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– 7 – TAUFE UND TOD DER PATEN

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Gustav machte schon in den ersten Tagen der Schwangerschaft klar, dass Bernhard katholisch getauft werden sollte. Erst hatte ich Einwände: Das Kind wird wie die Mutter – also evangelisch! Aber mir war klar, dass mein Sohn seinen eigenen Kopf haben würde, um später selbst zu entscheiden, welche Konfession die richtige ist. Also erklärte ich mich einverstanden.

Die Taufe war in unserem geliebten Kirchlein in Alt-Bogenhausen unweit von unserer Wohnung. Dorthin gingen wir auch jedes Weihnachten an Heiligabend in die Christmette. Ich hatte zwei Paten, meine damals beste Freundin Ursula Horn, die Tänzerin mit der ich durch dick und dünn ging, und unsere gemeinsame Freundin Helga Winkler. Sie waren beide fassungslos und gleichzeitig verwundert über meine Verwandlung und mein scheinbares Glück.

Eine Woche nach der Taufe, auf ihrer Heimfahrt vom Augustiner Biergarten kommend bogen Ursula und Helga in Perlach nach Grünwald ab, übersahen ein heranrasendes Auto und krachten mit voller Wucht zusammen. Beide wurden herausgeschleudert, sie waren auf der Stelle tot. Sie wurden nur 23 und 24 Jahre alt. Nach welchen Kriterien verfährt nur der Tod?

Als ich am nächsten Morgen davon erfuhr, waren in kürzester Zeit die 20 Kilo, die ich während der Schwangerschaft zugenommen hatte, von mir abgefallen. Zwei so zauberhafte Menschen hatte ich verloren, und Berni war mit einem Schlag ohne Paten. Wieder hatte mich die Sehnsucht eingeholt, mehr darüber zu erfahren, wie unser Leben spielt, und ich wurde durch jede Begegnung mit dem Tod ein Stück mehr zur Existenzialistin – nur das Heute ist real und das nicht mal den ganzen Tag.

Mit 18 rief mich Berni an und eröffnete mir, dass er aus der Kirche ausgetreten sei. Meine erste Reaktion war: Hast du mit deinem Vater oben darüber gesprochen? Nein, sagte er, aber du kannst es mir ja nachmachen! Übrigens hat Berni auch eine evangelische Frau geheiratet. Meine Eltern waren auch katholisch und evangelisch. Das ist wohl eine Familientradition.


Inzwischen habe ich alle Religionen in mir vereint, und auch meine Freunde sind aus aller Welt. Wie sagte Martin Luther King: „Nicht nach unserer Hautfarbe oder nach unserer Religion wollen wir bewertet werden, sondern nach unserem Charakter!“

Einen Diamantring gab es zur Geburt natürlich nicht, sondern eine einfache Kodak Instamatic. Auch gut. Aber als Gustav mich kurz darauf in sein Büro bat, um mir zu eröffnen, dass ich ab jetzt für die Betreuung unseres Kindes 50 Mark mehr Haushaltsgeld bekommen würde, habe ich gestreikt. Mein Vorschlag war, mich wieder meinem Tanz zu widmen, um mein eigenes Geld verdienen zu können. Ich wollte ihn nicht anbetteln, aber sein mir zugedachtes Haushaltsgeld war schlicht und einfach nicht ausreichend. So wurde leider die Kluft zwischen uns immer tiefer. Meine Mutter liebte Berni abgöttisch, blieb in München und war glücklich, ihn verwöhnen zu dürfen.

Dorissima!

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