Читать книгу 3 Makabre KURZGESCHICHTEN - Daniela Christine Geissler - Страница 12

7. Kapitel

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Wieder in der 5b. Kein Laut war zu hören, als er die Klasse betrat. Seine Gedanken überschlugen sich. Ob sie ihn verraten hatte? Er vermied es, sie anzusehen, schon gar nicht sie daraufhin anzusprechen und versuchte den Unterricht objektiv zu halten. Während seines Vortrages blickte er kein einziges Mal zu Denise und irgendwie schien es sie zu bedrücken. Er gab ihr das Gefühl, dass sie etwas falsch gemacht hätte.

Es war drei Uhr und die meisten Schüler verließen ihre Klassen. Denise war auf dem Weg in das Lehrerzimmer, denn sie wusste, dass Mr. Dealy stets bis vier Uhr dort blieb. Zaghaft klopfte sie an die angelehnte Tür. Zu ihrer Erleichterung befand sich nur er darin. Jeremy wandte den Kopf zur Tür. Staunend erhob er sich, stand vor ihr, als ob er eine Standpauke zu erwarten hätte. Sie zitterte, konnte kaum sprechen und meinte schließlich „Ich kenne mich nicht mehr aus.......! Was ist eigentlich los mit uns?“ Langsam schritt er zu ihr, schloss die Tür hinter ihnen und nahm sie bei der Hand, führte sie zum Sofa. Sie saßen nur nebeneinander und sahen sich an. Gedehnt sprach er „Wenn ich dich jetzt bitte, mich am Wochenende zu besuchen, hast du dann Angst vor mir, oder hältst du mich für einen Wüstling, der Kinder verführt?“ Ihre Stimme war kehlig „Es wäre wohl nicht recht von mir, wenn ich annehmen würde? Oder?“Ihr fragender Blick machte ihn so glücklich, dass er es kaum verbergen konnte.


Nervös rannte er von einer Ecke zur anderen und fragte sich, was ein Teenager gerne trinken würde. Er hatte mehrere Süßigkeiten eingekauft, Kuchen, sowie Brot, Käse und Wurst. Alles, was ihr Herz begehren könnte, hatte er also.

Kurz vor drei Uhr läutete es endlich. Er bat Denise herein und es schien wieder, als ob er ihr die Tür öffnen würde.

......Tag, Claire, brachte seine Knabenstimme stockend heraus. Sie waren gleich groß. Er konnte ihr also schon in die Augen sehen. Sicher betrat sie den Raum. Er hoffte, dass seine Mutter lange bei Tante Susanne bleiben würde. „Ich möchte dein Zimmer sehen....hier unten sieht es echt altmodisch aus!“ Sie gingen die Treppen hinauf....... alles was danach kam, dreht sich heute noch wie ein Kreisel in seinem Kopf. Ihre Lippen, ihre Berührungen,.....als sie ging, war er fix und fertig, überrannt von seinen ersten Liebesgefühlen.

Und jetzt ist sie wieder da, steht vor ihm, nur war dieses Mal alles umgekehrt. Sie war nun schüchtern, sie war ein Kind und er war erwachsen. Linkisch bat er sie herein. Wieder setzten sie sich auf ein Sofa, dieses Mal aber in seiner Wohnung. Einige Schulhefte lagen herum. „Ach, die habe ich ganz vergessen wegzuräumen! Ich habe mich nur auf die Küche konzentriert.... willst du etwas essen?“ Sie sah ihn an und meinte schließlich leise „Sind Sie mir sehr böse, wenn ich Sie um einen Kuss bitte...ich weiß, ich darf das nicht, aber ich habe noch nie jemanden geküsst und ich möchte, dass Sie der erste Mann sind, der mich küsst, deshalb bitte ich Sie darum, auch wenn es verboten ist.“

Er versuchte sich zu fassen und antwortete sanft „Du hast recht, das darf ich nicht und deshalb werde ich es auch nicht tun. Es geht nicht darum, was ich gerne tun würde, sondern was angemessen ist.....verzeih mir, ich darf es nicht.....auch wenn ich es gerne würde.“ Er sah dabei so traurig aus, dass sie meinte „Wenn aber ich Sie küssen würde, dann wäre das ja nur halb so schlimm. Finden Sie nicht?“ Er lächelte und wartete. Sie traute sich nicht.

„Ein bisschen Schokolade?“, unterbrach seine Stimme die Stille. Unkoordiniert stand sie auf und setzte sich ohne Vorwarnung auf seinen Schoß, legte ihre Arme um ihn und meinte „Umarmen darf ich Sie aber, dagegen kann keiner etwas haben. Außerdem werde ich in wenigen Monaten schon sechzehn Jahre alt.“

Stocksteif saß er am Sofa, bewegte sich nicht, legte nur einen Arm um ihre Schulter und atmete den Duft ihrer Haare ein. Sie löste sich nach einiger Zeit von ihm, blieb jedoch weiterhin auf seinem Schoß sitzen. Sie begann sein Gesicht zu streicheln, seine Wangen zu küssen. Er war glücklich, glücklich wie damals. Claire schien noch einmal in der Gestalt dieses Mädchens seine Seele zu umfangen. Er würde dieses Kind nicht anrühren, würde ihrer Seele kein Leid zufügen, würde ihr nur seine Zärtlichkeit geben, aber nicht mehr. Eine andere hatte ihm schon alles genommen und er wollte nicht den gleichen Fehler wiederholen, um nichts auf der Welt wollte er das jemanden antun, was er durchmachen musste.

Die nächste Woche war herrlich für Denise, nur hatte sie keine Ahnung wie er sich fühlte. Das machte sie ganz nervös.

„Was ist denn? Kannst du nicht still sitzen!“, meckerte Ashley. „Ach, lass mich doch!“, fauchte sie zurück. Ashley begann ihr auf die Nerven zu gehen. Sie empfand alle Jungs in dieser Klasse als Kinder. Niemals könnte sie mit einem Kind etwas anfangen, dachte sie weiter und freute sich auf die nächste Stunde. Schon allein seine Stimme zu hören, versetzte sie in einen Rauschzustand.

Sie konnte es in den nächsten Wochen kaum glauben, aber er bat sie jedes Wochenende zu sich und immer taten sie dasselbe, nur dieses Mal im Liegen. Doch er rührte sie bis jetzt in keiner Weise unsittlich an. Eher war sie es, welche ab und zu Annäherungen machte, die er jedoch sanft abwehrte. Bis auf ein paar Küsse ging das Ganze nicht hinaus, nicht einmal ein Zungenkuss kam für ihn in Frage. Es war eine recht eigenartige Beziehung, die sie beide miteinander hatten, falls man es überhaupt als eine Beziehung bezeichnen konnte, überlegte Denise.

3 Makabre KURZGESCHICHTEN

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