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Einleitung

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In der vorliegenden Studie befasse ich mich eingehend mit der Ikonographie und Ikonologie des Barockschlosses, mit einzelnen Aspekten der Baugeschichte und stelle im Kontext und Kontrast dazu erstmals die Spuren, bzw. Hinterlassenschaften der Schlosshandwerker, Schlossbewohner, Nutzer und Besucher vor. Die Spuren denen ich folge sind zum einen Graffiti, zum anderen Fundstücke aus den Fehl- und Zwischenböden.

Zunächst stelle ich im Folgenden den Forschungsstand zu Graffiti, Depotfunden und zum Ludwigsburger Schloss dar. Das erste Kapitel bildet die Einleitung, mit einer Einführung in die Geschichte Ludwigsburgs. Das zweite Kapitel befasst sich dann mit einer historischen Spurensuche, mit verschiedenen Aspekten zum Ludwigsburger Schlossbau. Ich gebe einen kurzen Überblick über die Entstehungsgeschichte des Schlosses, beleuchte vertiefend die Rolle der Arbeiter und Handwerker, vor allem der Migranten am Schlossbau.

Das dritte Kapitel „300 Jahre Graffiti im Ludwigsburger Schloss“ bildet einen ersten Hauptteil dieser Studie. Auf die Definition des Graffiti-Begriffs, der typologischen Einteilung und der Darstellung von Funktion und Intention der Graffiti folgt die Vorstellung der Graffiti des 18. Jahrhunderts im Ludwigsburger Schloss: Graffiti der Erinnerungskultur, Figurengraffiti, Graffiti von Häusern und Kirchen, bautechnische Spuren, Entwürfe und Werkskizzen, Apotropäische Graffiti und Funde.

Der Hauptteil im vierten Kapitel befasst sich dann ausführlich mit der Ausstattung des Schlosses unter Herzog Eberhard Ludwig, mit der barocken Ikonographie. Zunächst befasse ich mich der Gesamtanlage des Schlosses und der Stadt und deren Einbettung in die Topographie. Dann werden die einzelnen Schlossgebäude gemäß dem Bauablauf ausführlich besprochen. Das Kapitel endet mit einem zusammenfassenden Überblick über die ikonografischen und ikonologischen Themen im Ludwigsburger Schloss.

Das fünfte Kapitel befasst sich mit den Depotfunden, den Hinterlassenschaften der Schlossbewohner aus den Fußböden. Eine Einleitung gibt einen Überblick über die Typologie der Fundobjekte, statistische Aspekte und die verschiedenen Befundkomplexe. In einem dritten Hauptteil wechselt die Perspektive von einer kunst- zu einer kulturhistorischen Sichtweise: Die Geschichte des Schlosses unter König Friedrich I. und Königin Charlotte Mathilde wird anhand der Fundobjekte ausgebreitet. „Apropos“-Einwürfe erzählen vom höfischen Leben, von den Schlossbewohnern und verschiedenen Lebensbereichen.

Das sechste und letzte Kapitel berichtet vom weiteren Verlauf der Schlossgeschichte im späteren 19. und 20. Jahrhundert und endet schließlich mit einer Übersicht der Graffiti dieser Zeiten.

Ziel meiner Dissertation ist nicht nur die Spurensuche, sondern auch die Spurensicherung. Ich will die Ludwigsburger Spuren – Graffiti und Depotfunde – dokumentieren und so auf ein Präsentationskonzept hinarbeiten. Spurensicherung meint hier, das Sichtbarmachen der Spuren neben der „barocken Hochkunst“. Graffiti und Fundobjekte wurden oftmals als etwas Skurriles belustigend zur Kenntnis genommen und fanden kaum Eingang in den wissenschaftlichen Diskurs. In manchem wurde zwar ein kulturgeschichtlicher Wert erkannt, aber in der Regel stören gerade die Graffiti die Einheit oder Stilreinheit eines Kulturdenkmals. Funde wurden oft aus ihrem Zusammenhang gerissen und in verschiedene Sammlungen verstreut. In meinem denkmalpflegerischen Konzept spielen die Spuren in ihrer ganzen Vielfalt ihre ihnen zukommende Rolle als wichtiges Detail des Denkmals, denn alle Elemente zusammen bilden die über Jahrhunderte gewachsene Einheit des Schlosses. Die Spuren sind lebendige Zeichen, Zeugen des Alltagslebens, die in allen Zeitschichten des Schlosses ihren Niederschlag finden. Umso erfreulicher ist es, dass in Ludwigsburg viele Graffiti erhalten werden konnten und die Depotfunde archiviert sind. Im Einzelnen sind die Graffiti weniger bedeutend und geben selten neue Erkenntnisse zur Bau- und Kunstgeschichte des Schlosses. Aber zusammen gesehen, ergeben sie eine bisher nicht bekannte Alltagssicht, einen gerade zu intimen Blick auf die Menschen, die das Schloss letztlich geschaffen haben. Zu den Graffiti gesellen sich die Funde, die ein buntes Panorama vom Leben in der Residenz bieten.

Die nun folgende Dokumentation soll ein Beitrag zur Entschlüsselung der barocken Ikonographie und der Spuren sein, will den Blick auf diese ungewöhnlichen Quellengattungen lenken, so dass die Spuren als Denkmal wahrgenommen werden. Die Hoffnung, die ich damit verknüpfe, ist, dass künftig ähnliche Spuren in anderen Objekten in derselben Weise gewürdigt werden, wie die Ludwigsburger Graffiti und Funde. Das Denkmal muss als Dokument, als historische Urkunde begriffen werden, die nicht verfälscht werden darf. Denn wer Vergangenheit verfälscht, indem er aus dem Denkmal bestimmte Zeiten ausblendet und nur einige ausgewählte Zeitpunkte als historisch bedeutsam anerkennt, kann keinen scharfen Blick auf seine Gegenwart haben und begreift den geschichtlichen Prozess nicht.

Meine Studie wirft daher auch einen kritischen Blick auf die Praxis der Denkmalpflege, denn was unter dem Etikett „Instandsetzung“ passiert, ist im Detail oft eine Teilzerstörung und letztlich sind denkmalpflegerische und restauratorische Maßnahmen immer eine Interpretation bestimmter vergangener historischer Zustände und erzeugen ein spezifisches Geschichtsbild, das es zu hinterfragen gilt.

Verborgene Spuren in Schloss Ludwigsburg

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