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Vorwort

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Das vorliegende Buch über die zufällig wieder aufgefundenen Briefe von Philip Slier ist die zutiefst mitfühlende Schilderung der Tragödie, die über einen jungen Amsterdamer Juden und seine weit verzweigte Familie während des Holocaust hereinbrach. Es ist aber auch eine gründlich dokumentierte wissenschaftliche Analyse der Umstände, die dazu führten, dass der junge Philip Slier und so viele andere Unschuldige von den deutschen Nazis und ihren Helfershelfern vor Ort umgebracht wurden. Wir werden Zeugen des langsamen und methodischen Vernichtungsprozesses, der in den von den Deutschen besetzten Niederlanden damit begann, dass Juden nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen durften und vom Schulbesuch ausgeschlossen wurden. Dadurch gehörten sie zu dem Personenkreis, für den die Einweisung in ein Arbeitslager in Frage kam, was schließlich damit endete, dass sie in Westerbork, dem gefürchteten niederländischen Durchgangslager, zusammengefasst wurden. Von dort aus führte der Weg direkt nach Auschwitz oder in eines der anderen Vernichtungslager.

Philip Slier, ein gut aussehender und intelligenter junger Mann, versuchte seinem Schicksal zu entkommen, doch das Glück war ihm nicht hold. Mit den Briefen, die er fast täglich aus dem Arbeitslager an seine Eltern schrieb und die durch einen Zufall mehr als fünfzig Jahre später beim Abriss eines Amsterdamer Wohnhauses wieder aufgefunden wurden, hat er ein ungewöhnliches Vermächtnis hinterlassen. Deborah Slier, eine nahe Verwandte von Philip, und ihr Ehemann haben sich intensiv mit diesen Briefen auseinandergesetzt und gründliche Recherchen angestellt, so dass diese Sammlung eine der wertvollsten zeitgenössischen Quellen für das jüdische Leben und das Leben in den Niederlanden während des Krieges ganz allgemein darstellt.

Wie vergleichbare authentische Dokumente aus anderen Regionen zeigen auch sie, dass das Verhaltensspektrum der nichtjüdischen Bevölkerung in Europa gegenüber den Opfern des Holocaust von erschreckender Grausamkeit bis hin zu Selbstaufopferung und Heldenmut reichte. Tod und Überleben der meisten Juden hing jedoch nicht in erster Linie von den Denunzianten ab oder von jenen, die Juden versteckten, sondern von den deutschen Nazis und den lokalen Behörden. Ausschlaggebend waren auch die Wendungen im Kriegsgeschehen, und in dieser Hinsicht zählten die holländischen Juden nicht zu den vom Glück Begünstigten.

Die beiden Herausgeber haben eine umfassende Recherchearbeit über das Leben in den besetzten Niederlanden, über den Holocaust und den Aufstand von Sobibor sowie über die Geschichte der Familie Slier geleistet. Die zahlreichen Fotos sind für den Leser hilfreich. Kurz gesagt, so wie »Das Tagebuch der Anne Frank« ist auch dieses Buch ein Meisterwerk.

István Deák

Seth Low Professor Emeritus für Geschichte

Columbia University

New York

Der letzte Sommer des Philip Slier: Briefe aus dem Lager Molengoot 1942

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