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Vorsicht vor Copyright

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Die erste Überlegung in dem Ökosystem sollte dem Viewer gelten. Wenn niemand da ist, der das Video sehen will, ist das übrige Ökosystem am Arsch. Als YouTube neu war, gehörten die Zuschauer zu einer recht spezifischen demografischen Gruppe, weil der Content auch ziemlich spezifisch war. Leute luden persönliche Videos hoch, um sie mit ihrer Familie und Freunden zu teilen, so dass sie ein Publikum hatten, aber wo das Publikum wirklich Wachstumspotenzial hatte, drängten sich die Unterhaltungschefs dazwischen. Leute luden Ausschnitte aus TV-Shows, Filmen, Comedy-Szenen usw. hoch. Zuschauer suchten auch nach Beiträgen über Popkultur und Nachrichten. Es war ein Leichtes, dieses Zeug hochzuladen, und es war ein Leichtes für den Viewer, es zu finden.

Von 2005 bis 2007 luden YouTuber Content im Großen und Ganzen unreguliert und unkontrolliert hoch. Darunter sicherlich auch viel Original-Content, aber eben auch geschützten Content, der von einer anderen Person oder Firma erstellt worden war. Offensichtlich war das eine unmittelbare Verletzung des Urheberrechtsinhabers am Content.

Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass YouTuber dies nicht heimlich oder böswillig taten. Sie wollten einfach Dinge teilen, die sie liebten, und das war ja so leicht. Erinnerst du dich an Napster aus der Jahrhundertwende? Für die unter euch, die in den 2000er Jahren geboren sind, lasst mich euch eine Geschichte erzählen.

Stellt euch eine Welt vor, in der ihr euch eure Lieblingsmusik nicht »on demand« anhören konntet. Die einzige Möglichkeit, euer Lieblingslied zu hören, war den ganzen Tag wartend vor dem Radio zu sitzen. Wenn ihr ein Lied »on demand« hören wolltet, musstet ihr das komplette Album kaufen, auf dem der eine Song war, den ihr hören wolltet. Dann kam Napster daher. Napster war die ursprüngliche, weit verbreitete Tauschbörse. Also praktisch der Pionier aller digitalen Medientauschplattformen im Internet. Audiodateien, zumeist Songs, wurden als MP3-Dateien getauscht und jedermann konnte jede Datei kostenlos herunterladen.

KOSTENLOS! Das war gigantisch für Musikfans auf der ganzen Welt – die Menschen liebten Napster. Wer wollte nicht unbegrenzten Zugang zu seinen Lieblingsbands für exakt null Dollar? Nun, ich nehme an, nicht jeder war Napster-Fan …, und zwar all jene, die mit Musikverkäufen hätten Geld verdienen sollen.

Wenn du den Ausgang der Geschichte nicht kennst, so wette ich, dass du dir denken kannst, was als Nächstes geschah. Klagewelle. Einstellung des Betriebs. Keine Überraschungen hier. Tatsächlich hatte Bill Clinton, damals Präsident der USA, kurz vor der Gründung von Napster dem Urheberrechtsgesetz Digital Millennium Copyright Act (DMCA) im Jahr 1998 per Unterschrift Gesetzeskraft verliehen. Das DMCA hat seither digitale Copyrightprobleme geregelt und die Strafen für Täter verschärft. (Allerdings gelten für Websites, die außerhalb der USA gehostet werden, die Regeln der Organisation für Geistiges Eigentum der Vereinten Nationen (United Nations World Intellectual Property Organisation (WIPO).) Was mit Napster geschah, bereitete von da an den Weg für die Regulierung von Medientausch.

YouTube hätte sich Unternehmen wie Napster als Beispiel für das nehmen können, was man nicht tun darf, und sein Content-ID-System ab dem Zeitpunkt der Eröffnung im Jahr 2005 implementieren können, tat es aber nicht. Im März 2007 verklagte ein kleines Unternehmen namens Viacom, nebst mehreren anderen, Google und YouTube auf 1 Milliarde US-Dollar wegen Urheberrechtsverletzungen. Reuters meldete, dass YouTube urheberrechtlich geschützten Content nur von der Seite nähme, nachdem ein Urheberrechtsinhaber dies verlangt hatte, aber dass vorab nichts unternommen werde, damit dieser Content gar nicht erst hochgeladen würde. Ein weiterer Tatvorwurf in dieser Klage war, dass YouTube dies wissentlich geschehen lasse, weil mit all diesem Content Geld verdient würde.

Das Content-ID-System sollte nicht vor 2007 eingeführt werden, die Betaversion im Juni und das vollständige Rollout im Dezember. Das ID-System heftete jedem neuen hochgeladenen Content einen einmaligen »digitalen Fingerabdruck« an. Nun konnte Content aufgespürt und mit bereits existentem urheberrechtlich geschütztem Content abgeglichen werden, so dass YouTube Verletzungen feststellen konnte.

Jetzt, wo das Gesetz existierte, musste YouTube einiges für Urheberrechtsinhaber regeln. Zunächst mussten sie den happigen Rechtsstreit beilegen (die Vergleichsbedingungen blieben geheim), aber sie mussten auch regeln, wie sie von nun an vorgehen wollten, und das Content-ID-System war die Antwort. Ich kann nicht genug betonen, wie gewaltig dies für den Erfolg von YouTube war. YouTube hätte wahrscheinlich dasselbe Schicksal wie Napster ereilt und der Betrieb wäre eingestellt worden, wenn das Content-ID-System nicht eingeführt worden wäre, und viele Creators und Unternehmen wie du und ich würden heute etwas anderes machen. Es veränderte das Spiel komplett.

Die YouTube-Formel

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