Читать книгу Marseille.73 - Dominique Manotti - Страница 10

Mittwoch, 22. August

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Ausgestattet mit der Erlaubnis vom Dicken Marcel, unverzichtbar beim Navigieren im Polizeiapparat, geht Grimbert zur Personalabteilung. Die Freundin seiner Frau hat ihn einer Kollegin empfohlen, er wird freundlich empfangen und so diskret wie möglich in einer Regalecke untergebracht. Er vertieft sich ins Personalregister vom Kommissariat des 15. Arrondissements seit 1961, erstellt eine Liste der Neuzugänge durch Versetzung ab 1962, findet die Namen von vier Polizisten, die 1964 etwa zur gleichen Zeit eintreffen. Fabiani, Solal, Girard, Picon. Er holt sich von jedem Einzelnen die Personalakte. Alle vier sind 1962 repatriierte Schutzpolizisten, drei unterschiedlichen Kommissariaten zugewiesen, gleich 1963 beantragen sie ihre Versetzung ins 15. Arrondissement. Warum gerade das 15.? Freie Stellen? Vielleicht. Er macht weiter. Fabiani kommt 1965 zur Sûreté, durchläuft 1969 das interne Auswahlverfahren zum Inspecteur und wird zur Kriminalabteilung der Sûreté versetzt, wo er immer noch arbeitet. Picon wird 1966 zum Sous-Brigadier befördert, Girard und Solal 1969. Zu diesem Zeitpunkt wird Picon zum Brigadier befördert und dem Zentralkommissariat im Évêché zugewiesen. Grimbert sieht darin die Handschrift des Dicken Marcel. Dann, 1970, wird Girard vom Polizeidienst ausgeschlossen. Keinerlei Information zu den Gründen für diese Sanktion. Der Ärger, den Françoise erwähnt hat? 1970, das ist nicht so lange her, Grimbert durchforstet sein Gedächtnis. 1969–70, die Riesenaffäre um die Raubüberfälle der Susini-Bande. Susini, Nummer zwei der OAS, im Exil, 1968 begnadigt, Aufenthalte in Marseille, Pied-Noir, die Überfälle. Könnte der Ausschluss von Girard mit einer Komplizenschaft mit der Susini-Bande zusammenhängen? Die Geschichte ist noch virulent, da der Prozess nächsten Januar stattfindet. Ich wage einen Versuch, habe nichts zu verlieren.

Zurück zur Kriminalpolizei, um Benoit und Varin zu befragen, die mit der Vorbereitung des Prozesses betraut sind. Gleich nach seinen ersten Sätzen unterbrechen die beiden Männer Grimbert.

»Ultraheikle Geschichte. Die Susini-Bande besteht aus acht Leuten, alles harte Hunde, darunter ein paar Mörder der OAS, keine Spaßvögel, und auf ihr Konto gehen neun fette Überfälle. Die Commissaires, die die Ermittlung geleitet und unter deren Befehl wir gearbeitet haben, bekamen Todesdrohungen und wurden auf eigenen Wunsch versetzt. Das ist der Grund, warum der Prozess so schwer zu organisieren ist. Es gibt echte Sicherheitsprobleme. Diese Geschichte ist eine Bombe. Darum haben wir keine Lust, darüber zu reden.«

»Ich interessiere mich für Girard, nicht für Susini, und ihr kennt mich, ich habe mich noch nie unfreiwillig verquatscht.«

Benoit entschließt sich. »Bei ihrem größten Überfall, dem auf die Banque nationale de Paris im Belle-de-Mai-Viertel, war die ganze Bande als Polizisten verkleidet, was ihr die Arbeit erheblich erleichtert hat. Uniformen, die ein bisschen zu neu waren, picobello. Wer hat sie ihnen geliefert? Ein Kleinganove hat spontan Girard bezichtigt, wir haben seine Spur mehrere Monate lang verfolgt, und wir haben es geschafft, die ganze Bande zu schnappen. Girard ist im Knast, in Sicherheit, und sein Prozess wurde von dem gegen die Bankräuber abgekoppelt, damit er diskret ablaufen kann. Bis zu seinem Prozess hältst du die Klappe, Grimbert, hermetisch.«

»Ich halt die Klappe.«

Girard also, vom Kommissariat des 15. Arrondissements, aufs Engste verstrickt mit den echten Schwergewichten der OAS. Keine Ahnung, ob Marcel davon weiß. Ich werde ihn nicht darauf ansprechen. Nicht jetzt, meine gute Beziehung zu Benoit und Varin erhalten. Stellt Girard im 15. einen Einzelfall dar oder ist die ganze Mannschaft auf der gleichen Wellenlänge? Die Sache wird tatsächlich interessant.

Marseille.73

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