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Die Rettung des Schäferhundes
Am nächsten Morgen wurde Luki bereits um acht Uhr durch Leonard Cohens »Halleluja« aufgeweckt. Den Refrain dieses Liedes hatte er sich kürzlich in sein neues Handy als Klingelton einprogrammiert.
Er griff danach und wischte über das Display. Paulas Kopf erschien auf dem Bildschirm, dann hörte er auch schon ihre Stimme.
»Na, du Schlafmütze, kann ich schon mit dir reden oder bist du noch im Reich der Träume?«
Luki gähnte und versuchte, wach zu werden.
»Es sind Ferien«, sagte er schließlich. »Schläft man da normalerweise nicht länger?«
»Normalerweise schon«, entgegnete Paula, »aber nicht bei einem Notfall.«
»Ist was passiert?«
»Leonie hat mich gerade angerufen. Sebastian, das ist einer unserer Schulfreunde, hat um Hilfe gebeten. Sein Hund ist seit gestern Abend verschwunden. Wir sollen bei der Suche helfen. Hast du Zeit?«
Luki setzte sich im Bett auf.
»Natürlich helfe ich. Ich bin in zehn Minuten auf der
Straße vor unserem Haus.«
»Geht klar«, sagte Paula und legte auf.
Luki sprang aus dem Bett und rannte ins Bad. Sein Vater stand gerade unter der Dusche.
»Papa!«, rief Luki.
»Ja?«, fragte Antonio und drehte das Wasser ab.
»Einem Freund von Paula ist der Hund ausgebüchst.
Wir wollen bei der Suche helfen. Ist das okay?«
»Natürlich, wenn Freunde in Not sind, soll man für sie da sein. Ich bin zu Hause, falls du mich brauchst.«
Luki putzte sich rasch die Zähne und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser, um den letzten Schlaf zu vertreiben. Er lief zurück in sein Zimmer und zog sich rasch ein T-Shirt, eine kurze Hose und Socken an. Er nahm sein Handy vom Schreibtisch und steckte es in seine Hosentasche. Kurz darauf trank er in der Küche ein Glas Orangensaft und aß schnell ein halbes Brot. Beim Hinausgehen stieß er fast mit seiner Mutter zusammen.
»Na, wohin so eilig?«, fragte Gabi ihren Sohn erstaunt.
»Ich muss los«, sagte Luki, »wir müssen einen Hund retten.«
»Was müsst ihr?«
»Na ja, zumindest müssen wir ihn zuerst einmal suchen. Paula hat mich um Hilfe gebeten. Der Hund ist verschwunden. Bis später, Mama!«
Und schon war Luki aus der Tür.
»Ja, tschüss dann!« Gabi schaute ihm etwas verwundert nach.
Paula wartete schon mit ihrem Rad vor dem Haus.
»Hi«, sagte Luki und lief in die Garage. Kurze Zeit später kam er mit seinem Fahrrad wieder heraus, auf dessem Gepäckträger ein kleiner Rucksack befestigt war.
»Selber hi«, erwiderte Paula. »Was hast du da drin?«
»Ach, nur ein paar Kleinigkeiten, die man vielleicht brauchen könnte«, entgegnete er.
»Na dann«, meinte Paula, »und los geht’s!«
Sie schwang sich auf ihr Rad und trat in die Pedale.
»Wir treffen uns bei Leonie!«, rief sie über die Schulter zurück.
Luki startete ebenfalls und schloss zu ihr auf. Die Kinder fuhren so schnell sie konnten. Nach einer Viertelstunde hielten sie auf dem Hügel vor dem grünen Haus, in dem Leonie wohnte. Da waren schon einige Kinder versammelt.
»Hallo zusammen!«, sagte Paula, noch etwas außer Atem von der rasanten Fahrt. »Wir sind gekommen, so schnell es ging. Das hier ist Luki«, sie zeigte auf ihn, »mein neuer Nachbar. Er wird mit uns im Herbst in die gleiche Klasse gehen.« Sie wandte sich zu ihm. »Leonie kennst du ja schon. Rechts neben ihr ist Sebastian, ihm gehört der Hund, daneben steht sein großer Bruder Max. Links von Leonie sind unsere Schulfreunde Annalena und Felix. Und das da ...« Sie zeigte auf ein etwas größeres Mädchen, vielleicht zwölf Jahre alt.
»Ich bin Isabel«, stellte sich das Mädchen selbst vor, »ich bin die Schwester von Felix.«
»Hallo«, sagte Luki, »ich weiß nicht, ob ich mir alle Namen so auf die Schnelle merken kann. Ich bin Luki, wie ihr gehört habt.« Er schaute Sebastian an und fragte: »Was genau ist denn passiert?«
Dieser ging zu ihm und zeigte ihm auf seinem Handy ein Foto von einem deutschen Schäferhund.
»Das ist Bosco«, sagte er, »mein Hund. Und er ist weg. Er muss irgendwann in der Nacht fortgelaufen sein. Das hat er schon öfters getan, aber bisher war er spätestens in der Früh wieder zurück. Irgendetwas muss ihm passiert sein.«
Seine Stimme zitterte ein wenig und Luki sah, dass seine Augen rot waren. Er musste geweint haben.
»Vielleicht hat er sich verletzt«, sagte Paula und legte Sebastian die Hand auf die Schulter, »wir werden ihn finden.«
»Hoffentlich ist er nicht überfahren worden«, meinte Annalena, ohne nachzudenken.
Sebastian schluchzte auf. Max warf ihr einen Blick zu und schüttelte den Kopf. Er legte seinem Bruder den Arm um die Schulter und sagte: »Ganz sicher nicht, Bosco ist schlau, er kennt Autos und weiß, wie man sich auf der Straße verhält.«
»Okay«, sagte Leonie, »legen wir los. Ich schlage vor, wir gehen in Zweiergruppen. Max, du gehst mit deinem Bruder, Felix mit Isabel, Paula mit Luki und ich gehe mit Annalena. Wir suchen die ganze Gegend ab. Kennt ihr euch alle aus?«
Außer Luki nickten alle.
»Wir bleiben per Handy in Kontakt. Tauscht mit Luki eure Nummern aus, und dann machen wir noch aus, wer wohin geht.«
Es vergingen noch einige Minuten, bis sie gegenseitig ihre Nummern gespeichert hatten und klar war, in welche Richtung jede Gruppe gehen sollte. Schließlich machten sich alle Kinder auf den Weg.
Etwa zehn Minuten konnten Paula und Luki ihre Fahrräder noch benutzen, dann wurde das Gelände so holprig, dass es keinen Sinn mehr machte. Sie legten ihre Räder hinter ein Gebüsch und gingen zu Fuß weiter. Luki hatte seinen Rucksack auf dem Rücken.
»Es ist besser, wenn wir uns trennen«, sagte er, »so können wir eine größere Fläche abgehen.«
Paula nickte. »Du hast recht.«
Die beiden Kinder hielten nun einen Abstand von ungefähr hundert Metern zueinander ein und gingen langsam den Hügel hinauf, der vor ihnen lag. Das war nicht so einfach, denn es war erstens recht steil und zweitens sehr holprig. Sie mussten immer wieder über herumliegende Baumstämme und Felsen klettern, manchmal auch durch Waldstücke gehen oder Büsche überwinden. Ab und zu riefen sie Boscos Namen, aber leider hörten sie kein Bellen.
»Aua!«, schrie Paula plötzlich. Sie war über eine Wurzel gestolpert und ins Gras gefallen.
»Was ist los?«, rief Luki zurück. »Brauchst du Hilfe?«
»Nee, bin bloß gestolpert, alles okay, ist nichts passiert!«
Plötzlich standen sie vor einem Zaun aus Stacheldraht. Er war sicher uralt, schon sehr kaputt und teilweise verrostet. An manchen Stellen war er durchgerissen und so standen Drahtstücke in alle Richtungen in die Luft.
»Ist bei dir auch ein Zaun?«, hörte Luki Paula rufen.
»Ja!«, schrie er zurück. »Ist aber alt und kaputt, es gibt auch einige Löcher zum Durchkriechen!«
Sie suchten sich beide eine Stelle, an der sie durch den Zaun krabbeln konnten, und gingen langsam weiter. Es war schließlich Paula, die den Hund fand. Bosco lag reglos im Gras und hatte die Augen geschlossen.
»Luki, komm her, ich hab ihn!«, rief sie und kniete sich neben das Tier. »Bosco«, sagte sie leise. »Kannst du mich hören? Was ist denn nur passiert?« Sie strich ihm sanft über den Kopf und Bosco öffnete kurz seine Augen, schloss sie aber sofort wieder.
Luki kam gerannt und kniete sich auf die andere Seite des Hundes.
»Lebt er?«, keuchte er.
»Ja, noch. Er hat die Augen geöffnet, aber ganz kurz nur. Ich glaube, er ist total schwach.«
Luki schaute sich genauer um.
»Da, schau, Paula, es ist alles voller Blut.«
Überall im Gras rund um den Hund waren Blutflecken, außerdem führte eine Blutspur in die Richtung, wo sich der Stacheldraht befand.
Luki hob vorsichtig das rechte Hinterbein an und da sahen sie beide die hässliche Risswunde in Boscos Bauch. Sie war gut zehn Zentimeter lang und es quoll noch immer Blut heraus.
»Wir müssen das Blut stoppen«, sagte Luki. »Er hat sicher schon sehr viel Blut verloren. Wenn er noch mehr verliert, werden seine Überlebenschancen immer geringer.«
Er nahm seinen Rucksack vom Rücken, öffnete ihn und nahm ein kleines Verbandspäckchen heraus.
Er riss ein Päckchen auf, das ein Stück Verbandsmull enthielt. Er legte den Mull auf die Wunde und sagte:
»Drück da drauf!«
Paula tat, was er gesagt hatte.
»Verdammt, das ist nicht groß genug«, murmelte Luki und überlegte. Kurzerhand zog er sein T-Shirt aus und faltete es zu einem handlichen Paket zusammen. Dann legte er dieses über den Mull und auf den Teil der Wunde, den dieser nicht abdecken konnte.
»So, jetzt drück alles schön fest auf die Wunde«, sagte er zu Paula, »ich mach jetzt den Verband herum.«
Während sie den Mull und das T-Shirt fixierte, öffnete er das Päckchen mit der elastischen Binde und wickelte sie um den Bauch des Hundes. Das war gar nicht so einfach, da er ihn dazu anheben musste, speziell beim ersten Mal. Dann ging es leichter, denn als der Mull und das T-Shirt einmal fixiert waren, konnte Paula ihm beim Anheben des Hundes helfen. Schließlich war der ganze Verband um den Bauch gewickelt. Luki wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Puh«, sagte er, »das hätten wir mal.«
Paula schaute ihn an. »Toll«, sagte sie leise, »und was du so alles mithast.«
»Wir haben in der Vierten so eine Art >Erste-Hilfe- Kurs< gemacht. Und Papa meint, ein paar Dinge mitzuhaben, die man immer wieder mal so braucht, kann nicht schaden.«
»So, jetzt müssen wir mal schauen, wie es weitergeht«, sagte Paula, »vor allem müssen wir ein paar Anrufe machen. Ich ruf gleich einmal Sebastian an.«
»Und ich versuche, meinen Papa zu erreichen. Unser Auto ist ein Allrad.«
Sebastian antwortete nach dem ersten Klingeln. »Wir haben Bosco gefunden«, erklärte Paula ihm, »aber er ist ziemlich verletzt. Ruf die anderen zusammen und kommt am besten alle her.«
Währenddessen hatte Luki seinen Vater erreicht.
»Papa, bitte, wir brauchen dich, frag jetzt nichts, die Zeit drängt, wir erklären dir alles später. Wir haben den Hund gefunden, aber er ist schwer verletzt und muss sofort zum Tierarzt. Wir sind auf einem Hügel und du musst bitte möglichst nahe zu uns fahren. Ist ein bisschen schwierig, aber mit dem Allrad geht das. Ich geb dir Paula, die erklärt dir den Weg.«
Er reichte Paula, die gerade damit fertig war, Sebastian zu erklären, wo sie genau waren, sein Handy und ging dann Richtung Wald.
»Bin gleich zurück!«, sagte er und verschwand.
Paula erklärte Antonio so gut es ging, wie er fahren musste.
»Wenn du dich nicht mehr auskennst, ruf Luki an, ich behalte sein Handy bei mir«, sagte sie abschließend.
Jetzt noch den Tierarzt, dachte sie, gut, dass ich seine Nummer wegen Willi gespeichert habe.
»Tierarztpraxis Dr. Edler«, meldete sich eine Stimme, als sie gewählt hatte.
»Gott sei Dank«, sagte sie, »hier ist Paula Silberstein aus Siebenwald. Ist der Doktor da?«
»Ja schon, aber im Moment nicht zu sprechen, er macht gerade eine Operation.«
»Können wir in die Praxis kommen, ungefähr in einer Stunde? Wir haben einen schwer verletzten Schäferhund, er hat eine Risswunde am Bauch und viel Blut verloren.«
»Ja, natürlich, ich sag dem Doktor Bescheid. Bringt ihn möglichst schnell her!«, sagte die Stimme freundlich.
»Wir beeilen uns, danke!«, sagte Paula und legte auf.
Sie kniete sich wieder neben den Hund und streichelte seinen Kopf.
»Halt durch, Bosco«, flüsterte sie ihm ins Ohr, »bald kriegst du die Hilfe, die du brauchst.«
Als wollte er ihr eine Antwort geben, ließ der Hund einen kurzen Seufzer hören.
Paula wischte sich eine Träne fort, die ihr auf einmal über die Wange gelaufen war. Sie sah Luki aus dem Wald zurückkommen. Er trug zwei dickere Aststücke in der Hand.
»So, jetzt brauchen wir etwas, womit wir ihn hier wegtransportieren können«, sagte er zu Paula. »Wir werden eine Art Trage bauen. Leg diese Äste ungefähr eine Armlänge voneinander entfernt auf den Boden!«
Während Paula das tat, holte Luki eine Schnur aus dem Rucksack.
»Hoffe, sie ist lang genug«, meinte er, wickelte sie um das Ende des einen Astes und machte einen Knoten.
»Jetzt führst du die Schnur zum anderen Ast, schlingst sie zweimal um diesen herum und bringst sie mit einem Abstand von sechs bis acht Zentimetern zum ersten Ast zurück, auch dort zweimal herum und wieder zum anderen. Siehst du, so entsteht eine Trage. Für den Hund brauchen wir eine Länge von etwas mehr als einem Meter, damit er halbwegs bequem drauf liegen kann.«
Während Luki erklärte, hatte Paula schon begonnen, die Schnur um die beiden Äste zu wickeln. Es dauerte nicht lange, da war die improvisierte Trage fertig.
Luki hatte inzwischen noch eine Jacke aus dem Rucksack geholt und legte sie auf die Trage. Dann schob er diese direkt neben den Hund.
»Jetzt müssen wir ihn da draufbringen«, sagte er. »Das wird für ihn vielleicht schmerzhaft sein, aber wir haben keine Wahl.«
Er packte den Hund bei den Hinterbeinen, Paula nahm ihn beim Kopf und den Vorderbeinen. Während sie beruhigend auf Bosco einredete, hoben ihn die Kinder stückweise an und schoben ihn weiter, bis er endlich komplett auf der Trage lag.
Luki schnallte sich den Rucksack wieder auf seinen Rücken. Er ging in die Knie und nahm die Enden der Äste auf einer Seite in die Hand.
»Jetzt probieren wir, ob wir das schaffen«, sagte er.
»Müssen wir«, entgegnete Paula. »Je schneller wir zum Tierarzt kommen, desto größer sind Boscos Chancen.«
Sie machte es wie Luki, nur auf der anderen Seite.
»Auf drei«, kommandierte sie, »eins, zwei, drei!«
Beide standen mit der Trage und dem Hund darauf auf.
»Ganz schön schwer«, meinte Luki.
»Egal, wir gehen langsam«, sagte Paula. »Ich hoffe bloß, die anderen kommen bald.«
Sie setzten sich in Bewegung und gingen, die Trage zwischen sich, vorsichtig den Hügel hinunter. Sie mussten bei jedem Schritt aufpassen, damit sie nicht über einen Stein, eine Wurzel oder ein anderes Hindernis stolperten. Das war sehr anstrengend. Als sie nach ein paar Minuten den Stacheldrahtzaun erreicht hatten, schwitzten sie schon ordentlich. Sie setzten die Trage ab und Luki suchte ein geeignetes Loch, das groß genug für sie war. Als er eines gefunden hatte, kam er zurück. Sie hoben die Trage wieder hoch und trugen sie zu der Öffnung im Zaun.
Jetzt kam die schwierige Aufgabe, diese da irgendwie durchzubringen. Sie mühten sich ab, nach einigen erfolglosen Versuchen hatten sie es endlich geschafft. Sie waren schweißgebadet und hockten sich erschöpft auf den Boden.
»Oh Gott«, japste Paula.
»Ja«, keuchte auch Luki, »ich weiß. Ich versteh dich. Du bist schon ziemlich fertig. Ich auch. Aber es nützt nichts, wir müssen weiter. Vielleicht zählt jede Minute.«
Sie nahmen die Trage wieder auf und bewegten sich langsam nach unten.
»Hoffentlich sind die anderen bald da«, sagte Paula.
Kurze Zeit später hörten sie die anderen Kinder nach ihnen rufen.
»Hier!«, schrie Luki mit letzter Kraft. »Hier sind wir!« Sebastian war der Erste, der bei ihnen eintraf.
»Bosco!«, rief er, als er seinen Hund leblos auf der Trage liegen sah. Er hatte Tränen in den Augen.
»Ist er ...?«, fragte er.
»Nein«, beruhigte ihn Paula, »vorhin hat er sich noch bewegt. Aber wir sollten schnell zum Tierarzt. Ich hab telefoniert, die warten schon auf uns. Lukis Papa fährt uns entgegen, zumindest so weit, wie er mit dem Auto kommt.«
Inzwischen war auch Max zu ihnen gestoßen, gefolgt von Leonie und Annalena.
»Ihr müsst uns ablösen, wir sind erledigt«, sagte Luki. »Am besten übernimmt jeder von euch eine Ecke, zwei vorne und zwei hinten.«
Die beiden Mädchen ergriffen die Äste vorne, damit sie das für sie größtmögliche Tempo angeben konnten, die zwei Jungs packten hinten an. Zu viert ging es natürlich einfacher als zu zweit und so ging es in einem langsamen Laufschritt den Hügel hinunter.
Paula rief noch einmal Antonio an und versuchte, ihm eine möglichst genaue Wegbeschreibung zu geben.
»Ich glaube, ich bin schon ganz in eurer Nähe«, sagte dieser. »Haltet nach meinem Auto Ausschau.«
»He Luki, dein Papa sagt, er müsste bald da sein, du sollst schauen, ob du sein Auto siehst!«
»Okay!« Luki blickte ins Tal hinunter und suchte die Gegend mit den Augen ab. Schließlich entdeckte er den großen, schwarzen Wagen seines Vaters, der auf der rechten Seite den Berg hinauffuhr und langsam näher kam.
»Da ist er!«, rief er aufgeregt und kletterte auf einen Baumstamm, um etwas höher zu stehen. Er nahm den Rucksack von seinem Rücken und schwenkte ihn über seinem Kopf.
»Luki winkt dir zu! Siehst du ihn?«, schrie Paula ins Telefon.
»Ja, jetzt sehe ich ihn«, antwortete Antonio, streckte die Hand durch das offene Fenster aus dem Auto heraus und winkte zurück. Sie sahen ihn weiterfahren, aber nach ungefähr hundert Metern war Schluss, da ihm größere Steine und Äste endgültig den Weg versperrten.
Er sprang aus dem Auto und bewegte sich im Laufschritt weiter nach oben, den Kindern entgegen.
Inzwischen waren auch Isabel und Felix bei den anderen angelangt und konnten Leonie und Annalena ablösen, die das Tempo schon etwas hatten verlangsamen müssen.
»Puh, das ist anstrengend«, keuchte Leonie und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Auch Max und Sebastian hatten inzwischen etwas weiche Knie und waren dankbar, als nach ein paar weiteren Minuten Antonio auftauchte und ihnen die Trage abnahm.
»Wer kann, soll schnell zum Auto gehen, den Kofferraum aufmachen und alles zur Seite legen, was da vielleicht im Weg ist«, sagte er zu den Kindern.
Paula und Luki beschleunigten ihr Tempo, erreichten nach kurzer Zeit den Wagen und bereiteten alles vor. Aufgrund der frischen Kräfte ließen auch die anderen nicht lange auf sich warten. Vorsichtig schoben sie die Trage mit dem verletzten Hund in den Kofferraum.
»Okay, wer fährt mit?«, fragte Antonio.
»Vier können mit dem Auto mit«, sagte Luki. »Paula und ich begleiten Sebastian und Max zum Tierarzt. Könntet ihr organisieren, dass unsere Fahrräder von hier geholt werden?«
»Klar, machen wir«, sagte Isabel. »Wir haben einen Kleinbus, da passen alle rein. Und Mama müsste eh zu Hause sein.«
»Macht euch um die Räder keine Gedanken«, fügte Leonie hinzu. »Alles Gute für Bosco! Ruft an und sagt uns, wie’s ihm geht!«
»Ehrensache!«, sagte Paula noch schnell und sprang als Letzte ins Auto. Die anderen saßen schon drin. Sebastian hatte einen Arm über die Lehne gelegt und streichelte immerzu den Kopf des Hundes.
»Du schaffst es, Bosco, alter Junge, du schaffst es«, sagte er leise und wischte sich verstohlen eine Träne von der Wange.
Antonio stieg ins Auto und schaute seinen Sohn an. »Wo ist eigentlich dein Shirt?«, fragte er.
»Auf Boscos Wunde«, erklärte Luki, »hatte nicht genug Verbandsmull.«
Sein Vater nickte. Er hatte es inzwischen geschafft, das Auto zu wenden, und fuhr davon, so schnell es auf dem etwas unebenen Boden möglich war.
Die vier zurückgebliebenen Kinder schauten dem Wagen nach.
»Das war vielleicht was!«, meinte Annalena und schnaufte laut.
»Wohl wahr«, ergänzte Leonie, »Action pur, und das zum Ferienbeginn!«
»Hoffentlich kommt er durch«, sagte Felix, »sonst ist ja unser Einsatz ganz umsonst gewesen.«
»Felix!«, rief seine Schwester laut und schaute ihn strafend an. »Wie kannst du nur so etwas sagen!«
»Ich mein ja bloß«, murmelte er und schaute auf den Boden. Dann gab er sich einen Ruck, blickte auf und klopfte den Mädchen auf die Schultern. »Ihr wart super«, verkündete er, »alle drei! Bosco wird durchkommen, da bin ich mir sicher.«