Читать книгу Johann Heinrich Pestalozzi "Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts" - Dieter-Jürgen Löwisch - Страница 7
Die Grundlage meiner Nachforschungen
ОглавлениеDer Mensch kommt durch die Unbehilflichkeit seines tierischen Zustandes zu Einsichten.
Seine Einsichten führen ihn zum Erwerb.
Der Erwerb zum Besitzstand.
Besitzstand zum gesellschaftlichen Zustand.
Der gesellschaftliche Zustand zum Eigentum, zur Macht und zur Ehre.
Ehre und Macht zur Unterwerfung, zur Beherrschung.
Unterwerfung und Beherrschung zum Adel, zum Dienste und zur Krone. –
Alle diese Verhältnisse rufen einen gesetzlichen Rechtszustand herbei.
Das gesetzliche Recht ruft der bürgerlichen Freiheit.
Der Mangel dieses Rechts führt die Tyrannei und die Sklaverei herbei, das ist, einen Zustand, in welchem die Menschen ohne gegenseitig bindende Gesetze dennoch gesellschaftlich vereiniget leben. Ich folge dem Gang der Natur weiter, ich finde in mir selbst ein Wohlwollen, bei dessen Dasein Erwerb, Ehre, Eigentum und Macht mich in meinem Innersten veredeln, und durch dessen Mangel alle diese Vorzüge meines gesellschaftlichen Daseins auf Erden mich in meinem Innersten entwürdigen.
Ich forsche der Natur dieses Wohlwollens nach und finde dasselbe in seinem Wesen sinnlich und tierisch; aber ich erkenne auch eine Kraft in mir selbst, dasselbe in meinem Innersten zu veredeln, und heiße dieses also veredelte Wohlwollen Liebe. Aber auch die Liebe gefahret durch mein Lechzen nach eigener Behaglichkeit, sich in meinem Innersten zu verlieren; wenn dieses geschehen, so finde ich mich in mir selbst verödet und wüste: dann suche ich mich durch die Kraft meines Ahndungsvermögens über die Grenzen alles hier möglichen Forschens und Wissens zu der Quelle meines Daseins zu erheben und bei ihr Handbietung und Hilfe gegen die Übel und Schwächen meiner Natur zu suchen.
Ich frage mich jetzt, ist die Reihe dieser Vorstellungen richtig, geht die Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts diesen Weg? – und faßte dann jeden Hauptbegriff dieser Sätze einzeln ins Auge.