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Die Fahrt nach Siebenwald

Luki Luna saß links hinten im Auto und schaute aus dem Fenster. Sein Vater Antonio Luna fuhr nicht besonders schnell, eher gemütlich auf der rechten Fahrspur der Autobahn, er hatte schließlich seine ganze Familie im Auto. Er wollte sich nicht abhetzen und außerdem die Gefahr eines Unfalls möglichst gering halten. So verließ er die rechte Spur nur hin und wieder, um einen Lkw zu überholen oder jemanden, der noch langsamer unterwegs war als er.

Luki sah die vielen Autos, die links an ihnen vorbeifuhren, ab und zu wurde es auch lauter, wenn ein Sportwagen darunter war oder Motorräder, die mit einem deftigen Brummen an ihnen vorbeizogen. Luki sah sie zwar alle, aber nicht wirklich bewusst, da er viel zu sehr mit Nachdenken beschäftigt war.

Große Änderungen standen bevor, ja eigentlich wurde gerade sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Nie würde er den 1. April dieses Jahres vergessen, den Ostersonntag, als sein Vater beim gemeinsamen Frühstück die Bombe hatte platzen lassen.

»Hört mal zu, ich muss euch etwas Wichtiges mitteilen. Wir werden umziehen. Und zwar, wenn das Schuljahr zu Ende ist.«

Er hatte kaum zu Ende gesprochen, riefen schon alle drei Kinder durcheinander:

»Waaas? Ist das dein Ernst? Wohin denn? Und die Schule? Was ist mit meinen Freunden?« Das und noch viel mehr waren die Fragen gewesen, die auf den Vater einprasselten. Nach einer Weile hatte er die Hände gehoben. Als sich die Kinder wieder beruhigt hatten, sprach er weiter:

»Ich hab das lange mit Mama durchdiskutiert, und sie ist auch dafür. Sie kann auch weiterhin im mobilen Krankenpflegedienst auf Teilzeitbasis arbeiten, das ist schon so besprochen. Aber der Grund für unseren Umzug ist eigentlich mein Job. Ihr wisst doch, >Digitrent< hat in Klerstadt, wo auch euer Großvater wohnt, eine Zweigstelle. Dort ist der Geschäftsleiter vor Kurzem in Pension gegangen, und man hat mir die Stelle angeboten. Nach längerem Überlegen haben wir nun beschlossen, in Mamas Heimat zu ziehen. Dort haben wir uns ja auch kennengelernt vor dreizehn Jahren. Und, na ja, dort bist schließlich auch du entstanden, Sofia.«

Dann hatte eine ganze Weile niemand mehr etwas gesagt, sogar Sofia war sprachlos gewesen, etwas, das Luki in den letzten Jahren nur selten erlebt hatte.

»Schaut mal, ihr drei«, hatte schließlich Mama erklärt, »seht das Ganze doch einfach positiv! Für dich, Carina, beginnt durch den Schulanfang ohnehin ein neuer Lebensabschnitt. Und du, Luki, würdest durch deinen Wechsel auf’s Gymnasium auch hier in eine neue Schule kommen. Und was dich betrifft, Sofia, ich weiß, wie sehr du an deinen Freunden hängst. Aber wir leben in einer modernen Zeit und es gibt viele technische Möglichkeiten, mit ihnen in Kontakt zu bleiben, SMS, skypen, mailen, chatten. So kannst du deine alten Freunde behalten und außerdem viele neue hinzugewinnen. Und außerdem habt ihr dann die Möglichkeit, zu euren italienischen Großeltern, die ihr ja oft sehen konntet, auch euren in Klerstadt lebenden Opa und meine Großmutter besser kennenzulernen. Nicht viele Kinder haben noch eine Urgroßmutter. Versucht es doch wie Papa und ich zu sehen, als Chance! Eine Chance auf ein neues Leben.«

»Und damit das mit der Kommunikation auch wirklich gut klappt«, hatte Papa ergänzt, »werdet ihr alle noch vor unserem Umzug ein neues Handy bekommen. Ihr könnt euch eines aussuchen.«

»Auch das neue Sunlogic SL77?«, hatte Sofia gefragt und Antonio Luna hatte genickt.

»Der ganze Umzug wird natürlich viel Arbeit machen, und wir bitten euch, mitzuhelfen, so gut ihr könnt«, hatte Mama hinzugefügt und die drei Kinder der Reihe nach angeblickt.

Nach einem längeren Schweigen hatte Luki die Hände seiner Schwestern genommen und gesagt:

»Wir werden tun, was wir können. Wir sind doch eine Familie und müssen zusammenhalten.«

»Okay«, hatte Sofia natürlich das letzte Wort haben müssen, »es wird schwer werden, aber wir werden das schon hinkriegen. Also, Familie Luna, auf in ein neues Abenteuer!«

Das war vor drei Monaten gewesen. Das Schuljahr war vorbei, die Sommerferien hatten begonnen und nun saßen sie im Auto und waren auf dem Weg in das kleine Dorf Siebenwald, ein paar Kilometer südlich von Klerstadt gelegen.

Die Eltern hatten dort ein Haus gemietet, das nun ihre neue Heimat werden sollte. Mama war schon ein paarmal dort gewesen, eine Spedition hatte die Möbel und andere Gegenstände hintransportiert, auch Papa war einmal dabei gewesen. Luki und seine beiden Schwestern würden das Haus in wenigen Stunden allerdings zum ersten Mal sehen, zumindest in Wirklichkeit, denn natürlich waren ihnen viele Fotos von ihrem neuen Heim gezeigt worden.

Lukis Gedanken kehrten langsam von der vergangenen Zeit in die Gegenwart zurück. Die letzten Wochen waren sehr anstrengend gewesen, und so fühlte er sich einerseits etwas ausgelaugt, war andererseits aber von einer inneren Spannung erfüllt, die ihn manchmal nicht zur Ruhe kommen ließ.

Er drehte den Kopf nach rechts und betrachtete Sofia und Carina. Er mochte seine beiden Schwestern wirklich gern, und auch, wenn sie ihm manchmal tierisch auf die Nerven gingen, würde er sie doch für nichts auf der Welt eintauschen.

Die sechsjährige Carina, die mit ihrem schmalen Gesicht und ihren dunklen, halblangen Haaren ihrem Bruder ähnlich sah, war auf dem mittleren Sitz zusammengesunken, sie schien doch ziemlich müde gewesen zu sein und war eingeschlafen.

Lukis Blick schweifte weiter zu Sofia, seiner großen Schwester, die im vergangenen Januar zwölf geworden war und schon die sechste Klasse abgeschlossen hatte. Sie sah eher ihrer Mutter ähnlich, ihre Haare waren heller und relativ lang. Sie war ein schlankes, sportliches Mädchen und, nach Lukis Meinung, eines der hübschesten überhaupt. Aber das fanden sicher auch die Jungen aus ihrer und aus anderen Klassen, die ihr sehnsüchtig nachschauten. Sofia saß entspannt auf ihrem Sitz und hatte - wie so oft - den zu ihrem neuen Handy gehörenden Hi-Tech-Kopfhörer in ihren Ohren. Sie bewegte ihren Kopf zum Takt der Musik leicht hin und her. Als ob sie Lukis Blick gespürt hätte, schaute sie auf und lächelte ihn an. Luki streckte seinen Arm aus und drückte kurz Sofias Hand.

Dann strich er der schlafenden Carina über die Haare.

Schließlich schaute er nach vorn und sah einen Teil des Gesichtes seines Vaters im Rückspiegel. Dieser hatte anscheinend etwas gemerkt, denn seine Augen trafen die von Luki.

»Na, alles klar bei dir?«, fragte der Vater halblaut.

»Alles paletti«, antwortete Luki. »Wann, glaubst du, kommen wir an?«

»Ich schätze, so in drei Stunden.«

Luki warf einen Blick auf seine Mutter, die es sich auf dem Beifahrersitz bequem gemacht und auch die Augen geschlossen hatte. Er ließ sich in seinen Sitz zurückfallen. Eine Zeit lang betrachtete er noch die Autos, die an ihnen vorbeifuhren, dann fielen auch ihm die Augen zu.

Luki Luna

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