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Uroma Josefine
Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Da sich das Wetter von der besten Seite zeigte, waren Paula und Luki ständig mit den Fahrrädern unterwegs, oft nahmen sie sich eine Brotzeit mit und kamen auch zu Mittag nicht nach Hause. Paula zeigte ihm die nähere und weitere Umgebung und Luki lernte viele schöne Plätze rund um Siebenwald kennen. Sie besuchten Leonie, Annalena, Felix und Isabel. Natürlich schauten sie auch bei Max vorbei. Bosco erholte sich gut, er konnte sogar schon wieder gehen, allerdings zur Zeit nur langsam. Sebastian war glücklich über die Fortschritte und verbrachte täglich viele Stunden mit seinem Hund.
Carina und Benni waren unzertrennlich geworden, sie spielten jeden Tag vom Morgen bis zum Abend miteinander, manchmal im Haus, aber meistens im Garten. Da die Julitage recht heiß waren, verbrachten sie viel Zeit in dem kleinen Pool, der im Garten der Silbersteins aufgestellt war.
Mia war auch noch hier und Paula wusste inzwischen alle Neuigkeiten von ihrer großen Schwester. Mia hatte viel zu erzählen gehabt, besonders über ihren neuen Freund Johannes, genannt Joe.
»Du wirst ihn bald mal kennenlernen«, hatte sie zu Paula gesagt, »dann wirst du sehen, wie süß er ist. Oh Gott, so verknallt war ich noch nie!«
»Ich hoffe nur, dieser Joe hält, was er verspricht«, hatte sie am nächsten Tag zu Luki gemeint. »Mia ist sehr sensibel, auch wenn sie so cool wirkt. Sie ist schon einmal von einem Jungen enttäuscht worden, und da war sie dann tagelang am Boden zerstört, das war echt schlimm.«
Jedenfalls war Mia noch in Siebenwald und klopfte an einem Samstagvormittag, ein paar Tage nach dem Vorfall mit dem Hund, an die Tür der Lunas.
Antonio öffnete. »Buon giorno, bella signorina!«, grüßte er mit einem freundlichen Lächeln. »Benvenuta nella nostra casa modesta!«
»Guten Morgen, Antonio!« Mia grinste. »Das Letzte hab ich jetzt nicht verstanden.«
»Er hat dich nur in unserer bescheidenen Hütte willkommen geheißen«, sagte Sofia, die gerade dazugekommen war.
»Oh, hallo Sofia! Wie geht es dir?«
»Wie soll es einem in den Ferien schon gehen?«, antwortete diese. »Natürlich super. Allein, dass man so lange schlafen kann, wie man will, ist schon mega.«
»Na, ich lass euch dann mal allein«, meinte Antonio und wollte weggehen.
»Nein, warte bitte«, sagte Mia, »ich wollte dich was fragen. Fährst du heute zufällig mal nach Klerstadt? Ich will wieder für ein paar Tage zu meinem Papa, und wenn ich mit dir mitfahren könnte, bräuchte mein Papa nicht extra herkommen.«
»Ich nicht«, antwortete Antonio, »aber Gabi fährt mit den Kindern. Sie will ihren Vater und ihre Großmutter besuchen. Und soweit ich weiß, wollt ihr doch alle mit, oder?« Die Frage war an Sofia gerichtet.
»Klar«, sagte diese, »ich glaube, wir essen bei Opa und Uroma. Wir nehmen dich natürlich mit, Mia, ist doch kein Problem.«
»Danke.« Mia freute sich. »Ich hol schnell mein Zeug.«
Als sie ein paar Minuten später mit einer Tasche in der Hand zurückkam, fuhr Gabi gerade das Auto aus der Garage. Die Kinder stiegen ein und sie startete Richtung Klerstadt.
»Könnt ihr euch noch an die Uroma erinnern?«, fragte sie nach einer Weile.
»Ja, sicher«, sagte Carina, »sie ist aber schon uralt.«
»Sie ist 88«, erklärte Sofia, »und schon seit Jahren krank.«
»Was hat sie denn?«, fragte Mia.
»Die Parkplatz-Krankheit«, sagte Carina, »das ist ganz komisch, sie sitzt im Rollstuhl und zittert sehr viel.«
»Die Krankheit heißt Parkinson«, besserte Luki aus, »stimmt’s, Mama?«
»Richtig«, meinte Gabi, »man nennt sie auch Schüttellähmung. Uromas Bewegungsfähigkeit ist sehr eingeschränkt, deswegen fährt sie auch mit dem Rollstuhl. Sie ist auf Hilfe angewiesen. Aus diesem Grund hat sie eine Pflegerin, die immer für sie da ist.«
»Ist das heilbar?«, fragte Mia. »Ich meine, wird sie wieder gesund?«
»Leider nicht.« Gabi schüttelte den Kopf. »Man kann die Krankheit zwar behandeln und aufhalten, aber heilen kann man sie nicht. Die Verschlechterungen kommen meistens schubweise. Das heißt, der Zustand der Kranken bleibt oft über Wochen oder sogar Monate gleich, und ganz plötzlich wird er schlechter.«
Sie fuhren am Ortsschild von Klerstadt vorbei.
»Aha, wir sind da. Mia, wo soll ich dich rauslassen?«
»Ist eigentlich egal, irgendwo in der Nähe vom Hauptplatz. Hey!«, schrie sie plötzlich auf. »Da ist ja Joe!« Sie zeigte auf einen großen, schlanken, etwa 17-jährigen Jungen, der auf dem Gehsteig dahin schlenderte, die Hände lässig in den Hosentaschen. »Kannst du bitte da vorne stehen bleiben?«
Gabi blieb am Straßenrand stehen. Mia stieg aus und rannte auf den Jungen zu.
»Joe!«, rief sie. »He, Joe!«
Dieser blieb stehen und wartete, bis Mia bei ihm war.
»Hi, Babe«, sagte er.
Mia umarmte ihn stürmisch und küsste ihn. Luki beobachtete die beiden und schüttelte kaum merklich den Kopf.
»Was ist?«, fragte Sofia.
»Ich weiß nicht so recht«, meinte er nur.
Mia kam mit Joe an der Hand zum Auto zurück.
»Das ist Joe«, sagte sie, »er ist mein Freund.«
»Hi«, sagten die Lunas.
»Hi«, sagte auch Joe.
Mia nahm ihre Tasche aus dem Wagen.
»Vielen Dank für’s Mitnehmen. Bis dann!«
»Tschüss Mia«, sagte Luki. »Grüße an deinen Papa!«
Die anderen winkten und Gabi fuhr weiter zu dem Haus, in dem ihr Vater und ihre Großmutter lebten. Es war ein mittelgroßes, graues Haus am Ende einer ruhigen Seitengasse, nicht weit vom Hauptplatz entfernt. Der Großvater musste sie kommen gehört haben, denn er stand plötzlich neben dem Gartentor.
»Opa!«, schrie Carina und sprang aus dem Auto. Sie lief zu ihm und warf sich in seine Arme. »Wie geht’s dir, Opa? Ich hab dich ja ewig lange nicht gesehen! Bist du gewachsen?« Dann lachte sie und tanzte um ihn herum.
»Ich glaube nicht, dass ich noch wachse«, grinste der Großvater, »aber du bist ein ganzes Stück größer geworden.«
»Meinst du wirklich?«, fragte Carina.
»Na klar, mindestens so viel!« Opa zeigte mit den Händen ein Stück von ungefähr zehn Zentimetern.
»Echt«, staunte Carina, »ist ja super!«
Gabi trat zu ihrem Vater. »Hallo Papa!«, sagte sie und küsste ihn auf die Wange. »Schön, dich zu sehen.«
»Hallo, mein Mädchen«, sagte der Großvater und umarmte seine Tochter liebevoll.
»Und das ist der Rest der Meute!«, gab Gabi an und zeigte auf ihre beiden älteren Kinder.
Der Opa legte den Kopf schief und schaute die beiden mit gespielter Strenge an. »Jetzt seid ihr schon mehr als eine Woche hier und ich bekomme euch erst jetzt zu Gesicht.« Dann packte er mit jeder Hand einen seiner großen Enkel und drückte sie an sich. »Na, kommt her, ihr beiden«, sagte er, »wie hab ich euch vermisst! Ihr seid ja schon richtig erwachsen geworden.«
»Na und wie!«, antwortete Sofia. »Nächstes Jahr heirate ich.«
»Ach ja?« Ihr Großvater spielte das Spiel mit. »Und da hättest du wohl gern ein dickes Geschenk von deinem alten Opa, was?«
»Na klar.« Sofia grinste. »Dein Haus zum Beispiel.«
»Alles Blödsinn«, schaltete sich Luki ein, »Sofia findet sowieso niemanden, der so dumm ist, sie zu heiraten.«
»Du kleine Ratte, du!«, sagte sie und puffte ihren Bruder in die Seite. »Glaubst du, dass du jemanden findest?«
»Zumindest eher als du«, konterte Luki und wich einem weiteren Stoß von Sofia geschickt aus.
»Ha, ha! Du hoffst wohl auf Paula! Schön blöd müsste sie sein!«
»Aufhören, ihr zwei!«, stöhnte Gabi. »Da seht ihr euren Großvater nach einem Jahr endlich mal wieder, und schon zeigt ihr ihm das beste Bild von euch.«
»Geschwisterliebe!«, riefen die beiden, dann lachten sie und klatschten sich ab.
»Egon!«, hörten sie eine Stimme von irgendwoher rufen. »Sind die Kinder schon da?«
»Das ist eure Urgroßmutter Josefine«, erklärte Opa, »die müsst ihr jetzt unbedingt begrüßen.«
Sie umrundeten das Haus, und da saß die alte Dame in ihrem Rollstuhl neben dem Hauseingang. Sie hatte ein schmales Gesicht mit vielen Falten und schön gekämmtes silbergraues Jahr. Carina war natürlich die Erste, die bei ihr war.
»Hallo«, sagte sie und versuchte gleich, die Räder des Rollstuhls zu bewegen. Das gelang ihr aber nicht, da diese eingebremst waren.
»Du bist Carina, oder?«, fragte Josefine das Mädchen. »Bist groß geworden. Wie alt bist du denn schon?«
»Sechs«, erklärte Carina stolz, »und du?«
Die alte Dame lächelte.
»Etwas mehr«, erwiderte sie, »88. Da passt du vierzehnmal hinein.«
»Und ich passe siebenmal in dich«, sagte Sofia, »ich bin nämlich schon zwölf, doppelt so alt wie Carina.«
»Ja, die Sofie«, meinte die Urgroßmutter, nahm Sofias Hände in ihre und betrachtete sie lange. »Du wirst deiner Mutter immer ähnlicher.«
»Sie heißt Sofia, nicht Sofie«, besserte Luki aus.
»Ach, das ist doch egal, klingt doch fast gleich. Außerdem höre ich sowieso nicht mehr so gut. Aber du musst Lukas sein, der einzige Stammhalter der Familie. Auch du bist ordentlich gewachsen.«
Er umarmte seine Urgroßmutter.
»Ja, Uroma, ich bin Luki. Ich beginne im Herbst mit dem Gymnasium hier. Also bin ich dann oft in Klerstadt und kann dich besuchen kommen.«
Josefine strich ihrem Urenkel über die Haare. »Ja, das wäre fein, da freu ich mich schon drauf.«
Nun umarmte auch Gabi ihre Großmutter ganz fest. »Hallo Oma«, sagte sie und hielt ihren Kopf für eine Weile mit beiden Händen. »Es ist so schön, dich zu sehen. Alles in Ordnung?«
»Ja, es passt schon alles, ich bin zufrieden. Die beiden Mädels machen ihre Sache recht gut.« Josefine nannte ihre zwei Betreuerinnen immer ihre »Mädels«, obwohl beide schon den Fünfziger hinter sich hatten.
»Gehen wir hinein«, sagte Egon, »das Essen ist sicher schon fertig.«
Sie gingen ins Haus. Im Esszimmer war schon gedeckt. Eine rundliche Frau mit einer Schürze kam aus der Küche.
»Willkommen, willkommen!«, sagte sie herzlich. »Ich Ramona aus Rumänien, helfen Frau Josefine immer, jeden Tag. Und ihr alles Kinder von Familie von Frau? Ist nett, so liebe Kinder! Ich habe gekocht gute Essen für Familie, bitte setzen an Tisch!« Sie strahlte und zeigte auf den schön gedeckten Tisch.
»Danke, Ramona«, sagte Opa. Er klopfte ihr auf die Schulter. »Das ist unser guter Geist hier. Kommt, lassen wir uns verwöhnen!«
Alle nahmen Platz und genossen das hervorragende Mittagessen, das ihnen serviert wurde. Danach gingen sie in den Garten, wo unter einem Pavillon ein Tisch und ein paar Stühle standen. Sie aßen eine Nachspeise, die Ramona als »rumänischen Blaubeerkuchen« vorstellte und die sehr lecker war. Die Erwachsenen tranken natürlich auch Kaffee, die Kinder blieben beim Saft.
Nachdem vom Kuchen nicht mehr viel übrig war, sagte Gabi zu ihren Kindern: »Könnt ihr euch bitte eine Weile alleine beschäftigen? Ich würde gern ein paar Dinge mit der Uroma besprechen.«
»Ich sollte ein bisschen was im Garten machen«, stellte Opa fest. » Wer von euch will mir helfen?«
»Ich bleibe bei dir und helfe dir, Opa«, sagte Carina sofort.
»Wir könnten in die Stadt gehen und schauen, was am Hauptplatz so los ist«, meinte Sofia. »Was meinst du, Luki?«
Er nickte. »Bin dabei. Okay, Mama?«
»Ja klar, geht nur. Wir sehen uns später.«
Während der Großvater und Carina mit Schaufel und Harke bewaffnet in den hinteren Teil des Gartens gingen, spazierten die beiden größeren Kinder in Richtung Stadtzentrum. Sie drehten eine Runde um den Hauptplatz und schauten sich alles an, was es dort gab.
»Da werden wir sicher viel Zeit verbringen, wenn die Schule wieder angefangen hat«, meinte Sofia und zeigte auf die Cafe-Konditorei an der Ecke. »Ich hoffe, die Schule ist nicht so weit von hier entfernt.«
»Ist eigentlich alles da, was man so braucht«, sagte Luki, »Lebensmittelgeschäft, Baumarkt, Apotheke, eine Post, zwei Gasthäuser und - gut für dich - auch zwei Fetzen-Geschäfte.«
»Das nennt man Boutique, du Ignorant«, grinste Sofia und tippte mit ihrem Zeigefinger auf die Stirn ihres Bruders.
»Schau, wer da ist!«, rief Luki plötzlich. Er hatte Max und Sebastian entdeckt, die ebenfalls auf dem Hauptplatz unterwegs waren. Er nahm Sofia bei der Hand und zog sie mit zu den beiden Jungen.
»Hi Sebastian, hi Max!«, rief er ihnen entgegen.
»Hi Luki«, sagte Max, »auch in Klerstadt?«
»Wir sind zu Besuch bei Opa und Uroma«, erklärte dieser. »Wie geht’s Bosco?«
»Dem geht’s gut«, stellte Sebastian fest, »er ist schon fast wieder der Alte. Aber ich schone ihn noch und nehme ihn noch nicht überall hin mit. Jetzt zum Beispiel ist er daheim und muss im Haus bleiben.«
Luki bemerkte, dass Max schon seit einer Weile Sofia anstarrte.
»Das ist übrigens meine Schwester Sofia«, sagte er und deutete auf das neben ihm stehende Mädchen. »Sie sieht gut aus, ist aber sehr gefährlich.«
»Sei stupido, Luki!«, sagte Sofia.
Sebastian grinste. »Also ich bin Sebastian, der mit dem Hund. Und das ist mein bescheuerter Bruder Max.«
Dieser schaute noch immer und sagte kein Wort.
»Hallo, Erde an Max!« Sebastian fuchtelte mit der Hand vor dem Gesicht seines Bruders herum.
Max riss seinen Blick gewaltsam von Sofia los.
»Ja, äh, ja ..., Max«, stammelte er und deutete mit beiden Daumen auf sich. Dann gab er Sofia die Hand.
»Max spielt Schlagzeug bei SSS, dem >Siebenwalder Super-Sound<, sagte Luki. »Und er ist zwölf, oder?«
»Ja, stimmt, im Dezember werde ich dreizehn.« Er machte eine Pause. »Kannst du singen?«, fragte er plötzlich.
»Lei e la migliore - sie ist die Beste!«, erklärte Luki stolz und klopfte seiner Schwester auf die Schulter.
»Und du bist stupido, ein Blödmann!«, sagte diese.
»Ja, ich weiß, bin ich manchmal«, grinste Luki, »aber singen kann sie wirklich gut. Echt.«
»David hat mir nämlich gesagt, dass zwei unserer Sängerinnen Weggehen«, informierte Max. »Und da hab ich mir gedacht, dass du ..., ich meine, wenn du interessiert bist, könntest du ja ..., na ja, vielleicht hast du mal Lust, zu einer Probe zu kommen, probeweise.«
»Probeweise zu einer Probe?«, wiederholte Sebastian und lachte. »Wie klingt denn das?«
»Na ja«, meinte Sofia, »vielleicht ..., ja doch ..., wieso eigentlich nicht?«
Luki hatte die ganze Zeit zwischen Max und seiner Schwester hin- und hergeschaut. »Was ist, wenn ihr das Ganze bei einem Eis besprecht?«, sagte er und deutete auf die Konditorei. »Da gibt’s doch sicher Eis, oder?«
»Klar«, bestätigte Sebastian, »und ein sehr gutes noch dazu. Geht ihr nur, ich besorge inzwischen die Sachen für Mama.«
»Ich komme mit dir«, sagte Luki. »Und nachher gehe ich zu Opa zurück«, fügte er, an seine Schwester gewandt, hinzu. »Komm einfach nach, sobald du Lust dazu hast!«
Noch bevor Sofia und Max eine Antwort geben konnten, waren die beiden Jungen schon auf dem Weg zum Supermarkt. Sie schauten sich an.
»Darf ich dann die - äh - beste Sängerin zu einem Eis einladen?«, fragte Max und lächelte.
»Es wird mir ein Vergnügen sein«, erwiderte Sofia und lächelte zurück.
Wie alte Freunde spazierten sie zur Konditorei und setzten sich an einen der Tische im Freien.
Luki begleitete Sebastian durch den Supermarkt, während dieser seine Einkäufe machte. Danach spazierte er zurück zum Haus seines Großvaters. Seine Urgroßmutter saß in ihrem Rollstuhl in der Sonne und sah aus, als würde sie schlafen. Sonst war niemand zu sehen.
»Hallo Uroma«, sagte er und küsste sie auf die Wange, »ich bin wieder da. Wo sind denn alle?«
Josefine öffnete ihre Augen und schaute ihn an. »Ja, wen haben wir denn da?«, fragte sie und tat zuerst so, als würde sie ihn nicht erkennen. Sie fuhr ihm mit der Hand durch das Haar und tastete sein Gesicht ab. »Ist das nicht mein Lieblings-Urenkel?«
»Leichte Übung«, grinste Luki, »ich bin ja auch dein einziger. Sofia und Carina sind Urenkelinnen. Aber was machen die anderen wirklich?«
»Weiß nicht so genau«, meinte die alte Dame, »Egon und Carina werkeln irgendwo herum und deine Mutter bespricht irgendwas mit Ramona im Haus. Aber sag mal, wie geht es dir? Hast du dich schon eingewöhnt in deiner neuen Heimat? Gefällt dir euer Haus in Siebenwald? Und hast du schon Leute von hier kennengelernt? Vielleicht sogar schon neue Freunde gefunden?«
Josefine begann plötzlich zu husten. Luki streichelte ihre Hände und ihren Rücken.
»Alles okay, Uroma?«, fragte er. »Soll ich Ramona holen?«
»Nein, geht schon. Ich bin es nur nicht gewöhnt, so viel auf einmal zu reden. Das ist anstrengend für mich.«
»Dann ist es ja gut. Du musst mir sofort sagen, wenn du was brauchst. Und mir geht es echt supergut hier. Siebenwald ist ein echt schöner Ort. Ich hab auch schon einige echt tolle Freunde gefunden. Und es gibt eine Kindermusikgruppe, da kann ich vielleicht mit der Gitarre mitspielen. Und vor ein paar Tagen haben wir einen verletzten Hund gerettet. Und ...« Luki hielt eine Weile inne und schaute seine Urgroßmutter an, die wegen seiner spürbaren Begeisterung lächeln musste.
»Und?«, fragte sie.
»Und dann ist da noch Paula ...«
»Aha«, meinte Josefine. »Und wer ist Paula?«
»Sie lebt im Nachbarhaus. Und Paula ist ... na eben Paula. Sie ist einzigartig. Sie ist ... Ich hab noch nie jemanden kennengelernt, der so ist wie sie. Wir haben in den letzten Tagen total viel Zeit miteinander verbracht. Und das war echt super.«
»Das klingt ja fast so, als wärst du verliebt.«
»Ach Blödsinn!« Luki wiegte seinen Kopf hin und her. »Ich mag sie einfach. Ich bin gern mit ihr zusammen. Wir verstehen uns. Mit ihr ist es immer lustig. Und es ist praktisch, dass sie gleich nebenan wohnt.«
»Es ist immer gut, wenn man so jemanden hat. Du musst mir versprechen, dass du deine Paula das nächste Mal mitbringst.«
»Mach ich«, versprach Luki, »mach ich ganz bestimmt.«