicht gut.«

Ich gebe zu, so ein Satz sieht geschrieben aus wie der Tipp der Woche in einer Psychologiezeitschrift. Kühl, sachlich, rational, ja fast distanziert. Doch bei Manu ist es etwas anderes. Er redet über etwas, so scheint mir, was er sich hart erkämpft hat. Und zwar nicht zum ersten Mal im Leben.

Klar war er auch wütend, traurig, verletzt und unendlich niedergeschlagen, dass es nicht gereicht hat, aber es ist vor allem die Art und Weise, wie er sich damit auseinandergesetzt hat, die ihn von anderen gescheiterten Beziehungsteilnehmern abhebt. Da zeigt sich mir ein erstes Mal, dass Trennungsgeschichten immer individuell verarbeitet werden, weil wir so unterschiedlich sind.

Eine Sache dramatisiert Trennungen jedoch immer: gemeinsame Kinder.

Ihrer Tochter haben sie Anfang Dezember von ihrer Trennung erzählt. So schonend es eben ging. Manu erinnert sich noch genau an die Worte. »Wir haben ihr gesagt, dass wir immer eine Familie bleiben, aber nicht mehr zusammenwohnen werden. Da hat sie angefangen zu weinen. Doch als wir dann sagten, dass Mamas Wohnung direkt gegenüber sein wird und sie dann zukünftig zwei Kinderzimmer hat, da war der erste Schmerz schon mal gelindert.«

Sie haben der Lehrerin ihrer Tochter Bescheid gegeben und diese hat einen Satz gesagt, den Manu nie vergessen wird: »Ich kann es kaum glauben, dass zwei Menschen, die ihr Kind so sehr lieben, sich gegenseitig nicht mehr lieben können.«

Sie versprach, das Mädchen zu beobachten, und meldete sich in Abständen bei den Eltern. Manu war sich sicher, dass ihr geliebtes Kind gut mit der Trennung umging. Sie hat sich zum Beispiel mit anderen Kindern von getrenntlebenden Eltern unterhalten und bekam so eine Bestätigung für das, was sie selbst empfand: Wenn Eltern getrennt leben, ist das gut und blöd zugleich. Gut, weil man zwei Zimmer hat und den einen Elternteil dann ganz für sich. Blöd, weil man sich ja wünscht, dass Mama und Papa zusammenwohnen.

Als sie ihre Tochter eingeweiht hatten, war bei beiden der Druck weg. Sie feierten ein harmonisches Weihnachtsfest und verabreden sich seitdem fernab jeglicher beziehungstechnischen Zwänge zum Abendessen oder Filmgucken.

Tabu Trennung

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