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Lunas und Silbersteine
Als Luki am nächsten Morgen aufwachte, wusste er im ersten Moment gar nicht, wo er eigentlich war. Es war schon zehn Uhr, er hatte fast elf Stunden geschlafen, das kam nur sehr selten vor. Aber er war wegen der langen Fahrt auch echt müde gewesen.
Er ging ins Bad, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und putzte seine Zähne. Dann ging er hinunter und steckte seinen Kopf durch die Küchentür.
»Na, du Langschläfer, auch schon auf?«, begrüßte ihn seine Mutter mit einem Lächeln. »Schau, wer da ist!«
Am Tisch saßen Paula, ein kleiner Junge und eine hübsche, sehr symphatisch wirkende Frau.
Paula sprang auf und lief zu ihm. Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn zum Tisch.
»Schau Mama, das ist Luki«, sagte sie, »wir sind Freunde seit gestern. Und das«, sie drehte sich zu Luki um, »sind meine Mama und mein Bruder Benni.«
Paulas Mama stand auf und schüttelte Lukis Hand.
»Hallo Luki, ich freue mich, dich kennenzulernen.« »Gleichfalls, Frau Silberstein«, sagte Luki höflich.
»Sag doch einfach Klara zu mir, wir werden uns jetzt sicher öfters sehen und hoffentlich gute Freunde werden. Es ist schön, dass Paula jemanden in ihrem Alter hat, der so nahe bei uns wohnt. Und für unseren Benni und eure Carina ist es ja auch super.«
Der kleine Junge stand auf.
»Benni bin ich«, sagte er und klopfte sich mit der flachen Hand auf die Brust.
»Hallo Kleiner!«, sagte Luki grinsend.
»Ich bin nicht klein«, meinte Benni und zog ein beleidigtes Gesicht, »ich bin schon sechs! Und im Herbst komme ich in die Schule.«
»He, ist ja toll! Ich kann mich noch gut an meinen ersten Schultag erinnern, ich hatte eine Schultüte, die war soo groß.« Luki zeigte mit seinen Händen einen Abstand von mindestens einem Meter.
In diesem Moment kam Carina herein, bekleidet mit einer kurzen Hose und einem pinkfarbenen T-Shirt und barfuß.
»Guten Morgen, Kleines«, murmelte Luki und fuhr seiner Schwester mit der Hand durch das Haar.
Benni war aufgesprungen.
»Bist du fertig?«, fragte er. »Komm, ich zeig dir unser Haus und unseren Garten.«
»Ich bin drüben!«, rief Carina ihrer Mutter zu und rannte hinter Benni her, der schon losgelaufen war.
»Auch ein kleiner Wirbelwind.« Klara lächelte. »Genau wie unser Benni.«
»Die beiden werden sicher viel Spaß miteinander haben«, ergänzte Gabi.
Sofia, die ebenfalls am Tisch saß, meinte:
»Es ist nur schade, dass es für mich niemanden gibt. Es wäre schön, eine Freundin gleich nebenan zu haben.«
Klara schaute Sofia an.
»Meine große Tochter Mia lebt die meiste Zeit bei ihrem Vater in Klerstadt. Na ja, sie ist auch schon fünfzehn, also würdet ihr wahrscheinlich ohnehin nicht so gut zusammen passen.«
»Ich bin überzeugt davon, dass du auch bald neue Freunde finden wirst«, meinte Gabi und strich ihrer Tochter liebevoll über die Wange.
»Hoffe schon«, sagte Sofia, »auf einen einsamen Sommer hab ich nämlich keinen Bock.«
»He Sofia, du wirst nicht einsam sein, wenn du es nicht willst«, bemerkte Paula, »wir sind ja auch noch da.«
»Genau«, ergänzte Luki, »und du kannst ja auch bei uns mit dabei sein. Auch wenn du schon so eine alte Schachtel bist.« Er grinste seine Schwester an.
Sofia puffte Luki auf den Oberarm.
»Sei ja vorsichtig mit dem, was du sagst, kleiner Bruder«, meinte sie und grinste zurück, »sonst wird die große Schwester dir mal zeigen, wer von uns beiden stärker ist.«
Luki ging zu ihr und umschlang sie von hinten, sodass sie ihre Arme nicht mehr bewegen konnte.
»Luki!«, rief sie. »Lass mich sofort los, sonst setzt es was! Dann wird die Rache furchtbar sein!«
Mit einem wilden Ruck befreite sie sich, drehte sich um und rieb Lukis Ohren mit ihren Händen. Dann lachte sie und lief aus der Küche.
»Sie veräppeln sich ständig«, sagte Gabi, »aber wenn es darauf ankommt, halten sie immer zusammen.«
»Ja, das ist zu sehen«, entgegnete Klara, »du hast wirklich eine tolle Familie.«
»Du doch auch«, meinte Gabi. »Ich glaube, wir werden alle richtig gute Freunde werden.«
Paula stand auf und blickte Luki an.
»Wollen wir was unternehmen?«
»Gern«, antwortete Luki, »was schlägst du vor?«
»Ich zeig dir zuerst mal unser Haus und mein Zimmer, und dann könnten wir mit den Fahrrädern ein bisschen in der Gegend umherfahren.«
»Klingt gut.«
»Hast du ein Rad?«
»Ja, unsere Räder sind schon letzte Woche gebracht worden, sie müssten in der Garage sein.«
»Na, ist doch super. Dann komm!«
»Um zwei muss ich aber wieder da sein, da kommt die Spedition. Alle meine Bücher müssten dabei sein.«
»Ich kann dir beim Rauftragen helfen, wenn du willst.«
»Das wollte ich gerade vorschlagen.« Luki grinste.
»Ich bin dann mal weg. Ist das okay, Mama?«
»Geht nur. Ich weiß ja, dass ich mich darauf verlassen kann, dass du nichts Verbotenes oder Gefährliches machst. Und verlaufen wirst du dich wohl nicht, du hast ja eine Führerin bei dir, die ortskundig ist.«
»Ja, das ist sie wohl«, merkte Klara an.
»Ich lebe ja auch schon lange genug hier.« Paula nahm Luki bei den Schultern und drehte ihn in Richtung Tür. »Wir lassen unsere Mütter mal in Ruhe ihren Kaffee trinken. Bis später!«
Die Kinder verließen die Küche und die beiden Frauen blieben alleine zurück.
Als Paula und Luki beim Nachbarhaus ankamen, saß Carina auf der Schaukel im Garten. Benni stand hinter ihr und schubste sie an.
»He Luki, schau, wie hoch ich schaukeln kann!«, schrie Carina und warf ihre Beine in die Luft.
»Ja toll, aber pass auf, dass du nicht auf dem Boden landest!«, rief Luki ihr zu.
Dann folgte er Paula ins Haus. Es war etwas kleiner als das der Lunas, wirkte aber sehr gemütlich. Sie gingen zuerst durch die Küche und das Wohnzimmer, danach sagte Paula:
»Komm, ich zeig dir den Keller.« Dort befand sich eine große Werkstatt.
»Die hat Papa noch eingerichtet«, erklärte Paula. »Hier bin ich oft und werke herum, meistens allein, manchmal mach ich was zusammen mit Benni.«
»Echt cool«, staunte Luki. »Die Werkstatt ist super ausgestattet. Was hat dein Papa für einen Beruf?«
»Er ist Kfz-Meister in einem Autohaus in Klerstadt.«
»Meiner ist bei >Digitrent<. Kennst du die Firma?«
»Sicher, ist ja eine große. Was wird dort gemacht?«
»Weißt du, >Digitrent< arbeitet an der Entwicklung von elektrischer Mobilität, zum Beispiel Elektrofahrzeuge aller Art, vom Dreirad bis zum Lkw. Seit einigen Jahren stehen auch selbstfahrende Autos auf dem Programm.«
»Ui, das klingt ja spannend!«
»Ist es auch. Leider weiß ich nicht alles drüber, manches ist ziemlich geheim, und Papa darf es uns nicht erzählen. Aber er hat gesagt, wir können ihn mal in der Firma besuchen. Willst du mit?«
»Echt? Das würde ich total gern.« Paula war ganz begeistert.
»Dann rede ich mit Papa, ich glaube, das wird sicher klappen in der nächsten Zeit.«
Die Kinder verließen den Keller und stiegen die Treppe in das Obergeschoss hinauf. Da gab es drei Zimmer und ein Bad.
»Geradeaus ist das Zimmer von Mama«, erklärte Paula, »hier rechts wohnt Benni und da geht’s zu mir.«
Sie betrat das Zimmer auf der linken Seite und machte eine einladende Geste mit der Hand.
»Willkommen in meinem Reich!«
Luki betrat das Zimmer und schaute sich um. Es war recht groß und gemütlich eingerichtet. Unter dem Fenster stand ein Schreibtisch mit allerlei Krimskrams darauf, Schreibutensilien und natürlich auch einem Computer. Gegenüber gab es ein Bücherregal.
»Du hast ja auch so viele Bücher wie ich«, staunte er, »scheinst wohl gern zu lesen, so wie ich.«
»Oh ja, immer schon«, sagte Paula, »ich verschlinge das meiste, was mir so unterkommt. Mich interessiert fast alles.«
»So wie bei mir. Ich verschlinge auch alle Bücher. Sogar die meiner Schwestern. Du wirst es sehen, wenn du mir später beim Reintragen hilfst.«
Luki schaute sich weiter um. Im Zimmer befanden sich zwei Betten, eines an der Wand rechts vom Fenster, das zweite an der Wand gegenüber.
»Du hast zwei Betten.« Lukis Kommentar klang eher wie eine Frage.
»Ja, wenn Mia da ist, schläft sie hier. Und wenn du mal bei mir schlafen willst, kannst du das Bett haben. Ich werde sie fragen, ob das für sie okay ist, aber das wird sicher kein Problem sein.«
»Und was sagt deine Mama dazu?«, fragte Luki.
»Oh, die ist cool. Wenn meine Leistungen in der Schule stimmen und ich mich an unsere Vereinbarungen halte, kann ich eigentlich mein Leben ziemlich selbst bestimmen.«
Luki dachte nach.
»Ja, wenn ich so drüber nachdenke, kann ich das eigentlich auch. Ich mache viel ganz selbstständig, und meine Eltern lassen mich auch.«
»Dann sind deine Eltern ja auch cool.«
»Ja, die meiste Zeit schon.«
»Okay, genug geredet«, sagte Paula schließlich, »lass uns die Räder holen und ein bisschen herumfahren.«
Die Kinder rannten hinunter. Während Luki zu sich nach Hause lief, schob Paula ihr Rad aus der Garage und fuhr los. Als sie zum Nachbarhaus kam, stand er schon fahrbereit auf der Straße.
»Auf geht’s«, sagte er.