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FlugzeugherstellerBombardier

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Zu den interessantesten Produkten im Bombardier-Portfolio gehört das Feuerlöschflugzeug 415.

Bombardier ist in gewisser Weise ein Paradoxon, denn der kanadische Konzern ist gleichzeitig einer der ältesten wie jüngsten Flugzeughersteller der Welt. Von Joseph-Armand Bombardier im Jahr 1942 als L’Auto-Neige Bombardier Limitée gegründet, produzierte die Firma in den Anfangsjahren getreu ihrem Namen vor allem Schneemobile. Ins Luftfahrtgeschäft stieg das 1967 in Bombardier Limited umbenannte Unternehmen dagegen erst 1986 ein, 22 Jahre nach dem Tod des Firmengründers, als mit der Übernahme von Canadair der Geschäftsbereich Bombardier Aerospace ins Leben gerufen wurde. Canadair wiederum war 1944 von der kanadischen Regierung gegründet worden, um Flugboote für die Streitkräfte zu bauen, gehörte später zu General Dynamics und wurde 1976 erneut von der Regierung gekauft. Im selben Jahr übernahm das Unternehmen die Rechte an dem von Bill Lear konzipierten Widebody-Businessjet LearStar 600. Er ging als CL-600 Challenger in Serie und war nicht nur Ausgangspunkt einer ganzen Serie erfolgreicher Geschäftsreiseflugzeuge, sondern bildete auch die Basis für den Canadair Regional Jet, der ein ganz neues Marktsegment begründete und entscheidend dazu beitrug, dass Bombardier zum immerhin drittgrößten Flugzeughersteller der Welt aufstieg.

Nach der Übernahme von Canadair erwarb Bombardier in den Folgejahren weitere traditionsreiche Hersteller. Als erstes war 1989 Short Brothers aus dem nordirischen Belfast an der Reihe, einer der ältesten Flugzeugproduzenten überhaupt. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hatten die Brüder Eustace and Oswald Short – später stieß noch Horace hinzu – mit dem Verkauf von Gasballonen den Einstieg ins Luftfahrtgeschäft gewagt, und noch vor dem Ersten Weltkrieg nahmen sie mit der Lizenzproduktion von Entwürfen der Gebrüder Wright die Herstellung von Flugzeugen auf. Das anfänglich im Südosten Englands beheimatete Unternehmen wurde seit den 1920er-Jahren des vorigen Jahrhunderts vor allem als Hersteller großer Flugboote bekannt, die unter anderem auf den Langstreckenverbindungen von Imperial Airways und deren Nachfolgerin BOAC und im Zweiten Weltkrieg bei der U-Boot-Jagd zum Einsatz kamen. 1943 wurde Shorts von der britischen Regierung übernommen und mit Harland and Wolff zur Short Brothers and Harland Ltd. fusioniert. In den 1960er-Jahren entstand im nordirischen Belfast, wo nach Kriegsende sämtliche Aktivitäten konzentriert worden waren, die Shorts Skyvan, ein klobiges, aber nichtsdestotrotz – oder gerade deswegen – erfolgreiches Frachtflugzeug, aus dem später mit den Modellen 330 und 360 zwei Regionalflugzeuge hervorgehen sollten.

1977 änderte der Hersteller seinen Namen wieder in Short Brothers. Sieben Jahre später wurde das Unternehmen nach dem Verkauf der letzten Regierungsanteile privatisiert und 1989 schließlich von Bombardier übernommen. Eigene Flugzeuge entstanden seither nicht mehr in Belfast, aber Shorts war innerhalb von Bombardier Aerospace nach wie vor wichtiger Lieferant von Komponenten für diverse Regionalflugzeug- und Businessjet-Programme, fertigte aber auch Teile für andere Hersteller.


Bombardier ist sehr erfolgreich im Bereich der Geschäftsluftfahrt aktiv und produziert unter anderem den Learjet 70.

Nur ein Jahr nach Shorts wurde auch Learjet Teil von Bombardier Aerospace. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Businessjet-Hersteller aus Wichita im US-Bundesstaat Kansas, dessen Name zum Synonym für geschäftlich genutzte Flugzeuge geworden ist, bereits eine bewegte Karriere mit diversen Eigentümern hinter sich. Ende der 1950er-Jahre von William P. Lear als Swiss American Aviation Corporation in der Schweiz gegründet, zog das Unternehmen 1962 nach Wichita um und wurde im darauf folgenden Jahr in Lear Jet Corporation umbenannt. Ebenfalls 1963 startete der erste von vielen Learjets, der Prototyp des Model 23, zu seinem Jungfernflug. 1966 änderte der Hersteller seinen Namen in Lear Jet Industries Inc., nur um ein Jahr später mehrheitlich von der Gates Rubber Company übernommen zu werden. 1969 zog sich der Firmengründer Bill Lear zurück, und der Hersteller firmierte fortan als Gates Learjet. In den Folgejahren entstand eine ganze Reihe neuer Learjets, auch wenn die Fertigung zwischen 1984 und 1986 kurzzeitig komplett eingestellt wurde. 1987 wechselte erneut der Besitzer; dieses Mal kaufte Integrated Acquisitions den Hersteller, dessen Name im darauf folgenden Jahr in Learjet Corporation geändert wurde. 1990 schließlich erweiterte Bombardier die eigene Produktpalette durch die Übernahme von Learjet und wurde damit zu einem der bedeutendsten Hersteller von Businessjets weltweit.

Komplettiert wurde die „Sammlung“ 1992, als Bombardier auch noch de Havilland Canada erwarb. 1928 als Ableger der britischen de Havilland Aircraft ins Leben gerufen, produzierte das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg eine ganze Reihe von erfolgreichen und bekannten Eigenentwicklungen. Modelle wie DHC-2 „Beaver“, DHC-3 „Otter“ oder DHC-6 „Twin Otter“ fanden aufgrund ihrer Vielseitigkeit und Robustheit, die ihren Einsatz auch in unzugänglichen Gebieten und unter rauen Bedingungen gestatteten, viele Käufer.

Waren die ersten Entwürfe vorrangig für die Streitkräfte oder die Buschfliegerei gedacht, wurde die „Twin Otter“ bereits – nicht nur, aber auch – als Verkehrsflugzeug konzipiert. Die nachfolgenden Modelle DHC-7 (Dash 7) und Dash 8 waren dagegen von vornherein für diese Rolle vorgesehen, allerdings wurde nur die Dash 8 auch weiterhin produziert, nachdem de Havilland Canada 1988 von Boeing übernommen worden war. Daran änderte sich auch nichts, als der US-Hersteller seine Neuerwerbung bereits 1992 an Bombardier weiterveräußerte. Diese Aufkäufe haben aus einem Unternehmen, das bei seiner Gründung mit Luftfahrt nichts am Hut hatte, einen der bedeutendsten Hersteller von Flugzeugen für die Verkehrs- und Geschäftsluftfahrt gemacht. Dabei hat sich Bombardier keinesfalls auf den Lorbeeren der eingegliederten Firmen ausgeruht, sondern die Produktpalette kontinuierlich erweitert. So wurde das Feuerlöschflugzeug CL-215, ursprünglich von Canadair produziert, zur Bombardier 415 mit Turboprop-Triebwerken und moderner Avionik weiterentwickelt. Bei den Businessjets deckt man mittlerweile fast das komplette Spektrum ab, und im Regionalbereich kamen auf Turbopropseite die Q400 sowie bei den Jets CRJ700, CRJ900 und CRJ1000 hinzu.

Allerdings hat die seit geraumer Zeit praktisch nicht mehr existente Nachfrage nach „klassischen“ 50-sitzigen Regionaljets Bombardier als Pionier in diesem Segement besonders stark getroffen. Zumal sie nicht durch entsprechende Stückzahlen bei den 70- und 90-Sitzern und das wieder wachsende Interesse an Turboprop-Regionalflugzeugen kompensiert werden konnte. Da half es auch nicht, dass der kanadische Hersteller mit der CSeries den Einstieg in den Markt der Standardrumpf-Passagierflugzeuge wagte. Folgerichtig trennt man sich ab Ende 2017 zunächst von der CSeries, dann von der Q400 und schließlich auch von der CRJ-Serie, so dass die am 2. Mai 2019 in Bombardier Aviation umbenannte Luftfahrtsparte des Bombardier-Konzerns künftig ausschließlich Geschäftsreiseflugzeuge herstellen wird.


Die Regionaljets der CRJ-Baureihe werden auch nach dem Verkauf des Programms an Mitsubishi in Montreal endmontiert.

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