Читать книгу Die Badenfahrt - David Hess - Страница 7
VORWORT DES AUTORS
ОглавлениеDieses Buch ist allen Kurgästen in Baden gewidmet. Wenn es regnet oder wenn sie sonst Langeweile haben, können sie sich damit – vielleicht nicht ganz ohne Nutzen – unterhalten, indem sie darin, mit Ausnahme der medizinischen Artikel, das Wichtigste von demjenigen beisammen finden, was über Baden in manchen frühern, entweder nicht mehr häufig vorhandenen oder ihrer Form wegen für den jetzigen Geschmack nicht mehr ganz passenden Werken zerstreut ist.
Eine Gegend, welche von der Natur mit so wohltätigen Heilquellen ausgestattet und so mannigfaltige Erinnerungen an die Vergangenheit aufzuwecken geeignet ist, verdient, immer neu betrachtet zu werden. Nachdem ich durch des Arztes Machtgebot zu grossem Gewinn für meine Gesundheit wiederholt dahin gesandt, ein früheres Vorurteil gegen die in den Bädern zu Baden übliche Lebensweise mit freudiger Überzeugung beseitigt hatte, fand ich die sonst gemiedenen Gegenstände bei summarischer Übersicht so gehaltreich, dass dieselben zu beschreiben nicht nur ein Sühnopfer, sondern selbst eine Quelle des Genusses für mich ward. Und so begann und vollendete ich mit grosser Liebe mein Unternehmen, etwas möglichst Vollständiges aufzustellen. Ich habe über alles Vergangene in Biblioteken und Archiven, über alles jetzt Bestehende an Ort und Stelle selbst gewissenhaft gesammelt und endlich eine solche Menge von Materialien zusammengebracht, dass, wenn auch viele derselben unbenutzt beiseite gelegt wurden, dieser Band doch viel zu stark angeschwollen ist, um auf einen Platz in den Strickbeuteln der Frauenzimmer Anspruch machen zu dürfen, und mir nicht grundlos vorgeworfen werden könnte, Voltaires Warnung, «le secret d’ennuyer est celui de tout dire», nicht genug beherzigt zu haben.
Über die Anordnung und Einkleidung des aufgefassten Stoffes, über das, was von dem Meinigen hinzugekommen ist, über die geäusserten empirischen Ansichten wissenschaftlicher Gegenstände muss ich, als Nichtgelehrter, die Meister der Kunst vorzüglich aber über den Umstand um Nachsicht bitten, dass ich mich verleiten liess, mit Bruchstücken aus der allgemeinen Schweizergeschichte die besondere Geschichte von Baden wie mit einem breiten, ungewöhnlich überladenen Rahmen einzufassen. Dies musste zum Teil geschehen, weil die letztere ganz in jene verflochten ist und aus derselben hervorging. Zum Teil meinte ich, manchen mit diesem Literaturzweige weniger vertrauten Lesern den Faden der Begebenheiten und ihrer wechselseitigen Beziehungen vermittelst einer, wenn auch nicht überall zusammenhängenden, doch an einzelnen Stellen ausführlicher gemalten Bilderreihe gemächlicher und sicherer als durch blosses Hinweisen auf Jahrund Seitenzahlen grösserer Werke an die Hand zu geben. Ebenso glaube ich, ehrlicher gehandelt zu haben, indem ich alles, was Poggio, Pantaleon und Montaigne über die zu ihrer Zeit in Baden herrschenden Sitten und Bräuche geschrieben, selbst das, was Merveilleux davon aufgeschnitten hat, unverändert und ganz abdrucken liess, als wenn ich diesen meinen Vorgängern ihre besten Federn weggepflückt, anders zugestutzt und meine Beschreibungen damit verziert hätte. Überhaupt dachte ich bei meiner Arbeit weder an die Gelehrten noch an ein grösseres Publikum. Ursprünglich bloss für meine eigene Belehrung entworfen, war sie auch in der Folge nur für Freunde bestimmt, daher ich durchgehends meiner Laune die Zügel schiessen liess. Weil nun aber gefunden wird, diese Blätter könnten als Zeitvertreib noch vielen andern Leuten dienen, welche sich alle Jahre mehrere Wochen in Baden aufhalten, ohne mit den Eigentümlichkeiten dieses merkwürdigen Thales und mit den vielfältigen wichtigen Ereignissen, welche früher darin stattfanden, näher bekannt zu sein, so gebe ich mein Buch mit allen seinen Weitschweifigkeiten, Absprüngen von der Hauptmaterie, Verbindungsfehlern und Stilnachlässigkeiten ebenso anspruchslos im Druck heraus, wie ich meinen Freunden dasselbe in der Handschrift mitteilte, an der ich umso weniger ändern möchte, als ich mir bewusst bin, überall nur die Wahrheit gesucht zu haben.
Was hie und da etwas frei gesagt sein mag, kam dennoch immer aus wohlwollendem, arglosem Gemüth und dürfte vielleicht auch längst gewünschte Verbesserungen mit bewirken helfen, welche dem Zeitbedürfnis angemessen wären und wozu sich guter Wille bereits zu regen beginnt. Kleine satirische Ausfälle wird man mir hoffentlich am wenigsten verargen, weil Lustigkeit und Lachen mit zu einer guten Kur gehören. Ein Körnchen Salz würzt jedes Gericht; die Natur selbst bietet uns dasselbe reichlich in Badens sprudelnden Quellen.
Beckenhof bei Zürich, im Heumonat 1817
D. H.