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1. Zeitschichten: Aspekte zur Geschichte des Ludwigsburger Schlossbaus

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1.1 Wie ein Phönix aus der Asche: Ein kurzer Überblick über die Geschichte des Ludwigsburger Schlosses

1634 brannten im 30jährigen Krieg kaiserliche Truppen den Erlachhof bei Eglosheim nieder. Herzog Eberhard III. ließ die Gebäude ab 1650 wiederaufbauen. Die Ansichten von Andreas Kieser (Forstlagerbuch) zeigen eine von einer Ringmauer mit Turm umwehrte Hofanlage (Tafel 1/3). Innerhalb der hohen Mauer stehen mehrere Fachwerkgebäude: Das Amtshaus mit der Wohnung für den Hofmeister, eine Kelter, zwei Meiereien, Scheunen, Pferde- und Viehstallungen, das Jägerhaus, eine Kapelle, ein Back- und Waschhaus, eine Eisgrube und ein Gefängnis.1 1693 wurde der Erlachhof während des Pfälzischen Erbfolgekrieges durch französische Truppen erneut abgebrannt.

Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg (1676-1733, Tafel 1/5) plante zunächst nur den Wiederaufbau des Erlachhofes, ließ dann aber 1704 auf dem Ruinengelände den Grundstein zu einem neuen Jagdschloss legen, dem heutigen Alten Corps de logis (Tafel 1/4). Angrenzende Flügelbauten, Galerien und Pavillons bildeten bald eine großzügige Dreiflügelanlage, die der Herzog stolz „Ludwigsburg“ nannte.

Am alten Corps de logis symbolisiert der Vogel Phönix die Wiederauferstehung des Schlosses aus der Asche des niedergebrannten Erlachhofes (Tafel 1/6). Doch damit erwachte die Baulust des Herzogs erst richtig, Ludwigsburg sollte zur Residenz werden. Der Raumbedarf war dafür aber nicht ausgelegt. Weder gab es genug Zimmer um den Hofstaat unterbringen zu können, noch waren die Räume des Herzogs und seiner Familie für ein höfisches Zeremoniell angelegt, das in einer Residenz üblich war. Die Appartements im Alten Corps de logis waren nur für den kurzweiligen Aufenthalt anlässlich von Jagden oder Festen gedacht.

Immer wieder wurden Pläne geändert und verworfen, mit der Landschaft, der Vertretung der Landstände, über die Finanzierung gestritten und es kam öfters zu finanziellen Engpässen. So zogen sich die Bauarbeiten seit der Grundsteinlegung schließlich über 29 Jahre hin und als Eberhard Ludwig 1733 starb war der Innenausbau des Neuen Corps de logis vermutlich noch nicht fertig gestellt (Tafel 1/1, 2).2

Der heimische Baumeister Philipp Joseph Jenisch (1671-1736) leitete zunächst das Bauwesen, wurde aber bald durch den künstlerisch wesentlich ausdrucksstärkeren Johann Friedrich Nette (1672-1714) ersetzt, der im österreichisch-böhmischen Raum geschult war. Nette plante das Alte Corps de logis mit den daran anschließenden Galerien, dem Jagd- und Spielpavillon, sowie die das Corps de logis flankierenden Gebäude, den Riesen- und Ordensbau. Nach Nettes Tod übernahm der Italiener Donato Giuseppe Frisoni (1683-1735) die Bauleitung (Tafel 2/1). Frisoni war 1705-1707 in Wien, vermutlich bei Santino Bussi beschäftigt, 1707-1708 in Prag und kam im Frühjahr 1709 als Stuckateur nach Ludwigsburg.3

Im Lauf der Jahre hatte Frisoni den Schlossbau zu einer gewaltigen Vierflügelanlage verändert, deren letzter Baukörper das 1725 begonnene Neue Corps de logis war. Dieses bot in der Beletage vier großzügige Appartements für den Herzog, seine Mätresse Wilhelmina von Grävenitz, bzw. die Herzogin, den Erbprinzen und dessen Gemahlin. Das Jagdschloss mutierte zum prunkvollen Residenzschloss, denn schließlich war in der „grandseigneuralen Gesellschaft Größe und Pracht des Hauses nicht primär Ausdruck des Reichtums, sondern primär Ausdruck des Ranges und Standes “.4

Zum einen trat der Herzog in Konkurrenz zu anderen bauenden Fürsten (Rastatt, Mannheim, Karlsruhe waren Neugründungen im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts), zum anderen stieg sein Bedürfnis nach Repräsentation parallel zu seiner zunehmenden politischen und militärischen Bedeutung: 1702 wurde der Herzog zum Generalfeldmarschalleutenant ernannt, 1703 zum Kavalleriegeneral, 1704 hatte er Anteil am Sieg in der Schlacht von Höchstadt, 1707 wurde er Generalfeldmarschall des Schwäbischen Kreises, 1711 erhielt er das Oberkommando über die Reichsarmee am Oberrhein und 1713 verleiht der Reichstag ihm die Würde eines evangelischen Reichsgeneralfeldmarschalls.

Die Überhäufung mit klang- wie ehrenvollen Titeln durch das Habsburger Kaiserhaus war ein strategischer Zug, um Württemberg reichstreu zu halten und sich so der Gefolgschaft württembergischer Truppen in allen militärischen Konflikten zu sichern. Eine wirkliche politische Macht stellten diese Titel kaum dar und die Erlangung der Kurwürde blieb Eberhard Ludwig zeitlebens versagt. Ihm ist es nie wirklich gelungen, in die erste Reihe der Reichsfürsten aufzusteigen.5 Die gewaltigen Ausmaße des Ludwigsburger Schlosses sollen darüber hinwegtäuschen. Der Herzog träumte sogar von der Gründung eines Königreichs Franken Vielleicht soll die Vierflügelanlage Ludwigsburgs diesen königlichen Anspruch bekräftigen. Eberhard Ludwigs Regentschaft war überschattet durch seine Beziehung zu seiner Mätresse Wilhelmina von Grävenitz (1686-1744, Tafel 2/5, 6), traditionell die „Landverderberin“ genannt, habe sie doch den Herzog zu dem kostspieligen Schlossbau getrieben und die Landespolitik mehr bestimmt als der Herzog selbst. In der Tat waren die Grävenitz, ihr Bruder (von Eberhard Ludwig zum Premierminister ernannt) und deren Anhänger die bestimmenden politischen Kräfte im Herzogtum. Der Herzog selbst hatte scheinbar mehr Interesse für seinen Schlossbau als für die Landespolitik. An der unmittelbaren täglichen Regierungsarbeit nahm er keinen Anteil.6 Dagegen nahm der tägliche Gang über die Baustelle seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.


Tafel 1: 1 Luftbild – mit Drohne; 2 Luftbild der Ludwigsburger Schlossanlage von 1924; 3 Der Erlachhof 1683 aus dem Forstlagerbuch des Andreas Kieser; 4 Das Alte Corps de logis, 1704-1709 an Stelle des zerstörten Erlachhofs erbaut; 5 Schlossgründer Herzog Eberhard Ludwig, Portrait von Ferdinand Stenglin nach 1707; 6 Phönix symbolisiert, dass die Ludwigsburg aus den Ruinen des Erlachhofs auferstanden ist.

Eberhard Ludwig war in seiner Ehe mit Johanna Elisabetha (1680-1757, Tafel 2/2, 3) nicht sonderlich glücklich. Kurz auf den Nenner gebracht: Er lernte die junge Christina Wilhelmina von Grävenitz kennen, verliebte sich unsterblich und heiratete sie 1707. Die Doppelehe war der Skandal schlechthin. Die Ehe wurde geschieden und Wilhelmina musste das Land verlassen. Der Herzog folgte ihr ins Exil und fand dort die Lösung: Die Geliebte wurde verheiratet, der Ehemann, der böhmische Graf Franz Ferdinand von Würben (ca. 1647-1720, tschechisch Wrbna und Bruntál) wurde mit Geld und Titel abgespeist. 1711 kehrt die nunmehrige Gräfin Würben als Frau Landhofmeisterin, als Gräfin von Würben nach Württemberg zurück (Tafel 2/4, 5, 6). Ihre Beziehung zum Herzog währte nun über 20 Jahre.7

Ist es tatsächlich denkbar, die Liaison zwischen Herzog Eberhard Ludwig und der Grävenitz als romantische Liebesbeziehung zu interpretieren? Tatsächlich verwarf Eberhard Ludwig die Konzeption der traditionellen Fürstenehe: „Allein die auf der Basis von Gefühlen und Gemeinsamkeiten geschlossene Ehe versprach für Eberhard Ludwig glücklich zu werden.“8 Als dann aber abzusehen war, dass die evangelische Linie des Hauses Württemberg aussterben würde, kehrte der Herzog in die Ehe mit Johanna Elisabetha zurück und die romantische Liebesbeziehung fand ein jähes Ende.

Im April 1731 kam es zur Trennung von der Grävenitz, denn der Herzog wollte unbedingt den Bestand seiner Dynastie sichern. Am 13. Juli fand in Teinach die offizielle Versöhnung zwischen Eberhard Ludwig und seiner Frau Johanna Elisabetha statt.9 Anlässlich dieses Ereignisses druckten Stadt und Amt Ludwigsburg einen Glückwunsch, ein „Unterthanigstes Freuden= und Willkomms=Opffer“, auf den Einzug des Herzogspaars nach der Rückkehr von der Kur in Teinach.10 Der Titelkupfer zeigt die kniende Herzogin, jung und schön, kein bisschen gealtert (Tafel 2/9). Eine Hand fährt aus den Wolken und reicht ihr eine Perle. Dabei steht: „haec unione felix“ – Diese glückliche Verbindung. Unter dem Kupferstich ist zu lesen: „Wie bist du Ludwigsburg, so glücklich und so reich? Nun Dir des Höchsten Hand zu seiner Liebe Pfand, mit deiner Hertzogin solch eine Perle schencket.“ Neben der Herzogin erscheint Chronos vor der Fassade des neuen Corps de Logis. Er hält ein Buch in dem steht: „de[n] 13t[en] July 1731 Margarita et bona ventura [Perle und glückliche Zukunft]“. Darunter befindet sich das Symbol der Ewigkeit, die Schlange die einen Kreis bildet, indem sie sich in den Schwanz beißt. Um die Schlange herum sind folgende Inschriften angebracht: „Signata Lapillis“ [versiegelt in Stein], „Salve sancta dies niveis [sei gegrüßt geheiligter schneeweißer Tag]“, „Aeternitati sacra[e]“ [heilige Ewigkeit]. Über dem Schloss schwebt Fama und verkündet: „Ludwigs-Ruhm – Ludwigs-Burg“.

1717 übersiedelte die Hofhaltung von Stuttgart nach Ludwigsburg. 1718 wurde Ludwigsburg zur Residenz und dritten Hauptstadt erhoben und 1724 zur alleinigen Residenz ernannt. Von da an standen Ludwigsburg und Stuttgart in beständiger Rivalität, denn dort wo sich der Hof überwiegend aufhielt florierte das wirtschaftliche Leben. Im mehrere Seiten umfassenden Willkommensgruß heißt es: „Es ist ja Ludwigsburg, Fürst! Deiner Hände Frucht; Was Wunder, wann es auch bey Dir, nur Schatten sucht? Was Wunder? daß es so mit eurem Hieseyn (Hiersein) Pranget, Da dessen ganzes wohl an Eurem Wohlseyn hanget.“11

Zwar verlegte Herzog Carl Alexander (1684-1737, Tafel 2/7) bei seinem Regierungsantritt die Residenz nach Stuttgart zurück, aber dort stand dem Fürsten kein standesgemäßes Schloss zur Verfügung. So nutze auch Carl Alexander die Ludwigsburger Schlossanlage, verstarb auch dort in seinem Schlafzimmer im Alten Corps de logis hinter dem Spiegelkabinett. Eine Zeichnung zeigt einen Obelisken, um den sich eine Schlange schlingt, an der Spitze die Initialen „CA“ und eine Sonne mit Devise Carl Alexanders „per ardua virtus“ (durch Schwierigkeiten zur Tugend). Im Hintergrund blickt man von Süden auf die Schlossanlage, ein seltenes Bild- und Zeitdokument seiner kurzen Herrschaft (Tafel 2/8).


Tafel 2: 1 Verschollenes Portrait des Architekten Donato Giuseppe Frisoni; 2 Herzog Eberhard Ludwig, Portrait von Carlo Carlone 3 Herzogin Johanna Elisabetha, Portrait von Ferdinand Stenglin; 4 Johann Franz Ferdinand von Würben, um 1711. Er trägt den württembergischen Jagdorden 5 Vermutliches Portrait der Christina Wilhelmina von Würben, geb. v. Grävenitz, um 1711 6 Vermutliches Portrait der Gräfin Würben, Miniatur um 1721 von C. E. de Quitter; 5 Titelkupfer des Glückwunschschreibens der Stadt Ludwigsburg anlässlich der Versöhnung von Herzog und Herzogin; 6 Herzog Carl Alexander, Kupferstich von Johann Philipp Weisbrodt; 7 Obelisk mit der Devise Carl Alexanders per ardua virtus = durch Schwierigkeiten zur Tugend. Im Hintergrund die Schlossanlage, Blick von Süden.

Als Carl Eugen (1728-1793, Tafel 3/1) 1744 im Alter von 16 Jahren die Regierung antrat, versuchten die Stuttgarter den jungen Herzog an sich zu binden, indem ihm der Bau eines neuen Residenzschlosses zugestanden wurde. Da sich diese Bauarbeiten nur schleppend hinzogen, hielt sich der Herzog vornehmlich in Ludwigsburg auf, wo er sich 1757/58 ein neues Appartement einrichten ließ und von 1764 bis 1775 blieb Ludwigsburg faktisch die erste Residenzstadt.

Beim Einzug des Herzogs in Ludwigsburg nach seiner Italienreise 1767, ließen sich die Bürger ihren Rang als Hauptstadt einiges kosten (Tafel 3/2). Am Abend wurden für den Herzog alle Häuser der Stadt beleuchtet und in den Fenstern zeigten die Bürger illuminierte Bilder und huldigende Sprüche. Die Städterivalität Stuttgart – Ludwigsburg zeigte sich z.B. an der Beleuchtung des Hauses von Herrn Hof-Musicus Schemer mit folgender Illumination: „1. Die Stadt Stuttgard mit trüben Wolcken. 2. Die Stadt Ludwigsburg mit einem heiteren Himmel, und aufgehender Sonne.“12 Man schmeichelte dem Fürsten, in dem Bewusstsein, als städtisches Gefüge von seiner Gnade abhängig zu sein. Ein anderes Haus zeigte den Anker der Hoffnung mit der Devise „Auf GOtt und Meines Fürsten Gnad hoff ich des Morgens früh und spat.“ Auf fünf Pyramiden waren die Worte verteilt „Vivat, Vivat CAROLUS, meus Dux & Dominus“ und das herzogliche Wappen war durch den Vers illustriert: „Auf, Burger, auf, ermuntert Euch, Weyht Unserm CARL an Gnade reich diß heutige Fest zu Ehren, Ruft alle mit mir Vivat! aus: CARL ist es werth, in jedem Hauß die Freude zu vermehren.“13

In jenen Zeiten erlebte Ludwigsburg seine glanzvollsten Tage. Der Rausch der Feste war so gewaltig, dass der Hof Carl Eugens zu den prächtigsten Europas zählte und eine magische Anziehungskraft ausübte.14 Casanova urteilt über den Herzog: „Schon nach wenigen Tagen erkannte ich klar, daß der Fürst das alles nur tat, um von sich reden zu machen. Sein Wunsch war, man sollte von ihm sagen, kein Fürst seiner Zeit habe mehr Verstand oder Geistesgaben als er, keiner verstehe es besser, Vergnügungen zu ersinnen und sie zu genießen, keiner regiere mit mehr Geschick, keiner genieße in so vollen Zügen alle Genüsse der Tafel, des Bacchus und der Venus, und das auf keinen Fall auf Kosten der Zeit, deren er für die Regierung seines Staates und zur Lenkung aller seiner Ministerien bedurfte, an deren Spitze er stehen wollte.“15

1775 kehrte Carl Eugen Ludwigsburg den Rücken, wandte sich der Solitude zu und verlegte die Residenz nach Stuttgart zurück. Die Stille, die jetzt in die Stadt einzog, war wie die trübselige Katerstimmung nach dem Fest. Freiherr Günderode bemerkte auf seiner Durchreise nach Paris 1774, dass die Stadt wegen der „Zurückkehr des Hoflagers nach Stuttgart öde und verlassen da steht.“16 Auch der Justizrat Philipp Wilhelm Gercken beschreibt die Stadt 1779 als „würklich öde“, denn viele Häuser standen leer und „sie siehet einem Körper, der die Auszehrung hat, völlig gleich.“17 1781 fiel Friedrich Nicolai „das Unbewohnte des ungeheuer großen Schlosses“ auf. Die fürstlichen Schlösser sind für ihn „redende Bilder der Hofleute, welche von Niemand angesehen werden, sobald der Fürst an ihnen nicht mehr Belieben trägt.”18 Die stolze Ludwigsburg war also zur „Grasburg“ verkommen, wie sie spöttisch genannt wurde, weil in den Schlosshöfen Gras wuchs. Justinus Kerner beschreibt 1795 die Leere des Marktplatzes auf der stundenlang keine menschliche Seele zu sehen war, einsam stand die Figur des Stadtgründers Eberhard Ludwig auf dem Brunnen.19

Eine Wende im Leben der Stadt trat erst mit der Regierung Herzog Friedrichs II. (1754-1816, Tafel 3/4) ein, späterer Kurfürst und König Friedrich I., der mit seiner Gemahlin Charlotte Auguste Mathilde (1766-1828, Tafel 3/6) Ludwigsburg zur Sommerresidenz wählte. Dieser Sommeraufenthalt mit regem Hofleben begann im März und endete im Oktober.20 Mit der Erhebung Württembergs zum Königreich durch Napoleon 1806 (Tafel 3/5), zelebrierte Friedrich sein Hofleben in einem spätabsolutistischen Stil und Glanz. Dies drückte sich vor allem im gewaltigen Hofstaat des Königspaares aus. Friedrich ließ einen Großteil der Innenräume des Schlosses durch seinen Hofarchitekten Nikolaus Friedrich von Thouret im Stil des Klassizismus und Empire neugestalten. Auch die Gartenanlagen wurden grundlegend verändert und neue Partien hinzugefügt. Nach Friedrichs Tod 1816, wählte Charlotte Mathilde Ludwigsburg zum Witwensitz. Als sie 1828 starb, verlor Ludwigsburg für immer seinen höfischen Glanz (Fortsetzung siehe S. 321).


Tafel 3 : 1 Das Portrait von Nicolas Guibal um 1770 zeigt Herzog Carl Eugen als aufgeklärten Fürsten bei der Regierungsarbeit am Schreibtisch; 2 1767 errichtete Triumphpforte anlässlich des Einzugs Carl Eugens in Ludwigsburg nach der Rückkehr von seiner Italienreise; 3 Die Familie im Rang gestaffelt: Carl Eugen (in der Mitte der vorderen Gruppe) und seine Brüder Ludwig und Friedrich Eugen. In der Mitte reitet Friedrich Eugens Sohn Erbprinz Friedrich (der spätere König), gefolgt von den Söhnen Wilhelm und Paul. 4 Friedrich I., Portrait im Krönungsornat von Johann Baptiste Seele 1810; 5 Kaiser Napoleon I., Gobelin nach dem Krönungsportrait von Francois Gérard 1809; 6 Königin Charlotte Mathilde, Porträt von Philipp Friedrich Hetsch um 1810.


1.2 Am Anfang waren ein Jagdschloss, ein Wirtshaus und ein Krawattendörfle – Italiener, „Kroaten“ und andere Migranten am Ludwigsburger Schlossbau

Schloss und Stadt Ludwigsburg sind ein Gesamtkunstwerk, geschaffen und geprägt von einheimischen und ausländischen Künstlern, Handwerkern und Arbeitern. Menschen aus verschiedenen Kulturräumen – Oberitalien, Adriaregion, Österreich-Ungarn, Böhmen, Frankreich und Württemberg – haben zum Ruhme Herzog Eberhard Ludwigs dieses Gesamtkunstwerk entstehen lassen.

Der Anfang der heutigen Stadt Ludwigsburg war einerseits großartig, denn der Schlossbau Johann Friedrich Nettes war ein singulärer Akt in Württemberg. Erstmals hielt der Barock in seiner ganzen Blüte Einzug im Herzogtum, das bis dahin auf künstlerischem Gebiet nicht besonders in Erscheinung getreten war. Schloss Ludwigsburg war und ist das bedeutendste Barockbauwerk in Württemberg. Es muss seinerzeit wie ein Fremdkörper im Herzogtum gewirkt haben, „denn es war im Stil ein ganz neues, in keiner Weise den hiesigen Traditionen entsprechendes Gebäude, das jedoch eine starke Ausstrahlung auf die weitere Kunstentwicklung des Landes besaß“.1 Andererseits war der Anfang des Ludwigsburger Gemeinwesens erbärmlich, denn zunächst bestand die Stadt nur aus dem Gasthaus Waldhorn und einer Ansammlung ärmlicher Hütten um die Baustelle herum und im Bereich der heutigen Bauhofstraße. Hier lebten die Steinmetze, Schlosshandwerker, Arbeiter und Tagelöhner. Die der Baustelle am nächsten liegenden menschlichen Behausungen waren zwei Bauernhöfe, der Fuchs- und der Schafhof.

Ein Schloss, ein festes Haus und zwei Höfe bilden noch lange keine Stadt und die Aufrufe des Herzogs zur Ansiedlung von Bürgern verhallten im Stadtgründungsjahr 1709 zunächst ungehört. Niemand wollte sich hier niederlassen, im Nichts zwischen den kleinen Dörfern Eglosheim, Neckarweihingen, Remseck und Kornwestheim. Zudem war der Text dieser Einladung sehr allgemein gehalten, so dass es kein Wunder war, dass die Resonanz darauf gleich Null blieb. Weitere Aufrufe mit versprochenen Privilegien (Religions- und Steuerfreiheit) waren nötig, „dass sich Menschen entschlossen, auf dem freien Feld neben einer Schlossbaustelle auf eigenes Risiko zu bauen.“2 Die ersten Siedler hatten es sicher nicht leicht, denn es gab keinerlei Infrastruktur, keine Geschäfte, keine Kirche, keine Straßen – es muss also anfangs ein öder Ort gewesen sein. Auch nachdem die Kanzleien nach Ludwigsburg verlegt wurden und Amtshäuser entstanden, kam die Besiedlung nur schleppend voran. Zwischen 1707 und 1728 wurden nur 136 Privatbauten errichtet. Aber immerhin, Ludwigsburg war eine Stadt geworden, seit 1718 Residenzstadt. Die ersten regulären Bürger der Bürgerliste 1718 waren allerdings nur Handwerker aus der näheren Umgebung.3 1730, drei Jahre vor dem Tod Herzog Eberhard Ludwigs, zählte die Stadt dann zwar insgesamt 701 Haushaltungen, in denen aber nur 200 ordentliche Bürger und 84 Beisitzer lebten.4

Nach den Startschwierigkeiten entwickelte sich Ludwigsburg zu einer Einwanderungsstadt, weil die gewaltige Schlossbaustelle Migranten von überallher anzog. Da es hier keine alteingesessene Bevölkerung gab, waren alle gleichermaßen fremd, egal ob sie von den Fildern kamen oder aus Italien. Bald gab es aber erste Konflikte zwischen den einheimischen „Landeskindern“ und zugewanderten Ausländern. Die Kunst konnte noch keine Grenzen überwinden und Verbindendes schaffen, denn sie war als reine Auftragskunst abhängig vom Herzog und einigen Adeligen Auftraggebern. In der Folge entwickelte sich ein Ludwigsburger Drama aus Erfolg und Scheitern, Bevorzugung und Ablehnung, Neid und Hass, Bestechung und Vetternwirtschaft. Die einheimischen Künstler feindeten die vor allem aus Italien zugewanderten Künstler an, die ihre ganzen Familienclans nach Ludwigsburg zogen, und es war auch ein Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken. In der Bevölkerung war die Meinung weit verbreitet, dass die Ausländer „den burgern das brodt abnehmen.“5 Diese Äußerung stammt von Baumeister Matthias Widmann der Frisoni anfeindete, als dieser 1715 den Auftrag erhielt, die Schlosskirche allein zu erbauen. Dennoch wäre ohne die Ausländer, insbesondere die Künstler aus Oberitalien, der Glanz Ludwigsburgs stumpf geblieben – sie brachten moderne Kunst ins Land. Auch in der Politik standen sich im frühen 18. Jahrhundert in Württemberg zwei Lager gegenüber: Die Anhänger der Grävenitz-Partei um den Herzog und dessen Mätresse und deren Gegner um die Herzogin. Letztlich entstand mit der Gründung der Stadt auch noch eine Rivalität zwischen der neuen Residenz Ludwigsburg und der alten Residenzstadt Stuttgart.

Hinter dem herzoglichen Marstall befanden sich in der Untere Stadt in der Bauhofstraße das Handwerkerviertel. Diese Strasse war, wie vermutlich auch der Marstall, als Provisorium ohne dauerhaften Bestand gedacht. Zu den Häusern und Bewohnern der Unteren Stadt gibt es keine schriftlichen Quellen. Es scheint, als bestand sie in den Augen des Herzogs gar nicht – sie wurde als notwendiges Übel gelitten. Dennoch endete mit den Bauten der Unteren Stadt die erste Epoche der Ludwigsburger Stadtbaugeschichte.

Neben Italien kamen vermutlich auch Handwerker aus der Balkanregion nach Ludwigsburg, die sowohl mit Österreich, als auch Venedig in Verbindung stand. Diese Bevölkerungsgruppe wurde pauschal als Kroaten bezeichnet. Sie haben hierzulande auffällige Halsbinden getragen und wurden deshalb „Krawatten“ genannt. Die Ansiedlung der Fremden in der Bauhofstraße, gegenüber dem Schloss ist deshalb heute noch als „Krawattendörfle“ bekannt. Belegt sind die Fremden durch Karikaturen von Pfeifenrauchern, die Pfeifen von unterschiedlicher regionaler Herkunft rauchen. Drei Figuren rauchen einteilige Tonpfeifen deutscher, bzw. holländischer Herkunft. Drei andere Figuren rauchen zweiteilige Gesteckpfeifen, die in Italien oder auf dem Balkan gebräuchlich waren.

1.2.1 Migranten am Ludwigsburger Schlossbau

Die Oberleitung über den Schlossbau führte die eigens für Ludwigsburg 1704 gegründete Baudeputation, eine Sondereinrichtung der Rentkammer. Die Baudeputation war für alle bauorganisatorischen, technischen und gestalterischen Fragen zuständig. Personalangelegenheiten wie Neueinstellungen, Festlegung der Besoldungen, Arbeitsverträge etc. oblagen dem Oberhofmarschallamt. An der Spitze der Baudeputation stand der Haushofmeister und spätere Oberhofmarschall Georg Friedrich Forstner von Dambenoy. Seine Stelle übernahm ab 1716 Baron von Pöllnitz. Dem Oberhofmarschall standen der Geheimrat Jacquin de Bethoncourt sowie drei Baumeister als Bausachverständige zur Seite. Ein Bauverwalter hatte die unmittelbare Überwachung aller am Bau Beschäftigten, die Aufsicht über die Baumaterialien und deren Herbeischaffung und die Aufsicht über die Verwaltungs- und Kassengeschäfte. Die projektierenden Architekten mussten ihre Entwürfe zunächst der Baudeputation zur Begutachtung vorlegen und erhielten dann Gelegenheit, sie dem Herzog zu erläutern, der immer die letzte Entscheidungsgewalt hatte.6

Am Schlossbau Herzog Eberhard Ludwigs waren nicht nur italienische Spitzenkünstler, sondern auch scharenweise italienische, böhmische und kroatische Handwerker tätig. „Bey 500 Taglöhner allerhand Nationen sollen damahls daran, nehmlich an dem Schlos Bau, gearbeitet haben. Um den Schlossbau herum stunden lauter paraquen [Baracken].“7 Die dienten als Unterkünfte der Arbeiter und als Bauhütten der Steinmetze. Nur wenige Quellenhinweise finden sich zu einfachen Handwerkern, außer Namen erfährt man nichts und meist ist nur von den italienischen Künstlern die Rede. So zeigt auch nur eine einzige Abbildung aus dem 18. Jahrhundert Bauhandwerker. Hoch zu Ross inspiziert Herzog Carl Eugen die Bauhütte seiner Steinmetze in Hohenheim, die im Gegensatz zur mächtigen Figur des Fürsten winzig erscheinen (s. Tafel 4/1, S. 33).

In unserem Zusammenhang ist die Erwähnung von Ausländern durch Oberhofmarschall von Forstner aufschlussreich. In seiner um 1712 verfassten Aufzeichnung mit Gedanken für eine gedeihliche Bevölkerungspolitik der zu gründenden Stadt heißt es:

Weilen in der That es sich erfindet, daß die meisten reichen Leuthe, so etwann nach Ludwigsburg bauen könnten und möchten, italiener, savoyarden oder dergleichen seyn werden, die alle der catholischen religion zugethan, die reformierte aber meistens flüchtlinge auss Frankreich, auss der Schweitz, Tyrol und Salzburg seynd, sonderheitlich in dem preyssischen und brandenburgischen, so wäre ich der ohnvorschreiblichen Meinung, man solle beiderseits von denen Kirchen gänzlich abstrahieren und nur eine clausulam inserieren, man würde ihnen in Religionssachen keinen „Eintrag“ verhängen.8

Forstner erkannte, dass eine neue Siedlung nur dann eine Zukunft haben konnte, wenn in ihren Grenzen Religionsfreiheit herrschen würde. Er schätzte die wirtschaftliche Bedeutung der Zuwanderung richtig ein: Protestanten waren noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts in der Regel ärmere Flüchtlinge, als Minderheit von der katholischen Majorität vertrieben, während die katholischen italienischen Kaufleute und Künstler Geld ins Land bringen würden. Sie kämen nicht aus Not, sondern aus wirtschaftlichen Interessen.

Forstner spricht von Italienern, Savoyarden oder dergleichen, wobei unter dergleichen unter anderem auch Kroaten fallen. Die meisten der in Ludwigsburg tätigen Künstler stammten aus der italienischschweizerischen Grenzregion, dem Gebiet zwischen dem Luganer und Comer See (Tessin und Lombardei), und werden in der italienischen Forschung „Artisti dei Laghi“ genannt. Berühmt sind die Künstlerfamilien aus dem Valle Intelvi, dem Verbindungstal zwischen den beiden Seen. Das Tal führt vom Comer See hinauf in die Berge zur Hochfläche bei Lanzo. Hier geht es in das Tessiner Val Mara über, dass über Arogno hinunter zum Luganer See nach Bissone führt.9 Aus dem Intelvi-Tal stammen viele Künstler, die in Württemberg und ganz Europa tätigen waren, u. a stammten Frisoni und sein Neffe Paolo Retti (1690-1755) aus Laino oder die Brüder Carlone aus Scaria. Auch aus Venedig kamen einige Künstler nach Ludwigsburg.10

Die Lombardei war ein Teil des Herzogtums Mailand und gehörte seit 1535 als Reichslehen zu Spanien und seit 1714 zu Österreich. Östlich grenzte die Republik Venedig an, zu der neben Venetien u.a. das lombardische Brescia, die kroatische Küstenregion, Istrien und Dalmatien gehörten. Erst 1797 fiel der ganze venezianische Machtbereich Österreich zu. Das kroatische und slowenische Hinterland war schon seit 1527 ein Teil Österreich-Ungarns, während das nordöstliche Kroatien zum Osmanischen Reich gehörte.

Westlich an die Lombardei schloss sich Savoyen-Piemont an. 1713 fallen mit dem Utrechter Frieden Teile des Herzogtums Mailand an Savoyen. 1738 im Frieden von Wien gewinnt Savoyen weitere lombardische Grenzgebiete hinzu. Prinz Eugen von Savoyen-Carignan war nicht nur aufs engste mit dem österreichischen Kaiserhaus verbunden, sondern kämpfte auch in den Türkenkriegen in Ungarn und auf dem Balkan. Prinz Eugen und Karl Alexander von Württemberg (Herzog Eberhard Ludwigs Cousin) waren Waffenbrüder und Karl Alexander war 1719-1733 kaiserlicher Gouverneur von Belgrad.

Prinz Eugen hatte zur Ausstattung seiner Wiener Paläste, das Untere und Obere Belvedere, u.a. den Maler Carlo Carlone herangezogen.11 Carlone ist sowohl mit Donato Giuseppe Frisoni, dem Ludwigsburger Schlossarchitekten, als auch mit Paolo Retti, dem Ludwigsburger Baumeister und Unternehmer verwandt. So zieht sich eine Spur, ein roter Faden durch Europa: Künstler, Handwerker, Ausstatter und Arbeiter am Ludwigsburger Schlossbauwesen waren neben einheimischen Schwaben, Menschen aus einem weit ausgedehnten Kulturraum, der unter dem Einfluss Österreichs stand. Dieser Kulturraum reichte von der Westküste Italiens über Oberitalien, das Tessin streifend, zur Adria (Savoyen, Piemont, Lombardei, Venedig), über die Adria hinweg nach Kroatien und Ungarn, schließlich nach Österreich und Böhmen.

Bereits der erste Schlossarchitekt Johann Friedrich Nette brachte ausländische Künstler nach Ludwigsburg mit. Persönliche Verbindungen zu ihnen knüpfte Nette bei früheren Aufträgen in Prag und Wien. So zog schließlich einer den andern nach Ludwigsburg. Ausländer finden sich als Künstler, gehobene Baufachleute, z.B. Stuckateure oder Steinmetze und Arbeiter (Tagelöhner). Nicht einmal genug Steinmetze und Zimmerleute ließen sich in der Umgebung finden und auch für geringe Tätigkeiten standen in den Erntezeiten nicht immer genug einheimische Tagelöhner zur Verfügung. Die Fröner der Ämter arbeiteten unwillig, junge Handwerksburschen meldeten sich nicht zum Schlossbau. Im Übrigen waren die Landstriche um Ludwigsburg nicht übermäßig bevölkerungsreich.12 Die ausländischen Tagelöhner waren wegen besserer Bezahlung und besserer Kontakte zu Nettes, Frisonis und Rettis Kreis bevorzugt.

Neben den Künstlern zogen der Hof und die junge Stadt Kaufleute aus Italien an: Gueida, Pironi (er war auch Kaminfeger), Brentano, Cafetier Lazaro, Handelsmann Batti, Hofzinngießer Tamborino und Mainoni (führte einen Spezereienladen am Markt).13 Die Gesellschaft Brentano und Cons. war eine große italienische Handelsgesellschaft, die neben Stuttgart auch Niederlassungen in Augsburg, Wien und Italien hatte.14 Der Kaufmann Antonio Pironi hatte gemeinsam mit Paolo Butti die Häuser Schlossstraße 35/Marstallstraße 9 erbaut. 1720 logierten in Pironis Haus der Maler Luca Antonio Colomba, dessen Frau, zwei Lehrjungen und eine Magd, sowie Riccardo Retti mit Frau und Kind.15

1.2.1.1 Konflikte: Katholiken – Protestanten

Im evangelischen Herzogtum Württemberg waren damals die italienischen Wanderkünstler und Kaufleute die ersten Katholiken, die sich im Land für längere Zeit niederließen. In Ludwigsburg gab es keine katholische Kirche. Neben dem Jägerhof stand im ehemaligen Frisonischen Garten lediglich ein katholisches Bethaus, um das es schon jede Menge Streit gegeben hatte. Das Gebäude wurde 1724 erbaut, bis 1772 benutzt und 1800 abgebrochen.16 Die offiziellen Kasualien der Ludwigsburger Katholiken mussten jedoch in den katholischen Enklaven der Herren von Neuhausen in Oeffingen (Stadt Fellbach), Hofen (heute ein Stadtteil Stuttgarts) oder in Neuhausen auf den Fildern vorgenommen werden.17

Im Kirchenregister der katholischen Gemeinde in Oeffingen haben die meisten Ausländer ihre Spuren hinterlassen. Darin finden sich Einträge zu italienischen Künstlern, Handwerkern und Kaufleuten vor allem aus aus der Region um den Comer See, einige Tiroler, wenige Schweizer und einzelne Personen aus Lotringen, Belgien, Böhmen, Schlesien, Pommern und Frankreich. Kroaten sind keine vermerkt, weder aus Namen noch aus Orten lässt sich eine kroatische Herkunft ableiten. Es finden sich außerdem auch zahlreiche Tiroler im Kirchenregister der evangelischen Stadtkirche Ludwigsburg. Die Tiroler in den Oeffinger Büchern kamen vermutlich wie die Italiener aus rein wirtschaftlichen Gründen ins Land. Die reformierten Tiroler waren Glaubensflüchtlinge, von denen die meisten nach Brandenburg und Preußen gingen. Am 14.12.1730 war Johannes Schädle, ein Maurer aus Tirol „im neuen Schloß=Bau durch einen Sturz aus der Höhe todt gefallen, b. N. b. [bey Nacht begraben] alt 29.“18 Er war Beisitzer (also kein ordentlicher Bürger) und hatte zwei Kinder, die in Ludwigsburg geboren waren.19

Es ist aber davon auszugehen, dass nicht alle Kasualien der Fremden in den Kirchenregistern eingetragen wurden, da auch Haustaufen und Hochzeiten in der Heimat stattfanden.20 Einträge für die Familie des Luca Antonio Colomba in den Kirchenbüchern von Arogno im Tessin belegen, dass Familienfeste wann immer es möglich war, in der Winterzeit gefeiert wurden, wenn die Bauarbeiten ruhten. In der Heimat wurde getauft, geheiratet und am liebsten auch gestorben.21 Wenn es aber nicht möglich war zu warten, wurde die Gemeinde in Oeffingen aufgesucht. So finden sich im Kirchenbuch Einträge zu den Familien Frisoni, Ferretti und Carlone, einige wenige Taufen und Todesfälle (vor allem verstorbene Kinder) oder z.B. die Hochzeit des herzoglichen Trüffeljägers Francesco Vacarino aus Castiglione 1721.22 Im Jahr 1735 ist der Tod Frisonis eingetragen, der auf dem Oeffinger Friedhof bestattet wurde.

Aufschlussreich im Hinblick auf die Zahl der Katholiken sind die Aufzeichnungen zur Bevölkerungsentwicklung des Ludwigsburger Stadtpfarrers Zilling (Tabelle 01).23 Deutlich ist der Anstieg der Katholiken mit dem fortschreitenden Bauwesen. 1715 erhält Donato Giuseppe Frisoni die Bauleitung, 1717 trifft sein Neffe Paolo Retti in Ludwigsburg ein. 1726 steigt die Zahl der Katholiken mit dem Bau des Neuen Corps de logis auf 576, die höchste Anzahl ist 1729 mit 645 erfasst. 1732 berichtete Retti selbst, er habe 650 Mitarbeiter. Auffällig ist die zunächst hohe Zahl beim Regierungsantritt Karl Alexanders, dann der Rückgang der Katholiken mit dem Ende des Schlossbaus 1735.24 Ebenso deutlich sind der Höhepunkt der Einwohnerzahl im Todesjahr Eberhard Ludwigs mit 5668 Seelen und die darauffolgende Abnahme. Die geringe Zahl der Bürger belegt, dass die meisten Ludwigsburger so genannte Beisitzer waren, die kein Bürgerrecht hatten. Die hohe Zahl an Bürgern 1737 wird wahrscheinlich auf ein geändertes Bürgerrecht zurückzuführen sein.


Tabelle Übersicht über die Bevölkerungsentwicklung in Ludwigsburg und die Zahl der Katholiken.

Baumgärtners Aufzählung aller am Schloss tätigen ausländischen Künstler zeigt, dass die Italiener den maßgebenden Anteil am Bauwesen hatten.25 Unter dem zweiten Schlossarchitekten Frisoni hatte sich eine italienische Kolonie gebildet, die in Württemberg mehr als ein halbes Jahrhundert Bestand hatte. Diese Clanbildung war kein singulärer Vorgang, sondern ist in jener Zeit bei fast allen italienischen Künstlertrupps in Deutschland zu beobachten. Die italienischen Wanderkünstler förderten sich gegenseitig und flochten ein dichtes Netz an Verbindungen und Beziehungen, zumal sie auch untereinander verwandt und verschwägert waren.26

Qualifizierte einheimische Künstler waren spärlich gesät und so verwundert es nicht, dass Frisoni als leitender Architekt seine ihm bekannten Landsleute nach Ludwigsburg mitbrachte. Für das Herzogtum war dies insofern nachteilig, weil neue Künstler nicht herangebildet wurden und die vorhandenen einheimischen Künstler ihre Fähigkeiten nur in beschränktem Maße entfalten konnten. Es kam schnell zu ersten Konflikten: Erregte allein schon der Konfessionsunterschied unter der einheimischen Bevölkerung Misstrauen, so taten es erst recht die finanziellen Erfolge der Italiener. Immer wieder schickten einheimische Handwerksleute Bittschreiben an den Herzog, in denen sie um Bevorzugung vor den Ausländern gebeten haben. Zu den Spannungen haben sicher die Frondienste beigetragen, zu denen Einheimische verpflichtet waren, während ausländische Kräfte bezahlt wurden und selbst von Abgaben befreit waren.27

Baumgärtner weist aber darauf hin, dass einheimische Handwerker an ihrer Benachteiligung teils selbst schuld waren. Sie boten oft zu höheren Preisen an, sparten an Material und übernahmen nur Teile der Bauarbeiten. Frisonis Neffe Paolo Retti hingegen hatte als Generalunternehmer die Errichtung gesamter Bauwerke bis zur Schlüsselübergabe übernommen und streckte dem Herzog sogar Gelder vor.28 Zum Beispiel ist in einer herzoglichen Anfrage zu lesen: „Weilen man die Landeskinder forderist die Arbeit zugehen lassen möchte, ob Ludwigsburger Steinmetze auch zu 5585 fl. [ihre Arbeit anbieten]?29 Die Steinmetzmeister Heim und Weyhing boten aber zu 6000 fl. (fl. = Gulden) an, so dass der aus München gekommene Ausländer Mattheo die Arbeit erhielt.

Mehrfach wurde versucht, einen Ausgleich zwischen einheimischen und ausländischen Künstlern und Handwerkern zu finden. So wurde in Retti‘s Hauptakkord für das Neue Corps de logis die Bestimmung aufgenommen, Bauholz nicht von ausländischen Flößern flößen zu lassen oder beim Bau des Kavaliersbaus nur einheimische Handwerker zu beschäftigen.

1.2.1.2 Des Herzogs Zahlungsmoral und die Kosten des Schlossbaus

Letztlich war es Herzog Eberhard Ludwig aber gleichgültig, ob ihm Ausländer oder Einheimische, Katholiken oder Protestanten sein Schloss und seine Stadt erbauten. Der Herzog wollte vor allem Qualität und er wusste, dass ihm die einheimischen Künstler diese einfach nicht bieten konnten. Ihnen fehlte schlichtweg die Erfahrung und sie waren nicht mit den aktuellen europäischen Kunstströmungen vertraut.

Genauso wenig interessierten den Herzog die Kosten und bei der Bezahlung waren Einheimische und Ausländer gleichgestellt. Die herzogliche Zahlungsmoral war wenig ausgeprägt, d.h. in der Regel mussten alle auf ihren Lohn warten. Es gab Ausstände der Gehaltszahlungen sogar bis zur Höhe von zehn Jahresgehältern.30 Oft wurden nur die vereinbarten Naturalleistungen bezahlt. Der Herzog versuchte stets die Geldzahlungen zu Gunsten der Naturalzahlungen zu vermindern, während er bei seinen Einnahmen umgekehrt verfuhr: Statt Naturalien sollte Geld in die herzogliche Schatulle fließen.

So mancher ging Bankrott durch die Vergabe eines unfreiwilligen Kredits an den Landesherrn und seine Baukasse. Am 2. Dezember 1718 trug Baudirektor Frisoni eine Forderung der Künstler und Handwerker nach Bezahlung vor, weil er fürchtete, im nächsten Frühjahr keine Leute mehr zu haben. Der Maler Carlo Carlone wollte sofort 1000 fl. für seine Arbeit, „öd keinen streich schaffen“ will.31 1719 mahnte Frisoni wieder Zahlungsrückstände an und drohte, dass die Künstler „die schon angefangene Arbaith liegen laßen und Ihre Nahrung anderwerts suchen wollen“.32 Um dem Nachdruck zu verleihen, wies Frisoni darauf hin, dass manche Künstler bereits von anderen Auftraggebern begehrt werden, z.B. Carlo Carlone vom Wiener Kaiserhof oder Luca Antonio Colomba vom Fürsten von Nassau-Idstein. Anlässlich der bevorstehenden Einweihung der Hofkirche 1723 erwähnte Frisoni, dass die Künstler und Handwerker erwarteten, innerhalb von 10 bis 12 Tagen mit Geld, Frucht oder Wein befriedigt zu werden. Andernfalls würden die Bauarbeiten nicht planmäßig fertig.33 Einen Monat später hatten die Arbeiter mangels Bezahlung die Arbeiten an der Hofkirche eingestellt. Daraufhin hatte Frisoni dem Herzog einen Kredit von 4000 fl. gegebenen.34

Am 14. September 1724 beklagte sich der Hofbildhauer Sebastian Zimmermann in einem Schreiben, dass „die Arbeith deß Orgel Gehäuses schon 5 Jahr lang in der arbeith geht, und zwar auß Mangel der Zahlung, man hat mir meinen Empfang in so langer Zeit 40 und 50 Gulden weiß eingebrockt so daß ich die gantze Zeit mit großem Schaden, meine Haußhaltung führen muß […] so wird noch einmahl in Unterthänigkeit gebetten, mich von dem gäntzlichen Ruin zu retten […]“.35 Da auch noch eine andere Zahlung für Arbeiten im Schloss seit 14 Jahren offen war, bat er, dass man ihm wenigstens diese mit 400 fl. begleichen möge.

Nicht mal Paolo Retti hatte beim Tod des Herzogs alle Gelder erhalten. 1780 standen aus Eberhard Ludwigs Zeit noch Schulden in Höhe von 1.046.681 Gulden offen, die jetzt innerhalb der folgenden 8 Jahre getilgt werden sollten. Davon entfielen immerhin 41.101 Gulden auf „Forderungen von Privat=Personen“.36 Die Restsumme entfiel u.a. auf Forderungen des Kirchenrats, der Landschaft und der Kommunen.

Der Schlossbau, die Gärten und die Stadtanlage hatten gewaltige Summen verschlungen und mit aller Raffinesse war die Beschaffung dieser Gelder durchgeführt worden.37 Der alte Erlachhof entstand auf Besitz des Kirchenguts, denn die Güter gehörten zum ehemaligen Kloster Bebenhausen. Das Vermögen des Kirchenguts durfte eigentlich nur für kirchliche, schulische und soziale Zwecke genutzt werden. Herzog Eberhard Ludwig bediente sich aus dieser Schatulle aber auch, um den neuen Schlossbau zu finanzieren.38

Steuern, sogenannte „freiwillige“ Abgaben, zweckentfremdete Gelder, Fronen und Einsparungen durch Nichtauszahlung von Löhnen, fielen in ein Fass ohne Boden.39 Ungeniert bediente sich der Herzog bei seinen Beamten. Rund 20 Prozent ihres Einkommens flossen als „Beamten-Anlehnung“ in die herzogliche Kasse. Die raffiniertesten Abgaben waren aber die so genannten „Spatzengelder“. Von 1721 bis 1731 mussten die Untertanen jährlich zwei Dutzend Spatzen abliefern oder ersatzweise hatte jeder Untertan 6 Kreuzer zu bezahlen.40 In einem Schreiben an Herzog Friedrich (der spätere König Friedrich I.) von 1798 heißt es über die Spatzengelder: „Vor 20 Jahren befolgte das Volk blindlings dergleichen Verordnungen, aber nun fängt es an nachzudenken, und wenn dann einer aufstehet und rechnet: so viel sind wir Bürger, so viel müßten es Spatzen seyn, wenn jeder ein Dutzend liefern solle, so glaubt gleich alles, es sei nicht um die Ausrottung der Spatzen, sondern um die 12 Kreuzer zu tun.“41

Während des Baus von Schloss und Stadt Ludwigsburg wurden besonders die umliegenden Ämter zu zahlreichen Fronarbeiten herangezogen. Sie mussten Naturalien und Baumaterial stellen. Allein 1712 und 1713 lieferten Stadt und Amt Marbach 14.000 doppelte Backsteine auf 112 Wagen, 72.000 einfache Backsteine auf 240 Wagen, 14.000 Ziegel auf 35 Wagen und 368 Eimer Kalk auf 126 Wagen, dazu Früchte, Stroh, Holz und Wein sowie 25 Wagen Fasszubehör nach Ludwigsburg und Stuttgart.42 Auf Dauer kauften sich Städte und Ämter von den Fronen los, da man die Arbeiter, Bauern und Handwerker selbst benötigte. Zudem arbeiteten die Fröner naturgemäß schlecht, so dass die betreffenden Ämter immer häufiger Strafgelder zahlen mussten. Auch der Baubehörde war letztlich der Verzicht auf Fronarbeiter angenehmer. In der Theorie kamen alle Beteiligten zu der Einsicht, dass nur derjenige gute Arbeit leistet, der gut bezahlt wird. Auch Strafgefangene wurden immer wieder zu Bauarbeiten herangezogen (s. Tafel 4/2, S. 33). Man nannte sie Schellenwerker, denn sie mussten zur Schande bei der Arbeit eine Schelle (Glocke) tragen. Schon 1704 wurden beim Anlegen der Fundamente des Fürstenbaus Schellenwerker eingesetzt. Sie arbeiteten auch im Steinbruch im Rothenacker Wald. Carl Eugen setzte Strafgefangene ein, um die Planie zwischen Altem Corps de logis und der Favorite aufzufüllen, König Friedrich um den See im unteren Ostgarten 1798 anzulegen.43

Nach Eberhard Ludwigs Tod entlud sich die Wut darüber, dass der Herzog das Land finanziell hatte ausbluten lassen, nicht nur über seine Mätresse Wilhelmine von Grävenitz, sondern auch über Frisoni und Retti. Sie wurden verhaftet und der Veruntreuung bezichtigt. Ihnen konnte allerdings keine Schuld nachgewiesen werden, weshalb beide durch Herzog Karl Alexander rehabilitiert wurden.

Baumgärtner schätzte die Gesamtkosten des Schlossbaus auf 2,5 Millionen Gulden, denkt aber, dass diese Summe eher zu niedrig als zu hoch angesetzt sei. Diese Summe rechnete Baugärtner 1939 in 25 Millionen Reichsmark um, was heute rund 90 Millionen Euro entspräche.44 Übrigens investierte diese Summe das Land Baden-Württemberg zwischen 1984 und 2004 in die Restaurierung von Schloss und Gärten, also lägen die Baukosten sicher um ein vielfaches höher.45

Tatsächlich lassen sich solche Umrechnungen nicht genau durchführen, weil sich die heutige Kaufkraft des Guldens im 18. Jahrhundert gar nicht ermitteln lässt. Über einen so langen Zeitraum ist es nicht möglich, zahlenmäßige Angaben über die Geldwertentwicklung zu machen. Es braucht Anhaltspunkte, z.B. wie die damalige wirtschaftliche Bedeutung eines Geldbetrages war oder über den Lebensstandard und die soziale Position, die mit einem bestimmten Einkommen oder Vermögen verbunden war. Ein solcher Betrag kann zu verschiedenen Warenpreisen und Löhnen in Beziehung gesetzt werden.

Die Höhe der Gehälter war sehr verschieden und variierte von Jahr zu Jahr. Bei keiner am Ludwigsburger Bauwesen beschäftigten Person lässt sich mit absoluter Sicherheit die Jahresarbeitsleistung feststellen, also wie viel jemand für sein Gehalt tatsächlich arbeiten musste und somit kann auch das genaue jährliche Einkommen nicht ermittelt werden.46 Die meisten Personen müssen neben den Geldern die sie von der Baukasse erhielten noch andere Einnahmen gehabt haben, bzw. erhielten die Künstler ihre Auftragsarbeiten gesondert bezahlt.

Die Schwierigkeit der Berechnung des Reallohns liegt in der fehlenden Kenntnis der Lebensbedürfnisse und der Produktpreise. Bekannt sind meist nur die Preise für Brot, Getreide und Wein und so muss auch Baumgärtner von der Fiktion ausgehen, die Menschen hätten allein davon gelebt. Aus Geldverlegenheit heraus wurde statt mit Bargeld in Naturalien bezahlt: Roggen, Dinkel, Hafer, Wein, Holz, seltener Heu, Stroh, Unterkunft und Kleider. Vermutlich tauschten die Arbeitnehmer die Naturalien die sie nicht selbst brauchten gegen anderes ein oder verkauften sie. Die Leute hatten Essen und Arbeit, konnten also eine Zeit lang auf ihren Lohn warten und waren zum Sparen gezwungen. Gleichzeitig waren die Zahlungsrückstände für den Herzog ein willkommener zinsloser Kredit.47

Auch bei den Naturalabgaben rechnete der Herzog zu seinem Vorteil: 1 Eimer Wein wurde den Handwerkern für 10 fl. abgegeben, bzw. auf ihren Lohn angerechnet. Der Marktwert lag aber nur bei ca. 8 fl.. Das Risiko beim Verkauf der Naturalien einen guten Preis zu erzielen, lag damit nicht beim Herzog, sondern beim Abnehmer. Der Herzog sicherte sich durch diese Form der Bezahlung seinen Absatz, was aber letztlich einen Rückschritt in die Naturalwirtschaft bedeutete. Eine Zeit lang gaben die Handwerksleute ihren Gläubigern einfach ihre Lohnzettel. Jetzt konnten andere versuchen von der Baukasse Geld zu bekommen. 1722/25 ist aber überliefert, dass der Herzog den Zettelhandel verbot.48

Betrachten wir einmal die Verdienste verschiedener Personen, zuerst die der hohen Hofbeamten. Die Angaben in den Baukassenrechnungen beziehen sich auf den Jahreslohn.

Oberhofmarschall von Forstner, der die Aufsicht über das Bauwesen hatte, erhielt seit 1707 eine jährliche Aufwandsentschädigung von 100 fl.. 1709 erhielt er zusätzlich Medaillen im Wert von 422 fl. 45 kr. (kr. = Kreuzer; 1 Gulden entspricht 60 Kreuzer), 1714 noch 300 fl. Gratifikationen. Baron Pöllnitz (später Forstners Nachfolger als Oberhofmarschall) erhielt zu seinen jährlichen 100 fl. noch 300 fl. Gratifikationen und gratis Holz. Premierminister von Grävenitz erhielt jährlich 400 fl.. Das heißt jeder dieser hohen Hofbeamten erhielt monatlich von der Baukasse rund 33 fl., was keinesfalls deren gesamtes Einkommen sein konnte. Sie erhielten sicher noch Besoldungen von anderer Stelle. Im Gegensatz dazu erhielt ein niederer Beamter wie z.B. der Buchhalter Walther viermal weniger: 50 fl. Aufwandsentschädigung und 50 fl. Gratifikationen (monatlich ca. 8 fl.).49

Betrachten wir die Gehälter der Baudirektoren und Architekten: Architekt und Landbaumeister Philipp Josef Jenisch, er war der erste Schlossarchitekt und errichtete den unteren Stock des Alten Corps de logis, erhielt 105 fl., mit Naturalien kam er auf ein Gehalt von 225 fl..50

Viel höher bezahlt war sein Nachfolger Johann Friedrich Nette. Er erhielt nach seiner Berufung nach Ludwigsburg 1707 aus der Baukasse jährlich 800 fl., dazu Tafel und Kost für sich und einen Diener, zwei Rationen für die Pferde, sowie 8 Maß Brennholz. 1709 wurde seine Geldzahlung auf 600 fl. vermindert, dafür erhielt er aber noch Naturalien im Wert von rund 400 fl.: 6 Scheffel Roggen (1 Scheffel entspricht mehr als einem Hektoliter, 1 Hl = 100 Liter), 61 Scheffel Dinkel, 60 Scheffel Hafer, 12 Eimer Wein (1 Eimer entsprach in Württemberg 300 Litern), 12 ½ Maß Brennholz (ein Maß sind ein Dutzend Gros, also zwölf mal zwölf mal zwölf gleich 1728 Stück). Zusammengerechnet entsprach dies einem Gesamtgehalt von 1000 fl..51

Donato Giuseppe Frisoni bekam bereits 1712 ein festes Gehalt von 500 fl.. 1715 erhielt er weiterhin seine 500 fl. von der Rentkammer, sowie weitere 700 fl. von Visitation und Rentkammer (je zur Hälfte in Geld und Naturalien). Zu dieser Summe von 1.200 fl. bekam er Futter für zwei Pferde und Kost für einen Knecht. 1729 erhielt er von der Baukasse 606 fl. 11kr., Besoldung, vermutlich kamen aber auch noch Naturalien hinzu. Dann bezog Frisoni eine zusätzliche Gage für seinen Rang als Major, bzw. Oberstleutnant (rund 500 fl.) und er erhielt seine Arbeit als Stuckateur extra bezahlt. Er schloss u.a. Akkorde über 9.000 fl. (1713) oder 5.341 fl. (1715) ab. Von diesen Summen musste er aber sicher das Material selbst kaufen und seine Gesellen entlohnen. Frisoni war insgesamt also sehr hoch bezahlt, aus den verschiedenen Zahlungen lässt sich aber kaum ein tatsächliches Jahresgehalt ermitteln. Er verdiente aber im Durchschnitt sechsmal so viel wie Buchhalter Walther.52

Paolo Retti hatte 1730 ein Jahresgehalt von 500 fl.. Für die Erbauung des Kavalierbaus 1717 erhielt er 68.000 fl., für das Neue Corps des logis 465.000 fl. Zählt man über die Jahre alle Akkorde mit Paolo Retti zusammen hätte er um die 900.000 fl. verdient.53 Retti war 17 Jahre in Ludwigsbug (von 1717 bis 1734) und hätte dann theoretisch monatlich unglaubliche 4.400 fl. erhalten. Als Unternehmer musste er von dieser gewaltigen Summe allerdings seine Arbeiter und Lieferanten bezahlen und Baumaterial kaufen. Zudem beinhaltete der Preis für das Neue Corps de logis die schlüsselfertige Übergabe des Gebäudes. Welcher Reingewinn Retti tatsächlich blieb ist unbekannt, weil seine Buchführung nicht erhalten ist. Am Beispiel Rettis ist also zu sehen, dass alle Vergleiche und Umrechnungen kein reales Bild vermitteln können. Ein bescheideneres Beispiel zeigt eher die Realität im 18. Jahrhundert: Retti erhielt 1726 als Reisekosten 1 fl. für sein Essen, während der ihn begleitende Knecht für sein Essen 20 kr. bekam, also nur ein Drittel.54

Wenden wir uns den Künstlern zu: Hofbildhauer Sebastian Zimmermann hatte 1704 ein Gehalt von 200 fl., während Stuckateur Riccardo Retti nur 150 fl. erhielt.55 Hofmaler Luca Antonio Colomba erhielt jährlich 240 fl., seine Aufträge wurden zudem noch gesondert bezahlt. Für die drei Fresken in den Konchen der Schlosskirche erhielt er z.B. 7.900 fl. und einen Eimer Rotwein. Colomba hatte während seiner Zeit in Ludwigsburg zwischen 1715 und 1729 ungefähr 18.000 fl. verdient, jährlich ca. 750 fl. (monatlich ca. 62 fl.).56 Carlo Carlone war ein hochbezahlter Spitzenkünstler. Er erhielt keine feste jährliche Besoldung, aber für das Kuppelfresko der Schlosskirche wurden ihm 5.000 fl. bezahlt und für das Deckenfresko in der Ahnengalerie erhielt er 10.000 fl.57

Die tägliche Arbeitszeit der Handwerker und Arbeiter ist nur von Maurern, Steinhauern und Schmieden bekannt: Maurer und Steinhauer arbeiteten 13 Stunden täglich, von 4 bis 7 Uhr (am Mittag waren 2 Stunden frei). Schmiede arbeiteten von 4 bis 6. Der Sonntag war allgemein arbeitsfrei.58 Zimmermeister erhielten täglich im Sommer 26 Kr., im Winter 24 Kr.; Gesellen erhielten 24, bzw. 22 Kr..59 Ein Zimmermeister musste also 2 ½ Tage arbeiten um 1 Gulden zu verdienen. Im Monat ergab das rund 10 fl. 24 kr., also jährlich 124 fl. 48 kr.. Der Geselle brachte es immerhin auf jährlich 115 fl. Damit verdiente ein Handwerker theoretisch sogar mehr wie der Buchhalter Walther, vorausgesetzt er konnte jeden Tag voll arbeiten, was sicher für den Winter nicht zutraf. Andererseits war die Arbeitszeit des Buchhalters sicher wesentlich kürzer, damit war er im Durchschnitt vermutlich bessergestellt.

Am wenigsten verdienten die Fronarbeiter und Tagelöhner. Handfröner verdienten 15 Kr. pro Tag. Karrenfröner, sie mussten ein Fuhrwerk bei sich haben, erhielten 36 Kr., 2 Pfund Brot (entsprach 1714/17 dem Wert von 3 Kr., d.h. für 1 fl. konnte man 20 Brote kaufen60), 1 Maß Wein und Hafer. Tagelöhner erhielten pro Tag 18 kr., im Winter 16 Kr. und für Akkordarbeit 30-45 kr..61 Bei allen kann eine wahrscheinliche Arbeitszeit von 12-13 Stunden angenommen werden. Ein Tagelöhner mit 18 kr. pro Tag musste 3 ½ Tage arbeiten, um 1 Gulden zu verdienen. Im Monat kam der Tagelöhner auf 7 fl. 12 kr., was einen jährlichen Verdienst von 86 fl. 24 kr. ausmachte, wieder vorausgesetzt die Person hatte auch das ganze Jahr über Arbeit. Für die 18 kr. konnte ein Tagelöhner aber immerhin 6 Brote kaufen.

Um die 2,5 Millionen Gulden für den Schlossbau aufbringen zu können, hätten 30.000 Tagelöhner ihren Jahreslohn opfern müssen. Die Baukosten des Ludwigsburger Schlosses müssen unvorstellbar hoch gewesen sein. Man hätte dafür 50 Millionen Brote à 3 Kreuzer kaufen können.

1.2.2 Das Krawattendörfle und die Unterkunft der Arbeiter am Schlossbau

Zu Beginn des Ludwigsburger Bauwesens standen den Arbeitern und Handwerkern die noch nicht abgebrochenen Teile des Erlachhofs, sowie der Fuchs- und Schafhof als Unterkunft zur Verfügung. Da diese Quartiere aber bei weitem nicht ausreichten, mussten sich die meisten Arbeiter in den umliegenden Dörfern Unterkünfte suchen.62

Zunächst war das Gasthaus Waldhorn das einzige größere Gebäude der „Stadt“. „Die ersten Gäste und Bewohner des Waldhorns waren Bauhandwerker und Baumeister, Künstler und Beamte der Baudeputation, Hofkavaliere und durchreisende Besucher, denen der Herzog die Fortschritte seines Schlossbaus zeigen wollte.“63 Der Pächter hatte auch die lukrative Konzession für den Weinausschank. Festes Logis im Waldhorn hatten in der Frühzeit des Schlossbaus der Baumeister Heim sowie verschiedene Stuckateure und Maler. Aus den Baurechnungen von 1709/10 ist zu erfahren, dass bereits Gäste darin logierten, obwohl das Innere des Gebäudes noch nicht fertiggestellt war.64 Der Gipser vergipste und weißte „die 2. Stuben worinnen die Stouccadors logiert“ (Frisoni und Soldati? Es gab auch den Stuckateur Lorenzo Matteo Retti aus Laino, gestorben 1714, 50 Jahre alt65), „die Stuben wo der Mahler inne gehabt“ bzw. im oberen Stock „des Mahlers Stube“ (Johann Jakob Stevens von Steinfels?), „die Stuben worinnen der Baumeister Heim logiert“ und dessen Schlafkammer. Für die Stuckateure fertigte der Schreiner noch Bettladen an.66 Den Künstlern und Handwerksmeistern wurden 1708 sogar Matratzen gereicht, selbstverständlich nicht den Gesellen und Arbeitern. Die Sorge für diese oblag den Meistern, „zumalen es in der ganzen Welt nicht bräuchlich, daß man die Arbeiter mit Bette verzihet.“67 In den Baukassenrechnungen werden Matratzen, Strohschaub (Strohbündel), Strohsäcke und Polster erwähnt, die ins Schloss und ins Waldhorn geliefert wurden.68

1.2.2.1 Schafhof und Fuchshof

Westlich des alten Jagdsitzes Erlachhof lag der Schafhof, östlich der Fuchshof (hinter dem heutigen alten Friedhof; Tafel 4/3-5). Die beiden Höfe wurden schon zu Beginn des Ludwigsburger Schlossbauwesens für den Baubetrieb genutzt. 1705 wurde auf dem Fuchshof eine Wagenhütte für die Bauzüge errichtet: „Jetzt herrschte auf dem Fuchshof ein geschäftiges Leben und Treiben. Der Kastenknecht Rossnagel schenkte den Bauarbeitern Wein aus, in einem Garten wurde eine Schnapshütte errichtet, die viel Gesindel anzog. Die zahlreichen Fuhren der Meier und der eigens für das Ludwigsburger Bauwesen bestellten Bauzüge (Pferdefuhrwerke) wechselten sich ständig ab. Bald genügten die Pferdeställe und Unterkünfte nicht mehr.“69

Die Bauarbeiter vom Erlachhof hatten in der Anfangszeit des Schlossbaus kaum Möglichkeiten, den Feierabend abwechslungsreich zu verbringen. Daher gingen sie oft zum Schafhof. Dieser wurde 1705 an Georg Herr verpachtet, „ war dieser doch ein böser Trinker und damals noch eine Todsünde – ein Raucher. Habelshofer [der Hofeigentümer; Er hatte die Aufsicht über die zur Zwangsarbeit verurteilten Sträflinge, die sog. Schellenwerker]klagte über ihn, er rauche Tag und Nacht, nehme seine Pfeife sogar mit ins Bett und „trinke darinnen“. Dadurch setzte er Haus und Hof der Feuersgefahr aus. Oft besuchten ihn bis zu 20 Bauarbeiter vom Erlachhof, mit denen er die ganze Nacht bei „Tabakschmaus“, Würfel- und Kartenspiel zechte. “70

1718 standen folgende Gebäude auf dem Fuchshof: Ein neues Wohnhaus für zwei Maier vom Erlachhof mit Pferde- und Viehställen, ein von der Herrschaft benutztes Haus (vom Erlachhof versetzt), ein Meiereigebäude für beide Fuchshof-Meier mit Pferde-, Rinder- und Schweinestall, eine alte Meiereiwohnung, eine neu erbaute doppelte Scheuer, eine alte Scheuer, eine dreifache neue Meiereischeuer, ein Wasch- und Backhaus mit 2 Öfen vor der Pferdetränke.71 Frisonis Nordansicht aus dem Erweiterungsprojekt von 1721 zeigt den umzäunten Hof mit sieben Gebäuden (Tafel 4/5). Der Fuchshof wurde nach und nach immer stärker in den Schlossbau eingebunden und diente zur Unterbringung von Baumaterialien, bis schließlich Paolo Retti hier sein Quartier aufschlug. 1725 wurden ihm zur Erbauung des Neuen Corps de logis die kompletten Bauzüge mit Pferden und Geräten übergeben.

Zwischen 1721 und 1725 standen auf dem Fuchshof acht Bauzüge der fürstlichen Rentkammer (die Züge des Leonhard Eßich, Joseph Hoppacher, Jacob Grauer, Sebastian Hahnemann) und der fürstlichen Visitation (Martin Sonnlaithner‘s Zug, Christian Sonnlaithner‘s Zug, Jacob Bauren‘s Zug, Joseph Scheeler‘s Zug).72 Die Bauzüge waren im Wesentlichen gleich ausgestattet. Zu einem Zug gehörten 4 bis 6 Pferde, Pferdegeschirr, Halfter, Ketten, Seile, Winden, Leiterwägen, Steinwägen und Werkzeug wie Beile, Beißzangen, Beschlaghämmer und Scharriereisen. Die Steinwägen der Bauzüge waren hohe und starke Wägen mit Ketten, zwei Achsen und sieben angespannten Pferden, bestimmt für den Transport schwerer Quadersteine und anderer Lasten.

Frisonis Neffe Paolo Retti war im modernen Sinne ein Unternehmer, wurde als Entrepreneur tituliert, mit hunderten von Arbeitern. Er betrieb eigene Werkstätten, Stein- und Gipsbrüche, Ziegelhütten und versorgte seine Arbeiter. „Sein Hauptquartier war der Fuchshof, hier gab er seinen Arbeitern Feste, um sie bei Stimmung zuhalten.“73 Aus den Akkorden für das Neue Corps des logis geht hervor, dass Retti eine eigene „Ökonomie“ „vor seine Künstler, Handwerker und sämtliche zu diesem Bauwesen gebrauchten Arbeiter und Knechte“ unterhielt.74 Alles was Retti zur Ökonomie benötigte, konnte er zollfrei nach Ludwigsburg bringen lassen. Die Ökonomie auf dem Fuchshof besaß eine Bäckerei, Bier- und Weinschank, Caféhaus, Schmiede, Wagnerei und Schreinerei.75 Den Wirten in der Stadt war das natürlich ein Dorn im Auge, da Rettis Ökonomie ihnen das Geschäft verdarb. Der Entrepreneur wurde wie alle teils mit Naturalien wie Dinkel und Hafer bezahlt, was insofern kein Nachteil war, da er diese in seiner Ökonomie verwenden konnte.76 Um 1748 wurde der Fuchshof abgebrochen.77


Tafel 4 : 1 Seltene Bildquelle zu einfachen Handwerkern: Herzog Carl Eugen hoch zu Ross in Hohenheim, Kupferstich von Viktor Heideloff 1790. Links unter dem Verschlag arbeiten die Steinmetze.2 Gartenarbeiten als Strafe. Ausschnitt aus einem Kupferstich, 18. Jahrhundert; 3 Der Schafhof um 1720; 4 Der Fuchshof in einem Plan von Leopoldo Retti um 1730; 5 In einem Ausschnitt von Frisonis Nordansicht 1721/27 sind die umzäunten Gebäude des Fuchshofes zu sehen.

1.2.2.2 Das Krawattendörfle

Ein Brief von Baumeister Johann Ullrich Heim an den Herzog vom 11. Juli 1712 berichtet über die schlechten Arbeits- und Wohnverhältnisse in Ludwigsburg:

Durchlauchtigster Herzog, gnädigster Fürst und Herr! Daß man zu Beförderung Euer hochfürstl. Durchl. Alhier noch immer continuierenden Schloßbauwesens, die Steinmetzen und Steinhauergesellen in nicht einer solchen Zahl oder so gueth und erfahren, wie an anderen Orthen haben können, möchte wohl der vornehmsten Ursachen eine – diese seyn, daß sie in Ermangelung der Gelegenheit und aigenen Unterschlauffs [Unterschlupf] alhier, allwegen abendts nach dem Feyer Abend und Glock 6. Uhren, alß ermüedet vom Tagwerck, noch wenigst eine halbe Stund Wegs weith über feld gehen: und der eine bey diesem: der andere bey einem anderen Bauern pernoctiren [übernachten] morgens in aller früh mit anbrechendem Tag mehrmahlen bey Regen, Schnee und wind wiederumb auß ihren Quartieren hierher sich begeben und sonsten den Tag durch absonderlich umd die Brodt und Mittag Stunde gleichsam zwischen der Sommerhitz unterm freyen Himmel sich aufhalten müssen, welches wie leicht gnädigst zu erachten, eine nicht geringe Incommodite genannt werden mag.

Diesem aber einigermaßen abzuhelfen wären nach zuvor mit Euer hochfürstl. Durchl. Oberhofmarschallen von Forstner gepflogenen Communication, wir der unterthänigst – jedoch gantz ohnvorgreifflichen Meynung, Euer hochfürstl. Durchl. Gnädigst geruhen möchten, nach beygeschlossenem Grund und Aufftrag Riß, und dem darüb begriffenen Bauüberschlag, eine Steinmetzenhüttin meisten Theils von dem Abbruch deß alten rechten Flügelbaus a quis partibus [zu gleichen Teilen] auff beder hochfürstl. Cammern Costen erbauen zu lassen, darinn sodann ein Meister mit allen hier in herrschaftl. Arbeith stehenden Gesellen, fürglichen logirt: auch darinnen wie im Sommer: so im Winter steths gerabeitet werden könnte. Wollten so ferner euer hochfürstl. Durchl. Gnädigst erlauben daß die Meister ihren Gesellen selbsten mit Wein versehen dürffen, würden so mehrers die Purschen [Burschen] dem hiesigen orth zuraysen und arbeith nehmen, alß wüdrigen fallß wann man sie fürter sollte in alhiesiges Wirthshauß zu dem theuren Wein gleichsam zwingen, deren gar einige bleiben dörffen“.78

Baumeister Heim bemühte sich offensichtlich beim Herzog eine Verbesserung für die Arbeiter zu erlangen, die in den umliegenden Gehöften verstreut wohnten und einen weiten Weg zur Arbeit hatten. Ein bisschen Komfort sollte den Arbeitern verschafft werden, um vor allem noch mehr Steinmetze an den Schlossbau zu ziehen. Die Steinmetzhütte, Arbeitshaus wie Unterkunft, wurde aber wohl nie gebaut, denn eine Notiz bemerkt, dass der Oberhofmarschall die Sache für unnötig hielt. Den Arbeitern ein gutes Umfeld zu verschaffen, war kein Anliegen der Herrschaft, obwohl man ja mit einem Mangel an Arbeitskräften zu kämpfen hatte. Heute ist eine Kommune bedacht darauf, ein gutes wirtschaftliches und kulturelles Umfeld zu schaffen, die sogenannten weichen Standortfaktoren, um Firmen und Arbeitskräfte in ihren Umkreis zu ziehen. 1712 spielte das in Ludwigsburg noch keine Rolle, nicht einmal den billigen Wein gestand man den Arbeitern zu. Die Steinmetzhütte, ein Fachwerkbau mit breitem Giebel, hätte im Erdgeschoss einen großen Saal gehabt und im oberen Stock einen kleineren und sechs Zimmer (s. Tafel 6/5, S. 39).

Während also die Künstler und Architekten komfortabel im Waldhorn wohnten, und der Herzog nicht bereit war, die Wohnsituation für die Arbeiter am Schlossbau zu verbessern, errichteten schließlich Lakaien, Stallknechte, Heiducken oder niedere Hofbeamte hinter dem Bauhof planlos ihre Häuschen.79 Mancher dürfte auch nur in einer ärmlichen Baracke gehaust haben. Die Bauhofstraße (auch Neuweiler genannt) ist ein Teil der heutigen Unteren Stadt und bildete mit der Ansiedlung von Handwerkern die Keimzelle der späteren Residenzstadt Ludwigsburg.80

Die Bauhofstaße wurde auch „Crawatten=Dorflen“ genannt, was auf Schönleber zurückgeht, doch scheint es sich um eine mündliche Überlieferung zu handeln. Schönleber berichtet folgendes über die Unterbringungsprobleme der Bauarbeiter:

„Während niemand noch ahnte, daß hier eine Stadt entstehen sollte, war gleichwohl nöthig, den zu dem bedeutenden Bauwesen verwendeten vielen Arbeitern eine Unterkunft zu verschaffen, welche dieselben in der Umgegend gesucht und nicht ohne Schwierigkeiten gefunden hatten. Zu Erreichung dieses Zweckes sollen um das Jahr 1707 (nähere und sichere Nachricht findet sich nicht mehr) der damalige Oberbaumeister Hauptmann Nette und Kirchenratsbaumeister Heim den Herzog auf die Idee geführt haben, in der Nähe des Baulagers eine Colonie anzulegen, welche Idee sodann in der Anlage, der noch jetzt den Namen führenden Bauhofgasse, ihre Verwirklichung gefunden habe. Gewiß ist, dass dieser Theil der Stadt, in durchaus kleinen einstökigten Gebäuden, anfangs ausschließlich von Bau=Arbeitern bewohnt wurde, und so durfte es auch keinen Zweifel unterliegen, das diese Straße den ältesten und ersten Theil der Stadt bildete. Noch in meiner Zeit wurde dieselbe gewohnlich das Neuweiler und früher, solange das Bauwesen noch dauerte, in den Jahren 1720ff. das Crawatten=Dorflen genannt.“81

Wahrscheinlicher ist, dass Oberhofmarschall von Forstner, unter dessen Aufsicht das Bauwesen von 1704-1716 stand, den Arbeitern diesen Platz angewiesen hat. Eine Unterkunft in den umliegenden Dörfern hatte einen zu langen Weg zur Arbeit zur Folge. Wollte Nette Spezialisten aus Prag und Wien für die Arbeit am Ludwigsburger Schlossbau gewinnen, mussten entsprechende Unterkünfte bereitgestellt werden.

Zu allererst haben sich in der Bauhofstraße italienische, böhmische und kroatische Handwerker und Arbeiter niedergelassen, die Frisonis Neffe Paolo Retti, der 1717 die Bauleitung des Schlosses und der Stadt als Generalunternehmer übernommen hatte, von seinen früheren Arbeitsstellen mit sich brachte. 1732 verfügte Retti über einen Handwerkerbestand von 650 Maurern, Steinhauern und Tagelöhnern, 36 Vergoldern, 9 Bildhauern, 48 Schreinern, 14 Glasern, 17 Kunst- und Bauschlossern sowie weiteren Handwerkern. Vielen von ihnen verschaffte er in der Bauhofstraße Wohnungen und Werkstätten.82 Später wurde für Rettis Arbeiter im Tal unterhalb des Bauhofs eine langgezogene Baracke erbaut, die sogenannte „Rettichkaserne“, eine Verballhornung des Retti’schen Namens und Vorgängerbau der Talkaserne.83

Viele ausländische Handwerker verbrachten die Wintermonate in ihrer Heimat und waren daher laut einem herzoglichen Reskript vom 16.08.1719 von allen Abgaben befreit:

„Was hingegen diejenige Handwercker und Taglöhner anlange, deren ihre Weiber und Kinder andernwärts wohnen, und sie die Männer nur des Sommers vor ihre Persohn der Bau=Arbeit halber in Ludwigsburg seyn/des Winters aber in ihr Heimwesen gehen, solche bleiben von allen Anforderungen und Oneribus gäntzlich befreyt, indeme selbige der Burgerschaft keine Beschwerde, sondern vielmehr Nutzen schaffen.“84

Als Krawatten bezeichnete man Kroaten, vielleicht auch Oberitalienische Handwerker oder andere Fremde, die durch ihre Halsbinden auffielen. Schönleber berichtet nichts darüber, woher sich die Bezeichnung des Krawattendörfles herleitet. Karl Weiß führt jedenfalls den Namen auf kroatische Handwerker zurück: „Die Bauleute wohnten teilweise im Waldhorn, dem ersten Haus- und Wirtshaus der Stadt, zum größten Teil aber in hölzernen Buden. Später ließ der Herzog bessere Bauten errichten, den so genannten Bauhof, nach den zahlreich vertretenen „Kroaten“ vom Volkswitz Krawattendörflein genannt.“85

Die Handwerker und Arbeiter errichteten in der Bauhofstraße ihre kleinen eingeschossigen Häuschen, wahrscheinlich auch weiterhin Hütten und Baracken. Diese bunt zusammengewürfelte Ansiedlung oder „Colonie“, wie es Schönleber nennt, dürfte einen ziemlich chaotischen Anblick geboten haben und hat sicher nicht der Vorstellung des Herzogs von einer Stadt entsprochen.

Die Ostansicht des Erweiterungsprojekts Frisonis von 1721, bzw. die Nachzeichnung aus Dielhelms Reisebeschreibung von 1740, zeigen westlich des Schlosses kleine, unregelmäßig herumstehende Häuschen, wie sie in großer Zahl in der Unteren Stadt existiert haben dürften (Tafel 5/1, 2).86 Wir blicken auf den Häuserzug entlang der Schlosstrasse zwischen Marstallstraße (links) und der künftigen Charlottenstraße (rechts, gegenüber der Ordenskapelle). Zu sehen ist bereits die Zeilenbebauung der Bauhofstrasse, aber unregelmässig stehende Einzelhäuser vor dem Marstall. Ein um 1770 entstandener Kupferstich von Johann Heinrich Kretschmer zeigt die Untere Stadt (in der rechten Ecke), die deutlich ungeordnet oder ungeplant ist und im Gegensatz zur Geometrie der Gärten, der Alleen und den rechtwinkligen Straßenzügen der Oberen Stadt steht (Tafel 5/3, 4). Die kleinteilige Parzellierung in der Bauhofstraße ist einem Stadtplan um 1820 zu entnehmen (Tafel 5/5), während auf einem um 1860 entstandenen Stich die Häuser der Unteren Stadt topographisch genauer zu sehen sind (Tafel 5/6). Aufwärts verläuft die Bietigheimer Straße, nach rechts die Talstraße. Die Bauhofstraße verläuft am oberen Bildrand und hat bis heute ihren Charakter eines „Handwerkerviertel“ bewahrt (s. Tafel 6/3, S. 39). Im Vordergrund steht übrigens die Talkaserne, Nachfolgebau der „Rettichkaserne“.

Entlang der oberen Kasernenstraße (am linken Bildrand) stehen Häuser mit Fachwerk an der Giebelseite, wie sie auf den Häuserskizzen im Alten Corps de logis zu sehen sind. Vielleicht vermitteln diese Rötelskizzen einen Eindruck dieser frühen Zeit der Stadtgeschichte. Dort zeichneten Handerker in einer Fensterlaibung 1721 „ihre kleine Stadt“ (Tafel 6/1, 2; s.S. 85ff.).87

Mit Frisonis Übernahme der Planungen der Stadtanlage musste in der Stadt nach der „Regularité“ seines Planes gebaut werden. Alle Häuser mussten zweigeschossig erbaut und diejenigen, die eingeschossig schon erstellt waren, erhöht werden. „Das ging manchem Hausbesitzer über sein Vermögen. So sind nicht wenige in die Untere Stadt gezogen, da diese Gegend nicht oder noch nicht unter diese Planregel fiel. Manche Häuser standen dann dort ganz ohne einheitliche Ausrichtung herum, und waren wissend auf späteren Abbruch angelegt.“88

Schon im herzoglichen Rescript vom 16.08.1719 wird beklagt, dass „niemand oben in der Stadt, wo lauter zweystöckichte Häuser seyn müssen, zu bauen sich resolvirn will, weil alle Fremde und Handwercks=Leuthe sich unten bey dem Schloß herum auffhalten“.89 Schönleber berichtet, dass sich oft zwei niedere Hofbediente, Haiducken, Handwerksgesellen oder Tagelöhner, zusammengetan hatten und eine kleine Hütte gebaut haben. „Diese Leute, hieß es, haben sich aller Orten in und ausser der Stadt, ohne zusagen angebaut, die Bauplätze nach Gefallen genommen, Saiten dabei eingezäunt und, wie der Augenschein zeige, die Baumaterialien von der Herrschaft entwendet.“90

Nur wenig ist über Bauaktivitäten in der Unteren Stadt bekannt. Am 17. September 1715 wurde dem Knecht Judeshurth eine Baukonzession erteilt, er wollte hinter dem Marstall ein Häuschen erbauen. Allerdings wurde er darauf hingewiesen, „daß er künftighin sein Haus wieder abbrechen müsse, weil die Lakaienhäuschen dahin transportiert werden sollen“.91 Im Jahre 1721 wurde das Häuschen wegen des Bauhofs wieder abgebrochen.

Die Bauhofstraße liegt auffällig schräg im ansonsten rechtwinklig angelegten Stadtgrundriss (Tafel 6/3). Wahrscheinlich ist die Erklärung dafür ganz einfach: Die Bauarbeiter gingen den kürzesten und direkten Weg am Abhang beim Waldhorn entlang (unten war das sogenannte Täle) und errichteten etwa 400 Meter von der Baustelle entfernt ihre kleinen eingeschossigen Häuser mit Satteldach. Sie reihten Haus an Haus mit der Traufseite zur Straße. „So war alles einfach und der Weg bequem zur Arbeit. Die Häuser waren stabiler als die Baracken, doch immer noch ein Provisorium und ohne jede Absicht, Kern einer Stadt zu werden.“92


Tafel 5: 1 Gegenüber dem Schloss liegt die Untere Stadt mit den unregelmäßig herumstehenden Häuschen der Bauleute und Handwerker und der der Bauhofstraße mit einer Zeilenbebauung. Ausschnitt aus der Ostansicht von Frisonis Erweiterungsprojekt 1721/27. 2 Kupferstich nach Frisonis Erweiterungsprojekt aus der Reisebeschreibung von Dielhelm 1740; 3 Die Stadtansicht von Johann Heinrich Kretschmer um 1770 zeigt den Gegensatz der geometrischen Stadtanlage und der ungeordneten Unteren Stadt (rechts unten). Links des Schlosses steht das Große Opernhaus Carl Eugens. 4 Ausschnitt aus Kretschmers Ansicht 1770 mit der Unteren Stadt. Unterhalb des Holzmarktes steht der große Marstall, rechts davon die Häuser die Bauhofstraße. 5 Die Untere Stadt in einem Stadtplan um 1820; 6 Die Untere Stadt um 1860.

Aufschlussreich ist das Haus Bauhofstraße Nr. 16, denn der Giebel zeigt drei Bauphasen, in denen das Dach zweimal angehoben wurde (Tafel 6/4). Zuerst war das Häuschen eingeschossig mit steilem Satteldach errichtet, dann wurde es aufgestockt und mit einem flacher geneigten Dach versehen. Ob hier ein Zusammenhang mit der durch den Herzog geforderten Zweigeschossigkeit aller Häuser oder der Regularité Frisonis besteht, kann nicht beantwortet werden. In einer dritten Bauphase wurde das Dach wieder steiler geneigt, wohl um den Dachraum zu vergrößern.

Viele Häuser waren zu Eberhard Ludwigs Zeiten „nur von Holz und sehr leicht aufgebauet93 und wahrscheinlich waren nicht mal alle verputzt, obwohl das gefordert war. Zumindest scheinen die Giebelseiten fachwerksichtig geblieben zu sein, da stets die Traufseite zur Straße zeigt. So zeigen noch zwei Häuser in der Laufgasse und im Postgässle giebelseitiges Fachwerk, letzteres ebenfalls mit Umbauphasen oder erinnern wir uns an die von Heim vorgeschlagene Steinmetzhütte (Tafel 6/5).

1.2.3 Kroaten – Krawatten

Am wenigsten greifbar sind in den schriftlichen Quellen die einfachen Handwerker und Handlanger.94 Sie haben aber Spuren an den Wänden des Schlosses hinterlassen. Ausgangspunkt für die folgende Betrachtung über Kroaten und Krawatten sind zwei Karikaturen aus der Bauzeit des Schlosses.

In Raum 259 im 2. Stock des Neuen Hauptbaus befinden sich vier Karikaturen von Pfeifenrauchern. Die Figuren rauchen unterschiedliche Gesteckpfeifen italienischer Herkunft, sowie klassische Tonpfeifen deutscher Herkunft. Am Schlossbau herrschte ein multikulturelles Getümmel, in dem jeder seine Traditionen bewahrt zu haben scheint, zumindest was das Rauchwerk betrifft. Näher betrachten wir hier jene zwei Pfeifenraucher, die eine Gesteckpfeife rauchen (Pfeifenraucher 1 und 4). Es handelt sich um flüchtig an die Wand geworfene, spotthafte Portraits, Karikaturen im klassischen Sinn, von Arbeitskollegen oder Vorgesetzten, entstanden um 1725-1735 in der Bau- und Ausstattungszeit des Neuen Corps de logis.95 Nicht die Pfeifen stehen hier im Vordergrund – sie werden an anderer Stelle besprochen (s. S. 78)96 – sondern die Krawatte, die „Pfeifenraucher 4“ vermutlich trägt (Tafel 7/1).

Dargestellt ist wahrscheinlich die Karikatur eines Kroaten. Sie haben hierzulande auffällige Halsbinden getragen und wurden deshalb „Krawatten“ genannt und darauf bezieht sich die Benennung der Bauhofstraße als „Krawattendörfle“. Vielleicht bezieht sich der Begriff „Krawatten“ sogar auf alle jene Fremde die sich in der Bauhofstraße ansiedelten. Vermutlich trugen auch die italienischen Handwerker das bequeme und nützliche Halstuch der Kroaten.

Die Krawatte des bürgerlichen Volkes im 18. Jahrhundert variiert zwischen dem was wir heute als Krawatte bezeichnen (Langbinder) und einem Hals-, Camping- oder Pfadfindertuch. In der Regel war es ein gewickeltes Leinenband, das vorne geknotet wurde oder ein zum Dreieck gefaltetes Tuch. Das Dreieck wurde auf den Rücken gelegt, vorne geknotet und die Enden hingen auf die Brust. Da die Figur hier im Profil gezeichnet ist, ist nur ein Ende der Krawatte sichtbar. Vielleicht hat der Pfeifenraucher aber auch das Dreieck auf die Brust gelegt, den Knoten im Rücken. Die Figur muss im Leben einen ausgeprägten Charakterkopf gehabt haben, so auffällig wie der überdimensionierte Pfeifenkopf und war „Ein genusmann“, wie es unter der Zeichnung steht. Das Männchen raucht eine für diese Region typische zweiteilige Gesteckpfeife. Der separate Pfeifenkopf aus Ton ist auf ein Rohr aufgesteckt (ein ausgehöhltes Hölzchen). Solche Pfeifen waren in Italien, Südosteuropa und dem Balkan in Gebrauch. In Deutschland dagegen rauchte man im 18. Jahrhundert Tonpfeifen, die in einem Stück gefertigt waren. Die Form der Pfeife des Kroaten ähnelt den fassförmigen Pfeifenköpfen aus Chioggia im Süden der Lagune von Venedig (s. S. 78.).97

„Pfeifenraucher 1“ mit der windschnittigen Frisur raucht ebenfalls eine Gesteckpfeife (Tafel 7/2). Auch dieser Pfeifenkopf in der Gestalt eines Tieres (Hund oder Eule?)98 ist aus Ton gefertigt und auf ein Rohr aufgesteckt. Vermutlich wurde auch hier ein kroatischer oder italienischer Handwerker oder Geselle karikiert. Der angedeutete geschwungene Oberlippenbart (?) spricht eher für einen kroatischen Volkstypus, da solche Bärte im slawischen weit verbreitet waren. Eine solche Figur findet sich in einem der Kupferstiche Frisonis, vermutlich ein Heiducke (Tafel 7/3). Die windschnittige Frisur des Pfeifenrauchers wird durch die Länge der Pfeife betont, die Pfeife ist sozusagen länger als seine Tolle; der Pfeifenkopf bald so groß wie sein halber „Quadrat-Kopf“. Beide Figuren waren anscheinend keine Fantasiegestalten: Jemand hat sich hier über Kollegen lustig gemacht, den Karikaturen liegen tatsächliche Gesichter zu Grunde. Vielleicht haben einheimische Handwerker hier sogar ausländische Vorgesetzte oder in der Hierarchie am Schlossbau höherstehende Facharbeiter verspottet. Vielleicht haben die Einheimischen mit diesem Spott sogar ihrem Unmut freien Lauf gelassen, da die Ausländer vom Herzog in vielem bevorzugt waren. Es ist auffällig, dass alle Schriftgraffiti im Raum in Deutsch sind und im Ludwigsburger Schloss wurden bisher überhaupt keine bauzeitlichen Inschriften in italienischer Sprache entdeckt, obwohl das wohl die gängige Sprache auf der Baustelle war.99


Tafel 6: Häusergraffiti im Alten Corps de logis: 1 Verputztes Häuschen und Fachwerkgiebel;2 Großes Haus mit Fachwerkgiebel; 3 Die Bauhofstraße heute; 4 Das Haus Bauhofstraße 16 zeigt an den Umbauten am Giebel, dass das ursprünglich eingeschossige Haus zweimal aufgestockt wurde;5 Entwurf zu einer Steinmetzhütte in Fachwerkbauweise 1712.

Zu den beiden gesellt sich noch eine dritte Karikatur aus dem Dachboden des Festinbaus, der 1729-1731 errichtet wurde. Die Rötelzeichnung zeigt einen „kartoffelförmigen“ Kopf im Profil ohne Gesicht, bzw. wurden Augen und Nase nachträglich aus dem Wandputz gekratzt. Um den Hals trägt die Figur eine lange Krawatte, vergleichbar unserer heutigen (Tafel 7/4).100 Eine ähnliche Krawatte trägt ein Stuckateur auf einem Fresko im Treppenhaus des Ordensbaus, 1711/12 von Luca Antonio Colomba gemalt (Tafel 7/5). In die illusionistische Scheinarchitekturmalerei tritt der Stuckateur, in der linken Hand trägt er eine Kiste, in der seine Stuckeisen liegen. Erstaunt blickt er in das Treppenhaus, denn ihm war gesagt worden, er solle in den Ordensbau gehen und dort mit der Stuckierung beginnen. Doch der Maler Colomba hat die Arbeit bereits mit dem Pinsel vollbracht. Ironisch bezieht Colomba hier Stellung zum Wettstreit der Künste untereinander (Paragone). Doch blicken wir auf den Hals des Handwerkers: Das herausstechende an der Figur ist natürlich seine blaue Krawatte, ähnlich dem heutigen Langbinder. Vermutlich hat Colomba hier einen Stuckateur oberitalienischer oder venezianisch-kroatischer Herkunft porträtiert und auch sein Gesicht trägt karikaturhafte Züge.

1.2.3.1 Krawatten

Da „Pfeifenraucher 4“ also eine Krawatte trägt, soll hier der Herkunft der Krawatte, ihrer Entwicklung und ihrer Beziehung zu den Kroaten kurz nachgegangen werden.

Die Krawatte war als Erkennungszeichen im Kampf ein Teil der militärischen Tracht der Kroaten im 30jährigen Krieg (1618-1648; Tafel 7/6). 1827 beschreibt der Baron L´Empésé (ein Pseudonym für Honoré de Balzac), dass in Frankreich im Jahr 1660 ein ausländisches Regiment aus Kroatien eintraf, in dessen sonderbarer Gewandung man ein Halsstück entdeckte. Für den Soldaten war es aus einfachem Stoff hergestellt, für den Offizier aus Musselin oder Seide, dessen Enden zu einer Rosette geschlungen, mit einer Eichel oder einer Quaste verziert waren und graziös auf die Brust herabfielen. „Dieses neue Kleidungsstück wurde zunächst Kroate genannt und bald Krawatte abgewandelt, was ebenfalls auch für das Regiment galt, das fortan und bis zur Revolution den originellen Namen „Königliche Krawatte“ trug.“101

Meist bestanden die ersten Krawatten des 17. Jahrhunderts aus feinem Musselin- oder Batistband, waren manchmal an den Enden mit Spitze verziert oder bei den kostbareren ganz aus Spitze. Die Krawatte hing über den Leibrock bis zum Brustansatz faltig herab, wurde über den niedrigen Stehkragen des Hemdes zweimal um den Hals geschlungen und nach 1675 vorne mit einer separaten, auch farbigen Schleife zusammengehalten oder selbst zu einer Schleife gebunden.102 Die Krawatten der Soldaten und des einfachen Volkes bestanden aus einem Stück Laken, Baumwolle oder schwarzem Taft, die man mittels zweier kleiner Schnüre um den Hals schlang. Im Riesenbau befinden sich zwei Schlachtenbilder von Georg Philipp Rugendas mit Szenen aus dem Spanischen Erbfolgekrieg (um 1705/06 entstanden). In dessen Verlauf hatte sich Eberhard Ludwig in der Schlacht von Höchstadt 1704 militärische Ehren erworben.103 Das Gemälde „Plünderung eines brennenden Hauses“ zeigt im Vordergrund, wie plündernde Soldaten versuchen, eine Kiste mit einem Stein aufzuschlagen (Tafel 7/7). Von links werden gefesselte Männer herbeigeführt, die den Anführer des Reitertrupps um Gnade anflehen. Beide Reiter tragen lange weiße Krawatten, wahrscheinlich aus Musselin, die vorne geknotet sind und deren Enden im Wind flattern.104 Das Gegenstück „Trinkende Soldaten“ zeigt an einer Quelle wasserschöpfende Soldaten (Tafel 7/8).


Tafel 7: 1 „Pfeifenraucher 4“: Karikatur eines Pfeife rauchenden Kroaten mit einer Krawatte, bezeichnet „Ein genusmann“. 2 „Pfeifenraucher 1“: Karikatur eines jungen Handwerkers oder Gesellen mit geschwungenem Oberlippenbart. Der Kroate (?) raucht eine zweiteilige Gesteckpfeife. 3 Kroate, Ausschnitt aus dem Erweiterungsplan von 1721 für das Alte Corps de logis, Südseite (D. G. Frisoni, vues de la residence ducale de Louisbourg, Augsburg 1727).4 Rötelzeichnung einer Figur mit Krawatte, Festinbau; 5 Luca Antonio Colomba, Stuckateur mit blauer Krawatte, Fresko im Ordensbau; 6 Kroate mit Krawatte in dem Gemälde „Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen 1632“ von Jan Asselyn (1615-1652). 7, 8 Krawatten in zwei Ausschnitten aus Schlachtenbildern von Rugendas im Riesenbau;9 Soldat der kaiserlichen Truppen mit gelber Krawatte, August Querfurt, „Schlacht von Belgrad 1717“, Galerie zum Theater. 10 Graffiti von kroatischen Wappen in der Schlosskirche.

Es finden sich weitere Krawatten auf Darstellungen der Schlachten Prinz Eugens, so in der „Schlacht von Belgrad 1717“, ein von August Querfurt 1736 gemaltes Monumentalgemälde in der Galerie zum Schlosstheater. Der voranreitende Offizier trägt eine schwarze Krawatte, im linken Vordergrund tragen Soldaten der kaiserlichen Truppen gelbe Krawatten (Tafel 7/9).105 Diese würden wir heute eher als geknotete Halstücher bezeichnen, doch im 18. Jahrhundert wurden auch Halstücher Krawatten genannt.106

Die Ursprünge der Krawatte sind noch nicht eindeutig belegt. Eine Halsbinde trugen bereits römische Legionäre nördlich der Alpen als Kälteschutz. Sie nannten das Tuch Focale, das sie vermutlich von nördlichen Völkern übernommen haben, wahrscheinlich von den Dakern.107 Bis zum 30jährigen Krieg gibt es keine weiteren bildlichen Darstellungen einer solchen Halsbinde. Das Tragen der Krawatte hatte bei den Kroaten sicher eine Tradition, die weit vor dem 30jährigen Krieg liegt. Ob aber die Kroaten „das Tuch im 16./17. Jahrhundert erst wieder entdeckten, es in der Tradition der römischen Focale ununterbrochen kannten oder es durch Berührung mit dem türkisch-orientalischen Kulturkreis kennen lernten, bzw. wieder entdeckten, bleibt offen.“108 Im 30jährigen Krieg, aber auch im Spanischen und Österreichischen Erbfolgekrieg und im 7jährigen Krieg, rekrutierten sich weite Truppenteile des französischen Königs und des deutschen Kaisers aus ausländischen Söldnern, u.a. Kroaten.109 Diese kroatischen Söldnertruppen fielen durch ihr kleines schwarzes, bzw. weißes Tuch auf, das sie um den Hals gebunden hatten.

Es wurde von den Deutschen zunächst als „croatta“ bezeichnet,110 schließlich als Krawatte. Das neuartige Bekleidungsstück verbreitete sich um 1667 am Hof Ludwigs XIV und die modische Bezeichnung „a la croate“ entwickelte sich zum Begriff „Cravate“. Das französische Wort „Cravate“ scheint aber aus dem deutschen „Krawatten“ oder „Krobaten“ entlehnt zu sein.111 Auf einer Karte Ungarns aus dem Jahre 1528 wird Kroatien als „Krawatn“ bezeichnet.112 Die Kroaten verbreiteten ein Halstuch, das als Krawatte den Volksnamen der Kroaten erhielt: „Nun ging der Name der Träger in gewandelter Form auf jenes Halstuch selbst über.“113 Der Verdienst, die Krawatte zur Mode erhoben zu haben, gebührt aber Ludwig XIV. In Versailles reichte der „Cravatier du Roi“ jeden Morgen einen Korb mit Krawatten, aus dem der König seine Auswahl traf.

Letztlich bleibt derzeit der einzige greifbare Beweis für die Anwesenheit von Kroaten am Ludwigsburger Schlossbauwesen „Pfeifenraucher 4“ – der Kroate mit Krawatte und Gesteckpfeife. Umso bedauerlicher ist es, dass die Karikatur in der Neugestaltung des Keramikmuseums keinen Platz gefunden hat. Sie musste hinter der neuen Seidentapete verschwinden. Archivarisch nachweisbar sind aber einige Kroaten im Hofstaat Herzog Eberhard Ludwigs. Bereits 1703/04 wurden Heiducken, Kroaten, Ungarn, Türken und Mohren als Läufer und Diener am württembergischen Hof beschäftigt. In der Tracht ihrer Heimatländer sollten sie dem Hof phantastischen und exotischen Glanz verleihen.114

Der Oboist Schiavonetti in der Hofkapelle war kroatischer Herkunft115 und ebenso zwei Heiducken, Andreas Battein (Bedey) und Johannes Görteck.116 Auch Schönleber erwähnte Heiducken unter den unteren Schichten der Stadtbevölkerung. Ein Heiduck war in Ungarn „ein Kriegs=Knecht zu Fusse, der nach gemeiner Landes=Art gekleidet, mit einem kurzen Rohr, einem Sebel und Hand=Beil bewehret, und eine Filtz=Mantel um die Schulter hangen hat.“117 Die Heiducken waren eine Art Leibgarde des Herzogs, bzw. dienten der Repräsentation.

Nun ist es zwar nicht eindeutig durch schriftliche Quelle bewiesen, dass es unter den Arbeitern am Schlossbau wirklich Kroaten gab, aber es ist nicht auszuschließen und als wahrscheinlich anzunehmen. Heute gibt es übrigens seit über 30 Jahren eine kroatische Gemeinde in Ludwigsburg – sie feiert jeden Sonntag ihren Gottesdienst in der Schlosskirche. Im Treppenhaus zur Empore haben sie sich die Kirchgänger u.a. mit kroatischen Wappen (Tafel 7/10) und Mariendarstellungen (s. Tafel 130/1-4, S. 319) verewigt.

1 Vgl. Gauckler 2004, Vom Erlachhof zum Jagdschloss, S. 19-23. Vgl. Sting 2000, Geschichte der Stadt Ludwigsburg, S. 32f.

2 Die Appartements des Herzogs und der Herzogin waren fertig dekoriert und in Ansätzen möbliert, vgl. Kotzurek 2001, „Von den Zimmern bey Hof“, S. 112.

3 Vgl. Pozsgai 2007, Donato Giuseppe Frisoni und der Gartenpalast Liechtenstein in Wien, S. 176.

4 Elias 1969, Die höfische Gesellschaft, S. 85.

5 Zumal das Haus Württemberg faktisch ein Kuramt besaß: Das Reichspanier- oder Reichsbanneramt „ist eine Würde, so von den alten Grafen Grünningen auf das fürstliche Haus Württemberg geerbt, davon dasselbe eine mit einem schwarzen Adler bezeichnete goldene Fahne, in blauem Felde, im Wappen führt.“ – Zedler Bd. 31, S. 70.

6 Vgl. Sauer 2008, Musen, Machtspiel und Mätressen, S. 109. Vgl. Wunder 1984, Herzog Eberhard Ludwig. Zur Grävenitz siehe: Oßwald-Bargende 2000, Die Mätresse, der Fürst und die Macht; Vgl. Schulz 2014, Die steinreiche Erbtante.

7 Bisher gab es nur ein mutmaßliches Portrait der Gräfin, eine Miniatur im Landesmuseum Württemberg (s. Tafel xx/x). Neu aufgetaucht ist ein Portrait des Grafen von Würben und ein Damenportrait als Gegenstück zeigt ziemlich sicher die Gräfin von Würben, geb. Grävenitz (s. Tafel XX/x). Freundlicher Dank zu den Portraits in Schloss Jaroměřice nad Rokytnou gilt Jana Petrová, Zamek Jaroměřice nad Rokytnou und Eduard Vales, Zámek Bílovec. Vgl. Schulz 2018, Freud und Leid (im Druck).

8 Oßwald-Bargende 2000, S. 152.

9 Vgl. Oßwald-Bargende 2000, S. 210. Vgl. Sauer 2008, S. 218ff.

10 StadtALB L1 Bü 6, „Unterthanigstes Freuden= und Willkomms=Opffer“, Glückwunsch von Stadt und Amt Ludwigsburg auf den Einzug des Herzogspaars nach seiner Versöhnung während der Kur in Teinach, Druckschrift 1731.

11 Glückwunsch 1731, StadtALB L1 Bü 6.

12 Beschreibung des feyerlichen und gnädigsten Einzugs 1767, S. 74.

13 Ebenda S. 63, Sprüche am Haus des Chirurgus Ritter.

14 Siehe Berger 1997, Die Feste des Herzogs Carl Eugen.

15 Casanova 1965, Geschichte meines Lebens, S. 77f.

16 Günderode 1783, Beschreibung einer Reise aus Teutschland, S. 327.

17 Gercken 1783, Reisen durch Schwaben, S. 47.

18 Nicolai 1795, Beschreibung einer Reise durch Deutschland, S. 160.

19 Vgl. Kerner 1849, Das Bilderbuch aus meiner Knabenzeit, S. 142. Von Kerner stammt auch der Ausdruck „Grasburg“.

20 Vgl. Fritz 2004, Schloss Ludwigsburg als Sommerresidenz; Fritz 1995, Vom ”Seehaus” zu ”Monrepos”.

1 Bidlingmaier 2004, Italienische Künstler und Kunsthandwerker am Ludwigsburger Schloss, S. 15.

2 Sting 1993, Baugeschichte der Unteren Stadt, S. 90.

3 Vgl. Bidlingmaier 2009, Kaufleute, Handwerker und Künstler, S. 64.

4 Vgl. Olschewski 2004, Der Ausbau der Schlossanlagen in den Jahren 1721 bis 1733, S. 77. Das Bürgerrecht in Ludwigsburg konnten nur Besitzer solcher Häuser erwerben, die der Regularité entsprachen (also zweistöckig gebaute Häuser). Alle anderen Bewohner waren so genannte Beisitzer.

5 HStAS A 248 Bü 2222, Protokollbuch der Baudeputation, 27. März 1715. Vgl. Esbach 1991, Die erste Ludwigsburger Schloßkapelle, S. 81.

6 Vgl. Sting 2000, S. 42, 414.

7 Handschrift, Stadt ALB L1 Bü 120, vgl. Manke 1960, Eine Ludwigsburger Chronik von 1704 – 1775.

8 StadtALB L1 Bü 56. Der Originaltext von Forstner besteht aus einer vierseitigen Aufzeichnung. Vgl. Stroebel 1918, Ludwigsburg. Die Stadt Eberhard Ludwigs, S. 18.

9 Siehe Bidlingmaier 2004.

10 Vergolder Agostino Grandi (gestorben 1720) stammte aus Venedig und kam 1709 von Prag nach Ludwigsburg. Vgl. Fleischhauer 1958, Barock im Herzogtum Württemberg, S. 158. Ebenso aus Venedig stammte der am 11.3.1734 gestorbene „Johann Baptista Sabo, geborener Venetianer, und Vergulder bey Hern. Ober=Baumeister Retti. Alter 22.“ StadtALB L 34 Gedruckte Kirchenregister Ludwigsburg (1726 – 1751), Band 1, S. 181. Der Maler Carlo Carlone hielt sich 1705/06 an der Akademie in Venedig auf, später vermutlich nochmals, dann in Rom. Vgl. Esbach 1991, S. 274.

11 Carlone malte die Fresken im Marmorsaal, Gartensaal und der Kapelle im Oberen Belvedere. Im Unteren Belvedere wurde das Fresko im Marmorsaal „Apoll und Flora“ von Martino Altamonte (1715) immer wieder Carlone zugeschrieben, obwohl Esbach darauf hinwies, dass das Fresko kompositionell nicht der Auffassung Carlones entspricht und keine einzige Figur dieses Freskos von Carlone jemals anderswo wiederholt worden ist. Vgl. Garas/Hansmann 1986, Carlo Innocenzo Carlone, S. 8f., Vgl. Carlone 1990, Der Ansbacher Auftrag, S. 55. Vgl. Matsche 1999, Mythologische Heldenapotheosen in Deckengemälden, S. 317; Vgl. Esbach 1991, S. 592, Anm. 797.

12 Vgl. Baumgärtner 1939, Die Erbauung des Ludwigsburger Schlosses. S. 38f., Fleischhauer 1958, S. 176f.

13 Vgl. Heß 1960, Häuser und Menschen in Alt-Ludwigsburg, S. 15. Zu Pironi vgl. Baumgärtner 1939, S. 46. Zu Maioni s. Kerner 1849, Bilderbuch aus meiner Knabenzeit. Pironi (Bironi) und seine Frau waren oft Taufpaten, vgl. Kirchenregister Oeffingen, Katholisches Pfarramt Oeffingen, Mikrofilm Stadtarchiv Ludwigsburg.

14 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 46.

15 Vgl. Bidlingmaier 2009, S. 66, 65. Evangelisches Stadtpfarramt Ludwigsburg, Seelenregister 1720, Nr. 31.

16 Vgl. Heß 1957, Zur Geschichte der Alt-Ludwigsburger Markung, S. 44.

17 Oeffingen verkauften die Herren von Neuhausen Anfang des 17. Jahrhunderts an das Hochstift Augsburg, dessen Herrschaft bis 1803 dauerte. Dann kam Oeffingen zum Königreich Bayern, bis es 1810 württembergisch wurde. Hofen gehörte ebenfalls den Grafen von Neuhausen, kam zwar 1753 zu Württemberg, blieb aber katholisch. Neuhausen selbst (einst der Hauptort der Herren) war seit dem 14. Jahrhundert Vorderösterreichisch und wurde 1769 vom Fürstbistum Speyer erworben, zu dem es bis 1802 gehörte. Der Ort fiel zunächst an Baden und wurde 1806 württembergisch. In der dortigen Kirche St. Peter und Paul wurde am 7. November 1712 Frisonis Sohn Paolo getauft. Paten waren Colomba und Emanuel Wohlhaupter, vgl. Esbach 1991, S. 544, Anm. 480.

18 StadtALB L 34, Gedruckte Kirchenregister Ludwigsburg (1726-51), Band 1, S. 92

19 Ebd. S. 81; Kinder S. 31 und S. 81.

20 Vgl. Bidlingmaier 2004, S. 15.

21 Vgl. Pedrini Stanga,. I Colomba di Arogno, S. 164f.

22 Vgl. Kirchenregister Oeffingen, Hochzeitsregister 1721. Weitere ausgewählte Beispiele aus den Öffinger Kasualien: 1731 wurde ein Sohn von Carlo Carlone getauft und ein Kind des Ballierers (Polierer) Marcus Bolla aus Ludwigsburg (s. Taufregister 1731). Der Polierer war bei Maurern und Zimmerleuten der anordnende und die Aufsicht führende Werkgeselle. 1719 heiratete Hyronimus (Girolamo) Fancelli aus Mantua, herzoglicher Bote und Läufer (s. Hochzeitsregister 1719). Der Ludwigsburger Stuckateur Laurentius Mathias Retti aus Laino starb 1714 im Alter von 50 Jahren (s. Sterberegister 1714). 1716 und 1721 verstarben Kinder von Antoniy Franciscus Ferrara, Kammer-Läufer des Herzogs (s. Sterberegister 1716/1721). 1717 und 1720 verstarben Töchter von Frisoni (s. Sterberegister 1717/1720). Frisonis Ehefrau Anna Maria Frisoni, geb. Allio, starb 1720 im Alter von 27 Jahren (s. Sterberegister 1720). 1720 und 1721 verstarben Söhne von Carlo Ferretti (s. Sterberegister 1720/1721). 1721 starb Franciscus Maza aus Lanzo, Polierer in Ludwigsburg (Sterberegister 1721). 1722 verstarb der Sohn des Hof-Konditors Antonis Roßi – Antonio Rossi (s. Sterberegister 1722).

23 Zilling 1777, Denkwürdigkeiten, S. 66f. (neue Zählung der Kopie im Stadt ALB S40/5). Die Aufzeichnung beginnt erst im Jahr 1719.

24 Der erneute Anstieg 1737 hängt wohl nicht mehr mit erneuten Baumaßnahmen zusammen und auch die 16 katholischen Bürger werden nichts mit dem Schlossbau zu tun haben.

25 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 49ff. Baumgärtner führt die wichtigsten Künstler und Kunsthandwerker auf, die nicht Einheimische sind. Die meisten waren bereits zu Nettes Zeiten gekommen, an erster Stelle sind Frisoni und die Brüder Retti zu nennen. Ferner: Die Maler Luca Antonio Colomba, Carlo Carlone aus Wien, sein Compagnon Pietro Scotti, Giulio Quaglio aus Venedig, Giovanni Battista, Bellavita und Giuseppe Baroffio. Folgende italienische Bildhauern und Stuckateuren arbeiteten in Ludwigsburg: Die Stuckateure Riccardo Retti, Diego Francesco Carlone und Thomaso Soldati, der Hofbildhauer Carlo Feretti, der Marmorier Giacomo Antonio Corbellini, die Vergolder Genesini und August Grandi aus Venedig und Steinmetzmeister Johann Mattheo, Maurermeister Anthonio und Ambrosio Spineta. „Ausländische“, aber nicht italienische oder französische Maler, waren: Gottfried Aicheler von Augsburg, Johann Adelbert Kratochwyle von Eger, Johann Christoph Groth, Hofmaler und Hofmusikus Johann Burkhart, Kämpf und Johann Liefkoop, Lackierer J. J. Sänger. Fremde Bildhauer und Stuckateure waren der Bildhauer Andreas Philipp Quittainer aus Prag, Vergolder Johann Pesčina, Sigmund und Jeremias Körner. Aus Dänemark stammte der Gärtner Johann Adam Classen, französischer Abstammung war der Tapezier Carl Tellier.

26 Vgl. Bidlingmaier 2004.

27 Vgl. Herzogliches Reskript vom 16.08.1719, abgedruckt bei Sting 2000, S. 365.

28 Retti wurden aber auch komplette Bauzüge mit Pferden und Geräten überlassen, siehe: „Übergaab“-Protokoll an Retti, was sich alles an „Bauzeugen“ auf dem Fuchshof befindet, Jacobi 1725, HStAS A 248 Bü 2241. Neben den Schlössern Freudental und Heimsheim wurden auch Ludwigsburger Bürger- und Amtshäuser nach Rettis Entwürfen erbaut.

29 Baumgärtner 1939, S. 52.

30 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 107.

31 HStAS A248 Bü. 2222, Schreiben Frisonis vom 2. Dezember 1718.

32 HStAS A 282 Bü 810, Schreiben Frisonis an den Herzog vom 22. Juni 1719.

33 HStAS A 248, Bü 2223, Protokoll der Baudeputation vom 22. Juli 1723. Vgl. Esbach 1991, Q 201.

34 HStAS A 248, Bü 2224, Actum der Baudeputation vom 17. August 1723. Vgl. Esbach 1991, Q 204.

35 HStAS A248 Bü. 2237, Schreiben Zimmermanns vom 14. September 1724.

36 Vergleich des regier. H. Herz. Carls wegen Bezahlung der Eberhard=Ludwigischen Schulden. Stuttgart den 12ten Mai 1780. In: Spittler 1791, Sammlung einiger Urkunden und Aktenstücke, S. 178.

37 Vgl. Weiß 1914, Schloß Ludwigsburg, S. 35f., Baumgärtner 1939, S. 35ff.

38 Vgl. Schöllkopf 2009, Von der „Pomeranzenkirche“ zur Professorenkanzel, S. 127.

39 Fronen vgl. Baumgärtner 1939, S. 35ff.

40 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 161ff. Der Gedanke dieser indirekten Steuer war zwar, die ernteschädigende Spatzenplage einzudämmen, doch rechnete man damit, dass das Spatzenfangen schnell allen lästig wäre und der bequemere Weg der Strafzahlung gewählt würde.

41 Baumgärtner 1939, S. 161, Schreiben an Herzog Friedrich vom 23.5.1798 aus Willmandingen, ohne Quellenangabe.

42 Gühring 2004, Der Bau von Schloss und Stadt Ludwigsburg aus der Sicht Marbachs, S. 116. Zu den Markgröninger Frondiensten siehe: Schad 2004, Die Auflösung des traditionsreichen Amtes Markgröningen, S. 138f.

43 Zu Strafgefangen am Schlossbau vgl. Viehöfer 2005, Schellenwerker, Galioten, Schänzer, S. 64, S. 69f., S. 73.

44 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 176.

45 Vgl. Scholderer 2004e, Altes und Neues, S. 20.

46 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 109.

47 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 111. Siehe Voigtlaender 1994, Löhne und Preise in vier Jahrtausenden; Sprenger 1991, Das Geld der Deutschen.

48 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 114f., 117.

49 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 170f.

50 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 110.

51 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 72.

52 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 73.

53 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 75, 78, 80.

54 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 81f.

55 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 85, 110.

56 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 87.

57 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 87.

58 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 42. Kapitulation von Retti 1726.

59 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 110.

60 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 93.

61 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 93.

62 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 105.

63 Bergan 2001, „Zum goldenen Waldhorn“, S. 109.

64 HStAS A 19a Bd. 970 Fol 164 Verbauen am Wirthshauß, Gypserverdienst, 1709/10.

65 Kirchenregister Oeffingen, Katholisches Pfarramt Oeffingen, Mikrofilm Stadtarchiv Ludwigsburg, Sterberegister 1714.

66 HStAS A 19a Bd. 970 Fol 169.

67 Baumgärtner 1939, S. 107, ohne Quellenangabe.

68 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 107.

69 Heß 1957, S. 52.

70 Heß 1957, S. 58.

71 Schönleber 1834-36, Historisch-Statistisch-Topographische Nachrichten, S. 35 (hier zitiert nach der Kopie im Stadt ALB mit den dort verwendeten neuen Seitenzahlen).

72 HStAS A 348 Bü 2241 Ludwigsburg Übergaab sämtlicher sowohl der fürstl. Rent Kammer als fürstl Visitation zuständigen und auf dem Fuchßhof befindlichen Bauzeugen an […] an H. Entrepreneur Paul Retti geschehen Jacobi 1725. Vgl. Baumgärtner 1939, S. 55, S. 79 (Akkorde mit Retti über den Bau des Neuen Corps de logis vom Oktober und Dezember 1725, Nr. 7).

73 Heß 1960, S. 14f.

74 Baumgärtner 1939, S. 84; S 103, S. 79 (Akkorde mit Retti über den Bau des Neuen Corps de logis vom Oktober und Dezember 1725, Nr. 14).

75 Schönleber 1843-36, Weitere Ausbildung der Gemeinde 6.), S. 304. Vgl. Baumgärtner 1939, S 103, S. 79 (Akkorde mit Retti über den Bau des Neuen Corps de logis vom Oktober und Dezember 1725, Nr. 14).

76 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 84.

77 Schönleber 1834-36, S. 37.

78 HStAS A 248 Bü 2264, Erbauung einer Steinmetzhütte, 11. Juli 1712.

79 Vgl. Heß 1960, S. 16.

80 Der Neuweiler war kein Bestandteil des Frisonischen Stadtplanes. „ In den Akten wird er auch nirgends erwähnt; war somit auch kein rechtmäßiges Glied der Stadtgemeinde“ Stroebel 1918, Ludwigsburg, S. 11f.

81 Schönleber 1834-36, S. 215. Bereits 1802 berichtete ein Chronist über die Anlage einer Colonie: „Wegen der zu dem großen Bauwesen erforderlich geweßten vielen Arbeitsleuthe und Handwerker soll Ihm [Herzog Eberhard Ludwig] von dem Oberbaumeister Retti [Nette ist gemeint] und dem Kirchenbaumeister Heim blos die Idee zu Errichtung einer Colonie beigebracht worden seyn.“ Geschichte der Entstehung und des Wachsthums der zweiten Residenz= und dritten Hauptstadt Ludwigsburg zu Württemberg im Jahr 1697 bis 1802, S. 4. Stadt ALB S3/I Nr. 2.

82 Vgl. Baumgärtner 1939, S. 32 (HStAS Rentkammerakten, A 248 Bü 2243, Überschlag über die Erbauung des Neuen Corps de logis, Retti’scher Haupt- und Nachakkord, Schreiben vom 02.06.1732). Vgl. Hauser 1993, Die Untere Stadt als Handwerker- und Arbeiterviertel, S. 101.

83 Freundliche Auskunft von Wolfgang Läpple, Stadtarchiv Ludwigsburg.

84 Herzogliches Rescript vom 16.08.1719, abgedruckt bei Sting 2000, S. 365.

85 Weiß 1914, S. 36. Quellenangabe fehlt.

86 Ostansicht des Schlosses in Frisonis „Vues de la Residence Ducale“ und Stich aus seinem Umkreis als Illustration zu Johann Herrmann Dielhelms Reisebericht über seinen Besuch von Ludwigsburg im Jahr 1740 (Dielhelm 1740, S. 85). Siehe: Olschewski 2004, Der Ausbau der Schlossanlagen in den Jahren 1721 bis 1733, S. 48f.

87 In der Fensterlaibung im Vorsaal zur Galerie finden sich mehrere Gebäude, überwiegend sind Fachwerkgebäude und Giebel dargestellt. In der westlichen Fensterlaibung findet sich das datierte Namensgraffito „Johannes Streitl (?) 1721“.

88 Sting 1993, Baugeschichte der Unteren Stadt, S. 93. Häuser die nicht nach den Vorschriften gebaut waren, mussten teils abgerissen werden. Nach: Zilling, G. S. Ludwigsburg, Urkunden, das dortige Kirchenwesen, bey der Stadt vornehmlich betreffend 1711-1798. Archiv der Stadtkirchengemeinde Ludwigsburg, S. 9. Stroebel führt noch Beispiele an (Stroebel 1918, S. 31): „Der Schneider Tritschler musste gleich sein Fundament so stark anlegen, „damit künftighin noch ein Stock aufgebaut werden könne”. Das ausgebrannte Wohnhaus des Michel Ankele sollte sogar, weil er „ein armer Reutschmid” war, auf herrschaftliche Kosten vergrößert werden.“

89 Herzogliches Reskript vom 16.08.1719, abgedruckt bei Sting 2000, S. 366.

90 Schönleber 1834-36, S. 290f.

91 Stroebel 1918, S. 11.

92 Sting 1993, S. 88.

93 Dielhelm 1740, S. 50.

94 Nur wenige Quellen nennen die Namen von Maurern, ihren Handlangern und Tagelöhnern: Aufstellung der Handwerker am Riesenbau vom November 1712 von Baumeister Johann Ulrich Heim, HStAS A282 Bü. 811 – „Specificatio“ über Baumaterial, Handwerker und Künstler 1716 – 1723, erstellt am 4. Oktober 1725, HStAS A 282 Bü 817 – Verzeichnisse von Künstlern und Handwerkern, die vom Kirchenrat bezahlt wurden, u.a. 1715, 1716, 1719, HStAS A 282 Bü 810.

95 Vgl. Schulz 2004, Sprechende Wände.

96 Vgl. Schulz 2003, Smoking – No Smoking.

97 Vgl. Articus 1999, Tonpfeifen aus Italien, S. 63f.

98 Denkbar wäre auch ein „Männchen“. Vielleicht ist auch ein sprichwörtlicher Witz dargestellt: Den kannst du in der Pfeife rauchen!

99 Dagegen gibt es zwei französische Inschriften: Eine unleserliche, da stark verwischte befindet sich im Treppenhaus des Riesenbaus und in einer Fensterscheibe im Gardesaal des Alten Corps de logis.

100 Inschriften auf der Wand datieren von 1766 bis 2001. Die Inschrift am Kopf von 1857 ist nicht zugehörig.

101 L´Empésé 1827, Die Kunst des Krawattenbindens, S. 23f. Ludwig XIV gründete das Husarenregiment „Royal-Cravate“, das von 1664 – 1789 existierte. Vgl. Majestät Krawatte 2000, S. 61.

102 Loschek 1987, Reclams Mode und Kostümlexikon, S. 326.

103 Herzog Eberhard Ludwig hatte um 1706 etliche Stücke von Rugendas erhalten. Vgl. Held 1996, Georg Philipp Rugendas, S. 191f.

104 Die Bilder reflektieren die seit dem Ausbruch des Krieges auf Seiten aller Kriegsparteien erfolgten Ausschreitungen gegen die Zivilbevölkerung. Aufgrund fehlender Attribute, ist eine bestimmte Nationalitäts- oder Regimentszugehörigkeit der Soldaten nicht zu ermitteln.

105 Mit sich führen die Soldaten die Adlerfahne des Deutschen Reiches (doppelköpfiger schwarzer Adler auf zitronengelbem Grund); später von Österreich übernommen. Vgl.: Batailles Gagnées pas le Serenissime Prince Fr. Eugene de Savoye. A la Haye chez Pierre Gosse, Rutgert Ch. Alberts 1725 (Stiche: Jean Hutchenburg). In der dortigen Schlacht von Belgrad reitet der Prinz über einen gefallenen Türken hinweg. Prinz Eugen selbst trägt eine schwarze Krawatte, das Dreieck vorne auf den Hals gelegt, den Knoten im Rücken. Auch der am Boden liegende Türke trägt eine Krawatte.

106 Zedler, S. 1552: „Cravatte heist ein Hals=Tuch, eine Hals=Binde, Krause.“

107 Vgl. Loschek 1987, S. 326. In Rom selbst galt das Umlegen der Focale aber als weibisch. Die auf der Trajanssäule in Rom mit der Focale dargestellten Soldaten sind daher wahrscheinlich Söldner nichtrömischer Herkunft. Bereits die Soldaten der Terrakotta-Armee im Grabmal des Kaisers Ch’in tragen krawattenartige Schals, vgl. Villarosa/Mosconi 1997, Fliegen und Krawatten, S. 12.

108 Loschek 1987, S. 233/326. Eventuell kommt tatsächlich eine Übernahme aus dem osmanischen Kulturraum infrage. Vgl. Villarosa/Mosconi 1997, S. 15: „Der Stamm des Wortes braucht nicht unbedingt von Kroate abgeleitet zu sein, sondern könnte auch vom türkischen Kyrbàc oder vom ungarischen korbàcs abstammen, was beides Peitsche heißt oder jedenfalls Objekte meint, die lang und schmal sind.“

109 Als Kroaten oder Panduren bezeichnete man eine Gattung leichter Kavallerietruppen mit Krummsäbel und Karabiner bewaffnet, die aus Kroatien, Bosnien und Ungarn stammten. Vgl. Holmes 2001, Croatian light forces. Vgl. Aralica 1993. Hrvatski Ratnici kroz stoljeca.

110 Lt. Auskunft des Heeresgeschichtlichen Museums Wien.

111 Die Deutschen standen im 30jährigen Krieg stärker im Kontakt mit den Kroaten. Es gibt kein Wort für Krawatte slawischer Herkunft, eine kroatische Formerfindung hrvatka hat sich nie durchgesetzt. „Kravata“ ist ebenfalls aus dem deutschen „Krawattn“ entlehnt. Siehe: Kuhn 1961, Beiträge zur Wortgeographie der serbokroatischen Umgangssprache, S. 147. Vgl. auch: Loschek 1987, S. 326: „Krawatte, von französisch cravate, zurückgehend auf Deutsch Krawat, modalisiert für Kroate.“

112 Vgl. Markovic, 1993, Descriptio Croatiae, S. 49: Kroatien auf Lazarus’ Karte Ungarns, 1528. Andere Bezeichnungen Kroatiens sind: Krabaten i Winden (1501), Crabaten (1545), Croatia Krawaten (1550) und Crabaten (1570).

113 Klein 1950, Lexikon der Mode, S. 235f.

114 Vgl. Fleischhauer 1958, S. 129.

115 Vgl. Huss 2008, Eberhard Ludwig, S. 213. Vgl. Drüner 1994, 400 Jahre Staatsorchester Stuttgart, S. 67. Schiavoni als Bezeichnung der Slawen der Adria. Vermutlich handelt es sich um die Familie Schiavetto (Schiavetti). In Württemberg gab es später auch den Kammermusikus Johann Wilhelm Schiavonetti, gestorben in Stuttgart am 09.08.1763. Vgl. Nägele 2000, Musik und Musiker am Stuttgarter Hoftheater.

116 Battein: Vgl. Pfeilsticker 1957, Neues Württembergisches Dienerbuch, § 298. Dekret 14. Jan. 1697, bis zu seinem Tod 12. Dez. 1701. Görteck: Vgl. Pfeilsticker 1957, § 301. Dekret 14. Jan. 1697 bis Jakobi 1699.

117 Zedler, S. 1144. Ungarn meint hier auch alle zugehörigen Nebenländer wie Kroatien. Der Begriff Heiduck wird oft mit dem Panduren vertauscht. Doch im Gegensatz zu den Heiducken als Fußtruppen waren die Panduren im 17. und 18. Jh. in Südungarn aufgestellte Kavallerie-Einheiten.


Verborgene Spuren in Schloss Ludwigsburg

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