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Kapitel 6

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Nahe Khalil-Gibran-Park, Beirut, Libanon

März 2019

Saïd Mahmoudi schulterte seinen olivgrünen Rucksack und schlüpfte in seine orangenen Sneakers. Nervös blickte er immer wieder auf seine Armbanduhr.

In den letzten Tagen war er aus Syrien in den Libanon geflüchtet, zuvor hatte er für den Islamischen Staat gegen die Kurden gekämpft. Eigentlich wollte er sein Leben für das Kalifat geben, doch offenbar hatte jemand andere Pläne für ihn. Man wollte ihn an einer anderen Stelle gebrauchen. Hatte sich etwa herumgesprochen, welche Glanztaten er in Aleppo oder an anderen Orten verbracht hatte?

Schnell konnte er im Flüchtlingsstrom über die Grenze zum Libanon untertauchen und wurde heute früh in eine Wohnung im Stadtzentrum Beiruts gebracht. Jemand hatte wohl seine Beziehungen spielen lassen. Nicht zu seinem Nachteil war es auch gewesen, dass der Libanon Hauptanlaufstelle der aus Syrien Flüchtigen war und als bevölkerungsmässig eher kleines Land mit der Menschenflut eher überfordert war.

Als Saïd die Menschen betrachtete, wurde ihm bewusst, dass diese wegen Typen wie ihm flohen. Kurz überkam ihn das schlechte Gewissen, doch er wusste dies zu beseitigen.

Er war ein Profi. Ein Profi mit einem Auftrag: Baschar al-Assad zu beseitigen, um dann seinen Artgenossen zur Macht in Damaskus zu verhelfen.

Die Wohnung war eher eine Kammer, durch ein kleines Fenster wurde diese mit Tageslicht versorgt. Das einzige, was er als Anweisung erhalten hatte, war sich zu rasieren. Die Haare seines Bartes verschwanden im Abfluss.

In seiner Kammer wartete er, bis gut zwei Stunden später ein Kurier mit einem braunen Briefumschlag auftauchte, nach Abgabe der Sendung aber wieder wortlos verschwand. In dem Umschlag hatte sich ein Flugticket der Aigle Azur nach Paris befunden, beigelegt ein Hinweis, dass um sieben Uhr abends ein schwarzer Audi vorbeigeschickt würde, um Saïd abzuholen.

Saïd war nervös, die verabredete Zeit war längst vorüber. Hatte er den Wagen verpasst?

Langsam bekam er es mit der Angst zu tun, hatte er versagt? Er kannte die Schergen des IS gut genug, um zu wissen, dass mit denen nicht zu spassen war. Enttäuschte er sie, musste er mit dem Leben bezahlen. Das war stets Ansporn genug gewesen, im Krieg gegen Assad und den Kurden alles zu geben.

Sein Puls schien zu explodieren, als es an der Türe klopfte.

Zaghaft öffnete er die Tür. Ihm gegenüber stand ein H zwei Meter gross und breit wie eine Telefonzelle.n Hlopfte.genug, um zu wissen, dass mit denen nicht zu spassen war. Enttäuschtüne, sicherlich zwei Meter gross und breit wie eine Kommode.

„Mitkommen!“, befahl dieser nur und hastete los. Saïd hatte Mühe, ihm zu folgen.

Der Fond des schwarzen Audis war geräumig, selten war Saïd in einem solch modernen Wagen gesessen. Damals beim IS wurden ihm alle Annehmlichkeiten versprochen, den klischeehaften Jungfrauen im Himmel inklusive. Er hoffte, eines Tages noch für seinen Einsatz belohnt zu werden.

Der Riese lenkte den Wagen geschickt durch die Strassen Beiruts in Richtung Süden. Saïd bemerkte das Nationalstadion des Libanon, welches sich zu seiner Linken erhob. Bald erkannte er auch die stetig zunehmende Anzahl Schilder, welche auf den nahen internationalen Flughafen der Stadt hinwiesen.

„Viel Glück!“, brummte der Riese nur, als er Saïd bei der Abflughalle aussteigen liess. Bevor dieser auch nur antworten konnte, war der Audi bereits wieder davongebraust.

„Also los!“, sprach sich Saïd Mut zu, als er sich bei der Check-in-Schlange der Aigle Azur einreihte.

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