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ОглавлениеDie Griechen: von Krösus zum Kultur-Keynesianismus
Was verdanken wir den Griechen nicht alles! Die ersten Werke der Weltliteratur, die Grundlagen der Mathematik, der Physik, der Philosophie, der Sozialwissenschaft, der Geschichtsschreibung, der Medizin, des Theaters, des Sports, aller schönen Künste, kurz: Ohne das antike Griechenland gäbe es kein Abendland.
Eine Silbermine rettet das Abendland
Aber dass wir wiederum all das den Griechen verdanken können, verdanken wir — einer Silbermine. Denn im Jahr 483 vor Christus wurde in Laurion, nahe Athen, eines der ergiebigsten Silbervorkommen der Antike entdeckt. Das war gerade noch rechtzeitig, um dem hartnäckigen Drängen des athenischen Politikers Themistokles Folge leisten zu können, der den schnellstmöglichen Aufbau einer Kriegsflotte forderte, um bei einem drohenden Rachefeldzug der Perser gewappnet zu sein: Eine Supermacht wie Persien würde eine Niederlage wie die gegen das athenische Landheer bei Marathon sieben Jahre zuvor nicht auf sich sitzen lassen. In harten innenpolitischen Auseinandersetzungen hatte Themistokles die Athener für seinen Plan zu gewinnen versucht, doch selbst wenn ihnen die Argumente einleuchteten, es fehlten die Mittel zur Umsetzung. Da kam die Entdeckung der Mine zur richtigen Zeit, Themistokles erhielt seine Flotte, Athen seinen befestigten Hafen Piräus, und als drei Jahre später die Perser tatsächlich erneut vor Athen auftauchten, wurden sie in der Seeschlacht bei Salamis zurückgeschlagen. Von da an ließen die Perser Europa im Allgemeinen und die Griechen im Besonderen in Ruhe.
Was sonst mit Griechenland, mit Athen, Sparta, Korinth und seinen übrigen Stadtstaaten passiert wäre, zeigt das Schicksal der griechischen Kolonien in Kleinasien in den Jahrzehnten davor – und eines ihnen benachbarten Reiches mit einem König an der Spitze, dessen Name noch heute eine Metapher für unvorstellbaren Reichtum ist.
»Papa, kaufst du mir ein Eis? Und das Barbie-Pferd? Und ein richtiges Pony? Und eine Kutsche? Und einen Reiterhof? Bitte, Papa!« – »Jetzt übertreib mal nicht, Kind. Bin ich Krösus?«
Krösus: Geld für die Welt
Krösus (um 595 – um 546 v. Chr.) war etwa ab 560 vor Christus König von Lydien, einem Kleinstaat an der türkischen Westküste, den sein Vater Alyattes durch einige Kriege immerhin so weit vergrößert hatte, dass wir getrost von einem Reich sprechen können. Krösus’ sprichwörtlicher Reichtum beruhte materiell vor allem auf dem Gold, das dort aus dem Fluss Paktolos gewonnen wurde. Tatsächlich wird es um sein Vermögen längst nicht so gut bestellt gewesen sein, wie die Legende glauben macht. Relativ zur Einwohnerzahl gesehen mag der lydische König beispiellos wohlhabend gewesen sein. In absoluten Vermögenswerten dürften ihn jedoch die persischen Herrscher weit überflügelt haben – schließlich erstreckte sich deren Reich zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung vom Indus bis zur Donau und vom Nil bis zum Kaspischen Meer. Und alle Provinzen hatten Steuern in Form von Naturalien oder Edelmetall an die Zentrale abzuführen. Allein dadurch kam weit mehr zusammen, als auch der goldhaltigste Fluss hätte erbringen können.
Für die Fama von Krösus’ unermesslichem Reichtum sorgte eine lydische Erfindung: das Geld. Zuvor tauschte man auf den Märkten entweder Ware gegen Ware, man wog den Preis gegen Gold auf oder, häufiger noch, holte ihn von der Weide: In Homers Epen Ilias und Odyssee kommen immer Rinder als Währung vor. Rinder hatten die Lyder nicht so viele, aber dafür Gold. Und weil das ständige Wiegen des Edelmetalls so unpraktisch war, vereinfachten sie den Vorgang: Sie stellten mehrere Arten von Metallscheiben mit jeweils dem gleichen Gewicht her und stempelten sie ab. Diese Prägung nun garantierte, dass jede Scheibe stets genau das Gewicht hatte, das auf dem Stempel verzeichnet war – und das umständliche Goldwiegen konnte durch das weit schnellere Geldzählen ersetzt werden.
Nun stammte die Erfindung selbst wohl schon aus dem siebten Jahrhundert vor Christus, aber bis zu Krösus’ Zeit war sie noch nicht wesentlich über Lydien hinausgekommen. Es dauerte eben eine Weile, bis die Händler zu der Neuerung Vertrauen fassten. Insbesondere galt das für den Fernhandel, den das Geld zwar enorm erleichtern sollte, der aber die Gewähr brauchte, dass die lydischen Münzen auch an den anderen Enden der Handelsstraßen akzeptiert wurden. Als die Neuheit aber diese Hürde genommen hatte, verbreitete sich mit den Handelsströmen das Geld des lydischen Königs Krösus in alle Welt. Und ein König, mit dessen Geld überall gezahlt wurde, musste ja wohl sagenhaft reich sein.
Milet: ein Hauch von Globalisierung in Kleinasien
Dass gerade um diese Zeit und an diesem Kleinasien genannten Abschnitt der Mittelmeerküste das Geld erfunden wurde, ist kein Zufall. Denn der Fernhandel, für den das Geld so praktisch war, spielte in allen anderen Ecken der Welt eher eine Nebenrolle – ganz im Gegensatz zu hier. Deshalb finden wir in dieser Region auch die erste reine Handelsstadt der Welt: Milet. Wie all die anderen griechischen Kolonialstädte entlang der Mittelmeerküste war Milet entstanden, weil die Griechen miserable Seefahrer waren. Sie scheuten das offene Meer und Fahrten bei Nacht, waren also auf ihren Handelsrouten darauf angewiesen, jeden Abend eine Anlegestelle zu finden. Und gerade auf längeren Fahrten erwies es sich als sinnvoll, an den besten Anlegeplätzen auch eine Infrastruktur zu haben, um Proviant aufzufüllen oder Schäden an den Schiffen zu reparieren. Der geläufige Name für diese Infrastruktur heißt »Stadt«.
Milet war im sechsten vorchristlichen Jahrhundert die erfolgreichste der griechischen Kolonien und hatte das Mutterland weit überflügelt. In Milet endeten mehrere Karawanenstraßen, und von hier aus wurden die Waren aus den Tiefen des asiatischen Kontinents im gesamten Mittelmeerraum verteilt – gestützt auf ein Netz von Handelsniederlassungen in den übrigen Kolonialstädten. Die Karawanen luden in Milet die Erzeugnisse der Mittelmeerländer auf ihre Lasttiere, um damit wiederum auf dem Rückweg ganz Asien zu versorgen. Dank der Reeder und Großkaufleute von Milet wehte erstmals überhaupt ein Hauch von Globalisierung durch die Welt. Doch Namen oder gar Angaben über das Vermögen der wohlhabenden Fernhändler haben sich nicht überliefert – Reichtum allein bescherte eben damals keinen Nachruhm. Bis auf den heutigen Tag ist uns nur der Name eines einzigen, eher unkrämerischen Bürgers der Stadt geläufig: Thales, der Naturphilosoph, dem wir die Erkenntnis verdanken, dass im Halbkreis alle Dreiecke rechtwinklig sind.
Fette Beute für die Perser
Eine bittere Erfahrung mussten allerdings sowohl Krösus von Lydien als auch die Bürger Milets machen: Reichtum weckt bei den Nachbarn Begehrlichkeiten. Und dieses Begehren richtete sich, wie in den meisten Epochen der Weltgeschichte, nicht so sehr darauf, ebenso viel oder produktiv zu arbeiten wie der wohlhabende Nachbar – sondern darauf, ihm sein Vermögen einfach abzunehmen. Nur eine Hand voll Jahre konnte Krösus sich seines Reichtums erfreuen, denn bereits 546 vor Christus verlor er sein Königreich im Krieg gegen die Perser. Wenn wir den Legenden glauben dürfen, brach Krösus diesen Krieg selbst vom Zaun, weil das Orakel von Delphi ihm für diesen Fall prophezeit hatte, dass er ein großes Reich zerstören werde, was dann allerdings sein eigenes war. Aber selbst wenn er den Streit nicht angefangen hätte: Die Perser waren gerade zu dieser Zeit unter Kyros II. ebenso stark wie expansiv, sie hätten sich ohnehin früher oder später Lydien als Beute geholt. Im Feldzug gegen Krösus verleibten sie sich auch die griechischen Städte Kleinasiens ein, soweit sie noch nicht zu Krösus’ Reich gehörten, mit Milet als Sahnestück. Von da an herrschten persische Provinzgouverneure, die Satrapen, über Kleinasien. Sie partizipierten an den Profiten der miletischen Kaufleute, und zwar so ausgiebig, dass denen kaum etwas davon übrig blieb. Ein gescheiterter Aufstand gegen die persische Herrschaft führte ein halbes Jahrhundert später dazu, dass auch die Stadt selbst in Schutt und Asche sank.
Vielleicht hätte Athen ohne den Sieg von Marathon und ohne die Hartnäckigkeit des Themistokles das gleiche Schicksal erlitten, vielleicht hätte die Stadt auch als Residenz eines Satrapen halbwegs ordentlich weiter existieren können. Selbst im günstigsten Fall jedoch hätte bei einem Sieg der Perser das Abendland abgedankt, bevor es überhaupt die Weltbühne zu betreten vermochte. Aber mit dem Siegesruhm von Salamis im Rücken und dem laurischen Silber im Beutel konnte Athen zum politischen Zentrum Griechenlands und zu einem der wichtigsten Handelszentren der Welt aufsteigen. Der Hafen von Piräus, der durch Themistokles’ Flottenpolitik seinen ersten Aufschwung erlebt hatte, entwickelte sich jetzt vollends zur Boomtown. Und der Hafenzoll, der 2 Prozent des Warenwerts jeder Schiffsladung betrug, wurde eine der Haupteinnahmequellen der athenischen Stadtkasse.
Die wichtigsten Handelswaren der Antike waren Rohstoffe. Zinn aus Britannien war im gesamten Abendland verbreitet, Zedernholz kam vom Libanongebirge, Zypressen aus Kreta, das Gold vorwiegend aus Ägypten, aber auch aus Makedonien und vom Schwarzen Meer. Bergbaubetriebe waren denn auch die ersten Großkonzerne der Geschichte. In den Silberbergwerken von Laurion gruben zwischen 10000 und 30000 Bergleute das Edelmetall aus dem Gestein: Kriegsgefangene, Sträflinge und vor allem Sklaven. Sie waren in allen antiken Hochkulturen (außer in Ägypten) das wichtigste Produktionsmittel. Ob man sie überhaupt als Menschen ansehen sollte, war damals umstritten. Aristoteles etwa sprach von ihnen als »beseeltem Besitzstück«.
Üblicherweise war im Altertum die Ausbeutung der Bodenschätze Sache des Staates. Warum auch sollte man die Gewinne aus dem Erzabbau mit irgendjemandem teilen? Nur die Athener sahen das anders. Sie überließen die Silberproduktion der Privatwirtschaft – eine großartige Gelegenheit für einen Bergbauunternehmer, um richtig reich zu werden.
Nikias: Sklavenvermietung en gros
Wir wissen nicht, ob Nikias (um 470 – 413 v. Chr.) der größte und reichste unter diesen Unternehmern war. Gut möglich, dass er nur deshalb in die Geschichte einging, weil er für Athen ab 431 vor Christus in den Kämpfen gegen Sparta als Feldherr brilliert hatte – Reichtum allein galt, wie erwähnt, den griechischen Historikern nicht als überliefernswert. Einer der größten dürfte Nikias aber in jedem Fall gewesen sein, denn er verfügte über enorme Mengen an »beseelten Besitzstücken«. Xenophon berichtet, dass er in den Silberbergwerken 1000 Sklaven an den Thraker Sosias vermietete. Leihgebühr: ein Obolos pro Tag und Person. Ein Obolos war 0,72 Gramm Silber wert, seine Kaufkraft entsprach etwa dem Tagesbedarf eines Erwachsenen an Nahrungsmitteln. Mit Nikias’ täglichen Einnahmen aus dem Sklavenverleih hätte sich also ein armer Athener etwa drei Jahre lang ernähren können. Laufende Kosten entstanden Nikias dabei nicht. Kost und Logis übernahm der Ausleihende, und jeden Sklaven, der an den Strapazen starb, musste er ersetzen.
Nikias verfügte noch über andere Einnahmequellen, vor allem Grundbesitz und Geldverleih – bei einem damals üblichen Zinssatz von 12 Prozent ein lohnendes Geschäft. Aber schon die Leihgebühr für die Minensklaven machte ihn zu einem Großverdiener im fünften vorchristlichen Jahrhundert, dem goldenen Zeitalter Athens. Ein Mittelständler wie Demosthenes (384 — 322 v Chr.), der in zwei Manufakturen 50 Sklaven für sich arbeiten ließ, brachte es ein Jahrhundert später auf einen Reingewinn von 42 Minen pro Jahr, und damit nicht einmal auf ein Zehntel des Profits von Nikias (1 Mine = 600 Oboloi). Doch das reichte Demosthenes, dem begabtesten Redner seines Jahrhunderts, schon aus, um sich ohne finanzielle Sorgen einer politischen Karriere zu widmen. Und die meisten Athener Unternehmen waren noch weit kleiner. Sogar das wichtigste Exportgut Athens, Töpferware, wurde fast durchweg in Kleinstbetrieben mit weniger als zehn Beschäftigten hergestellt.
Pasion erfindet die Frachtversicherung
Das Athen dieser Jahre sollte zwar zur Wiege der abendländischen Kultur werden, eine unternehmerische Kultur im engeren Sinn jedoch hatte es nicht. Jegliche Art der Erwerbsarbeit war unter der Würde eines freien Atheners. Dafür gab es ja Sklaven und Banausen, zu deutsch Handwerker. So war denn auch der reichste Bankier Athens im fünften Jahrhundert vor Christus ein ehemaliger Sklave. Pasion, so hieß er, hatte sich selbst freigekauft und seine Unternehmerkarriere als Fabrikant von Schilden begonnen. Die Gewinne aus diesem Unternehmen bildeten den Grundstock für sein Bankgeschäft. Eine seiner Spezialitäten waren Kredite für die Handelsschifffahrt. Sein Zinssatz lag zwischen 20 und 50 Prozent, je nach Risiko der jeweiligen Fahrt – denn wenn das Schiff ein Opfer von Stürmen oder Seeräubern wurde, musste der Kredit nicht zurückgezahlt werden. Hätte es das Wort damals schon gegeben, hätte man Pasions Methode wohl als Frachtversicherung bezeichnet: Die Zinsen entsprachen einer nachträglich zahlbaren Versicherungsprämie, und das Streichen der Schulden der Zahlung der Versicherungssumme beim Eintritt des Versicherungsfalls.
Unternehmer wie Pasion und Nikias muss Aristoteles vor Augen gehabt haben, als er seine Kriegserklärung an den Bereicherungstrieb zu Papyrus brachte. »Sobald die Menschen dem Reichtum einen Einfluss auf ihr Inneres gestatten«, schrieb er, »verfallen sie dem Übermut und Hochmut. Sie kommen sich dann gerade so vor, als ob sie in Besitz aller nur erdenkbaren Vorzüge wären. Denn der Reichtum ist gleichsam ein Maßstab für den Wert aller anderen Dinge.« Hier liegt eine der Wurzeln für den unversöhnlichen Gegensatz zwischen Geist und Geld, der so tief im abendländischen Denken verwurzelt ist.
Betrachtet man jedoch das tatsächliche Verhalten der athenischen Bürger, so verwundert die beißende Kritik der Philosophen (damals eine fulminante Wachstumsbranche) an Geld- und Goldgier ein wenig. Denn kaum eine zivilisierte Gesellschaft war so wenig geldgierig wie die des klassischen Athens. Ihre reichlich bemessene Freizeit verbrachten die Athener damit, über Politik und Kunst zu debattieren. Wenn der Lebensunterhalt gesichert war, ging es nicht darum, noch mehr und noch mehr zusammenzutragen, sondern schlicht darum, zu leben.
Perikles plündert die Kriegskasse
Dass eine solcherart undynamisch wirtschaftende Gesellschaft überhaupt über genügend Geld verfügte, um sich ein halbes Jahrhundert lang eine beispiellose Blüte von Philosophie, Theater und Architektur leisten zu können, verdankt sie – neben dem laurischen Silber – einer unverfrorenen Zweckentfremdung. Denn die Mitgliedsstädte des 477 vor Christus gegründeten attischen Seebundes zahlten ihre Beiträge an Athen nicht etwa, um den dortigen Bürgern eine Freude zu machen, sondern um die Verteidigungsfähigkeit des Bundes gegen weiter drohende persische Angriffe zu gewährleisten. 600 Talente jährlich flossen so in die Kasse des gemeinsamen Militärbündnisses. Als 449 vor Christus ein Friedensschluss mit Persien jede Gefahr aus dieser Richtung beendete, hätte man den Bund wieder auflösen oder sich zur Verteidigung gegen die wachsende Bedrohung durch Sparta wappnen können. Aber an beidem hatte Athens unumschränkt herrschender Demokrat Perikles (um 500 bis 429 v. Chr.) kein Interesse. Er hielt die Kriegsflotte gerade so weit in Schuss, dass sie in der Lage war, jede Stadt, die aus dem Bund wieder austreten wollte, mit Gewalt vom Gegenteil zu überzeugen. Ansonsten baute er mit dem Geld aus der Kriegskasse die Tempelanlage auf der Akropolis und finanzierte seinen Athenern Brot und (Theater-)Spiele.
Die Rede, die Perikles vor der Volksversammlung zu Beginn seines fremdfinanzierten Konjunkturprogramms hielt, könnte heute noch jeder Politiker halten, der mit Staatsausgaben die Wirtschaft ankurbeln will: »So wird es Arbeit in Fülle geben«, versprach Perikles, »die mannigfachen Bedürfnisse werden jedes Handwerk beleben, jeder Hand Beschäftigung bringen, fast die ganze Stadt wird ihren Verdienst finden, indem sie sich durch eigene Leistung schmückt und zugleich ernährt.« Eine geradezu klassisch keynesianistische Rede, die, auch das ganz klassisch, kein Wort darüber verliert, womit dieser großartige Aufschwung bezahlt werden soll. Die Keynesianisten des 20. Jahrhunderts holten sich das Geld, indem sie die Staatsverschuldung erhöhten, Perikles konnte einfach in die Bündniskasse greifen. Die Hochkultur blühte – der nächste Krieg aber gegen Sparta ging verloren.
Ein wenig erinnern die Finanztricks des Perikles an die Machenschaften von Konzernen wie Enron oder Parmalat: Nach außen hin besticht eine glitzernde Fassade, doch das Vertrauen der Investoren wird missbraucht und ihr Geld fließt in dubiose Kanäle, bis schließlich das ganze Konstrukt in sich zusammenfällt. Dass in Athen dabei Werte geschaffen wurden, die Jahrtausende überdauerten, wird den betrogenen Verbündeten von damals kein Trost gewesen sein; aber wir sind geneigt, Perikles mildernde Umstände einzuräumen.