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Prolog

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Als Nora auf den Hof fuhr, sah sie Ralfs roten Pick-up vor dem Pferdestall stehen. Die Fahrertür war offen. Da hatte er es wohl eilig, dachte sie beiläufig und stieg aus.

Im Stall schien es dunkel zu sein. Die schwere Holztür mit der schönen, alten Schnitzerei war nur angelehnt. Vor Jahren hatte sie das auffällige Stück bei einem Trödler entdeckt und mithilfe ihres Kollegen restauriert. Angeblich stammte die Tür von einem niedersächsischen Bauernhof. Sie bestand aus zwei Teilen, und man nannte sie Klöntür. Der obere Teil ließ sich separat öffnen. Bei schlechtem Wetter, wenn die Pferde nicht auf die Weide gelassen wurden, konnten sie wenigstens hinausschauen. Jetzt aber war Sommer, und die beiden Stuten blieben auch nachts draußen.

Nora wollte die Tür schließen. Da hörte sie ein Geräusch, ein lautes Rascheln im Stroh. War noch eine Katze drinnen? Oder etwa der Marder, der neuerdings auf dem Dachboden hauste? Sie packte die dreizackige Heugabel, die an der Wand lehnte, öffnete die Tür ganz und trat ein. Stallgeruch schlug ihr entgegen und sie musste gegen das Halbdunkel blinzeln. Das Bild, das sich ihr im nächsten Augenblick bot, war bizarr. Einige Sekunden lang starrte sie ungläubig auf das Paar, das sich zu ihren Füßen im Stroh wälzte. Unfähig zu schreien, sog sie scharf die Luft ein. Sie wollte nicht glauben, was sie sah, nämlich, dass der halbnackte Mann da unten im Stroh ihr Mann war. Ihr Ralf, leicht übergewichtig, saß rittlings auf einer Frau. Sie schloss kurz die Augen, weil sie hoffte, das Bild würde verschwinden. Währenddessen kämpfte sie gegen die aufsteigende Übelkeit an, die eiskalten Schweiß in ihre Poren trieb. „Der Klassiker!“, stöhnte sie lautlos. Jetzt fehlte nur noch, dass er sagen würde: „Ich kann dir das erklären. Es ist nicht so, wie es aussieht.“

Sie stierte auf ihn herab, zu gelähmt, um irgendein Wort hervorzubringen. Auf die Heugabel gestützt, gelang es ihr nicht, den Blick von dem Paar abzuwenden. Ihre natürliche Scham schien ihr in dieser Ausnahmesituation abhandengekommen zu sein, stellte sie irritiert fest.

„Ich kann dir das erklären…“, ertönte es von unten.

Sie warf die Heugabel weg und erbrach sich ins Stroh. Dann ergriff sie die Flucht.

Pläne sind zum Ändern da

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