Читать книгу Der vergrabene Lebensbaum - Denise Remisberger - Страница 11
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Оглавление„Ich geh schwimmen“, kündigte Bernadette Hämmerli an. „Kommt jemand mit?“
„Ich komm mit“, freute sich Pfarrer Sebastienne und zog sich bis auf die rosa Badehose aus.
Bernadette lief in ihrem violetten Bikini und mit einem Badetuch in der Hand voraus zum See. Vorsichtig liessen sie sich ins kühle Nass hineingleiten und schwammen bis zum Floss hinaus, auf das sie sich setzten, um ein bisschen aufs wellige Wasser zu schauen.
„Heute könnte es noch stürmen“, meinte Bernadette.
„Ja, das kann gut sein. Vielleicht flaut der Wind aber auch wieder ab.“
„Ob unsere alten Zelte aus den Achtzigerjahren einem heutigen Sommergewitter wohl standhalten werden?“
„Ach, bestimmt“, räkelte sich der Pfarrer.
Nach einer Weile begaben sich die beiden wieder ins Wasser, schwammen ein Weilchen und wollten dann zu den anderen zurückgehen, als Bernadette erschrocken aufschrie und schimpfte: „Können Sie nicht aufpassen!“
Der Rüpel, der mit vollem Karacho in sie hineingeschwommen war, schaute sie nur mit blutunterlaufenen leeren Augen an und nölte in Fistelstimme: „Blöde Schachtel.“ Dann katapultierte er sich aus dem Wasser und lief davon.
„Ich fasse es nicht!“, sagte die arme Bernadette zu Sebastienne.
„Den kenn ich“, erinnerte sich dieser.
„Woher, um alles in der Welt?“
„Der war mal in einer Beratung beim Blauen Kreuz. Auf Anraten seines Arztes, wie er im Warteraum erzählt hatte.“
„Und wieso warst du da?“
„Ich hab ein Gemeindemitglied dorthin begleitet. Hat sich nicht alleine hingetraut.“
„Hat wohl nix genützt.“
„Beim Gemeindemitglied?“
„Nein. Beim Rüpel. Wie heisst der überhaupt?“
„Pit Singer. Hat er auch allen erzählt. Wenn er nicht geheilt werden will, dann nützt es natürlich nichts, nein. Wollen ist wohl die Voraussetzung, um gesund zu werden.“
„Ja. Wenn der nicht will, ist jede Bemühung von Seiten der therapierenden Fachperson nutzlos. Da rennst du gegen Windmühlen an. Ich war Psychologin.“