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Baikalsee 28.September 2019

Am frühen Morgen, nach der zweiten Nacht im Zug erreichten wir pünktlich die Stadt Irkutsk, wo wir schon erwartet wurden. Mit einem kleinen Bus ging es weiter nach Listwjanka am Baikal Sees. Die Straße dorthin, mit ihren hohen Tannengehölzen, ähnlich den Douglas-Tannen in Kanada, und den Bergen links und rechts erinnert sehr an die Rocky Mountains in Kanada. Ich wäre nicht sonderlich überrascht gewesen, wenn ein sibirischer Bär über die Straße getrottet wäre. Listwjanka ist eine kleine Siedlung, direkt am Ufer des Baikal Sees. Der Ort lebt überwiegend von der Fischindustrie und von Touristen, die während der Sommermonate ihren Urlaub am See verbringen oder im Hinterland wandern.


Bild 10 frische geräucherte Fische aus dem Baikalsee


Bild 11 am Baikal See

Für ausdauernde Wanderer ist Listwjanka ein Ausgangspunkt des Great Baikal Trail, der in drei Tagesetappen bis zum nächsten Ort zu bewältigen ist. Übernachtet wird im Freien oder im mitgebrachten Zelt, gelegentliche Bärenbesuche gehören nach Erzählungen mit dazu, wie ich später hören sollte. Ansonsten bietet der Ort neben dem lebhaften Fischmarkt und einem kleinen Museum, nicht sehr viel. Für uns Transsib-Reisende war es dennoch eine kleine erholsame Unterbrechung von der langen Bahnfahrt. Wir wohnten in einem alten sehr gemütlichen Holzhaus, ein gut sortiertes Restaurant mit köstlichen Fischgerichten im Angebot war gleich nebenan, alles war also „karascho“.

Bei meinen Spaziergängen am Seeufer zusammen mit Niclas, meinem Mitreisenden aus der Transsib, diskutierten wir die Möglichkeiten den See als Segelrevier zu nutzen. Der Baikal See ist immerhin knapp 32.000 qkm groß, im Vergleich dazu sind der Gardasee mit 370 qkm oder der Chiemsee mit 80 qkm eher kleinere Gewässer. Von Landschaft, Wind und Wetter her, wäre der Baikal zweifellos ein wunderbares Revier für Segler. Das Wasser des Sees ist allerdings auch im Sommer eiskalt, also zum Baden nur etwas für die ganz Winterharten. Was dem See zudem fehlt, ist eine Infrastruktur, die sich Segler wünschen, Häfen mit Kran oder Slip Anlage, ein paar nette Lokale in einer Marina mit Liegeplätzen oder ein paar Bootsbauer, die bei Reparaturen helfen könnten. Angesichts der Unwirtlichkeit Sibiriens und der enormen Entfernungen zu den städtischen Gesellschaften, die sich den Luxus eines Segelboots auf dem See überhaupt leisten könnten, bleiben das alles nur die Gedankenspiele zweier diskussionsfreudiger Reisender aus dem verwöhnten Westen. Die Winter am Baikal sind sehr streng, der See friert dann derart zu, dass sich regelrechte Straßen auf dem Eis bilden, die von allen möglichen Fahrzeugen genutzt werden, um die Überfahrt zur anderen Seeseite abzukürzen. Dabei brechen jeden Winter Fahrzeuge im Eis ein. Um im Winter den Speiseplan der Menschen am See abwechslungsreicher zu gestalten ist Fischen an Eislöchern im See eine populäre Beschäftigung. Für uns aber, der kleinen Reisegruppe ging es am nächsten Morgen wieder zurück nach Irkutsk zu einer Besichtigung der Stadt.

360 Längengrade für Methusalem

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