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6. Kapitel – Putzfrau gesucht

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‚Golfclub‘ ist definitiv eine unglaubliche Untertreibung für ein Anwesen, das in jeder Beziehung seine Exklusivität präsentiert. Das Hotel ist ein verwunschenes, mit Efeu bewachsenes Herrenhaus aus dem 14. Jahrhundert, das sich vor einem Terrassengarten mit mystischen Figuren aus Stein und in allen erdenklichen Formen geschnittenen Hecken präsentiert. Das Gelände, auf dem es sich mitsamt ausladendem Golfplatz befindet, ist riesig. Sandra kann nicht abschätzen, wie groß es sein mag.

Trotz seiner Größe sind Rasen und Garten von vorbildlicher Eleganz. Es kann gar nicht anders sein, als dass sich eine Hundertschaft von Gärtnern darum kümmert und eine bis ins Detail geplante Natur herbeizaubert, in der sich zahlreiche Vögel und Eichhörnchen pudelwohl fühlen. Noch immer ist das Wetter herrlich, wenn auch nicht warm, und lässt Sandra ihre schwere Krankheit zeitweise vergessen.

Als sie mit Gwynn die Hotelhalle betritt, kommt ihnen gerade der Hotelmanager entgegen, der für Sandras Dafürhalten auf den ersten Blick sehr viel Charme versprüht. Sein schlanker vierzigjähriger Körper steckt in einem dunkelblauen Anzug. Der moderne, gepflegte Kurzhaarschnitt und der dunkle Dreitagebart sprechen sie sofort an, obwohl der Bart ihr einen kurzen, heftigen Schreck verpasst. Für einen Moment taucht wieder das Gesicht des Messerstechers vor ihr auf. Da dieser jedoch nichts mit dem gepflegten Aussehen des Managers gemein hat, verfliegt der Schreck schnell und macht einem wohligen Gefühl Platz. Irgendwie hat dieser Mann was von einer Rasierwasserwerbung – trotz Bart. Er ist in Begleitung eines älteren Herrn in blauer Hose und weißen Turnschuhen. Dazu trägt er ein weißes Poloshirt, und über seinen Schultern hängt eine blauweiße Weste, deren Ärmel er vor dem Hals leicht verknotet hat. Entweder ist er ein Freund des Chefs, oder ein sehr guter Gast. Auf jeden Fall ist er Golfer, auch, wenn er in seiner maritimen Kleidung eher an den Kapitän einer Segeljolle erinnert. Sie bleiben stehen, tauschen noch ein paar Worte, und dann verpasst der Golfer dem Manager einen freundschaftlichen Klapps auf die Schulter. Er hebt die Hand zum Gruß und schlendert zur Hotelbar, während der Manager mit zügigen Schritten auf die beiden Frauen zugeht. Weil Gwynn ihn angerufen hat und um einen Termin bat, werden sie von ihm erwartet. Als er Sandra die Hand entgegenstreckt, legt sie die ihre hinein, als wolle sie ihm die Gelegenheit zu einem Handkuss geben.

Gwynn macht die beiden miteinander bekannt. „Das ist Duncan McKell“, sagt sie, und auf ihre Freundin zeigend: „Darf ich vorstellen, Duncan? Sandra Pearson.“

Duncan lächelt höflich, verjüngt die Begrüßung jedoch auf ein kurzes Händeschütteln, weist mit der Linken zu einer Tür neben der Rezeption und sagt: „Folgen Sie mir.“

„Viel Glück“, sagt Gwynn und entfernt sich in eine andere Richtung.

Über einen hellen Marmorboden gehen Sandra und Duncan auf die dunkle Holztür zu. Duncan dreht am Messingknopf, und schon befinden sie sich in einem getäfelten Kaminzimmer, in dem es herrlich warm ist. Im Kamin prasselt ein Feuer, und Sandra und Duncan nehmen in den Sesseln davor Platz.

„Sie suchen einen Job“, sagt Duncan, als könne er Gedanken lesen.

„Das ist richtig“, erwidert Sandra. „Ich habe in Bristol Restaurantfachfrau gelernt. Gwynneth sagte, Sie könnten vielleicht jemanden gebrauchen?“

„Haben Sie Zeugnisse dabei?“

„Leider nein. Ich war lange Zeit in Berlin und bin gerade erst wieder zurückgekommen.“

Duncan runzelt die Stirn.

Sandra nimmt einen tiefen Atemzug. Die anfänglich positive Einschätzung seiner Person bröckelt.

„Was haben Sie in Berlin gemacht?“, fragt er, während er sich zurücklehnt und die Beine lässig übereinanderlegt.

Sandra meint zu erkennen, dass er eine Abwehrhaltung einnimmt und sinniert, wie sie die Situation retten könnte. Um den heißen Brei reden? Das hat sie bei Jessica nun lange genug getan. Davon hat sie die Nase so was von voll. Klaren Wein einschenken? Ihm sagen: ‚Dies und jenes und alles und nichts und gleichzeitig ein Kind großgezogen?‘ Doch bevor sie sich weitere Optionen ausdenken kann, gerät sie in Zugzwang.

„Und?“ Duncan sitzt da, hat die Hände ums hochgelegte Knie gefaltet und lässt seine Daumen umeinanderkreisen.

Sandras Sympathie für ihn löst sich gerade in Wohlgefallen auf. Sie beugt sich ein wenig vor. „Gwynn sagt, dass sie dringend jemanden brauchen. Ich bin auf der Suche nach einem Job. Was ist Ihnen wichtiger: Die freie Stelle zu besetzen, damit die Arbeit erledigt wird, oder irgendwelche Zeugnisse zu lesen, die sowieso niemals objektiv sind. Und dann auch noch in Deutsch! Wie gesagt, ich habe eine entsprechende Ausbildung und reiche Ihnen dieses Zeugnis gerne nach. Mehr habe ich nicht. Was ist das denn für eine Stelle, die sie besetzen müssen?“

Duncan erhebt sich und geht auf Sandra zu. Er reicht ihr die Hand und hilft ihr aus dem Sessel. Gemächlich geht er auf die Tür zu.

Sandra folgt ihm. ‚Das war’s‘, denkt sie. ‚Dieses wortkarge Arschloch hat meine Schwäche erkannt. Wieso auch nicht, so, wie ich aussehe. Abgemagert, blass, die Haare zerzaust und glanzlos. Wer soll mir schon etwas zutrauen?‘

Er öffnet die Tür, lässt Sandra in die Halle treten und geht dann neben ihr her. Doch anstatt sie zum Ausgang zu dirigieren, führt er sie zum Aufzug. Sie betreten ihn, Duncan drückt auf -1, und dann geht es lautlos nach unten. Der Korb aus Mahagoniholz und Spiegeln hält mit einem kaum spürbaren Ruck und verkündet seine Ankunft mit einem leisen ‚Bing‘. Sanft öffnet sich die Lifttür und gibt den Blick auf einen langen Flur frei, der sich nach links und rechts ausdehnt. ‚Willkommen in unserem Spa-Bereich‘, sagt ein Schild. Wieder lässt Duncan Sandra den Vortritt. Mit einem unmissverständlichen Handzeichen lenkt er sie nach links. Sie steuern geradewegs auf eine Bade- und Saunalandschaft zu. Obwohl sie noch einige Yards davon entfernt sind, kann Sandra schon die wohltuende Wirkung auf die Sinne spüren. Dieser Bereich hier unten hat Atmosphäre. Hat sie jemals eine Sauna besucht? Hat sie jemals in solch einem Bad geschwommen oder Anwendungen für Körper, Geist und Seele empfangen? Nein, noch nie. Bisher kannte sie Spa-Bereiche nur von Bildern.

Während Sandra gerade die Zeit vergisst, öffnet Duncan eine Glastür. Sie betreten ein Schwimmbad, das durch blau scheinendes Wasser, viel Sonnenlicht und Düfte besticht.

„Lassen Sie sich nicht von den Leuten stören, die da gerade schwimmen“, sagt Duncan. „Für einen ersten Eindruck reicht der kleine Einblick sicher aus. Gefällt es Ihnen?“

Sandra nickt heftig, während sie mit den Tränen kämpft. Sie ist überwältigt von einem Gefühlgemisch aus Freude, Wellness, Gesundheit und Fitness.

Duncan scheint es nicht zu bemerken. „Gehen wir weiter“, sagt er. Durch die Glastür finden sie zurück in den Gang, lassen den Lift rechts liegen und betreten den Saunabereich. „Ich kann Ihnen heute nicht so viel zeigen“, gesteht er. „Das Spa ist gerade gut besucht, wie Sie sehen. Aber Sie sollten wissen, dass es hier unter anderem fünf verschiedene Saunen gibt: Eine finnische Trockensauna mit Temperaturen von 85°, eine Biosauna mit 65°, eine Rotlichtkabine, ein Dampfbad und eine Salzgrotte. Dazu haben wir großzügig ausgestattete Ruheflächen.“ Weiße Tücher auf Liegen und zahlreiche Badelatschen bestätigen die Betriebsamkeit des Wellnesstempels.

„Und da wäre auch noch die Massageabteilung. Darf ich bitten?“

Sie gehen zurück in den Flur, der auf der Seite, die den Lifts gegenüberliegt, mehrere Türen aufweist. Duncan weist mit der Hand darauf und sagt: „Das sind die Räume für die Anwendungen. Nicht nur Massagen. Wir haben zum Beispiel auch Hot Stones, Lymphdrainage, und sogar Schröpfen im Programm.“ Er klopft an eine der Türen, die gerade nicht als ‚besetzt‘ markiert ist. Als niemand sich rührt, öffnet er. „Das ist ein solcher Behandlungsraum.“

Etwas Derartiges hat Sandra noch nie gesehen. Würde die Ausstattung fehlen, dann könnte man ihn für einen Schuppen auf einem alten Bauernhof halten. Die Wände sind unverputzt, es lachen ihr nackte gelbe Steine entgegen. Ein kleiner Kamin umrahmt eine altertümlich anmutende elektrische Kreation, die ein echtes Feuer simuliert und ein wenig Wärme spendet. Der Rest der angenehmen Temperatur in diesem Raum kommt vom hell gefliesten Fußboden. Auf einem Sims über dem Kamin stehen Church Candles, und an den Wänden hängen Geräte wie Spaten, Harken, Heugabeln. Das kleine Fenster wird von zwei Fackeln spaliert, und daneben ragt ein schmales Regal aus Bambus in die Höhe, das kleinen bunten Tüchern, Seifen und Ölen ein Zuhause bietet. Mitten in diesem Raum steht eine komfortable graue Massageliege, die offenbar hydraulisch in der Höhe verstellt werden kann und so bequem aussieht, dass Sandra sich am liebsten gleich drauflegen würde.

„In der Reinigung für den Spa-Bereich herrscht gerade Unterbesetzung“, sagt Duncan. „Mit einer Stelle, die zu Ihrer Profession passt, kann ich leider nicht dienen. Aber wenn Sie sich mit einer Putzstelle in diesem Bereich nicht erniedrigt fühlen…“

„Ganz und gar nicht!“ Sandra schnieft, und Duncan reicht ihr ein Taschentuch.

„Lassen Sie uns zurück in mein Büro gehen.“

Das Feuer im Kamin prasselt immer noch, als sie sich in ihre Sessel setzen. Diesmal beugt Duncan sich vor und legt die Fingerspitzen aneinander. „Nun?“

„Gerne“, sagt Sandra, während sie sich die Augen trocknet. „Aber da ist noch was, das Sie wissen sollten.“

„Ich höre!“

„Es wäre nur vorübergehend.“

„Ein Jahr?“

„Eher weniger.“ Sandra bricht in Tränen aus.

Duncan scheint nicht zu wissen, wie er darauf reagieren soll. „Was ist mit Ihnen? Kann ich etwas für sie tun?“, fragt er nach einer endlos scheinenden Zeit.

Sie hebt die Schultern. „Ich weiß nicht, wie lange ich für Sie arbeiten kann“, bringt sie mühsam hervor.

„Ich verstehe nicht.“

„Nur solange eben, bis ich – bis ich – sterbe.“

Duncan atmet tief ein, antwortet aber nicht. Er legt die Zeigefinger aneinander und hält sie ans Kinn.

„Ich habe Krebs und vielleicht nur noch ein paar Monate zu leben.“ So langsam erholt sie sich wieder. „Ich habe hier kein Zuhause, keine Einkünfte, stattdessen eine achtjährige Tochter, die ihre Mutter nicht mehr lange sehen wird, aber fest daran glaubt, dass alles gut wird. Wenn ich bei Ihnen arbeiten würde, könnte ich sie in diesem Glauben bestärken. Es geht mir gar nicht ums Geldverdienen, Mr. McKell. Mir ist wichtig, dass Jessica sich so wohlfühlt wie irgend möglich, bevor es zu Ende ist mit uns beiden. Vielleicht wäre es möglich, dass sie mir Kost und Logis und ein kleines Taschengeld zur Verfügung stellen – für Jessica und mich – anstatt eines Gehalts? Was meinen Sie, wäre das möglich?“

„Dass Sie Krebs haben, tut mir leid, Frau Pearson. Bitte entschuldigen Sie meine Direktheit, wenn ich frage, um welche Art von Krebs es sich handelt. Sie müssen darauf nicht antworten.“

„Ich weiß. Es ist die Bauchspeicheldrüse.“

Duncan legt sich unwillkürlich eine Hand auf den Oberbauch. „Wie wollen Sie denn mit dieser Krankheit diesen Job erledigen? Das ist kein Zuckerschlecken und verlangt einem so einiges ab. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie den Anforderungen gerecht werden können, seien wir mal ehrlich. Sie wissen das auch. Wir sind ein First-Class-Hotel, und kein Wohlfahrtsinstitut, Frau Pearson. Tut mir leid.“

Sandra schaut auf den Tisch zwischen ihnen, auf dem ein dickes Buch in rotem Ledereinband liegt. Ohne zu fragen, nimmt sie es auf und schaut hinein. Es ist ein Gästebuch, bis zur letzten Seite voll mit besten Grüßen, Glückwünschen für den Golfclub, mit tadellosen Feedbacks zur vorbildlichen Betreuung der Gäste. „Hier stimmt alles“, liest sie nach einigem Blättern laut vor. „Dieses Haus ist sehr zu empfehlen. Jeder Wunsch wird einem erfüllt, und für jedes Problem scheint es hier eine Lösung zu geben.“ Sie legt das Buch wieder auf den Tisch und schaut Duncan an. „Interessant, dass ich genau auf dieses Feedback gestoßen bin, nicht wahr? Wieso schreiben die Leute das? Mir kommt es wie eine Lüge vor, wie Beweihräucherung von guten Bekannten und Freunden, fernab der Realität. Oder leistet Ihr Haus das wirklich, wenn auch nur an zahlende Gäste? An Leute, die 200 Pfund pro Nacht für ein Zimmer hergeben? Sind Exklusivität und Menschlichkeit nicht miteinander vereinbar?“

Duncan drückt sich vom Sessel hoch. „Es tut mir wirklich leid, Frau Pearson, aber ich kann nichts für sie tun. Sie entschuldigen mich, ich habe noch andere Termine. Dem Personal Räume zur Verfügung zu stellen, ist bei uns sowieso nicht drin. Darauf sind wir nicht eingestellt. Ich bin sicher, sie finden die für Sie richtige Stelle.“

‚Ich kann richtig froh sein, diese unmenschliche Welt bald zu verlassen‘, schießt es Sandra durch den Kopf, denkt aber im gleichen Moment schon wieder an Jessica, die sie dann ja alleine zurücklassen muss. Sofort tut ihr der Gedanke leid. Im gleichen Moment meldet sich der Schmerz zurück, und sie fasst sich an den Oberbauch. Mit bleicher werdendem Gesicht erhebt sie sich schwerfällig und sagt: „Sie haben recht, Mr. McKell, ich bin wertlos für Sie.“ In gebeugter, vor Schmerz verzerrter Haltung, steht sie ihm gegenüber. Sie möchte ihm noch so viel sagen, aber sie hat nur noch die Kraft für drei Worte: „Eine Toilette bitte.“ Sie presst sich ein Taschentuch vor den Mund und läuft zur Tür.

Duncan eilt ihr voraus, öffnet, packt Sandra unter dem Arm und führt sie quer durch die Hotelhalle zu einem schmalen Gang, der neben der Rezeption nach hinten ins Gebäude verläuft. Als sie in den Beinen schwächer wird, packt er sie fester, und als ihnen in dem engen Gang zwei Pagen entgegenkommen, ruft er: „Aus dem Weg!“

Sie schaffen es zu den Toiletten. Duncan stößt die Tür auf, und Sandra stürzt in den Raum hinein. In einer freien Zelle kann sie sich ihren Nöten hingeben. Währenddessen springt Duncan mit zwei Sätzen zu den Waschbecken und zupft mehrere Papierhandtücher aus dem Halter. Sandra nimmt sie gerne an. Duncan stellt sich über sie und legt der Knienden die Hände auf den Rücken. Als die Attacken sie unvermindert weiterschütteln, beginnt er sanft zu reiben. Es scheint zu helfen. Sandra beruhigt sich und kann wenig später wieder aufstehen. Duncan hilft ihr dabei.

Sandra ist ihr Auftritt total peinlich. Wie sie wohl aussehen mag, nach diesem Anfall? Das gewohnte Bild aus den vergangenen Tagen und Wochen baut sich vor ihr auf und spiegelt sie mit rotgeränderten Augen in einem blassen Gesicht, das, umrahmt von zerzausten, farblosen Haaren ein Jammerbild abgibt. Mit einem Tuch, das sie noch in der Hand hat, wischt sie sich über den Mund, wirft es in die Toilette und betätigt die Spülung. „Entschuldigen Sie, es tut mir so leid“, stammelt sie.

„Es muss Ihnen nichts leidtun, Frau Pearson.”

„Was haben Sie mit mir gemacht? Auf meinem Rücken, meine ich. Das tat so gut und hat irgendwie geholfen. Was war das?“

Duncan hebt die Schultern und sagt: „Soll ich uns einen Tee hierher auf die Toilette bringen lassen, oder wollen wir ihn lieber in meinem Büro einnehmen?“ Er setzt ein Lächeln auf, das Sandra sprachlos macht. Dieses Lächeln, zusammen mit der Anwendung auf ihrem Rücken, entzünden in ihr den Impuls, ihm um den Hals zu fallen. Sie kann ihm nur schwer widerstehen. Allein ihre Schwäche hält sie davon ab, es zu tun. Sie könnte sich zusammensacken lassen, damit er sie auffängt, aber das ist nicht ihr Stil.

„Nun kommen Sie, lassen Sie uns alles Weitere bei einem Tee in meinem Büro besprechen.“

Nach wenigen Minuten finden sich die beiden erneut in den Sesseln vor dem Kamin wieder und halten duftend-dampfende Teetassen in den Händen. Sandra hat sich zwar ein wenig erholt, aber die Schwäche ist noch voll präsent. Sie ist froh, in diesem weichen, bequemen Sessel sitzen zu können.

„Sie haben vollkommen recht, Frau Pearson. Ein gutes Feedback sollte ein ganzes Haus betreffen, und nicht eine ausgesuchte Handlung. Selbstverständlich bietet der Golfclub exklusiven Service an. Dass ich Ihnen diese Putzstelle nicht zumuten möchte, hat aber nichts mit schlechtem Service zu tun. Bitte verstehen Sie das.“

Sandra nickt. „Ja, ich sehe es ein. Ich habe mich da wohl überschätzt. Ich wollte nicht unhöflich sein.“

„Sie sind eine bemerkenswerte Frau und es ist nicht leicht, Ihnen diese Absage zu erteilen, aber wissen Sie was? Ich glaube, dass Sie das schaffen werden, wovon Ihre Tochter überzeugt ist.“

„Sie meinen, dass ich wieder gesund werde?“

Duncan nickt. „Kinder haben uns Erwachsenen so viel voraus.“ Seine Augen beginnen zu leuchten, als er das sagt, und einen Moment später weiß Sandra auch den Grund. Er zückt seine Brieftasche und fingert ein Bild hervor, das er ihr entgegenstreckt. „Das ist Edward, mein Sohn. Er ist erst vier, hat aber die Weisheit eines Buddhas. So scheint es mir zumindest. Immer wieder verblüfft er mich mit Fragen, oder er hält mir einen Spiegel vor. Ich bin kein Mann, der sich gerne die Hände schmutzig macht, wissen Sie? Als ich neulich aber in mein Auto steigen wollte, stellte ich fest, dass ich einen platten Reifen habe. Meine erste Reaktion war ein Tritt dagegen. Edward stand neben mir und fragte: ‚Warum trittst du denn dein Auto, Papa?‘ Ich schaute ihn irritiert und belustigt zugleich an, während er hinzufügte: ‚Jetzt hast du dir deine schönen Schuhe schmutzig gemacht.‘ Tja, das hätte ich mir echt ersparen können.“

„Kinder sind so unschuldig und natürlich“, entgegnet Sandra. Sie stellt ihre Teetasse ab und steht auf. „Danke, dass Sie sich diese Zeit für mich genommen haben. Es war sehr inspirierend.“

Nun erhebt sich auch Duncan. „Keine Ursache. Kommen Sie, ich begleite Sie hinaus.“

Als die Tür sich hinter ihr mit einem satten ‚Klack‘ schließt, fühlt Sandra sich irgendwie und trotz allem befreit. Sie geht zu Gwynns Haus, holt Jessica ab, die gerne noch bei Boy geblieben wäre und begibt sich mit ihr zurück zum Unicorn Lodge.

Im Strudel des Schicksals

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