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No cry

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„No woman no cry“ sang mein Handy mit der Stimme von Bob Marley, um auf sich aufmerksam zu machen. Wo lag das verflixte Ding wieder? Ich sollte endlich den Klingelton wechseln, dachte ich, er stammte noch aus meiner wildesten Zeit. Ich ging der Musik nach; da lag es, auf der Küchenspüle. „Berna ruft an“, sagte das Display. Was sie wohl wieder will, dachte ich leicht genervt. No woman no cry – nicht weinen, Frau!

Ich ließ Berna noch etwas zappeln und den langsamen Reggae-Song noch ein paar Takte tönen und nahm dann ab.

„Ja?“

„Nele! Hilf mir! Kann ich dich treffen? Ich bin fix und fertig! Ich muss mit dir reden!“

„Was ist los?“

Stammeln, unterbrochen von haltlosem Schluchzen: „Ich … ich … ich war eben … bei ihm und … wollte ihn abholen, um nach … Holland zu fahren. Er hatte zwei … Weiber da! ‘ne Schwarze und ‘ne Weiße – jetzt treibt er’s schon mit zweien! … Nele – ich kann nicht mehr! Ich dreh’ durch! Was soll ich bloß machen?“

„Lass ihn einfach fallen, den Arsch!“ Ich weiß genau, von wem die Rede ist.

„Ich kann nicht, Nele! Ich schaff’s nicht!“, flüstert sie. „Du weißt doch, wie es ist!“

Ich schließe die Augen, atme tief durch, reiße mich kurz zusammen. „Na gut, komm halt! Ich hab heut frei!“

Aus dem freien Tag würde wieder mal nicht viel werden. Haben Therapeutinnen jemals wirklich frei? fragte ich mich. Vor allem, wenn sie eine Freundin haben, die so ratlos ist, wie Berna es war. Und das, obwohl sie doch sonst daran gewöhnt war, alles allein zu entscheiden und zu managen!

Berna war der widersprüchlichste Mensch, den ich kannte. Mit ihr verband mich allerdings etwas Besonderes.

Ich setzte Teewasser auf. Ja, oh ja – ich wusste es! Sehr gut kannte ich das. Vieles, was Berna jetzt durchmachte, hatte ich auch erlebt. Diese totale Abhängigkeit. Das Gefühl, nein, die Gewissheit, nicht weiterleben zu können – ohne IHN!

Ich war zehn Jahre lang mit seinem Bruder verheiratet, und ich wusste Bescheid.

„Wie kamst du überhaupt dazu, dich mit ihm einzulassen, Berna? Eine Frau wie du!“

„Wie konnte ich das wissen, Nele? Es fing doch so harmlos an! Total harmlos!“

Erst dann erfuhr ich Bernas ganze Geschichte.

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